Читать книгу Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten - A. F. Morland - Страница 23

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Punkt 19 Uhr 30 betrat Bount Reiniger die volle Bar. Arthur Douglas hatte einen Tisch für ihn reserviert. Bount setzte sich und sah sich den Betrieb in Ruhe an.

Die Attraktion dieses Lokals waren die hübschen Service-Girls, die zwischen den Tischen umherflitzten. Sie trugen hautenge Trikots, die vom Hals bis zu den Zehenspitzen reichten und ihre makellosen Körper wie eine zweite Haut umschlossen.

Das gefiel den zumeist männlichen Gästen sehr. Ein ungeschriebenes Gesetz in Douglas’ Bar lautete: Ansehen ist erlaubt, anfassen verboten! Und alle hielten sich daran.

Eines dieser bezaubernden Mädchen kam zu Bount und fragte ihn nach seinen Wünschen. Er verkniff es sich, zu sagen, was ihm angesichts dieser üppigen Formen auf der Zunge lag. Da er schon für ein Jahr voraus Orangenjuice konsumiert hatte, bestellte er diesmal Kräuterbier, und er bedauerte, dass ihm nicht das Mädchen, sondern Arthur Douglas das Getränk brachte.

„Haben sie schon angerufen?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

Douglas schüttelte den Kopf. „Es wird aber bald geschehen.“ ,

„Kopf hoch“, sprach Bount dem vor Angst schwitzenden Mann Mut zu. „Wir kriegen die Brüder. Dann können Sie und etliche andere Barbesitzer aufatmen und endlich wieder ruhig schlafen.“

Douglas erweckte den Eindruck, als wäre er nicht mehr so ganz sicher, ob er richtig gehandelt hatte. Bount Reiniger war nur ein Mann. Und die anderen? Wie viele waren sie?

„Wir wollen hoffen, dass die Sache gut ausgeht“, sagte Douglas heiser, wandte sich um und zog sich zurück. Er hielt sich von nun an in der Nähe des Bartelefons auf, um den Anruf der Gangster sofort entgegennehmen zu können.

Der Betrieb lief zufriedenstellend. Eine zwölfköpfige Gruppe im Hintergrund des Lokals hatte irgendeinen Grund zum Feiern und leerte eine Flasche Champagner nach der anderen.

Der Klavierspieler, der allabendlich in Douglas’ Bar klimperte, sorgte für eine angenehme Atmosphäre. Er spielte mit geschlossenen Augen, phantasierte zwischen den einzelnen Nummern und verband sie auf eine großartig musikalische Weise.

Wenn ein Gast einen Liederwunsch hatte, brauchte er ihn dem Klavierspieler nur mitzuteilen, und ein Stück ging nahtlos in das andere über.

Arthur Douglas zog nervös an seiner Zigarette und legte sie auf den Rand des schweren Glasaschenbechers.

Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, während neben ihm zwei flinke Keeper laufend dafür sorgten, dass die Gäste ihre Drinks so rasch wie möglich erhielten.

Douglas fixierte mit den Augen das graue Telefon. Verdammt, warum ließen sie sich diesmal mit dem Anruf so lange Zeit? Wussten sie von Bount Reinigers Anwesenheit?

Der Barbesitzer schluckte trocken. Konnte man diesen Verbrechern überhaupt etwas verheimlichen? Ihr Vorteil war es, dass niemand sie kannte. Theoretisch konnten sie täglich einen Beobachter hier sitzen haben.

Unwillkürlich sah sich Douglas die Gesichter der zahlreichen Gäste an. Die meisten waren ihm bekannt. Manche kamen öfter, manche weniger häufig. Es gab aber auch immer wieder neue Gesichter, die hier auftauchten.

Vor allem auf sie konzentrierte sich Arthur Douglas. Befand sich jemand unter den Fremden, der ihn beobachtete? Douglas fuhr sich mit dem Finger in den Hemdkragen, der von Minute zu Minute enger zu werden schien.

Warum läutete nicht endlich das Telefon? In Griffnähe lag das Geld für die Gangster bereit. Die Lade war abgesperrt, der Schlüssel befand sich in Douglas’ Tasche.

Alles war für die Übergabe vorbereitet. Es fehlte nur noch der Anruf. Douglas musterte wieder die fremden Gesichter. Keiner dieser Leute kümmerte sich um ihn.

Das Telefon schlug an. Arthur Douglas zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen und griff blitzschnell nach dem Hörer. Er meldete sich mit der Telefonnummer der Bar.

Am anderen Ende der Leitung war jedoch keiner der Gangster, sondern Mrs. Rymbler, die ihren Mann sprechen wollte, der zu Douglas’ langjährigen Stammgästen zählte.

„Brett!“, rief Arthur Douglas. „Brett!“ Er winkte. „Deine Frau!“ Er hielt den Hörer hoch.

Brett Rymbler erhob sich. Fast zwei Meter war er groß, und er hatte so breite Schultern, dass ihm kein Anzug von der Stange passte. Douglas kannte auch seine Frau. Die beiden passten optisch überhaupt nicht zusammen. Nelly Rymbler war ein kleines, zartes Persönchen. Aber sie führten eine glückliche Ehe, soweit es Douglas bekannt war.

„Danke, Arthur“, sagte Rymbler und nahm Douglas den Hörer aus der Hand. Er hielt grinsend die Muschel zu. „Ist’n Kontrollanruf.“

Der Barbesitzer nickte. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

„Du sagst es.“ Rymbler nahm die Pranke von der Sprechmuschel und sagte freundlich: „Ja, Schätzchen?“ Douglas hoffte, dass Brett Rymbler nicht lange mit seiner Frau telefonierte, damit die Leitung bald wieder für die Gangster frei wurde. Nelly Rymbler hatte ihrem Mann zum Glück nicht viel zu sagen.

„Nein, ich trink’ nicht zu viel“, sagte Rymbler lächelnd. „Ja, ich fahre bald nach Hause. Bis später, Schätzchen.“ Er legte auf. „Vierzehn Jahre bin ich nun schon mit ihr verheiratet“, sagte er schmunzelnd, „und sie bemuttert mich immer noch wie am ersten Tag unserer Ehe.“

„Tu nicht so, als würde dir das nicht behagen“, sagte Douglas.

„Sie ist ein gutes Mädchen“, sagte Rymbler und nickte bestimmt. „O ja, das ist sie wirklich.“ Er begab sich wieder zu seinen Freunden.

Und das Telefon schlug abermals an. Jetzt, dachte Arthur Douglas. Jetzt! Er stand sofort unter Strom. Seine Finger schlossen sich um den Hörer, der noch warm von Brett Rymblers Hand war, und er meldete sich mit belegter Stimme.

Es war der Anruf, auf den er so nervös gewartet hatte. „Douglas?“, schnarrte eine unsympathische Stimme.

„Am Apparat“, beeilte sich der Barbesitzer zu sagen.

„Verdammt, wir haben Sie für etwas klüger gehalten!“

Douglas stöhnte auf, als hätte ihn ein schmerzhafter Faustschlag getroffen. „Ich … ich verstehe Sie nicht…stammelte er.

„Sie verstehen mich sehr gut, Douglas!“

„Das Losungswort! Sie haben doch angerufen, um mir das Losungswort zu sagen!“ Douglas’ Stimme klang weinerlich und flehend. „Bitte sagen Sie es mir!“

„Sie haben einen schweren, unverzeihlichen Fehler gemacht, Douglas!“

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“

„Ich rede von Bount Reiniger, Sie verdammter Narr!“, herrschte der Gangster ihn an. „Und das wissen Sie auch! Spielen Sie nicht den Ahnungslosen! Uns zu unterschätzen war das dümmste, was Sie tun konnten, Douglas! Das wird sich rächen!“ Es klickte in der Leitung. Der Anrufer hatte aufgelegt.

Arthur Douglas hatte das Gefühl, jemand wolle ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Er wankte, starrte den Hörer entgeistert an, presste ihn noch einmal ans Ohr und rief: „Hallo … Sie wollten mir doch das Losungswort …“

Kraftlos ließ er die Hand sinken. Der Hörer fiel auf den Apparat, und Douglas schleppte sich wie ein alter Mann, dessen Beine nicht mehr wollen, zu Bount Reiniger.

Er war kreidebleich. Bount wusste sofort, dass etwas schiefgelaufen war. Douglas ließ sich auf den gegenüberliegenden Stuhl fallen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen.

„Mein Gott, jetzt ist alles aus. Sie haben angerufen, Mister Reiniger. Sie wissen alles. Der Mann nannte mir das Losungswort nicht. Es wird niemand kommen, um das Geld abzuholen. Warum habe ich mich darauf eingelassen, Ihnen zu helfen? Man wird mich umbringen.“

Bount wollte wissen, was der Anrufer gesagt hatte. Douglas berichtete es ihm fast wörtlich. Bount Reiniger nahm an, dass die Gangster auf Douglas’ Geld nicht verzichten würden.

Möglicherweise war der Anruf als Schreckschuss gedacht gewesen. Es war durchaus drin, dass sich die Verbrecher das Geld – vielleicht mit einem saftigen Aufschlag – zu einem späteren Zeitpunkt holten.

Er machte den Barbesitzer mit diesen Überlegungen vertraut. „Ein zweites Mal kriegen Sie mich nicht herum, Reiniger“, sagte Douglas mit zitternder Stimme. „Ich werde jeden Betrag zahlen, den diese Leute verlangen. Wenn Sie sie kriegen wollen, müssen Sie sich an jemand anders wenden. Mich können Sie vergessen. Ich tu’ Ihnen keinen Gefallen mehr.“

Bount nahm dem Mann diese Reaktion nicht übel. Er konnte Douglas verstehen. Das Leben des Barbesitzers hing im Augenblick an einem seidenen Faden. Bount wollte es mit seiner Anwesenheit nicht noch mehr gefährden, deshalb ging er und legte sich in der Nähe auf die Lauer, um nötigenfalls eingreifen zu können, wenn es Douglas an den Kragen gehen sollte.

Doch es passierte nichts. Arthur Douglas blieb am Leben, und das war der erfreulichste Aspekt an der ganzen leidigen Sache.

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