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Als Harpagos in Anschan eintraf, waren die Geburtsvorbereitungen in vollem Gange. Mandane lag bereits in den Wehen, sodass gar nicht viel Zeit für Erklärungen blieb.

Kambyses und Mandane verstanden, dass die Eltern nicht kommen konnten und freuten sich umso mehr, dass Harpagos die Reise auf sich genommen hatte, um bei der Geburt dabei zu sein. „Na, hör mal!“, tat Harpagos entrüstet. Es ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass ich euer Erstgeborenes als Erster sehen will. Schließlich bin ich ja nicht ganz unschuldig an eurem Glück.“ Kambyses lachte. „Ja, das ist wohl wahr. Hättest du mich nicht auf den rechten Weg geführt, wäre ich wahrscheinlich heute noch auf der Suche nach einer hübschen Anschanerin.“ Mandane hörte das Gespräch der beiden mit an und hätte nach dieser Bemerkung ihres Mannes gerne die Eifersüchtige gespielt, aber sie hatte schon wieder die nächste Wehe, sodass die Ärzte und Geburtshelferinnen die beiden Männer jetzt hinauskomplimentierten. Kambyses gab seiner Frau noch einen Kuss. „Ich liebe dich so sehr! Du schaffst das!“ In diesem Moment schrie Mandane auf vor Schmerzen und die Beiden verließen fluchtartig den Raum.

„Wisst ihr schon, wie das Kind heißen soll?“, fragte Harpagos. „Ja, das haben wir uns schon überlegt“, antwortete Kambyses prompt. „Wenn es ein Junge wird soll er Kyros heißen, wie mein Vater, also sein Großvater. Wenn es ein Mädchen wird, so soll sie Aryenis heißen, wie die Mutter von Mandane.“ – „Das sind beides sehr schöne Namen und eine wunderbare Idee“, lobte Harpagos. „Das ist in jedem Fall eine gute Wahl! Egal, ob Junge oder Mädchen.“

Die beiden mussten sich noch zwei Stunden gedulden, ehe das erlösende Schreien eines Neugeborenen aus dem Geburtszimmer ertönte. Kambyses war immer nervöser geworden und konnte es kaum erwarten. Nun sprang er erleichtert auf und stürmte ins Zimmer. Er wurde jedoch von einer Helferin an der Tür abgefangen und noch vertröstet. „Wir müssen ihn erst noch untersuchen und waschen. Außerdem muss Mandane sich noch etwas erholen. Du darfst ihn so schnell wie möglich sehen.“ – „Ihn? Hat sie ‚ihn‘ gesagt?? Das heißt, es ist ein Junge! Ein Junge!!!“ Kambyses war außer sich vor Freude und hüpfte und sprang umher wie ein kleines Kind. „Ein Junge! Ich habe einen Thronfolger!“ Kambyses lachte und weinte gleichzeitig, er umarmte Harpagos – ganz unköniglich – und war in diesem Augenblick der glücklichste Mensch auf der Welt. Harpagos ließ ihn gewähren. Er dachte an seinen Auftrag.

Nach einer halben Stunde, sie kam Kambyses wie eine Ewigkeit vor, öffnete sich endlich die Tür zum Geburtszimmer und Kambyses wurde hereingelassen. Langsam und zögerlich betrat er den Raum. Da sah er den kleinen Kyros in Windeln gewickelt im Arm seiner Mutter. Sie war erschöpft, aber überglücklich. Sie lächelte Kambyses an und er ging langsam und unsicher auf die beiden zu.

„Dein Sohn“, sagte Mandane leise und mit erschöpfter Stimme. „Gesund und kräftig.“ – „Das ist das Schönste, was ich in meinem Leben bisher gesehen habe“, entgegnete Kambyses ergriffen. „Darf ich ihn nehmen?“ Mandane gab ihm das kleine Paket und Kambyses nahm es vorsichtig entgegen. „Kyros, mein kleiner Kyros! ‚von Gott gesegnet‘. Das sollst du immer sein. Mögest du auch ein Segen für die Menschen sein.“

Die folgenden Tage waren ausgefüllt mit allerlei geschäftigem Treiben rund um das kleine Neugeborene. Während Mandane sich von Tag zu Tag erholte und überraschend ruhig und routiniert mit der neuen Situation umging, war Kambyses die Nervosität und Ungeduld in Person. Nichts ging ihm schnell genug, nichts war ihm gut genug. Sobald der kleine Kyros auch nur den leisesten Mucks von sich gab, stürzte Kambyses herbei und befürchtete das Schlimmste. Und bis allein die Frage geklärt war, an welchem Platz sein Bettchen stehen sollte, vergingen zwei Tage. Hier war es zu kühl, dort war es zu warm, hier war es zu laut, dort zu leise. Schließlich entschied man sich für einen Platz am Fenster, mit direktem Zugang zum königlichen Palastgarten. Das Zimmer war nach Osten ausgerichtet, sodass die Morgensonne von Anschan den kleinen Prinzen jeden Morgen an die Schönheit des Landes erinnerte, das er eines Tages regieren würde. Aber man achtete auch peinlich genau darauf, dass er nicht von der Sonne geblendet wurde, nicht im Luftzug vom Garten her stand, gleichzeitig die Zimmertür einsehen und den Blick in den Garten und die Welt hinaus genießen konnte. Dass der Kleine jedoch fast die ganze Zeit zufrieden schlief, spielte dabei keine Rolle. Und wenn er aufwachte, hatte er Hunger und somit auch keinen Blick für die Schönheit der Welt. Alles, was ihn dann interessierte, war die nährende Mutterbrust.

Kyros und das große Land

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