Читать книгу Strand Krimi Paket: Auch Mörder unter den Freunden - Thriller Sommer 2020 - A. F. Morland - Страница 14
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ОглавлениеAm frühen Abend versuchten unsere Kollegen Leslie Morell und Jay Kronburg den „Wäscher von East Harlem“ aufzutreiben. Gutierrez hatte mehrere Wohnungen über ganz Manhattan verstreut. Es gab verschiedene Residenzen, die er über Strohmänner gekauft hatte und von deren Existenz nur sehr wenige Personen etwas wussten.
Manche munkelten, dass Gutierrez von Paranoia befallen wäre, andere waren der Überzeugung, dass er genug Feinde hatte, um gute Gründe für seine Angst zu haben.
Aber trotz seiner Ängste hätte Gutierrez niemals darauf verzichtet, sich Abend für Abend in einem der Clubs zu zeigen, die unter seiner Kontrolle standen. Das musste er schon deshalb tun, um allen Konkurrenten deutlich zu machen, dass er nach wie vor die Fäden in der Hand hielt und an ihm niemand vorbeikam, der in East Harlem aus Schwarzgeld schneeweißes Investmentkapital zu machen beabsichtigte.
Im New Vanguard, einer Bar in der 108. Straße Ost kontaktierten Leslie und Jay einen Mann namens Greg Tambino, der hin und wieder als Informant für uns tätig war. Er glaubte zu wissen, dass Gutierrez den heutigen Abend im Buena Vista, einem seiner derzeit angesagtesten Clubs geplant hatte. „Das ist eine Latino-Disco“, meinte Tambino. „Aber das Publikum besteht zum Großteil aus ganz gewöhnlichen Anglo White Americans. Die Preise sind gepfeffert. G-men wie Sie können sich von Ihrem Spesenkonto dort wahrscheinlich nicht einmal einen Tequila bestellen…“ Tambino kicherte in sich hinein, während Jay Kronburg dem Barkeeper im New Vanguard ein Zeichen gab, damit dieser Tambino das Glas nachfüllte.
„Wie kommen Sie darauf, dass Gutierrez heute dort ist?“, hakte unterdessen unser Kollege Special Agent Leslie Morell nach.
Tambino kicherte nur.
„Glauben Sie, ich gebe Ihnen meine Quelle preis, damit das Geld, das Ihr G-men in mich investiert in Zukunft anders wohin fließt!“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Ich mag vielleicht ab und zu einen über den Durst trinken, aber das heißt noch lange nicht, dass es hier oben bei mir schon aussetzt!“, glaubte er und tickte sich dabei mit dem Zeigefinger der rechten Hand gegen die Schläfe. „Er ist dort, verlassen Sie sich drauf.“
„Ab wann?“
„Jetzt schon. Und ich habe noch etwas ziemlich Interessantes gehört.“
„Und was?“, knurrte Jay mäßig interessiert. Er wusste nicht so recht, wie er die Qualität dieser Quelle nun eigentlich einordnen sollte. In der Vergangenheit hatten wir von Tambino schon so manchen wertvollen Tipp erhalten, aber in letzter Zeit war nichts Brauchbares mehr unter seinen Informationen gewesen. Nichts, worauf sich später irgendeine Festnahme oder Ähnliches hätte stützen lassen. Das Meiste waren derzeit Gerüchte und Dinge, die Tambino vom Hörensagen her wusste.
Er beugte sich vor, sprach plötzlich so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte. „Gutierrez soll, als er in den Lokalnachrichten des Fernsehens von Azzaros Tod gehört hat, eine Flasche seines besten Champagners geköpft haben!“
„Und Sie waren dabei – oder woher wissen Sie das so genau?“, fragte Jay ungläubig.
„Wenn ich’s Ihnen doch sage! Er hat sich gefreut, dass es Azzaro erwischt hat!“
„Aber das passt doch nicht zusammen!“
„Weil Azzaro sein Mann fürs Grobe war?“
„Ja.“
Tambino kicherte abermals. Sein anschließendes Aufstoßen sorgte dafür, dass sich schon einige der anderen Gäste im New Vanguard nach ihm umdrehten.
Leslie Morell verdrehte die Augen, während er Jay einen kurzen Blick zuwarf, der soviel bedeutete wie: Aus dem Kerl kriegen wir heute nicht mehr viel Vernünftiges heraus.
„Es soll in letzter Zeit zwischen Azzaro und seinem Herrn und Meister ein paar Spannungen gegeben haben.“
„Genaueres!“, forderte Leslie.
„Genaueres kann ich dazu nicht sagen. Aber das mit dem Champagner stimmt, das weiß ich von einem der Girls, die mit am Tisch saßen.“
„Wie heißt das Girl?“
„Eines der Go-Go-Girls aus dem Buena Vista. Nennt sich Dolores. Weiß der Geier, wie sie wirklich heißt. Die hat mir übrigens auch erzählt, dass Gutierrez ziemlich unerfreulichen Besuch von Benny Duarte hatte…“
„Dem Koks-Baron von East Harlem?“, fragte Jay.
„Genau.“
„Worum ging es?“
„Weiß ich leider nicht. Das Girl, von dem ich diese brandheiße Story habe, wurde rausgeschickt. Aber Gutierrez war kreidebleich hinterher und sein Hemd war Blut besudelt. Wenn Sie mich fragen, haben sich da zwei die Meinung auf ziemlich unangenehme Art gesagt!“ Tambino streckte die Hand aus. „Das ist eine Story, die nur ein paar Stunden alt ist, dafür sollten Sie etwas mehr springen lassen, als den üblichen Satz, Agent Kronburg.“