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Dr. Kayser erschien in der Seeberg-Klinik, um einen seiner Patienten zu besuchen. „Wie geht es Ihnen, Herr Föhrmann?“, erkundigte sich der Grünwalder Arzt.

„Wie soll es einem, der auf die Schlachtbank muss, schon gehen?“, ächzte Dietmar Föhrmann.

Er hatte seit längerem Probleme mit der Galle. Fettarme Kost, Verabreichung von Medikamenten, die die Krämpfe lösen und Infektionen verhindern sollten, hatten nicht den gewünschten Erfolg gebracht, und so blieb dem Patienten nach etlichen schmerzhaften Koliken eine Cholezystektomie, eine Gallenblasenentfernung, nicht erspart.

„Auf die Schlachtbank.“ Sven Kayser schüttelte lächelnd den Kopf. „Das klingt ja schrecklich!“

„Ist es auch für mich.“ Dietmar Föhrmanns Gesicht nahm einen leidenden Ausdruck an. „Ich war noch nie als Patient in einer Klinik. Und nun liege ich hier, alles ist mir entsetzlich fremd und flößt mir Angst ein – und eine Operation steht mir auch noch bevor.“

Die Tür öffnete sich, und Dr. Torben Lorentz trat ein. „Ach, Sie haben Besuch von Ihrem Hausarzt, Herr Föhrmann“, sagte der junge Chirurg. Er nickte Dr. Kayser zu. „Hallo, Sven.“

Der Grünwalder Arzt gab ihm die Hand. „Herr Föhrmann hat Angst vor dem morgigen Eingriff.“

„Brauchen Sie nicht zu haben“, versicherte Dr. Lorentz.

Föhrmann hob verlegen die Schultern. „Ich bin eben kein Held.“

„Ich habe Ihnen doch schon erklärt, wie wir das machen werden“, sagte Torben Lorentz.

Föhrmann nickte. „Ja, ja. Knopflochoperation. Hört sich direkt niedlich an.“

„So eine laparoskopische Gallenblasenentfernung ist heutzutage wirklich keine große Sache mehr“, sagte Dr. Kayser, um den furchtsamen Patienten zu beruhigen.

Dr. Lorentz schmunzelte. „Ich habe das schon so oft gemacht, dass ich es sogar im Schlaf kann. Die konventionelle Eröffnung der Bauchhöhle durch einen Bauchschnitt wird immer seltener angewendet. Man hat sie durch vier kleine Schnitte für das Einbringen von Instrumenten ersetzt.“

Voraussetzung für die Durchführung der laparoskopischen Gallenblasenoperation ist das geeignete Mikroinstrumentarium, über das man in der Seeberg-Klinik selbstverständlich schon lange verfügte: ein Laparoskop mit Videoeinheit – bestehend aus einer Minikamera, einem Monitor, einer Lichtquelle und einem Videorecorder.

Zum Einbringen des Instrumentariums sind lediglich vier kleine Hautschnitte erforderlich, durch die eine Fünf-Millimeter-Trokarhülse und drei Zehn-Millimeter-Trokarhülsen mit den zugehörigen Trokaren durch die Bauchwand geschoben werden. Damit sich die Instrumente nicht gegenseitig behindern, müssen die Einschnitte genügend weit voneinander entfernt liegen und so angelegt werden, dass die Gallenblase gut erreicht werden kann.

Nach der Gallenblasenentfernung folgt eine nochmalige Inspektion der Bauchhöhle. Anschließend werden unter laparoskopischer Sicht Instrumente und Trokarhülsen entfernt und über die letzte Trokarhülse das Kohlendioxidgas abgelassen.

All das hatte Dr. Torben Lorentz dem Patienten erklärt. Dass der Mann sich dennoch fürchtete, nahm der junge Chirurg ihm aber nicht übel, schließlich ist selbst der harmloseste Eingriff mit einem gewissen Risiko verbunden.

„Denken Sie an die vielen Koliken, die Sie gequält haben“, sagte Dr. Kayser. „Die gehören nach der Operation der Vergangenheit an. Und wenn Sie ein gutes Heilfleisch haben, können Sie die Seeberg-Klinik in drei Tagen schon wieder verlassen.“

„Länger als fünf Tage werden Sie aber mit Sicherheit nicht unser Gast sein“, fügte Dr. Lorentz hinzu.

„Also“, sagte der Grünwalder Arzt und legte dem Patienten die Hand auf die Schulter. „Kopf hoch, Herr Föhrmann. Es wird bestimmt alles gut gehen. Wir sehen einander morgen nach dem Eingriff wieder, okay?“

Dietmar Föhrmann verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. „Wenn ich dann noch lebe!“

„Sie werden am Leben sein“, gab Dr. Kayser zuversichtlich zurück, „und Sie werden über die Angst, die Sie heute haben, lachen.“ Er verließ mit seinem Kollegen das Krankenzimmer. „Wie fühlt man sich als werdender Vater?“, erkundigte er sich auf dem Flur.

Torben Lorentz griente. „Es ist gut, dass eine Schwangerschaft neun Monate dauert. Da hat man wenigstens ausreichend Zeit, sich auf das Baby vorzubereiten.“

„Freust du dich aufs Vater-Sein?“

Torben nickte heftig. „Riesig.“ Seine Augen strahlten. Dann bildete sich über seiner Nasenwurzel eine Falte. „Es wird doch alles glatt gehen mit Nicolas Schwangerschaft, ja?“, fragte er leise.

„Nicola ist eine junge, äußerst gesunde Frau“, erwiderte Sven Kayser. „Sie wird keine Schwierigkeiten haben, ihr Baby auszutragen und ohne Komplikationen zur Welt zu bringen.“

„Wir werden heiraten.“

„Großartig.“

„Ich möchte, dass wir Mann und Frau sind, wenn unser Kind das Licht der Welt erblickt.“

„Sehr vernünftig. Steht schon ein Hochzeitstermin fest?“

„Noch nicht. Wir möchten unseren Chef und seine Frau dabei haben. Und natürlich auch dich.“

„Ich bin jederzeit verfügbar“, meinte Sven Kayser.

„Ich werde mit den Seebergs reden, sobald sie aus Amerika zurück sind.“

„Im Augenblick sind sie in Las Vegas“, sagte Dr. Kayser. „Uli hat mich gestern von da angerufen.“

„Und wie gefällt es ihnen drüben?“

„Sehr gut.“

„Vielleicht führt uns unsere Hochzeitsreise in die Staaten“, bemerkte Dr. Lorentz. „Mal sehen. Ich werde Nicola fragen, was sie davon hält.“

Dr. Kayser schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. „Eine Reise, wie Ruth und Uli sie machen, ist nicht das Richtige für eine schwangere Frau.“

Dr. Lorentz nickte sofort. „Du hast recht, Sven. Daran habe ich nicht gedacht. Wir holen sie nach, wenn unser Kleines groß genug ist, um mitzukommen.“

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