Читать книгу Science Fiction Dreierband 3007 - Drei Romane in einem Band - W. W. Shols - Страница 21

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Mit den zwei Toten auf dem Teppich mutete die Versammlung an, als stände eine Trauerfeier auf dem Programm. Hunter aber sorgte dafür, dass derartige Gedanken gar nicht erst aufkamen.

Er ließ Clint und Dalgety an seiner Seite Platz nehmen. Graham und seine Gruppe hatten sich an der gegenüberliegenden Wand aufzustellen.

„Das ist die letzte theoretische Unterrichtsstunde, die ich erteile“, versicherte Gus Hunter. Seine Stimme sollte ruhig und überlegen klingen. Trotzdem zitterte sie, dass es keinem entging. In seiner Nervosität wirkte Hunter jedoch noch gefährlicher. Wie ein knurrendes Raubtier, das jeden Augenblick zubeißen konnte.

„Sie haben geglaubt, Professorchen, unsere Waffen seien zum Bluffen da. Sie haben geglaubt, dass wir nicht töten werden, weil wir eure edlen Visagen für die Bildberichte an die Raumpatrouille brauchen. Okay, zum Teil stimmt das. Aber ihr seid immer noch fünf. Ich bringe es fertig, auch mit den letzten zweien von Ihnen ein Funkprogramm aufzuziehen, dass General Carpenter und verschiedene Leute den Bluff hier glauben. Und damit ihr euch an das kleine Einmaleins erinnert, noch folgendes: Wenn ihr einen von uns umlegt, sind dafür zwei von euch an der Reihe. Bei der hiesigen Bevölkerungsdichte könnt ihr euch ausrechnen, wohin das führt. Im Übrigen ändern wir den Dienstplan. Die Tag und Schlafperioden werden nach Schichten eingeteilt. Dr. Addison wird uns ein gut wirkendes Schlafmittel besorgen, das Ihr Team abwechselnd einzunehmen hat. Ich spare dadurch ein paar Wächter.“

„Unmöglich“, widersprach Dr. Addison. „Ich wehre mich entschieden dagegen, regelmäßig somnifische Toxine einzunehmen, oder zu verabreichen. Selbst eine erträgliche Dosis muss sich bei wiederholtem Gebrauch tödlich auswirken.“

„Es gibt durchaus harmlose Schlafmittel, Doktor“, erklärte Gus Hunter ungerührt. „Wenn Sie selbst nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollen, so finden Sie gern einen von uns dazu bereit. Darüber also keine Diskussion mehr! – Der nächste Punkt betrifft die Verpflegung. Woody Clint ist ein guter Koch. Er übernimmt ab sofort die Leitung der Kombüse. Shapley wird ihm je nach Bedarf dabei assistieren. Es ist ihm jedoch verboten, allein die Küche zu betreten. Diese Anordnung betrifft auch jeden anderen von Ihnen. Wir werden einen dreimaligen Acht-Stunden-Turn wählen, meine Herren. Da Sie nur fünf Mann sind, schläft also jeweils einer von Ihnen, oder zwei. Machen Sie sich bitte Gedanken darüber, Professorchen, in welcher Reihenfolge und Zusammenstellung Sie arbeiten wollen. Natürlich alles vorbehaltlich meine Genehmigung.‟

Gus Hunter ging noch in die Einzelheiten. Dass hier eine der vollendetsten Diktaturen aufgerichtet wurde, bedurfte nun keiner Frage mehr.

Was Hunter für die Zukunft plante, war eine Vision des Schreckens oder des fatalistischen Duldens. Es war so deprimierend, dass jeder der Betroffenen nicht über eine innere Angst hinwegkam.

Graham hörte sich alles an, ohne einen Kommentar zu geben. Sein passives Beispiel übertrug sich auf die anderen.

Hunter hatte vom kleinen Einmaleins gesprochen. Man musste es immer wieder anwenden, um sich die Situation klarzumachen, aber es traf auch auf alles zu.

Sie waren fünf gegen drei.

Das half nicht so herum, und nicht anders herum. Die drei hatten die Macht. In jeder Hinsicht!

Clint und Addison wurden angewiesen, unter gegenseitiger Kontrolle ein Schlafmittel zu besorgen. Baily und Shapley sollten als erste eine Schlafperiode absolvieren. Mit ihnen durfte Dalgety schlafen.

Die anderen winkte Hunter zum Funkraum hinauf.

„Hier ist der Schlüssel, den Sie mir gegeben haben, Professor. Bitte, öffnen Sie die Tür.“

„Den Schlüssel brauche ich nicht.“

„Gut, dass Sie das zugeben. So langsam beginnen Sie ehrlich zu werden. Ich möchte es Ihnen auch raten. Bei Ihren Tricks kommt nicht viel heraus, wie Sie gesehen haben. Höchstens ein oder zwei Tote ... Los, stellen Sie die Zahlenkombination ein. Ich möchte Sie mir merken.“

Graham gehorchte.

77 36 78

„Was meinen Sie wohl, was ich auf der Treppe gemacht habe, als Sie sich vorhin heraufschlichen?“

„Sie wollten probieren, ob der Schlüssel passt.“

„Eben, das wollte ich probieren. Mehr als eine Stunde vorher schon. Und als ich merkte, dass Sie mich betrogen hatten, wusste ich auch, dass Sie noch in dieser Nacht kommen würden. Sie sehen, dass ich sehr viel Geduld habe, und vor allem, wie weit ich damit komme. Es hat keinen Zweck, mich anführen zu wollen. Begreifen Sie das jetzt?“

„Ich war versucht, es zu begreifen. Doch je mehr Sie von Ihrer Überlegenheit reden, um so weniger bin ich geneigt, ihr zu glauben. Durch all Ihre übertriebenen Maßnahmen verraten Sie doch nur, dass Ihre Strategie auf schwachen Beinen steht. Sie wissen genau, dass wir uns weiter beschleichen und belauern werden und immer versucht sind, beim andern eine schwache Stelle zu finden.“

„Warum geben Sie das so offen zu?“, fragte Gus Hunter. Und wer ihn genau dabei beobachtete, wusste, dass Graham tatsächlich seine empfindliche Stelle getroffen hatte.

„Ich finde, Hunter, in dieser Beziehung gibt es nichts voreinander zu verbergen. Ob wir nun reden oder schweigen. Jeder weiß vom anderen, welche Probleme ihn bewegen. Jeder von uns versucht, sich in die Rolle des Gegners hineinzudenken, um daraus seine eigenen Schlüsse zu ziehen und sein eigenes Verhalten auszurichten. Wie Sie schon sagten, es ist das kleine Einmaleins. Sie hätten eine Chance. Nämlich uns alle umzulegen. Doch damit müssten Sie auch diese Station aufgeben, weil die Öffentlichkeit innerhalb eines halben Tages dahinterkäme, dass hier etwas nicht stimmt. Man sucht Sie und wird unschwer die wahren Zusammenhänge erraten können. Die Raumpatrouille wird mit überschweren Waffen hier aufkreuzen und Ihnen den Rest geben. – Nein, Hunter, Sie brauchen uns schon. Wenigstens zwei oder drei Männer von uns, wahrscheinlich sogar vier, weil wir auch unsere Expeditionen zum Jupiter weiter durchführen müssen. Denn Sie brauchen mindestens ein halbes Jahr Zeit, um die Öffentlichkeit langsam vergessen zu lassen, dass man Sie sucht. Aber in diesem Planetensystem gibt es nur unser Haus, in dem der Mensch atmen kann. Ihr Raumboot ist zu eng auf die Dauer, und außerdem haben Sie bereits zugegeben, dass leider gar keine Verpflegung an Bord ist.“

„Donnerwetter! Ich wusste gar nicht, dass auch Sie so lange reden können, Professorchen. Überlegen Sie nur mal folgendes. Wir verladen Ihre sämtlichen Konserven, fesseln Sie unten in Ihrer eleganten Offiziersmesse und fahren los. Wenn Sie sich in acht Tagen befreit haben, ist es für eine Meldung an die Patrouille zu spät.“

„Hm, warum tun Sie’s dann nicht?“

„Ja, warum tun wir’s denn nicht? Raten Sie mal!“

Graham zuckte gelangweilt mit der Schulter, um zu zeigen, dass ihm das Thema nicht mehr lag. Hunter bestand jedoch darauf, eine Antwort zu erhalten.

„Well. Ich denke, Sie sind klug genug, um die Raumortung einer massierten Patrouille zu fürchten. Denn inzwischen sind bestimmt sämtliche verfügbaren Schiffe auf Ihre Fährte gehetzt. Zu einem Ausflug in den Raum hinaus scheint Ihnen jedoch der Mut zu fehlen. Saturn, Uranus, Neptun, Pluto ... Reizt Sie nicht eine solche Reise? Das sind Gebiete, an denen noch kein Mensch gewesen ist.“

„Vielleicht später mal“, versicherte Hunter und hatte sich wieder so weit aufgerappelt, dass er unverschämt grinsen konnte. „Sieben-sieben drei-sechs sieben-acht war die Nummer des Zahlenschlosses, nicht wahr? Wir können jetzt wieder hinuntergehen. Es würde mich freuen, Ihnen bei der Arbeit zuschauen zu dürfen. Im Stillen habe ich für die Forscher draußen im Weltall schon immer eine heimliche Schwäche gehabt.“

„Unsere Arbeit im Labor dürfte zur Zeit recht langweilig für Sie sein. Ich möchte, dass Melrose und Addison eine weitere Jupiter-Expedition vorbereiten ... Mit Ihrer Erlaubnis selbstverständlich.“

Die letzten Worte Grahams klangen auch ohne die leichte Verbeugung ironisch genug. Hunter sah darüber hinweg und sagte: „Well, die Zeit ist für uns gnädig. Ich werde selbst mitfliegen. Der Jupiter hat mich schon immer interessiert.‟

„Was gibt es wohl, das Sie nicht interessiert“, wagte Melrose einen Einwurf und wandte sich dann gleich an den Professor. „Wir sollten erst die beiden Toten bestatten, wenn wir schon einmal aus der Schleuse heraus müssen. Soll Correia ein Raumbegräbnis haben?“

„Er starb auf Kallisto, Leutnant. Lassen Sie ihn hier ruhen. Kommen Sie, wir machen ihm ein Grab.“

Hunter bestand darauf, dass alle zur Beerdigung mit hinausgingen, die nicht gerade Nachtruhe hatten. Es wurde eine kurze Trauerfeier abgehalten, die Professor Graham zum Anlass nahm, kurz und unaufdringlich auf die primitivsten ethischen Grundsätze hinzuweisen.

Da die Männer alle in Raumanzügen waren und nur über UKW in Verbindung standen, war eine allgemeine Debatte erschwert. Die Bestattung verlief daher ohne jegliche Störung.

Lediglich Woody Clint machte sich an Graham heran, als sie wieder im Innern der Station waren und erklärte bissig: „Ihre Moralpredigt hätten Sie sich ruhig sparen können, Professor. Das war eine Feier für die Toten, die nichts mehr hören. Und uns zu erzählen, wie man ein anständiger Kerl bleibt, das ist wohl überflüssig.“

„Sie haben mich missverstanden“, sagte Graham, lächelnd. „Ich wollte Ihnen helfen, wieder ein anständiger Kerl zu werden.“

„Schönen Dank für die Mühe. Aber da überschreiten Sie wohl Ihre Kompetenzen. Was wissen Sie schon über uns und unsere Schuld?“

Man hatte nur die Raumhelme geöffnet, die Anzüge aber anbehalten. Nachdem Melrose und Graham sich noch eine Weile in der Gerätekammer beschäftigt hatten, verließen die Männer erneut die Station und stapften zu dem Raumboot hinüber.

„Steigen Sie schon einmal mit Dr. Addison ein, Hunter!“, riet Graham. „Wir müssen zunächst feststellen, ob alle Funktionen des Schiffes in Ordnung sind. Nach einer Fahrt durch die Jupiter-Atmosphäre kann mancher Niet und manche Schraube draufgehen.“

„Gut, gut! Ich habe nichts dagegen, dass Sie das Boot verkehrssicher machen.“

„Und heute ist es besonders wichtig, wo Sie mitfahren“, versicherte Leutnant Melrose.

Die Kontrolle dauerte über eine halbe Stunde. Es war eine langweilige Routinearbeit, während der Woody Clint im Raureif ein Stück abseits stand und mit entsicherter Maschinenpistole seine Sicherheitsinteressen vertrat.


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