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IRRTUM 4: Blond und blauäugig

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Haare sind Kult. Schon die alten Sumerer, Babylonier und Ägypter färbten sie mit einem Extrakt aus Wacholder-Beeren und Blut schwarz. Römerinnen und Griechinnen flochten Perücken und Zöpfe aus fremdem Haar und selbst die Steinzeitdamen vor über 25.000 Jahren machten sich ihr Haar zu kunstvollen Frisuren zurecht, wie viele kleine Frauenfigurinen bezeugen.

Die Ideale dabei waren höchst unterschiedlich: Ägypter, Babylonier und Sumerer, die von Natur aus überwiegend dunkel- bis schwarzhaarig waren, bevorzugten schwarzes Haar. Die Römer und Griechen dagegen, die vorwiegend dunkelhaarig waren, begeisterte helles Haar. Blond war für sie das Haar der Götter. Apollo, Athene, Aurora aber auch Dido, Helena und die Musen waren blond – so, wie fast alle wichtigen griechischen Götter und Helden. Doch bei Römerinnen galt ebenso auch rotes Haar als chic. So berichteten viele Autoren, dass sich die römischen Frauen ihr Haar mit Asche rötlich färbten.

Haar ist weit mehr als eine Äußerlichkeit. Es ist eine Botschaft. Biologisch zeugt es von Alter und Gesundheit. Sozial ist seine Farbe mit bestimmten Stereotypen belegt. In Europa und Amerika lauten sie: Blondinen sind geistig minderbemittelt, Rothaarige zornig, Brünette sanft. Vor allem das Klischee der Blonden hat sich seit Antike, Mittelalter und Neuzeit stark gewandelt. Nicht ganz unschuldig daran ist auch die Darstellung der germanischen Frau Thusnelda in der Hermannsschlacht von Heinrich von Kleist.

Haare wachsen. Beim Menschen, anders als bei Tieren, dauert es bis zu sechs Jahren bis ein einzelnes Haar stirbt. Anders als Affe, Katze und Hund sind wir gezwungen, unser Haar zurechtzustutzen. Genetischen Untersuchungen zu Folge, soll das ungebremste Haarwachstum vor 240.000 Jahren seinen Lauf genommen haben. Davor wuchsen sie am ganzen Körper, stellten ihr Wachstun aber ab einer gewissen Länge ein.

Haar war vor allem auch ein Symbol von Macht. In ihm würden magische Kräfte schlummern, wie es in der nordischen Mythologie und in Schriften des Mittelalters heißt. Bei den Merowingern vor 1500 Jahren war es Symbol des Königtums. In der Bibel erschlaffte der starke Simson, nachdem seine Frau Delila ihm die Locken raubte. Ebenso wurde König Nisos geschlagen, weil seine Tochter ihm das purpurne Haar geschnitten hatte. Das Scheren des Haars war im Mittelalter nicht umsonst eine besonders entehrende Strafe. Wer jemandem jedoch zu Unrecht das Haar abschnitt, musste laut einem Gesetz Alfred des Großen eine saftige Geldbuße berappen. Dem Römer Tacitus zu Folge schnitten schon die Germanen Ehebrecherinnen das Haar und jagten sie aus dem Haus.

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