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Kapitel 5
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Unzufrieden streife ich durch die eintönigen Straßen. Ein Leben ist zwar nicht gerade viel, dennoch ist es ein gutes Leben mit einer starken Aura, die ich in dieser Nacht für meinen Herrn erbeutet habe. Dennoch, eins sollte ich noch ergattern, wenn ich meinen Rekord halten möchte und das will ich. Nicht, dass ich sonderlich scharf auf das Lob und die Anerkennung bin, nein. So etwas habe ich nicht nötig. Allerdings möchte ich es diesem aufgeblasenen Dummkopf Moritz nicht gönnen, der Favorit meines Herrn zu werden. Ich brauche unbedingt noch ein menschliches Leben.
Ich blicke mich im Schutz des alles umhüllenden Deckmantels der Nacht um. Die sogenannte Oststadt habe ich die Nächte zuvor schon abgegrast. Dort ist nicht mehr viel zu holen. Mein Blick schweift weiter nach Westen. Eigentlich ist dies nicht mein Jagdrevier, doch solange mich keiner der anderen Sammler sieht, wie ich ihre Beute wegnehme, kann es mir egal sein. Wer hält sich schon groß an Regeln? Behände überquere ich die unsichtbare Grenze und erkunde das fremde Gebiet, welches sich nicht wirklich von meinem unterscheidet. Hier sieht ein Weg aus wie der andere. Die ganze Stadt ist eine düstere, unförmige Masse.
Gelangweilt passieren meine Augen die Häuserreihen auf der Suche nach einem offenen Fenster, während ich über die grauen Straßen schlendere. Geschickt weiche ich herumliegenden Dosen, Flaschen und Mülltüten aus, die sich mir immer wieder in den Weg stellen. Menschen sind doch wirklich primitive Wesen, die kein Mitleid verdienen. Lästige Plagegeister, die alles zerstören, was nicht ohnehin durch die Kriege zerstört wurde. Nicht einmal ihresgleichen verschonen sie, auf ihrer egoistischen Suche nach grenzenloser Macht und Befriedigung. Ihnen ist jedes Mittel recht, um ihren Willen durchzusetzen … wie Tiere, gesteuert von ihrem Trieb. Nur dass diese Tierart wohl die nutzloseste von allen ist, die der da oben je erschaffen hat. Eins dieser ekelhaften Exemplare, das überdeutlich meine Meinung der menschlichen Rasse bestätigt, kommt gerade aus einer dunklen Ecke getaumelt. Es handelt sich um einen Mann Ende 40, dessen kantige Wangenknochen stark aus seinem langgezogenen stoppelbärtigen Gesicht hervorlugen. Seine Augen blicken unkonzentriert durch die Gegend und er schwankt gefährlich in meine Richtung, bemüht sein Gleichgewicht zu halten. Ich rümpfe verächtlich meine Nase, als seine Alkoholfahne mir entgegenschlägt. Ein weiteres verkümmertes Geschöpf, das sich lieber gleich zum Sterben in die Büsche fallenlassen sollte, um dort zu verenden.
„Scheieieiß Leben! Diese blö…den Penner! Isch weiß genau, was isch tu! Olles Gesindel, olles!“, lallt er laut vor sich hin und tritt nach Mülltonnen, die allerdings gute zwei Meter weiter weg stehen. Es ist mir ein Rätsel, wie er es schafft, dass Gleichgewicht zu halten und nicht auf den harten Asphalt aufzuschlagen. Genervt tapse ich auf die Seite, um nicht zwischen seinen Füßen zu landen. Da in diesem Zustand absolut keine Gefahr von ihm ausgeht, muss ich mir nicht die Mühe machen, die demütigende Flucht zu ergreifen. Stattdessen widme ich meine Aufmerksamkeit wieder den aneinandergereihten Baracken zu. Irgendwo muss sich doch eine günstige Gelegenheit finden lassen.
„Du besch... Flohsack!“
Ein schmerzerfülltes und überraschtes Maunzen entweicht meiner Kehle, als mich sein dreckiger Schuh hart in die Seite trifft und ich fast einen Meter weit wegfliege. Sofort rapple ich mich auf und fauche ihn an. Was fällt diesem besoffenen, unwürdigen Scheusal ein?!
„Du Unglücksträger, du … verrecke! Verrecken solld ihr allale!“
Gerade noch rechtzeitig springe ich auf die Seite, als der besoffene Idiot eine leere Dose nach mir wirft. Verdammt! Wieso kann der denn noch so gut zielen in seinem Zustand? Er wankt bedrohlich näher und ich kann durch den Schleier der Trunkenheit vor seinen Augen ein mordlustiges Glitzern entdecken. Unsicher mache ich ein paar Schritte zurück. Könnte ich meinen menschlichen Körper benutzen, wäre ich ihm haushoch überlegen, aber so …
Wütend über meinen Leichtsinn, und dass ich meinen Gegenüber falsch eingeschätzt habe, entfährt mir ein weiteres Fauchen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als vor diesem trunkenen Versager zu flüchten. Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, drehe ich mich nach rechts und renne zu einer Häuserfront, vor der sich der Müll stapelt und springe dazwischen. Ich suche mir einen Platz mit Guckloch und sehe, wie dieser stinkende Mensch auf die Müllberge zu schwankt. Suchend und verwirrt bleibt er davor stehen, unsicher, was er tun soll.
„Wo bischte? Woho? Kittikatti?“
Als ob ich ihm antworten würde! Wie ist dieser Trottel noch in der Lage, irgendetwas zu treffen? Am liebsten würde ich ihm sein Kittikatti in den Allerwertesten rammen!
„Komm rausch, isch sag’s dir! Jetscht!“
Ja klar, es wird ja immer besser! Wütend fahre ich meine Krallen raus und rein. Ich kann es nicht kontrollieren, mein jämmerlicher Tierkörper scheint von ganz allein zu reagieren. Verbittert beiße ich mir auf die Zunge. Das Ganze ist so demütigend, so erniedrigend! Das ich mich vor einem volltrunkenen Wesen verstecken muss, das locker mein Opfer sein könnte! Wie ein Tier muss ich mich hier verkriechen und hoffen, dass er endlich von dannen zieht. Ein unglaubliches Feuer der Wut beginnt in mir zu lodern. Ich hasse diese unwürdigen Kreaturen, die die Erde bevölkern, und meine Position, die ich habe! Und vor allen Dingen hasse ich es, Situationen nicht im Griff zu haben und das Gefühl der Hilflosigkeit, dem ich momentan ausgesetzt bin. Als ich wieder aufschaue sehe ich, wie er sich hicksend wieder entfernt, empörende Worte vor sich her murmelnd. Hat er also endlich von mir abgelassen, dieser stinkende Versager? Nun gut. Du hast mich herausgefordert und gedemütigt und dafür wirst du bezahlen!
Verstohlen blicke ich mich um, doch außer uns ist niemand mehr auf der Straße zu sehen. Entschlossen springe ich aus meinem Versteck hervor und visiere mein Ziel.
Dein nutzloses Leben gehört mir und du weißt es noch nicht einmal! Genieß es solange du noch kannst, du niederes Wesen! Mich hat niemand zu entwürdigen und schon gar nicht ein versoffenes Menschlein! Das wirst du mir büßen! Dein Lebensatem wird dich noch heute Nacht verlassen und zu meiner Sammlung übergehen!
***
Erleichtert seufze ich, als mein Zielobjekt wieder in eine ruhigere Straße einbiegt. Fast hätte ich ihn verloren, als er durch die vereinzelten Menschengruppen gestolpert ist. Doch ein Blick hat mir genügt, um festzustellen, dass diese mindestens genauso besoffen waren wie er. Ich konnte mich an den Häuserrändern voran schlängeln und gut mit ihm Schritt halten, ohne bemerkt zu werden. Vielleicht war es riskant gewesen und normalerweise hätte ich dies nicht getan, doch ich habe mir geschworen, sein Leben zu holen, und so wird es sein. Ich kann nur noch an meine Rache denken, alles andere ist mir vorerst egal. Ich brauche unbedingt meine Genugtuung. Dies ist auch der Grund, warum ich ihm schon seit über eine Stunde durch die Gassen folge. Wann ist dieser Idiot endlich daheim? Hat der überhaupt ein Zuhause? Hat er womöglich vergessen, wo er wohnt?
Meine Pfoten beginnen langsam zu schmerzen und ich könnte eine kleine Pause gebrauchen. Ich muss ein paarmal blinzeln, da meine Sicht sich leicht zu benebeln scheint. Leise gähne ich auf. In diesem Moment torkelt meine Beute auf eine der vielen Haustüren zu. Ohne zu zögern, springe ich vor, um so nah wie möglich bei den Eingängen zu sein. Jede Sekunde zählt, obwohl … meine Sorge war wohl unbegründet, denn es vergehen gefühlt fünf weitere Minuten, bis er es schließlich schafft, aufzuschließen. Mit wackeligen Beinen taumelt er in das baufällige Gebäude und ich ungesehen hinterher. Das Innere sieht genauso porös aus wie das Häuserwerk von außen. Weiterhin haftet mein Blick fest an seinen zitternden Beinen, wie sie sich schleppend die Treppe hinauf quälen. Lautlos springe ich in sicherem, jedoch nicht allzu großem Abstand hinterher. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, bis er es in den zweiten Stock geschafft hat und den Flur betritt. Ich presse mich kurz gegen die Wand, als er anfängt sich summend im Kreis zu drehen. Verdammt! Macht dieser Scheißkerl das etwa mit Absicht? Der da oben hat bestimmt seine wahre Freude an der Vorstellung! Bin ich froh, dass das ganze Tohuwabohu keiner meiner Mitstreiter sieht. Ich kann mir die dämlich und hämisch grinsenden Gesichter der anderen nur allzu gut vorstellen. Wie viel muss ich denn noch auf mich nehmen, um an mein Ziel zu kommen? Wenn er nicht gleich mit dem Unfug aufhört stürze ich mich auf ihn und zerreiße ihm seine hässliche Visage!
Als hätte er meine Gedanken gehört, bleibt er plötzlich benommen stehen und lauscht in den Flur hinein. Ein Gemisch aus wütenden Stimmen, Gesang und Stöhnen durchzieht den Gang des heruntergekommenen Wohnhauses. Suchend blickt sich mein Opfer um. Ich kann es nicht fassen! Jetzt hat doch dieser Versager tatsächlich vergessen, wo genau er wohnt! Zu allem Überfluss fängt jetzt mein Auge an zu zucken. Innerlich schreie ich auf und muss all meine Selbstbeherrschung zusammennehmen, um ihn nicht jede Sekunde anzuspringen und seine gaffenden Augen auszukratzen!
Benommen stolpert er auf die erste Tür zu seiner linken und probiert den Schlüssel aus – nichts. Vor sich hin fluchend dreht er sich um und probiert es bei der gegenüberliegenden Tür. Wieder trifft er das Schlüsselloch nicht sofort und ich kann nur hoffen, dass in der Zwischenzeit nicht Leute den Flur betreten und mich entdecken. Denn dann habe ich ein Riesenproblem. Doch aufgeben kann und möchte ich jetzt nicht. Zu sehr sitzt mir die Demütigung noch in den Knochen. Er gibt ein wütendes Grunzen von sich und wackelt weiter zum nächsten Schlüsselloch. Wieder nichts. Ein amüsiertes Lachen entrinnt seiner Kehle. Na wenigstens einer von uns beiden, der sich über die derzeitige Situation freuen kann!
Ich spüre die Hitze in mir aufsteigen, sowie den betörenden Drang mich endlich auf diesen Wurm zu stürzen und mir das zu nehmen, was mir zusteht. Doch ich tue es nicht. Stattdessen bleibe ich ungerührt an meinem Platz sitzen und sehe der schaurig dramatischen Situation zu, die sich zigmal wiederholt: Er taumelt von einer Tür zur anderen und bemerkt, nach unzähligen Versuchen das Schloss zu treffen, dass sein verfluchter Schlüssel nicht passt! Nun merke ich, dass meine Augenlider schwer werden und ich bin kurz davor, dem Bedürfnis nachzugeben und sie für eine Weile zu schließen. Da sehe ich, wie eine Tür aufgeht, mein Zielobjekt einen glucksenden Laut von sich gibt und in die Wohnung stolpert. Augenblicklich springe ich auf meine vier Pfoten und wetze den Gang entlang. Hoffentlich bin ich nicht zu spät! Er darf jetzt nicht den Zugang vor meiner Nase zuschlagen, sonst wäre alles vergebens gewesen! Nur noch ein Stück und – verdammt! Ich bremse hart ab, als ich die geschlossene, mitgenommene Tür vor mir sehe. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Geht denn heute alles schief? Wieso hat dieser Kerl nur so ein Glück? Diese mickrige, elende …
Wutentbrannt springe ich gegen das Holz und stürze in die kleine, vermüllte Wohnung. Irritiert schaue ich auf und kann mein Glück kaum fassen. Die Tür war nur angelehnt gewesen. Hatte dieser Trunkenbold doch wirklich vergessen, abzuschließen, geschweige denn diese richtig zu schließen. Heute ist wohl doch kein so übler Tag!
Mit einem Schmunzeln im Gesicht stehe ich auf. Das Spiel kann beginnen. Vorsichtig stemme ich mich gegen die Tür, sodass sie wieder angelehnt ist, dann lasse ich meine Blicke durch das unbeleuchtete Heim schweifen. Meine Augen brauchen nicht lange, bis sie sich an das Licht gewöhnen. Ich befinde mich inmitten eines Wohn- und Essbereichs mit einer kleinen Kochnische. Die Möbel sind allesamt beschädigt und fast unbrauchbar. Abgesehen davon scheint er sehr unordentlich zu sein, denn überall liegt schmutzige Wäsche auf dem Boden, sodass ein Teppich völlig unnötig erscheint. Es kostet mich einiges an Mühe, um seinen Dreck herum zu balancieren, um nicht auf seine ungewaschenen Unterhosen zu treten. Angewidert rümpfe ich meine Nase. Ich möchte nicht wissen, wie lange die Kleidung nicht mehr gewaschen wurde, denn der Gestank ist widerlich.
Mein Weg führt mich direkt in sein Schlafzimmer, welches hinten rechts liegt. Ich weiß, dass er darin ist, denn das ohrenbetäubende Schnarchen ist nicht zu überhören. Ohne weitere Vorsicht spaziere ich in den Raum, der sich von der Ordnung nicht von diesem unterscheidet. Es scheint sogar den verehrenden Zustand noch zu toppen. Der Gestank schmuddeliger Wäsche vermischt sich mit abgestandenen Bier- und Kaffeemief. Ein Hauch von Übelkeit überkommt mich und ich halte reflexartig die Luft an. Ich bin mal gespannt, was für eine Aura dieser Schwachkopf hat. Geschickt schlängle ich mich an dem Dreck vorbei und springe auf die verschmierte, durchgelegene und feuchte Matratze. Er liegt bäuchlings darauf und hat es nicht einmal geschafft, sich die Schuhe auszuziehen. Ich schleiche zu seinem Gesicht vor, ohne dabei seinen abgemagerten Körper zu berühren. Dunkle Augenringe sind auf der blassen Haut zu erkennen und ergänzen die scharfen Wangenknochen. Ich beuge mich runter, vor zu seinen geöffneten Lippen und weiche erst einmal zurück. Dieser faulige Mundgeruch, der mir entgegenschlägt, ist einfach scheußlich. Angeekelt drehe ich meinen Kopf von ihm weg und versuche, frische Luft zu schnappen, jedoch ist die Luft in dem Raum so abgestanden, dass mir nur noch übler wird. Genervt verdrehe ich die Augen. Mir bleibt heute aber auch wirklich nichts erspart. Frustriert schnaufe ich aus. Am besten bringe ich es so schnell wie möglich hinter mich, damit ich von hier verschwinden kann. Entschlossen wende ich mich dem weit aufgerissenem Mund meines schlafenden Opfers zu. Es fällt mir schwer und ich brauche ein paar Minuten, bis ich mich konzentrieren kann.
Ein schwaches Blau umhüllt ihn. Seine Aura ist nicht von starker Leuchtkraft, was mich allerdings nicht sonderlich wundert, wenn man seinen Alkoholkonsum und seine Lebensweise betrachtet. Dennoch ist es für heute ausreichend, denn das erste gesammelte Leben dieser Nacht war ein kräftig leuchtendes Violett. Außerdem muss er so oder so daran glauben, denn er hat sein jämmerliches Leben verspielt, seit er mich getreten hat.
Ich beuge mich ganz nah zu ihm, sodass ich seine spröden Lippen fast berühre und beginne mein Werk. Mit jedem Zug, mit dem ich ihm rapide seinen Atem raube spüre ich leichte Hitzewellen in mich einströmen. Sein Körper beginnt im Takt der entweichenden Lebensenergie rhythmisch zu zucken und ohne einen Hauch von Gegenwehr übergibt er mir sein wertloses Sein. Ich stehe noch kurz da und schaue auf den soeben Verschiedenen, bis sich mein eigener Puls wieder beruhigt hat. Ich habe meine Rache bekommen, süß war diese allerdings nicht gerade. Ein bitterer Nachgeschmack des muffelnden Atems hängt hartnäckig in meiner Kehle und löst einen Brechreiz in mir aus. Schnell springe ich aus der versifften Wohnung durch das poröse Treppenhaus hinaus an die frische Luft. Gierig sauge ich die kühle Nachtluft ein, um das unnachgiebige Aroma zu vertreiben. Leider gelingt dies nicht ganz, aber zumindest wird es besser und meine Übelkeit verschwindet. Es ist schon ziemlich spät und ich mache mich auf den Rückweg. Erst jetzt bemerke ich wieder meine brennenden Füße, die bei jedem Schritt schwerer zu werden scheinen, sowie meine vor Müdigkeit juckenden Augen und meine trockene, kratzende Kehle. Ich blinzle kurz in den mit Sternen übersäten Nachthimmel und versuche all meine Gedanken aus meinen Kopf zu vertreiben. Einfach an nichts mehr denken, nur noch zurück und schlafen. Alle vier Glieder von sich strecken und zuvor was trinken. Was würde ich jetzt für eine Schale mit frischer Milch geben. Milch? Was war das denn? Natürlich, das war seine Schuld. Die Erinnerungen an letzte Woche drängen sich schlagartig und ungefragt in mein Gedächtnis. An mein tollpatschiges Verhalten, an die Begegnung mit ihm, wie er abgehetzt und in Alarmbereitschaft in weiter Pyjamahose aus seinem Schlafzimmer gewetzt kam, der überraschte Ausdruck in seinen hellgrünen und ehrlich schimmernden Augen und an seine warmen Hände, die sanft über mein schwarzes Fell gestreichelt haben. Immer wieder – so entspannend – bis ich tatsächlich eingeschlafen war.
Entsetzt bleibe ich stehen. Was ist das auf einmal? Wo kommt diese Gedankenwelle plötzlich her? Das darf nicht wahr sein! Verwirrt schüttle ich meinen Kopf. Solche Gedanken … irgendwas läuft hier schief. Das ist nicht meine Art. Erschöpft seufze ich auf. Natürlich! Es muss an meiner Müdigkeit liegen. Eine andere plausible Erklärung habe ich hierfür nicht. Abgesehen davon habe ich so viel Durst, dass ich jetzt alles trinken würde, nur um diesen zu stillen. Es kann also unmöglich an diesem leichtsinnigen Menschen liegen. Heute ist einfach nicht meine Nacht. Zeit zum Rückzug.
Ich reiße mich wieder zusammen und beeile mich mit schnellen Schritten den nächsten Teleporter zum Dämonenreich aufzusuchen, doch während des ganzen Rückweges kann ich seine hellgrünen und von Sanftmut durchzogenen Augen nicht vergessen und auch seine warmen Hände, die zärtlich über meinen verspannten Rücken streichen, wollen einfach nicht aus dem Kopf weichen …