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16 Mama

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„Jetzt wetzt der Letzt gehetzt entsetzt des Messers flitz´ge Spitz.“

Mamas Sprechtechnik mithilfe des „Kleinen Hey“. Danach schrill und kräftig schreien, hasserfüllt schimpfen, herzerweichend weinen. Rollenstudium.

Und wenn alles perfekt beherrscht wird: Auf die Bühne! Einen Ausbruch hinlegen, den Publikumsjubel einkassieren: Das sind „Die Bretter, die die Welt bedeuten“! Die Regel lautet, je größer der Schauspieler auf der Bühne, umso mehr bringt er Theater und Privatleben durcheinander.

Es gibt Mimen, die im Kreis der Familie absolut glaubwürdige Ausbrüche hinlegen, auf der Bühne hingegen eher bescheiden „rüberkommen“ und von gehässigen Kollegen als Garderobenclowns bezeichnet werden.

Mama gehörte nicht in diese Kategorie.

Ein anderer wichtiger Punkt in Mamas Leben: Disziplin. Die hatte sie selbst in Kindheit und Jugend erfahren müssen. Insbesondere da sie aus gutem Hause war. Aus gutem Hotel, sozusagen. Dem Hotel Fürstenhof in Leipzig.

Neben der Schule, dem Klavierspiel, dem Näh-, Stick- und Strickunterricht gab es nur selten die Möglichkeit, mit anderen Kindern zu spielen. Keine Zeit zum Lachen und fröhlich sein, so etwas Undiszipliniertes war nicht vorgesehen. Disziplin bedeutete zum Abendessen fein angezogen und frisiert am für den Hotelier ständig reservierten Tisch im „Serpentinsaal“ Platz zu nehmen und artig auf Komplimente der Gäste zu antworten, die gerne ein Wort über die beiden guterzogenen hübschen Mädchen verloren.

Aber Disziplin bedeutete auch Stärke

Die bekam Großvater Erwig später von seiner jüngsten Tochter zu spüren, als sie ihm eröffnete,

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