Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 44
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ОглавлениеHarry Dalglish hatte sich so herumgerollt, dass er auf dem Bauch lag. Der Kugelhagel war durch seine Jacke hindurchgefetzt. Die Projektile steckten jetzt in der kugelsicheren Weste, die er darunter trug. Er war im guten Glauben hier her gekommen, mit Giacometti eine Art Friedensvertrag schließen zu können.
Aber er war keinesfalls naiv.
Kein Lamm, das sich zur Schlachtbank führen ließ oder leichtfertig in eine Falle tappte, ohne vorgesorgt zu haben.
Einer wie er ging immer auf Nummer sicher. Irgendein Netz oder einen doppelten Boden hatte er stets parat gehabt.
Sonst wäre auch kaum noch am Leben gewesen.
Harry spürte den Schmerz an seiner linken Schulter und im Oberschenkel. Dort hatte er zwei Fleischwunden. Streifschüsse vermutlich. Nichts Lebensbedrohendes. Blut sickerte auf die Pflastersteine. Aber das war nur gut so.
Es wird diese Hunde noch ein paar Sekunden glauben machen, dass ich tot bin, dachte er.
Harry atmete nur ganz schwach.
Er musste vorsichtig sein.
Und auf den richtigen Zeitpunkt warten.
Er hörte die Schritte herannahen. Die Schritte von Giacomettis Gorillas. Sekunden nur und sie würden ihm einen Tritt versetzen, ihn roh, wie ein fauliges Stück Fleisch herumdrehen und sich davon überzeugen, dass er auch wirklich auf der anderen Seite des großen Flusses angekommen war.
Vielleicht würden sie ihm vorher sicherheitshalber sogar noch einen Genickschuss mit einer 45er verpassen.
Auch Giacomettis Leute waren dazu ausgebildet worden, auf Nummer sicher zu gehen.
Und nach all dem, was geschehen war, hatten die Männer sicher einen gehörigen Respekt vor ihm, Harry Dalglish, dem Armbrust-Killer.
Selbst, wenn sie mir den Kopf vom Leib heruntergeschossen hätten, würden sie sich wohl noch beinahe in die Hosen machen vor Angst, dachte Harry zynisch.
Seine Linke umschloss einen kleinen Apparat, nicht größer als eine Schachtel Zigaretten. Ein Sender. Der Daumen verstärkte den Druck auf den Auslöser...
Nein, Harry war wirklich nicht als Wehrloser hier her gekommen. Er hatte sich gut vorbereitet. Es war gar nicht so leicht gewesen, einzelne Pflastersteine aus ihren Fugen herauszuholen und darunter den Sprengstoff zu deponieren...
Hier war der einzige Ort in diesem Industriepark, an dem das möglich gewesen war, denn ansonsten war der Boden überall mit Asphalt bedeckt. Deshalb hatte Harry so viel Wert darauf gelegt, dass Giacometti und seine Bande genau hier auftauchte...
Die Schritte näherten sich, schienen stehenzubleiben.
Und Harry drückte den Knopf.
Ganz fest.
In der selben Sekunde gab es an mehreren Stellen gleichzeitig eine Explosion. Harry hatte den Sprengstoff auf gut Glück verteilt. So, dass der Schaden für Giacomettis Meute in jedem Fall möglichst groß war.
Die Limousinen der Giacometti-Gang flogen wie Feuerwerkskörper auseinander. Scharfkantige Blechteile flogen wie von einem Messerwerfer geschleuderte Klingen durch die Luft. Schreie gellten durch den eiskalten Morgen und mischten sich mit dem Straßenlärm des Miller Highway.
Ein wahres Inferno brach los.
Nur Giacomettis Limousine flog nicht in Einzelteilen durch die Gegend, da sie gepanzert war. Trotzdem wurde es dem Fahrer ganz offensichtlich zu heiß. Er riss die Tür auf und stürzte davon.
In dem Moment, in dem das Inferno losging, drehte Harry sich blitzartig herum.
Die Gorillas, zu deren Füßen er gelegen hatte, waren durch die Detonation für diesen einen Moment abgelenkt.
Eine Tatsache, die für sie den Tod bedeutete.
Blitzschnell hatte Harry eine Automatik unter der Jacke hervorgerissen. Er drückte zweimal kurz hintereinander ab. Er war ein guter Schütze.
Zwei der schwarzgekleideten Gorillas sanken auf das Pflaster.
Ein sauberer Kopfschuss und ein glatter Herztreffer.
Mit ungläubig dreinschauenden erstarrten Gesichtern sackten die beiden in sich zusammen, während Harry sich am Boden herumrollte. Dicht neben ihm brannten sich bereits die Kugeln einer Uzi in den Stein.
Harry brauchte wieder nur einen einzigen Schuss, um den dritten Gorilla zu erledigen. Harry zielte auf den Kopf. Das war einfach das Sicherste. Der dunkel gekleidete Mann wurde nach hinten gerissen, während sich mitten auf seiner Stirn ein rundes, rotes Loch bildete. Blut sickerte heraus, während der Blick seiner Augen gefror. Er fiel nach hinten und rutschte an Giacomettis gepanzerter Limousine zu Boden.
Harry wirbelte hoch.
Der nächste Schuss war für den großen Boss persönlich.
Giacomettis falkengraue Augen musterten den Mann, dessen Tod er vor wenigen Augenblicken befohlen hatte. Ein Mann, der für den großen Boss nichts als ein williges Werkzeug gewesen war. Jetzt stand Giacometti dem Armbrust-Killer mit einer Waffe in der Hand gegenüber. Er riss den Lauf hoch und richtete ihn auf Harry.
Aber er war viel zu langsam.
Es war einfach zu lange her, dass Giacometti selbst getötet hatte.
Du bist aus der Übung, alter Mann, dachte Harry zynisch und feuerte. Er erwischte Giacometti am Bauch und deswegen brauchte er noch einen zweiten Schuss.
Trotzdem...
Harry fühlte keinen Triumph. Er wusste, dass er aus dem Schlamassel noch nicht raus war. Seine Probleme begannen vielleicht erst wirklich. Schließlich würde es einen Nachfolger auf Giacomettis Thron geben. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Befriedigt sah Harry, wie Giacomettis Schergen - sofern sie nicht durch die Explosionen zerfetzt worden waren - das Weite suchten.
Der Boss war tot. Angesichts dieser Tatsache dachte keiner dieser Söldner daran, auch nur eine Sekunde länger bei dieser Schießerei sein Leben zu riskieren.
Harry nahm den Koffer mit dem Schwarzgeld.
Einer der Gorillas hielt ihn noch umklammert. Harry musste die im Tode verkrampften Finger einzeln wegbiegen, um an das Geld zu kommen. Er empfand nichts dabei. Es war Routine für ihn.
Dann erhob er sich.
Mit dem Koffer in der Linken und der Automatik in der Rechten setzte er sich in Bewegung.
Ein Motorengeräusch ließ ihn herumwirbeln.
Reifen quietschten.
Harry begriff, dass er jetzt schnell sein musste. Er setzte zu einem Spurt an.
Ein roter Sportwagen brauste um die Ecke und bremste.
Zwei Männer mit gezogenen Waffen sprangen heraus.
"FBI! Bleiben Sie stehen!", rief jemand.
Harry dachte nicht daran.
Er feuerte mit seiner Automatik wahllos in Richtung der Verfolger.
Die beiden G-men gingen in Deckung.
In geduckter Haltung erreichte Harry den Eingang der Lagerhalle. Er hatte sie aufgebrochen, als er hier auf Giacometti gewartet hatte. Er keuchte. Die Schulter schmerzte. Der Oberschenkel war nicht so schlimm. Harry steckte die Automatik ein. Neben der Tür stand eine Sporttasche. Er öffnete sie, holte die Armbrust heraus. Die Tasche hängte er sich über die Schulter, nachdem er sich eins der markierten Projektile herausgenommen hatte.
Er legte es in die Armbrust ein und spannte sie.
Hartnäckig, die beiden G-men, dachte er zynisch, als er die beiden Männer, die in dem Sportwagen gesessen hatten, in geduckter Haltung auf die Lagerhalle zulaufen sah.
Er hob schnell die Armbrust.
Keine Sekunde brauchte er, um zu zielen. Dann schickte Harry den Tod auf die Reise...
Es machte klack.
Die Detonation war ohrenbetäubend.
Harry wandte sich ab. Er wollte sich nicht ansehen, wie die G-men zerrissen wurden.
Als er dann doch hinsah, fluchte er.
"Verdammt!"