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Sossiers Mörder hatte es eilig. In fliegender Hast raffte er sämtliche Fotos zusammen. Er schleuderte sie in das kleine Köfferchen. Auch die Negative kassierte er. Und die Namensliste. Nervös warf er noch einen raschen Blick in den leeren Safe. Trotz der Eile war er gründlich. Glück für ihn, dass der Mann, den er soeben ins Out geschickt hatte, für ihn den Safe gefunden und auch geöffnet hatte. Das war eine Bedienung, wie sie der Killer begrüßte.

Der Killer blickte auf Cantrell hinunter. „Alex Sossier war ein mieses Schwein, Kumpel. Es ist ein Fehler, sich auf seine Seite zu stellen. In ganz Chicago wirst du keinen finden, der auch nur eine einzige Träne um diesen Schurken vergießt.“

Der Maskierte wandte sich um und verließ das Zimmer des Sonnenkönigs.

Als der Mann die Diele durchschritt, kam Tony Cantrell zu sich. Oh Gott, was war los in seinem Kopf. Tausend kleine Idioten waren da. Jeder machte etwas anderes. Und alle miteinander machten einen mörderischen Krach.

Cantrell hörte draußen die Tür zufallen. Ächzend kam er auf die Beine. Er musste es durchstehen. Er brauchte den Killer, brauchte die verschwundenen Fotos und Negative, brauchte die Namensliste. Ein pelziges Gefühl in seinem Mund. Strohtrocken fühlte sich die Zunge an. Mit enormen Gleichgewichtsstörungen nahm Tony Cantrell die Verfolgung des Verbrechers auf.

Dicke Schweißperlen kollerten ihm in die Augen und brannten da höllisch.

Cantrell wischte sie mit dem Ärmel von der Stirn. Er schnaufte durch die Diele. Lange schon war ihm nicht mehr so elend gewesen. Er fühlte sich hohl, ausgebrannt, erledigt. Aber etwas in ihm ließ ihn nicht aufgeben. Das war sein Ehrgeiz.

Er konnte es nicht vertragen, zweiter zu bleiben.

Verbissen wollte er das ungünstige Blatt wenden.

Stöhnend riss er die Tür auf. Dass der Killer nicht mit dem Lift nach unten gefahren war, stand für ihn fest. Das begriff sein lahmer Denkapparat.

Feuertreppe!, schrillte es in seinem Gehirn. Er wankte auf die Eisentür zu. Die tausend kleinen Idioten in seinem Kopf legten nacheinander die Arbeit nieder.

Cantrell öffnete die Eisentür. Er vernahm Schritte. Sie klopften zwei Etagen unter ihm über die Stufen. Der Vorsprung des Killers war noch nicht entmutigend groß.

Cantrell pumpte Sauerstoff in seine Lungen. Seine Hände klammerten sich an das Geländer. Er versuchte so schnell zu sein wie der fliehende Maskierte. Er setzte die Füße nacheinander auf die Stufen. Es geschah mechanisch. Um nicht zu stürzen, stützte sich Cantrell auf das Geländer. Das Laufen kurbelte seinen Kreislauf an, Er erholte sich. Jede zurückgelegte Stufe bedeutete die Rückkehr eines Bruchteils seiner verlorengegangenen Kondition.

Immer schneller lief er.

Er holte sogar auf. Der Killer erreichte das Erdgeschoss. Er wirbelte aus dem Gebäude, rannte über einen sonnenüberfluteten Parkplatz. Gehetzt schaute er sich um. Cantrells Schritte hatten ihn nervös gemacht. Verdammt, er hätte den Mann kräftiger niederstrecken sollen. Oder gleich umlegen. Dann hätte er jetzt nicht die Beine so sehr in die Hand nehmen müssen.

Der Maskierte erreichte seinen roten Mustang. Die Fenster waren offen. Der Mann warf seine Mitbringsel in den Wagen, riss die Tür auf, federte in den Mustang, ließ die frisierte Maschine kommen.

Als Cantrell aus dem Haus stürmte, fegte der rote Wagen los.

Keuchend jagte Tony Cantrell zu seinem Chevelle Malibu. Nun war er wieder ganz der Alte. Keine Nachwirkungen mehr vom Niederschlag. Alles überwunden. Es war ein schlimmes Tief gewesen, aber nun war es vorbei.

Unverzüglich nahm Cantrell die Verfolgung auf.

Er hoffte, damit mehr Glück zu haben als Morton Philby und Jack O'Reilly.

Der Killer wandte dieselben Tricks wie gestern an. Warum sollte er sie ändern? So hatte er Silk abgehängt, und so würde er Cantrell abhängen.

In rasender Fahrt ging es die Sheridan Road hoch. Rechts die Loyola Beach. Gleich danach flog der rote Wagen in die Touhy Street hinein. Dann kam der Ridge Boulevard. Richtung Norden, Oakton Boulevard, South Boulevard. Zweimal um denselben Block. Dann weiter rund um den Calvary Cemetery. Und: Case Street, Sherman Street ... Ende!

Ein Kind war auf die Straße gesprungen. Ein etwa sechsjähriger farbiger Junge. Er war seinem über die Fahrbahn rollenden Ball nachgelaufen. Cantrell hatte scharf bremsen müssen. Der Chevrolet war mit blockierten Reifen auf den Jungen zugeschlittert.

Sie hatten einander, angestarrt. Beide gelähmt vor Entsetzen. Das Gesicht des Kindes bestand nur noch aus riesigen, verstörten Augen. Es ist grauenvoll, im vorwärtsrutschenden Wagen zu sitzen, das Lenkrad in den Händen zu halten, als wollte man es zerbrechen - und zu warten, bis es passierte.

Er schreckliches Kreischen erfüllte die Straße.

Der Junge war unfähig, sich zu bewegen.

Endlich blieb der Malibu stehen. Millimeterarbeit. Der Wagen berührte den verdatterten Jungen nicht einmal. Cantrell fiel ein Stein vom Herzen.

Er stieg aus.

Da kam Leben in den schwarzen Knaben. Er flitzte über die Straße. Bückte sich nach seinem bunten Ball. Die Angst vor dem Wutausbruch des Autofahrers, Furcht vor möglichen Ohrfeigen, trieb den Jungen in einen schattigen Durchlass zwischen zwei eng beieinanderstehenden Häusern. Er verschwand so schnell, als hätte es ihn nie gegeben.

Und der rote Mustang war ebenfalls weg, als hätte es ihn nie gegeben.

Killer im August: 11 Thriller

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