Читать книгу Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket - A. F. Morland - Страница 34

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Am nächsten Morgen erfuhren wir die Identität des dritten Opfers, das bei dem Anschlag auf den Coffee Shop ums Leben gekommen war. Es handelte sich um Jason Carlos, der auch bereits von Dr. Donovan als Teilnehmer der Zusammenkünfte in seiner Praxis angegeben worden war.

Jason Carlos war kein unbeschriebenes Blatt. Die Abfrage über NYSIS ergab eine ziemlich lange Liste von Vorstrafen. Er galt nach den bisherigen Erkenntnissen als Boss eines Drogenrings von Exilkubanern und passte somit ins Bild.

„Es scheint so, als hätte der Road Killer den Auftrag, systematisch die Teilnehmer der konspirativen Treffen in Dr. Donovans Praxis umzubringen“, äußerte Max Carter seine Ansicht, als wir im Büro von Mr McKee auf den neuesten Stand der Ermittlungen gebracht wurden.

Dieses Mal nahm auch ein Vertreter der Drogenpolizei DEA an der Besprechung teil. Er hieß Derek Potter und war ein mittelgroßer Mann mit aschblonden Haaren und einer sehr markanten Brille.

„Meine Kollegen sind den von Ihrer Seite stammenden Hinweisen auf die bevorstehende Übernahme des Marktes durch ein auswärtiges Syndikat intensiv nachgegangen“, erklärte Derek Potter, nachdem Mr McKee ihm das Wort erteilt hatte. „Zunächst mal hat uns stutzig gemacht, dass die Heroinpreise nicht gefallen sind, was sehr häufig mit derartigen Veränderungen auf der Anbieterseite einhergeht. Zumindest für eine Übergangsfrist, bis sich die Verhältnisse wieder ‚geordnet’ haben und es nicht mehr nötig ist, die Konkurrenz mit billigem Stoff aus dem Rennen zu schlagen. Aber die Preise allein wären andererseits auch kein Argument, eine solche Entwicklung völlig auszuschließen. Tatsache ist aber, dass es zwar jede Menge Gerüchte darüber gibt, aber keinen einzigen konkreten Hinweis.“

„Was ist mit der Philadelphia-Connection?“, fragte Mr McKee.

„Unsere Kollegen vor Ort halten es für unwahrscheinlich, dass man dort derzeit an eine Expansion des Geschäftes denkt, sondern glauben eher, dass es sich um gezielt gestreute Desinformationen handelt.“

„Und zu welchem Zweck?“, erkundigt sich Mr McKee.

„Es könnte sein, dass der wahre Auftraggeber des Road Killers einfach noch nicht in Erscheinung treten möchte und es ihm ganz recht ist, wenn jemand anderes die Zielscheibe für eventuelle Gegenmaßnahmen bietet. Schließlich brauchen wir ja wohl nicht damit zu rechnen, dass die hiesigen Heroin-Bosse tatenlos dasitzen und sich der Reihe nach umbringen lassen. Was die Philadelphia-Connection angeht, so scheinen dort ja im Moment alle, die wir im Verdacht haben, daran beteiligt zu sein, auf Tauchstation zu gehen und sich zu bemühen, sehr vorsichtig zu agieren.“

„Dann stehen wir mit unseren Ermittlungen, was die Hintermänner dieser Mordserie angeht wohl wieder ganz am Anfang!“, zog Clive Caravaggio einen nahe liegenden, aber ziemlich deprimierenden Schluss.

Immerhin waren unsere Kollegen aus dem Innendienst inzwischen bei der Fahndung nach dem Road Killer ein Stück weitergekommen.

„Wir haben zirka zwanzig Personen aus unserer umfangreichen NYSIS-Abfrage herausgefiltert, die in allen wesentlichen Merkmalen übereinstimmen, von denen wir glauben, dass sie auf den Täter zutreffen“, erklärte Max Carter. „Sie sind männlich, etwa 1,80 m groß, weisen einen medizinischen Grund auf, um zumindest auf der rechten Seite einen orthopädischen Schuh zu tragen, sind mindestens dreißig Jahre alt und haben eine bekannte Vorliebe für Motorräder. Außerdem sind alle in ihrer Anfangszeit durch kleinere Straftaten vorwiegend im Bereich Körperverletzung und Drogen aufgefallen und sitzen derzeit nicht in Haft. Alle ermittelten Personen haben oder hatten mehr oder minder deutliche Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Fünf stehen gegenwärtig unter Bewährung. Daher sind ihre Aufenthaltsorte bekannt, die im übrigen über die gesamten USA verstreut liegen.“

„Dann werden wir veranlassen, dass zumindest diese fünf so schnell wie möglich Besuch von Agenten der zuständigen Field Offices bekommen“, kündigte Mr McKee an.

Max Carter nickte. „Das durchaus sinnvoll, um diese Personen definitiv auszuschließen. Ehrlich gesagt, halte ich diese Gruppe für Verdächtige zweiter Klasse, denn das Risiko, als Hitman zu arbeiten und gleichzeitig unter Bewährungsaufsicht zu stehen, ist meiner Ansicht nach einfach zu groß. Ein wirklicher Profi würde warten, bis die Zeit um ist. Bleiben insgesamt 15 Personen. Wir haben versucht, deren Aufenthaltsorte zu bestimmen. Sechs dieser Personen sind seit Jahren spurlos verschwunden, bei dem Rest sind wir auf Angaben wie Telefonnummer, Adresse oder Sozialversicherungsnummer und Führerschein gestoßen, müssen aber die Daten noch überprüfen. Von den sechs spurlos Verschwundenen ist einer möglicherweise in Mexiko verstorben. Das müssen wir noch genauer überprüfen und eine Namensgleichheit ausschließen. Die Anderen könnten untergetaucht sein und sind damit Kandidaten, die in engere Wahl kommen.“

„Bleiben also noch fünf Namen“, stellte Mr McKee fest.

„Ja, wobei es natürlich sein kann, dass unser Killer einfach durch das Raster gerutscht ist, weil er entweder noch nie vorbestraft war oder wir schlicht und ergreifend die falschen Merkmale angelegt haben. Manchmal waren die Eingrenzungen schlicht willkürlich und beruhten auf Spekulationen. Zum Beispiel beim Alter! Wir gehen davon aus, dass der Täter mindestens dreißig Jahre alt sein muss, da die erste Tat, die mit dem Road Killer in Verbindung gebracht wird, zwölf Jahre zurückliegt und wir es für sehr unwahrscheinlich halten, dass dieser Mord von einem Minderjährigen begangen wurde. Angenommen, die Zuordnung dieser Tat zum Road Killer ist falsch, dann könnte der Täter natürlich auch jünger sein.“

„Gibt es irgendeinen unter den Verdächtigen, der Verbindung zur Philadelphia-Connection hatte?“, fragte Clive.

Max schüttelte den Kopf. „Wir hatten jemanden, auf den das zutraf, aber der sitzt zurzeit eine langjährige Gefängnisstrafe ab.“

Max Carter aktivierte sein Laptop und schaltete den Beamer ein. Das Gesicht eines jungen Mannes erschien an der Wand. Er hatte dunkles Haar, weiche Gesichtszüge und war offensichtlich nach einer Verhaftung fotografiert worden.

„Das ist Mickey Ariano – oder besser gesagt: Das war er vor zwölf Jahren. Er wurde wegen Körperverletzung verhaftet und ist der einzige unter den Verdächtigen, der eine Verbindung zu unserem Fall hat – wenn auch eine lockere. Ariano war eine Zeitlang Türsteher im Latin Pop, das damals noch ‚La Mariposa’ hieß und Murray Zarranoga gehörte.“

„Glaubst du, der jetzige Besitzer Wayne Estevez könnte etwas über Ariano wissen?“, fragte ich.

„Estevez war damals Geschäftsführer, bevor der Club einen anderen Namen bekam und Zarranoga ihn als Strohmann einsetzte“, mischte sich nun Nat Norton, unser Experte für Betriebswirtschaft ein, der natürlich die Geschäfte der Zarranogas ganz genau unter die Lupe genommen hatte.

Mr McKee wandte sich an Milo und mich. „Ich schlage vor, Sie beide unterhalten sich noch mal mit Estevez. Vielleicht kommt dabei ja etwas heraus, was uns weiterbringt.“

„Ja, Sir“, sagte ich.

„Außerdem werden alle, die an den Treffen in Dr. Donovans Praxis teilgenommen haben und noch leben offiziell darüber informiert, dass ihr Leben in Gefahr sein könnte, falls unsere Vermutung stimmt und der Road Killer eine Todesliste abarbeitet“, fuhr unser Chef fort.

„Vielleicht besinnt sich ja einer von denen noch und packt aus!“, äußerte sich Jay Kronburg recht optimistisch.

„Die überlebenden Teilnehmer der Treffen bei Donovan werden außerdem rund um die Uhr beschattet. Wir müssen schließlich damit rechnen, dass der Road Killer wieder zuschlägt“, entschied Mr McKee.

„Was ist mit diesem Reigate?“, erkundigte sich Orry.

„Ich habe ihn überprüft“, erklärte Nat Norton. „Geschäftlich gesehen ist dieser Mann vielleicht etwas rabiat im Umgang mit den Mitarbeitern der von ihm aufgekauften Firmen und wird von den Gewerkschaften als Jobkiller gefürchtet – aber er ist absolut sauber. Ich habe bei ihm wirklich das Unterste zu oberst gekehrt. Da gibt es keine dubiosen Finanzkanäle und noch nicht einmal Ärger mit den Kollegen der Steuerfahndung, mit denen ich mich natürlich auch kurz geschlossen habe.“

„Der Mann scheint wirklich nur ein Faible für Tatorte zu haben“, meinte Clive.

„Max, ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, wenn ihr bei dem Kerl noch mal nachgraben könntet!“, wandte sich Orry nun an Max Carter.

„Orry! Wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit und es besteht kein Anlass dazu, weitere Ermittlungen über Reigate anzustellen!“

„Max hat Recht“, räumte Mr McKee ein. „Es sei denn, Sie könnten uns noch irgendeinen konkreten Anhaltspunkt dafür liefern, dass dieser Reigate in die Sache verwickelt ist.“

Orry seufzte und schüttelte den Kopf.

„Leider nein“, gestand er.

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