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Der Funkraum lag genau über dem Salon. Aus dem Radiograf sah ein Tonstreifen hervor, den Graham sofort wieder abspielte.

Die Nachricht lautete: „Raumpatrouille an alle Außenstationen und privaten Forschungsexpeditionen! Seit dem siebenundzwanzigsten März sind vier Strafgefangene aus dem Zuchthaus Deimos flüchtig. Diesen Männern ist es gelungen, ein am Strafmond angelegtes Raumschiff der Pegasus-Klasse unbemerkt zu besteigen und sich zu entfernen. Voraussichtliche Fluchtrichtung: die äußeren Planeten. In Frage kommen vor allem der Planetoid Ceres und die Jupiter-Region. Genaues Radio-Psychogramm folgt in drei Minuten. Bitte die Empfänger auf Welle sechs-sieben Komma drei Mhz einstellen. Weitere Vermutungen: Es ist wahrscheinlich, dass die Ausbrecher ihren Kurs ändern und im Planetoidenring unterzutauchen suchen. Besondere Aufmerksamkeit ist daher auch auf den Forschungsstationen der Kleinplaneten angeraten. Grobe Angaben zur Person. Gus Hunter, achtunddreißig Jahre alt, einhundert neunundachtzig cm groß, eckiges Gesicht, Adlernase, blondes Haar, blaue Augen – verurteilt zu lebenslänglich Zuchthaus wegen Mordes ... Webster Dalgety, vierunddreißig Jahre alt, einhundert-siebenundsiebzig cm groß, ovales Gesicht, breitschultrig, schwarzer untersetzter Typ, scheinbar negroider Einschlag, welcher täuscht, braune Augen – verurteilt zu lebenslänglich Zuchthaus wegen Mordes ... Benjamin Morrison, dreißig Jahre alt, einhundert-fünfundachtzig cm groß, dunkelblond, gepflegtes Aussehen, trotzdem Schlägertyp, graublaue Augen – verurteilt zu lebenslänglich Zuchthaus wegen Mordes ... Atwood Clint, vierzig Jahre alt, einhundert-zweiundsechzig cm groß, breites Gesicht, spärlicher grauer Haarwuchs, aber bräunlicher Vollbart, ungepflegt, braune stechende Augen – verurteilt zu lebenslänglich Zuchthaus wegen Mordes ... Wer sachdienliche Hinweise auf den Verbleib dieser Männer geben kann, sende sofort ein Radiogramm oder Funkspruch auf der amtlichen Verkehrswelle für Raumnot. Bei Annäherung der Flüchtlinge unbedingt Vorsicht walten lassen. Die vier Männer sind bewaffnet. Das erbeutete Raumschiff mit dem Kennzeichen XXR I ist mit einem Jupiter-Laser-Geschütz und zwei Torpedorohren bestückt. Ausreichende Munition befand sich während des Diebstahls an Bord! – John Carpenter, General der Raumpatrouille. Achtung! Diese Meldung wird wiederholt! – Raumpatrouille an alle Außenstationen und privaten ... “

Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich. Keiner versuchte etwas damit auszudrücken. Kein Erstaunen, keine Ironie, kein Erschrecken. Keiner wollte verraten, was er dachte. Und doch wusste es der eine vom anderen. Wenigstens so ziemlich.

Professor Graham ging zwei Schritte weiter, ohne dass Hunter ihn hinderte. Der Empfänger des Radio-Psychomaten aktivierte den Empfang. Aus dem Inneren des Gerätes erklang ein schwaches Summen. Kurz darauf begann ein Lochstreifen zu laufen. Graham nahm das freie Ende und führte es in den Schlüssel ein. Im selben Augenblick erschien das dreidimensionale Bild Gus Hunters auf der Mattscheibe. Es drehte sich wie auf einer Töpferscheibe. Nur langsamer. Der Verbrecher war von vorn, von den Seiten und von hinten zu sehen. Er stand wie am Pranger. Dieses Bild würde man in diesen Stunden zwischen allen von der Menschheit erreichbaren Planeten sehen und dazu die Angaben notieren, die außerdem in dem Psychogramm enthalten waren. Der ganze amtlicherseits festgelegte Charakter der vier Männer wurde vor der Öffentlichkeit ausgebreitet.

Es war eine sehr indiskrete Angelegenheit!

Wieder starrten sich die feindlichen Männer gegenseitig an und hatten Masken statt Gesichtern. Schließlich lachte Graham. Man konnte keinen Sinn dahinter erkennen, und es klang fast charakterlos.

„Komisch! Die Patrouille ist wieder einmal zu spät gekommen, obwohl ihre Meldungen gewöhnlich Lichtgeschwindigkeit haben und damit schneller als das modernste Raumschiff sind.“

„Es gibt eine ausgleichende Gerechtigkeit“, philosophierte Hunter.

Graham lachte noch einmal. Diesmal klang es echter.

„Mörder empfangen ihre Gerechtigkeit vor dem Gericht. Reden Sie also lieber vom Selbsterhaltungstrieb, Hunter. An der Gerechtigkeit gibt es nichts auszugleichen. Sie haben für eine Weile Ihre Haut gerettet. Okay! Wenn die Episode hier eines Tages für Sie aufhört, werden Sie vielleicht noch ein paar Menschen mehr töten. Aber irgendwann hat dieses Scheinparadies für Sie ein Ende.“

„Überlassen Sie es mir, Graham, über unsere gemeinsame Zukunft zu entscheiden. Sie bleiben der Boss – dem Namen nach. In Wirklichkeit regiere ich. Ist das klar?“

„In Wirklichkeit regiert die ausgleichende Gerechtigkeit. Unsere Lebensmittelvorräte reichen noch für ein knappes Jahr. In zehn Monaten werden wir hier von der Gesellschaft abgeholt. Ihr Aufenthalt ist also begrenzt, wie Sie sehen. Wir brauchen nicht einmal auf das Raumschiff meiner Auftraggeber zu warten. Vier Fresser mehr kürzen die Zeit um fast die Hälfte. Oder haben Sie die Absicht, zu rationieren?“

„Im Augenblick habe ich noch gar keine Absicht. Wir werden uns zunächst einmal langsam akklimatisieren. Dann sehen wir weiter. Man kann auch die Rationen für Ihre Leute herabsetzen. Das wird meinen dann ein wenig helfen.“

„Sie können uns auch ganz verhungern lassen. Nur ist dann niemand mehr da, der für Sie glaubwürdige Falschmeldungen durchgibt.“

Jetzt kam Hunters Grinsen wieder durch.

„Lassen Sie Gras über die Sache wachsen, Professorchen! Kurz bevor Sie hier am Hungertod ein gehen, werden wir uns absetzen.“

„Ähnliche Pläne und Absichten traue ich Ihnen ohne Weiteres zu. Nur sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass auf Kallisto kein Gras wächst.“

Hunters Gesicht wurde noch um eine Nuance freundlicher. Es war ganz klar, dass er nichts zu befürchten hatte. Er war der Stärkere und würde es bleiben. Daran gab es keinen Zweifel. Er hatte die Trümpfe in der Hand.

Mit solchen Trümpfen konnte man freundlich sein, und wenn man der eingefleischteste Weltverächter war.

„Eines Tages wird auch auf Kallisto Gras wachsen, Professorchen. Sie sollten zukunftsgläubiger sein, mehr Vertrauen in die Wissenschaft und Technik setzen. Auch in der Zwielichtzone des Merkur wuchs vor fünfzig Jahren noch kein Gras. Heute weiden dort die fettesten Kühe von der Welt. Heute stehen dort die größten Schokoladenfabriken.“

„Wenn Sie wenigstens ein Kuhhirt geworden wären“, sagte Graham dozierend. „Oder ein Schokoladenfabrikant. Aber was Sie jetzt sind, kann Ihnen doch beim besten Willen keinen Spaß machen.“

„Was ich jetzt bin? – Wissen Sie, was ich bin?“

„Ein Mörder, denke ich.“

In Hunters Augen blitzte es einen Moment auf. Sein überlegenes Lächeln hatte für Sekunden keinen Platz mehr in seinem Gesicht. Graham dachte, jetzt explodiert er, jetzt verliert er die Beherrschung.

Und Graham irrte sich.

Hunters Grinsen kam zurück. Der „Mörder“ glitt an ihm ab wie Wasser an der Ölhaut. Und aus dem Grinsen wurde Verachtung.

„Sie haben das halbe Psychogramm verpasst, Professorchen. Übrigens ist das eine falsche Bezeichnung für Ihr Gerät. Das Psychogramm ist auch gleichzeitig ein Physiogramm.“

„Wir wissen es, Mr. Hunter. Im Hausgebrauch verlieren die Begriffe oft ihren Sinn. Der nachlässige Alltag nimmt es nicht so genau.“

„Wem sagen Sie das? Definitionen sind Glücksache. Jeder, durch dessen Hand ein Mensch umkam, ist heute ein Mörder. Finden Sie das richtig?“

„Keineswegs. Solange man von der Gerechtigkeit spricht, gibt es auch den Justizirrtum. Wollten Sie mir jetzt versichern, dass Sie unschuldig sind?“

Der Hieb sollte sitzen. Er saß nicht.

„Meine Person steht hier nicht zur Debatte, Professor. Ich brauche nicht Ihr Mitleid, sondern Ihren Gehorsam. Ich sagte, Sie haben das halbe Psychogramm verpasst, und das interessiert Sie doch.“

„Ich werde es mir wiederholen lassen, falls Sie nichts dagegen haben.“

„Durchaus nicht. Ich bin nicht weniger abgelenkt worden als Sie. Und es interessiert mich tatsächlich, wie ich und meine Leute bei den Juristen zu Buche stehen. Soweit ich sehe, haben Sie hier eine nahezu vollendete Automatik. Gibt es eine Möglichkeit, den Betrieb hier auf den Aufenthaltsraum zu übertragen?“

„Die gibt es“, versicherte Graham und nahm ein paar Schaltungen vor, die sein drohender Gast nicht begriff. „Kommen Sie! Wir können es unten bequemer haben!“

Sie begaben sich in den Gemeinschaftsraum. Die Männer hockten da wie Marionetten. Die Tatsache, dass sich an dem Inventar nichts verändert hatte, gab Graham die Gewissheit, dass inzwischen nichts Entscheidendes geschehen war. Umso mehr mussten ihre Gehirnwindungen beansprucht worden sein, denn Gangster in einer so ruhigen Gegend wie der Jupiter-Region, mussten einfach den Alltag durcheinander bringen.

Professor Graham hatte sich inzwischen entschlossen, reinen Tisch zu machen. Seine Schritte polterten lauter als jemals zuvor. Die Fremden kannten seine Gewohnheiten nicht so genau. Aber die eigenen Leute spürten sofort, dass er sich selbst Mut machen wollte.

Er stellte sich mitten ins Zimmer.

„Oben sind ein paar Nachrichten eingegangen, die jeder von uns hören sollte. Auch unsere Gäste werden sich dafür interessieren ...“

„Schießen Sie schon los!“, schrie der kleine Woody Clint mit dem Vollbart. „Wenn Sie unseren Steckbrief haben, dann lassen Sie ihn sehen! Fotos schmeicheln ja meistens. Aber wenn’s um sogenannte Verbrecher geht, dann wird immer ein bisschen ins Negative retuschiert. Film ab, Professor! Wir können das verlangen! Wir sitzen am Steuer, so lange es gut geht.“

Ein klatschendes Geräusch ließ alle aufmerken.

Auf dem Tisch standen drei Whiskyflaschen. Und jede war bis auf den Boden voll Luft. Es gab keinen Zweifel daran, dass man allgemein gebechert hatte.

Das Klatschen war Hunters Hand auf Clints Gesicht gewesen.

„Wenn ihr Gauner noch einen Schluck mehr trinkt, als ich erlaube, dann jage ich euch mit dieser ganzen Station in die Luft! Was hast du mir geschworen, Woody, als wir getürmt sind?“ Hunter hielt Clints Hemd in der Hand und drehte die Knopfleiste zu einem Strick. „Rede, mein Guter! Rede die reine Wahrheit. Alle dürfen es hören.“

„Ich habe Gehorsam geschworen“, versicherte der Vollbärtige wimmernd. „Ich habe geschworen, nicht eher zu ruhen, als bis uns Gerechtigkeit widerfahren ist.“

Hunter ließ ihn los.

„Okay! Richte dich danach. Darf ich jetzt bitten, Professor?“

Graham spielte die Meldung ab und brachte anschließend das gesamte Psychogramm. Als alle vier Steckbriefe durchgelaufen waren, schienen beide Parteien bedrückt zu sein. Die einen von den reellen Tatsachen, die anderen von der abscheulichen Verstellung der Tatsachen.

Noch während Clints Angaben zur Person liefen, sprang Webb Dalgety aus seinem Sessel auf.

„Das ist eine Lüge!“, schrie er. „Immer wieder die alte Leier vom Staatsanwalt. Ich hätte meinen Bruder ermordet! – Ich werde euch erzählen, wie es gewesen ist ... “

Aber niemand interessierte sich dafür, wie es gewesen war. Gegen die Anschuldigungen, die der Steckbrief enthielt, wirkte keine noch so intensive Unschuldsbeteuerung glaubwürdig. Und auch Gus Hunter schien nicht daran interessiert zu sein, stichhaltige Beweise für Dalgetys Ehrenhaftigkeit zu liefern.

„Werde jetzt bitte nicht sentimental“, maßregelte er ihn. „Es ist durchaus nicht unsere Aufgabe, diese Männer hier über unseren guten Charakter aufzuklären. Für dich kommt es einzig und allein darauf an, achtzugeben, dass sie keine Dummheiten machen. Ab sofort gilt folgende grundsätzliche Anordnung. Keiner von Grahams Männern darf unbeobachtet bleiben. Das hat zur Folge, Professor, dass Ihre Leute stets zu zweit oder zu mehreren zusammen sein müssen, damit die Kontrolle durch uns gewährleistet ist. Ferner wird der Funkraum geschlossen. Den Schlüssel habe ich in Verwahrung. Bei jeder Sendung und bei jedem Empfang wird einer von uns anwesend sein und Ihre Worte kontrollieren. Ich wünsche, dass Sie jetzt sofort eine Empfangsbestätigung der letzten Polizeimeldung durchgeben und General Carpenter versprechen, sich in die Jagd nach den Verbrechern einzuschalten, sobald diese hier auftauchen. Alsdann werden Sie nur noch Fehlanzeigen bekanntgeben.“

„Ihr Rezept ist praktisch und einfach“, versicherte Professor Graham. „Da es jedoch verdächtig wäre, den Bildsender auszuschalten, rate ich Ihnen, sich nicht zu sehr in meiner Nähe aufzuhalten, wenn ich einen Spruch absetze. Sie werden sich also trotz allem ein wenig vorsehen müssen.“

„Das lassen Sie nur meine Sorge sein“, erklärte Hunter trocken. „Nachdem nun alle ihre Milch getrunken haben, möchte ich die neue Quartiereinteilung vornehmen. Zeigen Sie uns bitte die ganze Station! – Webb und Benny, ihr geht am Schluss und übt euch schon etwas als Aufseher. Clint und ich bleiben vorn. Vorwärts, meine Herren!“

„Moment, Hunter!“, reklamierte Leutnant Melrose. „Was verstehe ich unter Quartiereinteilung? Jeder von uns hat sein Bett hier. Ich zum Beispiel habe mich so sehr daran gewöhnt, dass ich es auf keinen Fall mit irgend jemand tauschen werde.“

„Wir werden sehen ...“

„Wir werden nicht sehen, Sir! Nachdem Sie festgestellt haben, wie tolerant man bei uns selbst Mördern begegnet, machen Sie sich offenbar ein schiefes Bild von Ihrer Lage. Es sieht ganz danach aus, dass unser verehrter Professor sich auf eine gewisse Koexistenz einlassen will. Das machen wir bis zu einem gewissen Grade mit. Irgendwo aber hat auch unsere Geduld ein Ende. Ich schlage zur Vermeidung von Irrtümern vor, dass das rechtmäßige Besatzungsteam dieser Station bestimmte Grundrechte geltend macht, die es keinesfalls antasten lassen wird.“

„Bravo!“, rief ein Mann aus der hinteren Reihe. Es war der kleine und unscheinbare Dr. Baily, der sich offenbar an dem Mut des Leutnants ein wenig aufrichten wollte. Aber auch Correia und Addison ließen ihre Zustimmung laut werden. Melrose und Graham freuten sich über soviel Lebensmut und strahlten. Hunters Gesicht dagegen blieb eine Maske.

„Ich erinnere daran, meine Herren, dass wir diesen Punkt bereits erledigt hatten. Das Kommando auf Kallisto führe ich. Wenn über irgendwelche Fragen diskutiert werden kann, bestimme ich das. Ich wünsche, dass Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit so ungestört wie möglich fortsetzen. Das ist mein einziges Zugeständnis. Einzelheiten werden sich später ergeben.“

„Aber nur nach Ihrem Rezept, nicht wahr?“, fragte Melrose hartnäckig.

„Allerdings.“

„Und was machen Sie, wenn ...“

Graham legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Stopp, Leutnant! Ich erwarte noch Addisons Expeditionsbericht. Wir sind auf Grund der Umstände bisher nicht dazu gekommen. Aber wenn Sie noch lange reden, wird der Tag darüber vergehen. Wir sind zu Konzessionen bereit. Warten wir also lieber erst einmal ab, was Mr. Hunter uns zuzumuten hat. Ich bin ganz Ihrer Meinung, dass unserer Toleranz irgendwo Grenzen gesetzt sind.“

Grahams Worte wirkten. Sie wirkten vor Allem deshalb, weil Hunter unmittelbar nichts darauf erwiderte. Der drängte vielmehr zum Aufbruch und zog Clint und den Professor am Ärmel.

„Kommen Sie jetzt, Gentlemen! Ich will endlich Ihre Station sehen. Vom Keller bis zum Dachboden.“

Die Karawane setzte sich in Bewegung. Das vierstöckige, turmartige Gebäude lag mit der unteren Sohle im Erdboden. Dort befand sich der Reaktor, der das ganze Haus mit Energie versorgte. Mit jeder Art von Energie, die man gerade brauchte. Mit der richtigen Temperatur, mit Strom für den Sender, mit Hitze zum Kochen der Konserven, mit Licht, mit künstlicher Schwerkraft, mit imitierter Sonnenstrahlung für die hydroponische Anlage, in der aus Licht, Wasser und Chlorella-Algen der Sauerstoff zum Atmen entstand.

Im Parterre lagen die Kombüsen, der Gemeinschaftsraum und Vorratsschuppen. Im ersten Stockwerk folgte die Funkanlage mit zwei Wohnkabinen, im Oberstock lagen weitere Wohnräume, ein Labor, der hydroponische Garten und die Sternwarte. Auf dem Dach schließlich gab es noch eine Radarantenne und ein paar Sendemasten.

Das alles interessierte die Verbrecher nur am Rande.

Scheinbar nahmen sie Notiz von jeder Nebensächlichkeit, was ihre Argusaugen jedoch in erster Linie suchten, war alles das, was ihnen gefährlich werden konnte.

Der Rundgang glich daher weniger einer Führung als einer Haussuchung. Hunters Männer brachten dabei noch zwölf Schusswaffen und sechs Kleinfunkgeräte zum Vorschein, die sofort beschlagnahmt wurden.

Zwischen den Algenkästen angekommen, wandte Hunter sich an alle.

„Die Station ist – wie ich sehe – groß genug für eine Besatzung von zehn Mann. Ich hoffe, wir werden uns vertragen. Zunächst noch eine Frage an Ihre Männer, Professor. Falls noch jemand von ihnen verborgene Waffen und Radiosender besitzt, hat er jetzt die Gelegenheit, diese abzugeben. Sobald wir diesen Raum verlassen haben, kommt Ihre Meldung zu spät.“

„Ein Sprichwort sagt, dass es nie zu spät ist“, warf Melrose ein.

„Hier gelten keine Sprichwörter, sondern meine Anweisungen, Leutnant. Ich sehe schon, Ihnen fällt es besonders schwer, sich an die neue Ordnung zu gewöhnen. Um so mehr rate ich Ihnen, sich Mühe zu geben. Es könnte Ihr Leben davon abhängen.“

„Okay! Das ist eine deutliche Sprache. Sie wollen hier Ihren Beruf weiter ausüben. Oder waren Sie als Mörder nur Amateur?“

Nach dieser Frage ließ Melrose ein kurzes Stöhnen hören. Er sackte in sich zusammen – bis auf die Knie. Dort fing er sich wieder.

Morrison hatte ihm einen kurz angesetzten Tiefschlag verpasst.

„Das war eines unserer humansten Mittel“, belehrte ihn Hunter. „Im äußersten Fall werden wir Sie töten. Ich brauche Sie wohl kaum noch darauf hinzuweisen, dass solche Zusagen bei uns keine leeren Drohungen sind.“

„Also, wer von euch hat noch Waffen im Besitz“, fragte Graham. „Ich möchte, dass Hunters Forderung erfüllt wird.“

Melrose, Correia und Shapley meldeten sich nun mürrisch. Morrison und Clint gingen mit ihnen, um die Dinger in Empfang zu nehmen. Correia legte auch noch ein Funkgerät dazu.

„Das ist nun beim besten Willen alles, was ich habe. Lasst mir jetzt wenigstens noch mein Hemd.“

Gus Hunter ging jetzt zum nächsten Punkt über.

„Die Quartiere!“

Er warf alles um. Bis auf Graham und Addison mussten alle umziehen. Aus den Zwei-Mann-Kojen wurden Unterkünfte für drei. Zu Addison und Baily zog Woody Clint, zu Shapley und Correia zog Benny Morrison, Melrose und Graham wohnten mit Dalgety zusammen, und lediglich Gus Hunter wählte sich ein Einzelzimmer aus.

Es gab wieder eine Menge Reklamationen dabei. Besonders von Melrose und Correia. Doch Graham bog auch diese Diskussionen ab. Schließlich wurde er von der neuen Regelung am empfindlichsten getroffen, indem er nämlich sein Einzelzimmer an den Gangsterboss abgeben musste.

Nachdem der Umzug erledigt war, meldeten die Banditen Ansprüche aufs Essen an. Shapley durfte unter Bewachung Clints ein Menü zusammenstellen und und servieren. Bei dieser Gelegenheit gaben Addison und Melrose ihren Expeditionsbericht. Sie versuchten ihn so undramatisch wie möglich zu servieren, weil sie nicht wollten, dass die Gangster auch an diesen Problemen ein Interesse entwickelten. Sie waren Laien. Und wer weiß, auf was für verrückte Gedanken sie noch kommen würden.

Graham dagegen schien keine Scheu zu haben, offen darüber zu sprechen. Er vergaß die Anwesenheit der Fremden völlig, als er die mysteriösen Andeutungen über das vermutliche Pseudoleben hörte.


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