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Das Haus war eine Festung. Selbstschussapparate über den Eingängen und TV-Kameras, die klare Bilder ins Gebäude übermittelten. Sie konnten zusätzlich mit der Hand gesteuert werden. Es gab Panzer-Rollläden, die vor Fenster und Türen herunterrasselten, falls Schwierigkeiten für den Hausbesitzer zu erwarten waren. Außerdem drehten vier bärenstarke Gorillas unermüdlich ihre Runden um das Gebäude. Sie trugen dunkle Anzüge. Kanonen beulten die Achselgegend aus. Sam Wooster schien nicht nur ein vorsichtiger, sondern ein reichlich ängstlicher Mann zu sein. Es gab gewiss eine Menge Leute, die ihn nicht leiden konnten. Sam wusste das. Und er hatte eine Reihe von Sicherungen eingebaut, die ihm diese Leute vom Leib hielten.

Eine Mauer friedete das Grundstück ein.

Tony Cantrell stand auf der Motorhaube seines Wagens. Er hatte sein Fernglas aus dem Handschuhfach geholt und peilte nun die Lage. Die vier wachsamen Gorillas waren auf der Tour.

Cantrell schwenkte das Glas. Jetzt blickte er in Richtung Garage. Das Tor war offen. Der rote Mustang stand drinnen.

Und davor stand ein goldener Rolls-Royce. Butch kratzte mit dem Fuß über den Boden. Er blickte zu Cantrell hoch. „Erfahren wir nun endlich, was du siehst, Chef? Oder sollen wir selbst raufkommen?“

„Ihr bleibt, wo ihr seid!“, knurrte Cantrell.

„Dann lass uns hier unten nicht dumm sterben!“, gab O'Reilly zurück. Er war kribbelig. Es juckte ihn mal wieder gehörig in den Fäusten. Silk brannte sich ein Stäbchen an. Cantrell kam vom Chevrolet herunter. Er berichtete von den vier Männern, die das Haus bewachten, erzählte von den Selbstschussapparaten, die er entdeckt hatte, erwähnte auch die TV-Kameras.

„Ein Haus, in das man nicht so leicht hereinkommt“, sagte Cantrell abschließend.

„Wir müssen es trotzdem versuchen“, presste Butch ungeduldig hervor.

Cantrell schüttelte den Kopf. „Dabei riskieren wir zu viel.“

„Ich hör wohl nicht richtig. Der Draufgänger Tony Cantrell fängt an zu lahmen. Silk, bereite dich darauf vor, dass wir unserem Chef demnächst den Gnadenschuss geben müssen.“

Cantrell schob die Kappen vor die Optik. Er verstaute das Fernglas wieder im Handschuhfach, klappte es zu.

„Sam Wooster hat soeben lieben Besuch!“, sagte der Anwalt dann. „Einen Mann, dem ein goldener Rolls-Royce gehört.“

„Ein Mann mit Geld“, sagte O'Reilly. „Wer ist es?“

„Der Mann, der Wooster aufgetragen hat, Alex Sossier zu töten!“, antwortete Cantrell.

„Okay. Bis hierher konnte ich dir spielend folgen. Lass mich jetzt seinen Namen hören, Tony!“, verlangte der blonde Hüne nervös.

„Frank Morland“, sagte Cantrell.

„Na klar!“, rief Silk eifrig aus. „Sam Wooster, ein Mafia-Mann. Frank Morland, ein Schauspieler, der mit Hilfe der Mafia groß wurde und eine Menge Geld macht ...“

Cantrell bemerkte: „Ihr hättet die Fotos sehen müssen, auf denen Raffaela Morland drauf war.“

Butch zog die Brauen zusammen. „Wir werden sie sehen. Wenn wir endlich Woosters Bude gestürmt haben.“

„Selbstmörder!“, sagte Silk zu O'Reilly.

„Trau-mich-nicht!“, sagte Butch zu Philby.

„Hebt euch euer Gezänk für später auf“, fuhr Cantrell dazwischen.

„Wie gehen wir gegen Wooster und Morland vor?“, fragte Morton Philby sachlich.

„Erst mal möchte ich Harry Rollins wissen lassen, dass wir das Rätsel für ihn schon beinahe ganz gelöst haben. Wir wissen, dass Sossier eine Menge reiche Leute erpresst hat. Wir können mit großer Wahrscheinlichkeit behaupten, dass Sossier von Wooster im Auftrag Frank Morlands gekillt wurde. Nun liegt es an uns, die Beweise in unseren Besitz zu bringen, ehe sie vernichtet werden“, sagte Tony Cantrell.

„Du meinst die Fotos und die Negative“, brummte O'Reilly.

„Richtig“, nickte Cantrell.

„Und was willst du von Rollins, Chef?“

„Vielleicht brauchen wir Polizeiunterstützung“, sagte Cantrell.

O'Reilly zog die Mundwinkel verächtlich nach unten. „Hör mal, mit den paar Figuren werden wir doch allein fertig.“

„Sei deiner Sache bloß nicht so unverschämt sicher!“, warnte Cantrell. Er setzte sich in den Chevrolet und rief per Autotelefon Rollins’ Büro an.

„Butch und Silk sind gerade dabei, einen Typ namens Sam Wooster zu überprüfen“, sagte Lieutenant Rollins.

„Ist mir bekannt“, erwiderte Cantrell. „Die beiden sind hier bei mir. Wir stehen vor Woosters Grundstück.“

„Probleme?“, wollte Rollins wissen.

„Wie wär’s mit ein paar Haftbefehlen, Harry?“

„Für wen?“

„In erster Linie für Sam Wooster. Außerdem für Frank Morland. Und dann wären da noch vier Gorillas, die ich nicht mit Namen nennen kann, die sich aber auch diebisch auf den Knast freuen.“

„Sagtest du eben Frank Morland?“, erkundigte sich der Lieutenant. „Allerdings.“

„Meinst du den Schauspieler?“

„Den.“

„Was hat er mit dem Mord an Alex Sossier zu tun?“

Cantrell sagte es dem Lieutenant, und er wies darauf hin, dass er diese Story möglicherweise in einigen Minuten auch mit reichlichem Bildmaterial beweisen konnte. Rollins versprach dem Anwalt, sogleich die erforderlichen Schritte zu unternehmen. Abschließend sagte der Lieutenant: „Besser, ihr wartet auf uns!“

Cantrell lachte. „Ich fürchte, solange kann ich Butch nicht mehr zurückhalten.“

„Übergieße ihn mit eiskaltem Wasser.“

„Woher soll ich das nehmen?“ Cantrell wurde ernst. „Butch ist nicht der Grund, weshalb ich sofort etwas gegen Wooster und Morland unternehmen möchte. Es geht mir um das Beweismaterial. Es darf nicht vernichtet werden.“

„Sieh dich vor, Tony!“, riet Rollins dem Freund.

„Mach ich“, erwiderte Cantrell und legte auf. Er winkte seine beiden Mitarbeiter zu sich. „Gleich hinter dieser Mauer gibt es eine Fliederbuschgruppe. Sie reicht ziemlich nahe ans Haus heran. Diese Deckung machen wir uns zunutze.“

O'Reilly ließ seinen Bizeps springen. Er grinste. „Geht’s jetzt endlich los, Chef? Stürmen wir die Trutzburg?“

Cantrell schüttelte den Kopf. „Nicht so, wie du es dir in deiner kindlichen Einfalt vorstellst!“

Butch schob das Kinn trotzig vor. „Solche Bemerkungen höre ich aber gar nicht gern.“

„War nicht so ernst gemeint“, schwächte Cantrell ab. „Hört zu. Wir gehen gegen die Gangster folgendermaßen vor ...“

Killer im August: 11 Thriller

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