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„So, mein Lieber. Augenblicklich erzählst du mir jetzt, was dich bedrückt. Das ist ja nicht zum Aushalten! So schweigsam und abwesend wie beim Mittagsmahl bist du doch sonst nicht.“ Aryenis nahm ihren Mann am Arm und führte ihn zum Garten des Schlosses. „Komm, wir gehen ein Stück.“

Der Garten des Palastes war prächtig angelegt. Palmen, Zypressen und andere Nadelbäume sowie zahlreiche exotische Bäume und Sträucher waren so durchdacht gepflanzt, dass sie zu einer unvergleichlichen Einheit verschmolzen. Zahlreiche Wasserläufe, die ebenso geschickt angelegt waren, speisten sich aus einer gemeinsamen Quelle. Dieses Qanat-System ist überliefert von den Vorvätern und ermöglicht seit Jahrhunderten das Leben in diesen eigentlich trockenen Gebieten. Kunstvolle Statuen, schattige Wege und zwitschernde Vögel schaffen eine einzigartige Atmosphäre der Ruhe und Entspannung. „Paradaidha“ nannten sie diesen Garten, eine Vorfreude auf das, was sie nach dem Tod im Paradies erwartet. Das Herz und die Sinne öffnend ist er genau die richtige Umgebung für ein Gespräch zwischen den beiden.

„Heute Nacht“, so begann Astyages, „hatte ich einen seltsamen Traum. Ich weiß nicht, was er zu bedeuten hat, ob er überhaupt etwas zu bedeuten hat. Ich sah Mandane beim Spielen zu. Sie vergnügte sich an einem kleinen Wasserlauf, ließ Blätter als Schiffchen schwimmen, beobachtete die Tierchen am Wasser, setzte Steine als Hindernisse für das Wasser hinein, sie war so selbstvergessen und glücklich. Da kam plötzlich ein anderer Junge dazu, sie schien ihn zu kennen, denn er trat zu ihr und sie spielten zusammen weiter am Bach. Ich weiß nicht, wer er war oder wer er sein könnte, er hatte in meinem Traum kein Gesicht. Sie schienen sich jedenfalls gut zu verstehen. Da plötzlich begann Mandane aufzuschreien, sie schien plötzlich starke Schmerzen zu haben. Ich hörte es nicht, erkannte es nur an ihrem Gesichtsausdruck. Diese lautlosen Schreie, es fühlte sich so unwirklich an. Sie hielt sich den Bauch, dort schienen die Schmerzen ihren Ursprung zu haben. Auf einmal sah ich, wie aus ihrem Bauch Wasser drang. Zuerst nur ein kleines Rinnsal. Der Junge begann zu lachen. Doch das Rinnsal wurde größer, es lief immer mehr Wasser aus ihrem Bauch. Bald war der Wasserlauf so groß wie der Bach, an dem die beiden spielten. Der Junge begann immer lauter zu lachen. Mandane schrie, das Wasser schoss nun förmlich aus ihr heraus. Wie eine Sturzflut bahnte es sich langsam den Weg durch das Gelände. Sie nahm zuerst Sand und Erde mit, riss dann immer größere Steine aus dem Boden. Die Flut schwoll immer weiter an, das Wasser bedeckte nach und nach die Landschaft ringsum, stieg immer weiter an. Der Junge lachte noch immer, er plantschte vergnügt in den Fluten. Der Wasserspiegel stieg weiter und weiter. Bald bedeckte die Flut das ganze Land, so weit das Auge reichte. Der Junge jedoch trieb an der Oberfläche, er ertrank nicht. Auch Mandane schwamm oben, sie schrie nicht mehr. Sie blickte sich nun angstvoll um, nur hie und da ragten noch die Spitzen einiger Bäume aus dem Wasser. Dann schien sie gar froh und erleichtert, als sie den Jungen in ihrer Nähe sah. Er schwamm auf sie zu, dann erwachte ich.“

Kyros und das große Land

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