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Nachdem die Kollegen Rodrigez abgeholt hatten, empfing uns noch ein ziemlich nervöser Eric Hernandez in seinem Büro.

Herandez war ein hochgewachsener Mann mit dunklen, leicht gewellten Haaren. Seine Hände wirkten für einen Mann sehr zart und feingliederig.

Hernandez hatte uns erwartet.

Ein grimmig dreinblickender Leibwächter und ein Anwalt bildeten eine Art Begleitschutz für ihn.

"Special Agent Jesse Trevellian", stellte ich mich vor. "Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Wir haben ein paar Fragen an Sie."

"In Zusammenhang mit Lester Rodrigez?", fragte Hernandez.

"Ja, deshalb auch."

"Er ist mein Angestellter, aber das heißt nicht, dass ich dafür haften muss, wenn er Mist gebaut hat."

"Sie sind auf Kaution frei, nicht wahr? Das heißt, dass Sie im Handumdrehen wieder im Gefängnis sitzen, wenn irgendetwas vorfällt..."

Er grinste mich an. "Sie wollen mir drohen, Agent Trevellian? Mein Anwalt, Mister Thornton, ist Zeuge und wird..."

"Regen Sie sich nicht unnötig auf", unterbrach ich ihn.

"Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass es Ihnen übel bekommen wird, wenn Sie mir irgendwelche Bären aufzubinden versuchen!"

"Sie versuchen, meinen Mandanten einzuschüchtern, Agent Trevellian! Ich muss dagegen protestieren!", meldete sich Thornton, der Anwalt, mit hochrotem Kopf zu Wort.

"Einspruch stattgegeben", sagte ich. "Aber Sie sind hier nicht vor Gericht. Noch nicht."

Hernandez hob die Augenbrauen.

"Was wollen Sie, Trevellian?"

"Haben Sie eine Ahnung, was Rodrigez gestern bei Special Agent in Charge Jonathan D. McKee wollte?"

"Nein, keine Ahnung."

Hernandez' Gesicht verdüsterte sich sichtlich bei der Nennung dieses Namens.

"Wir verdächtigen ihn, in Mister McKees Privatwohnung eingedrungen zu sein und dort Wanzen angebracht zu haben."

"Warum sollte er das tun?"

"Vielleicht hatte er einen Auftrag von Ihnen!"

"Ach!"

"Haben Sie dazu irgendetwas zu sagen?"

"Hören Sie, G-man, ich mag Ihren Mister McKee nicht und Sie sind mir auch nicht besonders sympathisch, aber um Ihren Vorgesetzten fertig zu machen, brauche eine Kompanie von Anwälten, aber nicht Männer wie Rodrigez..."

"Wie weit geht Ihre Abneigung gegen Mister McKee?"

"Worauf wollen Sie hinaus?"

"Er brachte Ihren Vater hinter Gitter..."

"...wo er nach kurzer Zeit jämmerlich starb, ich weiß."

"Kurz nach Mister McKees Aussage vor Gericht wurde auf ihn geschossen."

Hernandez zuckte die Schultern. "Wenn der Schütze getroffen hätte, würde mir das nicht leid tun. Aber ich habe nichts damit zu tun."

"Das hoffe ich, Hernandez. Für Sie!"

Milo legte mir eine Hand auf die Schulter.

"Hier kommen wir nicht weiter, Jesse."

Ich atmete tief durch. Hernandez' selbstzufriedenes Lächeln reizte mich bis aufs Blut.

Ich richtete den Zeigefinger auf Hernandez.

Mein Blick fiel wieder auf die feingliedrigen, zierlichen Hände dieses Mannes. Mister McKees Schilderung von dem Abdruck auf der Fensterscheibe ging mir nicht aus dem Kopf.

"Wo waren Sie gestern, so zwischen 10.30 und 11.30?"

Hernandez verzog das Gesicht.

"Im Gericht, G-man! Weil Ihre Bluthunde mir ja unbedingt was anhängen musstet, anstatt ehrliche Geschäftsleute ihren Job machen zu lassen!"

"Irrtum, Mister Hernandez. Verkaufen Sie mich nicht für dumm, ich habe mich genau informiert. Nach der Vernehmung von Mister McKee wurde die Sitzung für anderthalb Stunden unterbrochen."

"Wahrscheinlich habe ich mich dann mit Mister Thornton, meinem Anwalt beraten... Er wird jederzeit bestätigen, dass wir zusammen waren."

"Sofern Mister Thornton darauf Wert legt, wegen Meineides dranzukommen und seine Zulassung als Anwalt zu verlieren, nur zu!", ermunterte ich.

"Was soll denn das nun wieder heißen?"

Ich wandte mich an Thornton. "Nun, sagen Sie es selbst, wo Sie waren!"

"Sie wissen es doch! Bei einer Besprechung zwischen Staatsanwalt, Richter und Anwalt der Verteidigung..."

"...bei der Mister Hernandez nicht dabei war!", vollendete ich.

Thornton wandte sich an Hernandez.

"Tut mir Leid, Mister Hernandez..."

Hernandez lachte schallend. Er erhob sich, ging auf mich zu und sandte mir einen Blick zu, von dem man glauben konnte, dass er im Stande war zu töten. "Okay", sagte er. "Ich war mit meinen Leibwächtern in Buzzard's Coffee Shop frühstücken. Und wenn's sein muss, wird das gesamte Personal des HEAVENLY Stein und Bein schwören, dabei gewesen zu sein!"

Ich lächelte dünn. "Beim nächsten Mal sollten Sie sich ein Alibi ausdenken, das wenigstens den Hauch von Glaubwürdigkeit hat. Sie werden es brauchen..."

"Es wird kein nächstes Mal geben, Trevellian!"

"Oh, doch, das wird es", prophezeite ich ihm.

Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis

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