Читать книгу Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten - A. F. Morland - Страница 32
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Оглавление„Du meine Güte, die ist doch wohl verrückt. Bei diesem Wetter nackt auf der Böschung.“ Susanne, eine kleine zierliche Blondine, gab sich immer alle Mühe zu beweisen, dass die Blondinen-Witze keine Berechtigung hatten. Doch diesmal wollte niemand lachen, sondern alle rückten zur Seite, um Susanne einen ungehinderten Blick auf die Leiche zu ermöglichen. Susanne schrie leise auf und schlug eine Hand vor den Mund. „Die ist ja wirklich tot.“
Daran bestand kein Zweifel. Die recht attraktive Frau lag regungslos in dem kalten, nassen Gras der Rahlauböschung, unter der linken Brust steckte ein schwarzer Messergriff, von der Klinge war nichts zu sehen, das lange brünette Haar war wie ein Schleier um den Kopf ausgebreitet. Rund um die Einstichstelle bildete getrocknetes Blut eine Art Kranz, den der seit zwei Stunden fallende eiskalte Nieselregen zum Teil schon aufgeweicht und abgewaschen hatte. Der Körper glänzte feucht. Die Zuschauer standen stumm auf dem asphaltierten Weg, der oben auf dem Damm verläuft, und rührten sich erst, als Polizisten mit rotweißen Bändern und Eisenstangen erschienen, um eine Absperrung rings um den Frauenkörper zu stecken. Niemand wollte gehen, im Gegenteil, immer neue Passanten blieben, von dem Auflauf angelockt, bei der Gruppe stehen und warteten darauf, dass etwas geschah.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ein Trio erschien und sich energisch einen Weg durch die Neugierigen bahnte. Der Arzt hatte sich schon die Handschuhe angezogen und kniete neben der Leiche nieder. Der Polizeifotograf begann mit seiner Arbeit. Eine schlanke, energische Frau, gefolgt von einem großen, breitschultrigen Mann, wandte sich an die Neugierigen. „Kennt jemand die Tote?“
„Ja.“ Ein älterer Mann mit einem Dreitagebart hob die Hand. „Sie heißt Gunda Harsfeld.“
„Und wer hat die Leiche gefunden?“
„Ich.“
„Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“
„Ich heiße Peter Schröder.“
„Und woher kennen Sie Frau Harsfeld?“
„Ich bin Inspizient drüben in einer Studiofirma.“ Mit dem Daumen deutete er über die Schulter auf die Gebäude in seinem Rücken. „Frau Harsfeld war eine Kleindarstellerin.“ Aus der Gruppe ertönte zustimmendes Gemurmel. „Gunda hat gelegentlich bei uns gedreht.“
„Und wo wohnte Frau Harsfeld?“
Jetzt antwortete eine mollige Frau. „Da unten im Wöschenhof.“
Die Kriminalbeamtin runzelte die Stirn. „Wer oder was ist der Wöschenhof?“
Schröder lachte gutmütig. „Sagen Sie bloß, Sie kennen den Wöschenhof nicht. Die stadtberühmte Verlängerung der Tonndorfer Schulstraße?“
„Nein“, antwortete Lisaweta Koschwitz gereizt.
„Wie gut, dass Sie nicht bei der Feuerwehr arbeiten“, pflaumte der Mann sie gutmütig an.
„Dann hätten wir längst die Schläuche eingekuppelt und Sie alle abgeduscht.“
Der Arzt richtete sich auf. Vielleicht wollte er ein Blutbad verhindern; er kannte Lisaweta Koschwitz und ihr Temperament, das sehr oft im falschen Moment überschäumte. „Ein einziger Stich, genau ins Herz, Lisa.“
„Und wann?“
„Gestern gegen siebzehn Uhr. Pi mal Daumen geschätzt. Sie hat aber nicht die ganze Zeit hier gelegen. Schau dir mal die Leichenflecken an! Die Wunde muss außerdem scheußlich geblutet haben. Aber hier ist kaum Blut in den Boden gesickert.“
„Wann ist die Leiche hier abgelegt worden?“
„Ich würde denken, gegen Mitternacht, als der Regen noch nicht begonnen hatte. Aber Näheres …“
„… erst nach der Obduktion“, ergänzt Lisa Koschwitz ergeben. „Anzeichen für eine Sexualtat?“
„Nix. Es sieht nach einem sauberen Mord aus.“
„Na dann. Mögliche Fußspuren auf dem Rasen und auf dem Weg haben die freundlichen Gaffer zertreten. Ihr dürft sie haben.“ Der Fotograf packte seine Kamera ein, nachdem er sie sorgfältig abgetrocknet hatte.
Zwei Männer mit einer Art Bahre traten heran und legten die Leiche auf das Segeltuch. Einer deckte endlich ein Tuch über den nackten Frauenkörper, und für die Mehrheit schien das eine Art Kommando zu sein. Die Gruppe zerstreute sich und Lisa winkte Schröder heran. „Wo finde ich Sie nachher?“
„Gebäude L wie Ludwig, achter Stock. Ordania-Film.“
„Okay, dann bis nachher.“
Lisas Begleiter hatte schon mit dem Präsidium telefoniert.
„Harsfeld, Wöschenhof 39. Die Saling ist zuständig und kommt, wenn ihre Verhandlung nicht so lange dauert.“
„Die Kollegen sollen sich mal nach der Kleidung, Handtasche und den Schuhen umsehen. Bei der Temperatur müsste es eigentlich auch einen Mantel oder eine dicke Jacke geben.“
Der Polizeitrupp rückte ab, und Lisa Koschwitz winkte Kai Ringel heran. „Du musst Klinken putzen, Kai. Tut mir leid, aber vielleicht ist einem Nachbarn heute Nacht etwas aufgefallen.“
„Und du?“
„Ich rede mit diesem Schröder. Wer zuerst fertig ist, ruft an, damit wir uns die Wohnung anschauen. Die Spurensicherung soll so lange warten.“