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MOROS MÖHRCHENSUPPE


Durchschlagend erfolgreich bei Durchfall

Bei gemeinsamen Essen sitzt unser Sohn selten ganz entspannt am Tisch. Jederzeit ist er bereit, Messer und Gabel fallen zu lassen, zu flüchten und erst dann zurückzukommen, wenn ein seiner Meinung nach unappetitliches Gesprächsthema garantiert gewechselt wurde. »Reiner Selbstschutz«, sagt er. »Schade«, sage ich, denn so weiß Benni bis heute nichts über die fantastische Wirkung von Mohrrübensuppe auf Durchfall und den kranken Darm.

Ich hatte deftigen Wurzeleintopf gekocht und pries meiner Familie, die leider nicht ganz so auf Eintöpfe steht wie ich, die gesunden Eigenschaften sämtlicher Zutaten an. Dabei kam ich auch auf Moros Möhrchensuppe zu sprechen – ein einfach herzustellendes, faszinierend wirkungsvolles Rezept gegen schweren Durchfall.

Ich bin bei solchen Gesprächsthemen grundsätzlich schmerzbefreit, aber klar: Beim Mittagessen über Darmkrankheiten zu reden, das verdaut nicht jeder. Benni zumindest schlägt so eine Unterhaltung eher auf den Magen. Deshalb habe ich volles Verständnis, wenn er sich zu gegebener Zeit bei Tisch verabschiedet.

Wie Dr. Moro zahllose Kinder rettete

Aber kommen wir zu diesem natürlichen Heilmittel, das mich so beeindruckt und das nur aus Karotten, Wasser und Salz besteht. Zu verdanken haben wir es dem österreichischen Kinderarzt Ernst Moro (1874–1951). Anfang des 20. Jahrhunderts war er Oberarzt in der Münchner Kinderuniversitätsklinik, später ein in Fachkreisen hoch geschätzter Ordinarius für Kinderheilkunde an der Universitätsklinik Heidelberg. Moro gilt als einer der engagiertesten Kinderärzte seiner Zeit. Besonders die Infektiologie interessierte ihn. Er führte bakterielle Studien durch, forschte an der Darmflora von Säuglingen und untersuchte, wie sich Krankheiten durch gezielte Ernährung beeinflussen lassen.

Man muss sich das klarmachen: Damals gab es noch keine Antibiotika. Die Kindersterblichkeit war hoch. Jedes sechste Kind wurde nicht älter als fünf Jahre. Durchfall war angesichts der mangelnden hygienischen Umstände seinerzeit ein häufiges Leiden. Und von den Kindern, die mit schwerem Durchfall in Krankenhäusern lagen, starben 95 Prozent. Doch das änderte sich – zumindest in Moros Einflussbereich –, nachdem dieser 1908 sein Rezept für die heilende Karottensuppe veröffentlicht hatte. Ein wirklich einfaches Hausmittel, doch dermaßen wirkungsvoll, dass die Sterbe- und Komplikationsrate bei Kindern mit Durchfallerkrankungen deutlich sank. Moros Möhrchen haben ungezählten Jungen und Mädchen das Leben gerettet. Zubereitung und Verabreichung der Suppe gehörten noch lange Zeit danach zum Standard auf den Kinderstationen in Krankenhäusern. Durch die Entdeckung des Penicillins 1928 und die Verbreitung der Antibiotika verlor sie vorübergehend an Bedeutung. Heute allerdings wird die Suppe wieder interessant, weil sie sogar gegen resistente Keime wirken soll. Keime also, auf die Antibiotika nicht mehr ansprechen.

Mithilfe von Moros Möhrchensuppe, das konnten Forscher zeigen, ließ sich die Dauer des schweren Durchfalls bei Kindern drastisch verkürzen: von vier bis sieben Tagen auf durchschnittlich 28 Stunden – eine in vielen Fällen lebensrettende Zeitersparnis.

Dieses einfache Hausmittel wird übrigens genauso Erwachsenen empfohlen. Die Suppe lässt sich auf Vorrat kochen und portionsweise einfrieren. Schließlich weiß man nie, wann es einen trifft.



WAS ALLES IN KAROTTEN STECKT

Mohrrüben sind ideal für unser Immunsystem. Sie enthalten reichlich Vitamin C, B1, B2 und E sowie die Mineralien Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen. Besonders interessant: der hohe Anteil Betacarotin, das im Körper in Vitamin A umgewandelt wird – und das ist fürs Sehen in der Nacht wichtig. Vitamin A wird nämlich in der Netzhaut verbaut und hilft uns, zwischen hell und dunkel zu unterscheiden. Außerdem wirkt das Vitamin bei der Fortpflanzung mit. Es unterstützt die Herstellung von Testosteron, spielt bei der Entwicklung von Samenzellen eine Rolle und beim Aufbau der mütterlichen Plazenta.

Mohrrüben statt Antibiotika

Die Wirksamkeit der Moro’schen Möhrensuppe ist mittlerweile erwiesen und vereinfacht wie folgt zu erklären: Beim ausgiebigen Kochen der Karotten entstehen Zuckermoleküle, die Oligosaccharide genannt werden. Sie sind von ihrer Struktur her unseren Darmrezeptoren sehr ähnlich. Gelangen nun Durchfallerreger mit dem Nahrungsbrei in den Darm, docken diese statt an der Darmwand direkt an den Zuckermolekülen an und werden mit ihnen elegant nach draußen befördert. Null Chance, vorher noch Gifte auszuschütten und krank machende Wirkung zu entfalten. Ein faszinierender Trick, wie ich finde.

Im Übrigen liefert die Suppe dem Körper auch lebenswichtige Mineralsalze, die er infolge des Durchfalls verloren hat.

Aber Achtung: Bei anhaltend schwerem Durchfall sollte immer ein Arzt aufgesucht werden!


AUCH FÜR VIERBEINER HILFREICH

Sogar unter Hundebesitzern wird diese Therapie als heißer Tipp gehandelt. Wer im Internet nachschaut, liest, dass Moros Möhrchen auch bei Vierbeinern mit Durchfall Wunder wirken sollen. Selbst dann, wenn hartnäckige Infektionen mit Parasiten wie Giardien im Spiel sind. Aber für diese Information lege ich meine Hand nicht ins Feuer. Denn ich kenne mich nur mit Katzen aus. Und zumindest meine beiden würden selbst das köstlichst zubereitete Möhrchen aller Zeiten keines Blickes würdigen.

Ich hätte da was für Sie

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