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Nach der Operation sah Dr. Kayser seinen Patienten wieder. Dietmar Föhrmann ging es erfreulich gut. Er strahlte den Grünwalder Arzt an. „Liebe Güte, was habe ich mich vor dem Eingriff gefürchtet, und dabei …“

„Sie sehen großartig aus“ , stellte der Allgemeinmediziner fest.

„Wieso habe ich Ihnen nicht geglaubt, dass diese Knopflochoperation ein Klacks ist?“

Sven Kayser lächelte. „Nun, ich habe nicht gesagt, dass sie ein Klacks ist …“

„Auf jeden Fall war meine übergroße Angst völlig unbegründet“, erklärte Dietmar Föhrmann unendlich erleichtert. „Vorhin war Dr. Lorentz hier und hat mich untersucht. Er ist sehr zuversichtlich, dass er mich in drei Tagen entlassen kann. Zur Nachversorgung komme ich dann zu Ihnen in die Praxis. Und von nun an werde ich an Ihren Worten nie mehr zweifeln, Herr Doktor, das verspreche ich.“

Dr. Kayser schmunzelte. „Das höre ich sehr gern, Herr Föhrmann. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Bis bald in der Gartenstraße.“

Er verließ das Krankenzimmer. Auf dem Flur unterhielt sich Nicola Sperling mit Dr. Christine Graf, der Fachärztin für Röntgenologie und Strahlenheilkunde.

Als die Kinderärztin Dr. Kayser bemerkte, verabschiedete sie sich von ihrer Kollegin und kam zu ihm. „Hallo, Sven.“

„Nun, wie geht es unserer werdenden Mutti?“, erkundigte sich der Grünwalder Arzt.

Nicola seufzte. „Die allmorgendliche Übelkeit macht mir ziemlich zu schaffen.“

„Sie wird aufhören.“

„Ich weiß. Nach drei Monaten. Wenn die Anpassungsphase zu Ende geht und die Wohlfühlphase beginnt, die nach weiteren drei Monaten von der Belastungsphase abgelöst wird.“

Dr. Kayser lächelte. „Du kennst dich aus.“

„Ich bin Ärztin.“

Sven zeigte auf ihre Augen. „Da ist etwas in deinem Blick … Hast du Sorgen?“

Nicola schüttelte den Kopf. „Nein.“

„Irgendwelche Probleme mit Torben?“

„Torben ist ganz lieb zu mir. Und schrecklich fürsorglich. Wann immer es ihm ausgeht, sieht er nach mir.“

„Was hat dann dieser Ausdruck zu bedeuten?“

Nicola zuckte mit den Schultern. „Ach, eigentlich nichts.“

„Eigentlich nichts?“

„Ich sollte dem Ganzen keine Bedeutung beimessen, aber in der Schwangerschaft sind wir Frauen ja so furchtbar sensibel, wie du weißt.“

„Was bedrückt dich? Heraus damit!“, verlangte Dr. Kayser.

„Ich hatte letzte Nacht einen Alptraum …“

„Ja? Und?“

„Es war ein ziemlich unangenehmer Traum“, erzählte Nicola Sperling. „Ich war mit Torben – irgendwo … Ich weiß nicht, wo … Mir kam alles ziemlich fremd vor. Wir waren glücklich und verliebt, tollten auf einer großen Wiese umher wie Kinder. Als ich mich in einen weißen Gartensessel setzte, um kurz zu verschnaufen, spürte ich auf einmal Wärme an meinen Beinen, und als ich nach unten blickte …“

„Was war da?“

„Blut … Es war alles voller Blut … Mein Kleid, meine Beine, der Sessel, der Boden …“ Nicola sah den Grünwalder Arzt ernst an. „Ich habe in diesem Traum mein Baby verloren, Sven. Das war entsetzlich für mich. Ich erwachte weinend und war in Schweiß gebadet.“

„Und du hattest dein Baby noch immer im Bauch.“

„Gott, sei Dank.“

Dr. Kayser legte seine Hand auf Nicolas Wange. „Wenn du ein wenig auf dich achtgibst, vernünftig lebst und dich entsprechend schonst, brauchst du nicht zu befürchten, dass dieser Alptraum wahr wird.“

5 Romane Auswahlband Ärzte und Schicksale Februar 2019

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