Читать книгу Krimi Sammelband 12001: Riesen Mords-Paket November 2019 - 1000 kriminelle Seiten - A. F. Morland - Страница 27
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ОглавлениеIm Inneren des Lokals war ein grellroter Feuerball entstanden, der von einem dumpfen Knall begleitet wurde.
Die Druckwelle drückte das große Fensterglas aus dem Rahmen. Es fiel klirrend auf den Gehsteig, und dann herrschte eine Stille, die Bount Reiniger nie vergessen würde.
Totenstille!
Bount Reiniger rammte den Wagenschlag auf und sprang aus dem Mercedes. Jetzt ertönten die ersten Schreie. Panik griff in der Bar um sich. Die Gäste ergriffen die Flucht.
Verletzte schrien. Es war ein Inferno – und June March steckte mittendrin. Das trieb Bount Reiniger den kalten Schweiß aus allen Poren. Er rannte zur Bar. Rufe nach Polizei und Rettung wurden laut.
Bount war der einzige, der in das Lokal hinein wollte. Alle anderen drängten heraus. Es war unmöglich, durch die Tür in die Bar zu gelangen. Bount hastete zum Fenster.
Das Feuer fraß sich mit unvorstellbarer Gier über Vorhänge und Stoffbezüge. Die Explosion hatte etliche Schnapsflaschen zertrümmert. Der Alkohol brannte lichterloh, während glosende Schaumdämmplatten gefährlich giftige Rauchgaswolken absonderten.
Hitze, Feuer, Qualm … Wo war June March? Bount brüllte ihren Namen. Er stolperte über Tische und Stühle, die die Druckwelle umgeworfen hatte. Die Hitze nahm ihm den Atem.
„June!“, schrie er aus vollen Lungen.
Beißender Rauch stürzte sich in seinen Hals und zwang ihn, zu husten.
„June!“
Die Luft waberte. Prasselnd fraß sich das Feuer durch das Lokal. Bount entdeckte einen Verletzten. Er eilte zu ihm, schleuderte alles zur Seite, was auf dem Mann lag, half ihm auf die Beine und führte ihn zum Ausgang. Irgend jemand übernahm den Verletzten, und Bount kehrte um.
Er kämpfte sich durch die Flammen bis zum Tresen vor. Arthur Douglas lag dahinter. Tot. Die Flammen leckten über Douglas’ Jackett. Bount ließ den Toten nicht liegen.
Schwitzend und keuchend zerrte er den Mann hinter dem Tresen hervor und schleppte ihn zum Fenster, wo sich jemand fand, der ihm den Leichnam abnahm.
„Kommen Sie heraus!“, rief ihm ein Mann zu.
„Kann ich nicht!“, erwiderte Bount Reiniger aufgewühlt. Er war in großer Sorge um June March, deren Schicksal immer noch ungewiss war.
„Sie bringen sich um!“, schrie der Mann.
„Ich muss zurück!“, keuchte Bount und hetzte davon. „June! June!“
Er hielt die Arme schützend vors Gesicht und hatte das Gefühl, verrückt zu werden, weil sich June nicht meldete. In einer Ecke des Lokals fand er sie schließlich.
Ihm blieb das Herz vor Schreck stehen. June trug das Trikot eines Service-Girls. Es war jetzt unwichtig, wie sie es erreicht hatte, zu einem solchen Trikot zu kommen.
Sie lag auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen, regte sich nicht. Die Fülle ihres Blonden Haares war um ihren Kopf auf dem Teppichboden ausgebreitet.
Bount schob seine Arme unter ihren Körper und stand mit ihr auf. Draußen traf inzwischen die Feuerwehr ein.
Bount schritt mit seiner Last durch das Feuer. Sein Gesicht wirkte in diesem Augenblick wie aus Granit gemeißelt. Es hatte den Anschein, als hätte er June für immer verloren. Er wusste, dass er über diesen Verlust nie hinwegkommen würde.
Feuerwehrleute stürmten mit Atemschutzmasken in die Bar und begannen sogleich mit der Brandbekämpfung. Jemand wollte Bount das Mädchen abnehmen, doch er gab June nicht her.
Mehrere Ambulanzfahrzeuge erreichten die Bar. Um Bount herum wurde alles seltsam unwirklich. Er vernahm aufgeregte Stimmen, ohne zu verstehen, was die Leute sagten.
Vor seinem geistigen Auge erschien June March, strahlend frisch, quicklebendig, mit einem Lächeln, das ihm die Seele wärmte.
„Bitte, Sir!“, sagte jemand eindringlich zu ihm. Er schien es schon zum zweiten Mal zu sagen. „Geben Sie uns das Mädchen!“
Bount sah, dass der Mann zur Ambulanzbesatzung gehörte. Er überließ ihm und seinem Kollegen das Mädchen. Sie legten sie auf eine fahrbare Trage, stülpten ihr eine Sauerstoffmaske über das Gesicht, und rollten sie fort.
„Wohin bringen Sie sie?“, hörte sich Bount fragen.
Man nannte ihm den Namen des Hospitals. Wie in Trance machte Bount Reiniger kehrt.
Er setzte sich in seinen Wagen, fuhr los und erreichte das Krankenhaus in wenigen Minuten. Was für ein Fall, dachte er wütend. Was für ein gottverdammter Fall!
Jimmy Taylors Leben hing an einem seidenen Faden. Die Gangster verlangten, dass er, Bount, sich freiwillig in ihre Gewalt begab. June March lebte möglicherweise nicht mehr … Jay Pepper – tot. Arthur Douglas – auch tot!
Bount riss sich zusammen. Er musste wieder klarkommen, das war jetzt ungemein wichtig, sonst geriet auch er unter die Räder. Er eilte in das Hospital und entdeckte in der großen Halle die Bahre, auf der June March lag.
Er hatte das Gefühl, sein Herz würde hoch oben im Hals schlagen, und eine unbeschreibliche Freude übermannte ihn, als er sah, dass June die Augen offen hatte.
„June!“
„Bount!“
Er rannte auf sie zu. Sie wollte sich aufsetzen, doch der Pfleger, der bei ihr war, ließ es nicht zu.
„Mein Gott, June, du lebst!“ Bount trat neben sie und nahm ihr Gesicht in seine Hände.
„Es… es tut mir schrecklich leid, Bount …“
„Vergiss es. Hauptsache, du bist okay. Bist du okay?“
„Ich glaube schon. Ich wollte dir helfen, Bount … Ich hoffte, dich überraschen zu können …“
Bount nickte heftig. „Das ist dir – verflixt noch mal – gelungen. Eigentlich müsste ich furchtbar böse mit dir sein, aber ich kann es nicht. Ich bin so froh, dass du lebst.“
„Die Bombe, Bount … Ich weiß, wer sie geworfen hat. Ich habe den Mann gesehen.“
Bounts Augen weiteten sich. Wissbegierig starrte er seine Mitarbeiterin an. „Wer war’s?“
„Einer der Czukor-Zwillinge.“ Jetzt verengten sich Bounts Augen und wurden zu schmalen Schlitzen, während er zwischen den Zähnen hervorpresste: „Das war’s dann wohl, Mister Lorne Rogers!“
Man rollte June fort, denn sie musste untersucht werden. Bount rief ihr nach, er würde sich bald wieder um sie kümmern, dann stürmte er aus dem Krankenhaus, denn nun war eine große Abrechnung fällig.