Читать книгу Science Fiction Dreierband 3007 - Drei Romane in einem Band - W. W. Shols - Страница 16

Оглавление

6



Graham setzte die Nachricht ab, während die Gangster in Sichtdeckung standen. Die Bild-Sprech-Szene, die man auf den inneren Planeten empfangen würde, war ohne jeden verdächtigen Hinweis. Und wenn Graham nur mit den Augen gezwinkert hätte, wäre das vielleicht schon sein Ende gewesen. Er machte sich durchaus keine Illusionen über den Ernst der Lage. Auch wenn sich jeder so friedlich wie möglich benahm. Hinter der Stirn eines jeden Einzelnen gingen Dinge vor, über die keiner sprach. Der eine wusste es wie der andere. Denn jeder musste an seine Sicherheit denken, die ihm der andere zunichte machen konnte. Mit welchen Mitteln aber der andere es versuchen würde, blieb das große Rätsel.

Es war keine friedliche Abendstimmung, als man den Funkraum verließ. Draußen verlangte Hunter den Schlüssel. Graham zögerte einen Augenblick. Dann hantierte er in seiner Tasche und holte tatsächlich einen Schlüssel hervor, mit dem er zum Erstaunen seiner Männer sogar an der Tür manipulierte.

Niemand von ihnen hatte jemals einen Schlüssel zum Funkraum gekannt, weil der mit einem Zahlenschloss versehen war. Aber keiner sagte etwas, da Grahams Versuch den Bandenchef zu bluffen, augenscheinlich war.

Er übergab Hunter das kleine harmlose Ding.

„Haben Sie noch einen Ersatzschlüssel?“, fragte er.

„Natürlich, Sir. Er liegt in meinem Privatgepäck. Kommen Sie mit?“

Graham brachte es fertig, Hunter auf diese Weise von der Tür wegzulocken. Sie stiegen eine Etage tiefer. Die Männer zogen sich in ihre neuen Quartiere zurück.

Woody Clint ließ die Tür zu seiner Koje offen. Draußen auf dem Flur brannte blau-weißes Neonlicht. Clint hockte sich so dicht an den Eingang, dass er in einem Roman lesen konnte.

Addison fragte, ob das mit dem Licht sein müsse. Er wäre gewöhnt, im Dunkeln zu schlafen.

„Es muss sein“, versicherte Clint mit Nachdruck. „Wenn meine Wache herum ist, kann es dunkel werden. Bis dahin versuchen Sie es mal so.“

Addison warf ihm einen wütenden Blick zu und zog sich die Decke über den Kopf. „Gute Nacht, Baily“, sagte er noch und ließ sich auf nichts mehr ein.

„Schade“, grinste Clint. „Wir hätten uns noch ein wenig unterhalten können. Das hält wach.‟

Im Zimmer nebenan schliefen Melrose und Graham unter Dalgetys Bewachung. Die Tür musste angelehnt bleiben.

In der Etage darüber hatten Shapley, Correia und Morrison ihr Quartier. Gleich neben Gus Hunters Einzelzimmer. Bei ihnen war noch der meiste Betrieb. Correia hatte offenbar den ersten Schock überwunden. Er war von Natur aus ein Witzbold. Selbst wenn er wütend war, ließ er es die anderen immer nur auf eine ganz feine oder spitze Weise spüren.

Während die anderen die Decken zurückschlugen und sich auszukleiden begannen, hockte er sich in voller Kleidung auf seinen Kojenrand.

„He, Morrison! Wissen Sie übrigens, dass ich stark schnarche? Ich hatte bis gestern ein Einzelzimmer deswegen. Hoffentlich stört es Sie nicht ...“

Morrison warf ihm einen stummen Blick zu. Es war nicht die geringste Portion Humor dabei.

Solche Leute lagen Correia am meisten. Leute, die nicht lachen, sondern nur grinsen konnten. Sie waren immer eine gute Zielscheibe. Aber wenn sie nicht sprachen, konnte auch aus dem Spaß nichts werden.

„Na gut, Sie scheinen sehr tapfer zu sein. Dann man hinein ins Vergnügen! – Übrigens, Curt! Hast du noch kalten Tee in der Kombüse? Mir ist es jetzt schon trocken im Gaumen wie in einer Marswüste. Und wenn ich bedenke, dass wir die knappe Luft hier eine ganze Nacht lang mit drei Mann atmen sollen, wird mir jetzt schon schlecht. Ganz abgesehen davon, dass ich dann bestimmt einen neuen Schnarchrekord aufstellen werde.“

„Tee ist immer da“, versicherte Shapley.

„Dann hol ’ne Kanne!“

„Irrtum!“, schaltete sich da Morrison ein. „Keiner verlässt das Zimmer ohne meine Erlaubnis.“

„Ach nee! Sie können wieder reden. Freut mich ungemein, Mister. Dann gehen Sie doch mit. Was ich von der trockenen Luft erzählte, ist jedenfalls kein billiger Spaß, Sie werden es erleben.“

Es war beinahe eine lächerliche Situation. Morrison schürzte die Lippen, als wolle er prüfen, ob es tatsächlich so trocken sei. Und dann gab er nach.

„Die Tür bleibt offen“, wies er Correia an. „Kommen Sie, Shapley!“

Draußen auf dem Flur verhandelte er laut mit Clint. „He, Woody, spitze für einen Moment die Ohren. Ich gehe mit Shapley in die Küche. Correia bleibt zwei Minuten allein.“

„Okay“, kam die Stimme des Wachhabenden von unten.

Sie gingen in die Küche. Shapley zog ein paar Schubladen auf und hantierte dabei so schnell, dass der andere es gar nicht verfolgen konnte. Er fragte allerdings, was er da machte.

„Ich suche den Zucker. Kaffee trinke ich nur stark gesüßt. Vor allen Dingen kalten.“

„Ich denke, Sie wollen Tee holen.“

„Natürlich, Tee. Meine ich ja auch ... Well, hier ist der Zucker.“

Shapley hielt die Tüte liebevoll in der Hand und konnte sich sekundenlang nicht entschließen, die Stellung zu wechseln. Er stand mit dem Rücken zu Morrison und starrte dabei auf einen Gegenstand, der seltsame Kombinationen in seinem Gehirn erweckte.

Es war ein langes, scharfes Messer mit stehender Klinge. Ein Messer zum Fleischschneiden.

Ich weiß, wie gut es Fleisch schneidet, dachte Shapley. Ich habe es an totem Fleisch oft genug ausprobiert. Wie würde es bei lebendigem Fleisch aussehen?

„He, schlaf nicht ein, Genosse!“, reklamierte Morrison. „Nimm endlich den Tee und zieh ab.“

Curt Shapley drehte sich gehorsam um und ging voraus. Der Rebell in ihm war schon wieder erstickt. Nur ein bisschen Sehnsucht nach dem Messer blieb haften. Und der Gedanke: Es muss ja nicht jetzt sein.

Correia empfing sie mit übertriebenem Stöhnen. Als ob er bereits am Verdursten sei. Shapley schenkte ein und verteilte die Gläser. Dann tranken sie gemeinsam, als ob es um Alkohol ginge.

Wenig später wurde es auch bei ihnen ruhiger. Sie schliefen schnell ein.

Zwei Stunden später kam die Ablösung für die Wache. Shapley, der mit seinem gemischten Gewissen sehr unruhig schlief, wurde ebenfalls wach. Er verhielt sich ruhig und registrierte mit stummem Unbehagen, dass Morrison jetzt die Tür offen ließ.

So verging noch eine gute Stunde, als Morrison plötzlich aufstand und mit schwerem Atem näher kam. Er beugte sich über die beiden Schläfer und schien zufrieden zu sein. Dann verschwand er.

Nur Curt Shapley, sechsundzwanzig Jahre alt, Diplomingenieur und Kombüsen-Chef der Kallisto-Station wusste, warum.


Science Fiction Dreierband 3007 - Drei Romane in einem Band

Подняться наверх