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Katharina Ledermacher merkte sofort, dass sie verfolgt wurde. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass man jetzt den Spieß umdrehen wollte. Aber die beiden würden von ihr enttäuscht sein. Ohne sich umzudrehen, ging sie zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr los. Nach wenigen Minuten bemerkte sie im Rückspiegel den roten Ferrari. Katharina gab Gas und fuhr an einer Lastwagenkolonne entlang. Im Spiegel sah sie, wie der Ferrari ebenfalls zum Überholen ansetzte. Doch vor ihm bog ein LKW auf die Überholspur und zwang ihn zum Abbremsen.

Inzwischen hatte Katharina einen Vorsprung von knapp tausend Metern herausgeholt, als sie vor sich eine Kreuzung sah. Ein Blick in den Rückspiegel überzeugte sie davon, dass der rote Ferrari noch nicht in Sicht war, dann bog sie nach rechts ab und gelangte auf eine Straße, die in die Innenstadt führte. Auf einem Parkplatz stoppte sie und wartete. Von hier aus konnte sie die gesamte Straße überblicken. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den Ferrari vorüberrasen sah. Sie wartete noch einige Minuten und kehrte wieder auf die Straße zurück.

Die Fahrt zum Hotel gestaltete sich schwierig, denn inzwischen hatte der Feierabendverkehr eingesetzt. Sie nutzte die nächste Möglichkeit, um die Hauptstraße zu verlassen, nachdem sie für eine Strecke von einem Kilometer fast dreißig Minuten gebraucht hatte. Aber auch die Nebenstrecke, die in Richtung Hotel führte, erwies sich als Fehlschlag. Katharina stoppte den Wagen in einer Parkbucht und holte die Straßenkarte aus dem Handschuhfach.

Hupend und schleichend schob sich die Blechlawine an ihr vorbei. Joswig hatte sie gewarnt, dass der Verkehr in Rom höllisch war, aber sie befürchtete, dass sie die Situation trotzdem unterschätzt hatte. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Katharina seufzte und fädelte sich wieder in den Verkehr ein. Doch bereits nach wenigen Metern ging es nicht mehr weiter. Katharina konnte nicht sehen, was den Stau verursachte. Fußgänger und Radfahrer strömten in Scharen auf die Fahrbahn und liefen zwischen den stehenden Autos hindurch.

Katharina trommelte mit den Fingern ungeduldig auf das Lenkrad. Dadurch löste sich der Knoten aber auch nicht auf. Irgendjemand begann zu hupen. Ein zweiter und ein dritter Autofahrer beteiligten sich an diesem Konzert, und bald war die ganze Straße erfüllt vom Dröhnen und Röhren der Autohupen. Da es keinen Sinn hatte, bei diesem Lärm mitzumachen, ließ sie wohl als Einzige die Hand von der Hupe.

Nach einiger Zeit rollte das Fahrzeug vor ihr langsam an. Katharina folgte ihm. Doch nach einigen Metern kam es wieder zum Stillstand. Allmählich verlor sie die Geduld und bog nach rechts ab. Katharina gelangte in eine kleine Seitenstraße, die in ein Wohngebiet führte. Hier lag die Geschwindigkeitsbegrenzung zwar bei dreißig Stundenkilometern, aber damit kam sie immer noch schneller voran als auf der Hauptstraße.

Im nächsten Moment tauchte eine Gestalt vor dem Wagen auf. Katharina trat das Bremspedal durch, konnte aber nicht verhindern, dass sie den Jugendlichen mit dem Kotflügel streifte. Er schrie auf und stürzte zu Boden. Entsetzt löste Katharina den Sicherheitsgurt und sprang aus dem Wagen. Der Junge lag bewegungslos vor ihr auf der Straße. Sie ging neben ihm in die Hocke und drehte ihn behutsam auf die Seite.

„Bist du verletzt?“, fragte sie besorgt, während sich eine kleine Stimme in ihren Gedanken wunderte, wie sie ihn bei der geringen Geschwindigkeit, mit der sie gefahren war, überhaupt hatte verletzen können. Dann sah sie die offenen Augen des Jungen und das Springmesser in seiner Hand.

„Nein“, antwortete der Junge in gebrochenem Deutsch und richtete sich auf. „Aber du gibst mir Geld, oder ...“

Katharina kam hoch und wich einige Schritte zurück. Sie war anscheinend in einer wohlhabenden Gegend der Stadt gelandet. Entlang der kleinen Straße befanden sich hohe weiße Zäune und grüne Hecken, die verhindern sollten, dass jemand einen Blick auf die weiter zurückliegenden Häuser warf. Katharina bezweifelte, dass einer der Bewohner sah, was sich auf der Straße abspielte. Von dort konnte sie also keine Hilfe erwarten. Der Junge grinste. Sie wusste nicht, aus welchem Grund er gerade sie ausgewählt hatte, aber es schien sich um einen simplen Raubüberfall zu handeln.

Mit einer schnellen Bewegung trat sie zu und kickte dem Jungen das Messer aus der Hand. Überrascht schrie er auf, aber da er noch saß, konnte er nicht mehr tun als zuzusehen. Wut flammte in seinen Augen auf, als er seine doppelte Niederlage erkannte. Er war von einer Frau überwältigt worden und hatte es auch nicht geschafft, sie auszutricksen. Sein Selbstbewusstsein brach zusammen wie ein Kartenhaus.

„Lass mich gehen“, bettelte er. „Bitte, ich kann dir helfen. Kenn mich aus in dieser Stadt. Kann alles besorgen. Autos, Geld. Sag mir, was du willst.“

Katharina schüttelte den Kopf. „Los, verschwinde, oder ich rufe die Polizei.“

Sofort rappelte sich der Junge hoch. Sein Blick fiel auf das Messer, das am Straßenrand lag. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, es aufzuheben, doch dann überlegte er es sich anders. Mit weit ausholenden Schritten rannte er die Straße entlang, ohne sich noch einmal umzuschauen. Katharina setzte sich wieder in ihren Wagen und fuhr weiter.

Fünfundzwanzig Minuten später erreichte sie endlich den Parkplatz des Hotels. Als sie die Empfangshalle betrat, kam Eckard Joswig lächelnd auf sie zu.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

Katharina nickte. „Wie sind Sie eigentlich mit Simon Struck zufrieden?“

„Es geht besser, als ich dachte“, gab der Produzent zurück. „Er macht seine Sache ganz ordentlich. Wenn nichts dazwischen kommt, haben wir übermorgen die letzte Einstellung im Kasten. Und dann ist es Ihre Aufgabe, die Filme unbeschadet nach Berlin zu transportieren.“

„Um den Transport brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.“

„Soll das heißen ...“

Katharina zuckte mit den Schultern und ging hinüber zum Fahrstuhl.

Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis

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