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„Mandane, Mandaanee!“ Astyages wälzte sich schweißgebadet auf seiner Lagerstatt. „Mandane!!“, schrie er noch lauter und seine Stimme begann sich zu überschlagen. Benommen richtete er sich auf und blickte durch das Halbdunkel seines Schlafgemachs auf die fahlen Wände. Sein Blick fiel durch das geöffnete Fenster auf die Stadt und versuchte, wenigstens ein kleines Anzeichen der drohenden Katastrophe zu erhaschen. Astyages zwang sich, seine Gedanken, die wie aufgeregte Bienen umherschwirrten, zu ordnen. Nichts. Ruhe ringsherum, seine Untertanen schliefen. Was war das nur für ein fürchterliches Erlebnis. „Mandaaaneee!“ Nach einigen Augenblicken der Ungewissheit hörte er draußen kleine, lauter werdende Schrittchen. Er sah schemenhaft, wie sich die schwere Holztür unter dem kräftigen Einsatz der kleinen Händchen langsam öffnete. „Was ist mit dir, mein Vater?“, fragte Mandane. Aus dem Schlaf gerissen durch das Rufen des Vaters war sie trotz der nächtlichen Stunde hellwach. „Was ist geschehen, warum rufst du nach mir in der Nacht?“

„Komm her zu mir, mein Liebling, komm her!“ Er hob das kleine Mädchen mit seinen kräftigen Händen zu sich aufs Bett und drückte seine Tochter liebevoll an sich. „Geht es dir gut, mein Engel?“, fragte Astyages, der mittlerweile ob der offensichtlichen Unversehrtheit seiner Tochter wieder beruhigt war. „Ja, aber ich bin müde. Warum nur hast du so laut nach mir gerufen?“ - „Ich hatte nur einen schlechten Traum“, entgegnete Astyages. „Es ist nichts weiter. Jetzt, da ich dich bei mir habe, ist alles gut. Geh wieder ins Bett und schlaf weiter.“ Er drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn und hob sie wieder auf den Boden. Sie trottete davon und Astyages sank erschöpft zurück auf sein Lager. Was hatte dieser böse Traum zu bedeuten? Astyages lag mit offenen Augen da und starrte an die Decke. Erst im Morgengrauen schlief er wieder ein, aber die Bienen schwirrten immer noch in seinem Kopf.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als er wieder erwachte. Rasch erhob er sich von seinem Lager, als er draußen vor seinem Schlafgemach Stimmen hörte. „Wieso habt ihr ihn nicht geweckt? Es ist schon mitten am Vormittag und die Zusammenkunft mit den Beamten des Steueramts findet bald statt.“ Er erkannte die Stimme seiner Frau Aryenis. „Seine Hoheit gab uns Anweisung, ihn nicht zu wecken. Er würde schon zur rechten Zeit aufwachen.“ - „Ach was. Ihr seht doch, dass das nicht klappt. Jetzt geht und weckt ihn“, herrschte sie die Dienerschaft an. Kurz darauf öffnete sich die Holztür seines Schlafgemachs unter vorsichtigem Klopfen und der Kopf eines seiner Diener erschien.

„Hoheit…“ – „Ja, ist schon in Ordnung. Kommt nur herein und bringt mir meine Kleider.“ Erleichtert, einer königlichen Zurechtweisung entronnen zu sein, betraten die Diener geschäftig den Raum und begannen mit ihren allmorgendlichen Aufgaben beim Ankleiden des Königs. Auch Aryenis trat ein und ging mit ungeduldiger Miene auf ihren Mann zu. „Was ist mit dir? Wieso schläfst du so lange? Du bist doch nicht etwa krank? Du weißt, nachher ist das Treffen mit den Steuerbeamten. Harpagos und seine Leute werden bald da sein!“ - „Ja, ich weiß. Ich habe nur schlecht geträumt in der Nacht und lag dann lange wach. Erst in den Morgenstunden fand ich wieder in den Schlaf, aber auch der war recht unruhig.“ Astyages atmete tief durch und versuchte, die Gedanken an den Traum abzuschütteln und sich auf den Tag einzustimmen. „Ach, du Armer!“, entgegnete Aryenis Mitleid heuchelnd, „erzähle mir aber später davon. Jetzt wäre es schön, wenn du dich ankleiden ließest. Wir wollen die Herren doch nicht allzu lange warten lassen, oder?“ Aryenis drehte sich lächelnd um und ging zur Tür. Seine Gedanken waren noch zu träge, um auf diese Ironie eine passende Antwort zu finden. „Wenn die Herren Diener sich nun endlich bemüßigt fühlen würden, mir beim Ankleiden zu helfen würde das nicht geschehen!“ war alles, was ihm dazu einfiel. Der tadelnd-befehlende Unterton entging den Dienern allerdings nicht und sie beeilten sich, die Morgentoilette des Königs vorzubereiten. Aryenis drehte sich in der Tür um und warf ihrem Mann lächelnd einen angedeuteten Kuss zu. Wie liebte er diese Frau.

Kyros und das große Land

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