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Das PARADISE lag in der Prince Street. Es war einer der nobelsten Nachtclubs des Big Apple. Ein Laden, in dem Smoking-Zwang herrschte und der Abend schnell tausend Dollar kosten konnte.

Als Ray Torillo zusammen mit zwei Bodyguards eintraf, gab er einem der Kellner seine Karte. Auf der Showbühne tanzte derweil eine Gruppe bildschöner Girls, die völlig synchron nach und nach den Rest ihrer ohnehin sehr spärlichen Kleidung ablegten.

Ray Torillo verzog gelangweilt den Mund.

"Eure Mitternachtsshow ist aber auch nicht das, was sie mal war", meinte er abfällig.

"Die Prince Street ist nicht Las Vegas", erwiderte der Kellner.

Torillo lachte dröhnend. Einige der Gäste drehten sich um.

"Wenn euer Boß Mumm in den Knochen hätte, würde er aus so einem Laden etwas machen! Etwas, das Las Vegas vergessen lässt!"

Der Kellner war zu höflich, um etwas zu erwidern.

"Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Mister Parese erwartet Sie im Separee..."

"Oh, dann muss es ja wichtig sein." Torillo stieß einem seiner Männer den Ellbogen in die Rippen. "Glotz nicht so, Billy! Eine so miese Show ist es nicht wert, dass du dir dafür die Augäpfel verrenkst."

Sie folgten dem Kellner durch eine Nebentür.

Sie gingen ein Flur entlang. Vor einer zweiflügligen Ebenholztür standen zwei martialisch aussehende Wächter.

Einer von ihnen hatte eine Uzi über der Schulter. Bei dem anderen ragte der Griff eines Revolvers zwischen den Knöpfen seines Jacketts hindurch.

"Waffenkontrolle", grunzte einer der beiden.

"Wer sagt das?", rief Torilo aufgebracht. "Das kommt nicht in Frage!"

"Mister Parese sagt das."

"Dann gehen wir gleich wieder. Und du kannst deinem Boss sagen, dass er mich bitte nie wieder wegen einer angeblich wichtigen Sache aus dem Bett klingeln soll! Kapiert?"

Die beiden Gorillas sahen sich ratlos an.

"Einen Moment", meinte dann der mit dem Revolver.

Er öffnete die Tür, verschwand für ein paar Augenblicke und kehrte dann mit hochrotem Kopf zurück. "Kommen Sie rein!", forderte er.

Torillo grinste abschätzig.

"Früher hätte Big Andy Parese sich nicht von solchen Volltrotteln bewachen lassen!", versetzte er, während er an den beiden Gorillas vorbeiging.

Zusammen mit seinen Bodyguards betrat er einen Raum, in dessen Mitte sich eine lange Tafel befand. Ungefähr ein Dutzend Personen hatten bereits daran platzgenommen, aber mehr als die Hälfte davon waren Leibwächter und anderes Begleitpersonal.

Der weißhaarige Andy - eigentlich Andrea - Parese saß am Ende der Tafel.

Torillo sah sich um.

Parese war nicht die einzige bedeutsame Persönlichkeit im Raum.

Da war zum Beispiel noch 'Big Daddy' Jefferson, ein hagerer Schwarzer mit grauen Haaren. Er führte ein Glücksspiel-Syndikat in Harlem. Links von ihm hatte ein massiger, kahlköpfiger Mann platzgenommen. Er hieß Joe Jordanovich, hatte lange Zeit ein Drogenkartell angeführt, war Anfang der Achtziger auf illegale Müllentsorgung umgestiegen und hatte sich inzwischen mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt. Zumindest, was den kriminellen Teil seiner Geschäfte anging.

"Sie sind der letzte, Torillo", sagte Parese mit leichtem Tadel in der Stimme.

"Ja, und ich wäre fast wieder gegangen. Nächstes mal tue ich das auch, wenn Sie Ihren Wach-Idioten nicht beibringen können, mich mit Respekt zu behandeln!"

Parese lächelte matt.

"Sie sind jung, Torillo. Aber wenn Sie ein ganz großer werden wollen, müssen Sie lernen Ihre Gefühle zu kontrollieren!"

Torillo verzog verächtlich das Gesicht. Er setzte sich.

Seine Männer nahmen neben ihm Platz.

"Fangen Sie an, Parese. Was ist so wichtig, dass Sie eine große Versammlung einberufen müssen... Mitten in der Nacht!" Torillo lachte heiser. "Oder geht Ihr Nachtclub inzwischen so schlecht, dass Sie auf diese Weise Kunden zu Ihrer müden Strip-Show herbeilotsen müssen!"

Pareses Gesicht erstarrte.

Der Blick, den er Torollo nun zuwandte, war eisig.

Er schien es als unter seiner Würde zu empfinden, darauf zu antworten.

Stattdessen meldete sich 'Big Daddy' Jefferson zu Wort.

"Halt den Rand, Torillo! Wenn wir nicht schnell handeln, geht es vielleicht auch um deinen Arsch!"

Ein ungemütliches Schweigen entstand.

Dann begann Parese zu reden.

"Es geht um Harker", erklärte er. "Er ist wieder auf freiem Fuß, hat einen Krankenhausaufenthalt zur Flucht benutzt. Er hat versucht, seine alten Verbindungen wieder aufzunehmen, sich Waffen besorgt und setzt uns jetzt die Pistole auf die Brust. Wir sollen ihm helfen, aus alter Verbundenheit - und damit er uns nicht in Schwierigkeiten bringt."

"Klingt interessant", sagte Torillo. "Ich weiß nur erstens nicht, wer Harker war und zweitens, was ich mit der Sache zu tun habe. Ich kenne niemanden, der so heißt."

Parese sah Torillo mit seinen eisgrauen Augen an.

Der alte Mann nippte an der Espresso-Tasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. Er lehnte sich etwas zurück.

"Harker war ein Hitman. Ein Lohnkiller. Einer der besten seines Fachs. Vor 25 Jahren hat das FBI ihn geschnappt, seitdem saß er auf Riker's Island ein. Er hat Glück gehabt, in einer Zeit verhaftet zu werden, in der es in New York State keine Todesstrafe gab..."

"Wo liegt das Problem?", fragte Torillo.

"Wir alle gehörten zu seinen ehemaligen Auftraggebern, deswegen habe ich Sie hier zusammengerufen. Harker will, dass wir ihm helfen. Er ist ein krebskranker alter Mann, der nichts mehr zu verlieren hat und kompromisslos über Leichen gehen wird. Er wird nicht einmal mehr lange genug leben, um die Vollstreckung eines Todesurteils zu erleben, das man wegen eines weiteren Mordes gegen ihn verhängen könnte."

"Das Problem ist nur, dass wir ihm nicht helfen können", ergänzte Joe Jordanovich. "Er bringt uns in Schwierigkeiten. Die Spur, die er zieht führt direkt zu uns - und dann können auch Dinge aus der Vergangenheit ans Licht kommen, die besser begraben bleiben."

"Na, schön, dann regeln Sie mal Ihr Problem, Gentlemen. Wird Ihnen sicher nicht schwerfallen. Wie ich sehe, habe ich nichts damit zu tun - und ich möchte auch nichts weiter darüber wissen!"

Torillo erhob sich.

"Bleiben Sie sitzen, Torillo!", fauchte Parese, dessen Geduld nun am Ende war.

Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch.

Torillo erstarrte, schließlich setzte er sich wieder.

Unnötigen Streit mit der Parese-Familie konnte er im Moment nicht gebrauchen. Es gab schon genug Ärger mit seinem Cousin Eric Hernandez, der dumm genug gewesen war, sich vor Gericht ziehen zu lassen.

"Okay", sagte Torillo. "Schießen Sie los!"

"Harker hat unter anderem für Ihren Vater gearbeitet, Torillo. Und für einige Leute, die sich inzwischen unter Ihren Schutz gestellt haben. Und deren Probleme können ganz schnell auch die Ihren werden. Also wie Sie's auch drehen und wenden, Sie hängen mit drin."

Torillo wurde kleinlaut.

"Das wusste ich nicht", sagte er.

"Aber jetzt wissen Sie's. Und es fragt sich, was wir machen."

"Lässt Harker sich aufspüren?", fragte 'Big Daddy' Jefferson.

"Möglicherweise. Er hat Kontakt mit einem meiner Leute aufgenommen, um an falsche Papiere zu kommen."

"Auf jeden Fall brauchen wir einen Klassemann, der ihn hinstreckt", war Jordanovich überzeugt.

"An wen denken Sie?", fragte Parese.

'Big Daddy' Jefferson wandte sich an Torillo.

"Torillo, Sie haben doch gute Leute an der Hand!"

"Kommt nicht in Frage."

"'Ne große Klappe, aber wenn's drauf ankommt kneifen, was?"

"Vielleicht sollten wir tatsächlich jemand Außenstehenden nehmen", meinte Parese. "Wie wär's mit dem Basken? Er soll in der Stadt sein."

Jordanovich zuckte die Achseln. " Der Baske? Warum nicht! Wenn er's diskret macht..."

"Macht er", versprach Parese. "Jemand dagegen? Also beschlossen!"

Jefferson sagte: "Es muss sehr schnell gehen. Am besten, Sie nehmen noch heute Nacht Kontakt mit dem Basken auf... Am Finanziellen soll's nicht liegen!"

Serienkiller und Mord-Schakale: 10 Krimis

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