Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 62
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ОглавлениеZwei Tage später traf Bount seine arbeitsame Assistentin in einer Cafeteria in der Wall Street.
Sie hatte ihn im Büro angerufen und hierher bestellt, weil sie niemals sicher sein konnte, ob Mortimer Frayne sie nicht beschatten ließ. June hatte einen hellgelben Orangensaft vor sich stehen. Bount bestellte schwarzen Mokka. Er betrachtete das Mädchen mit prüfendem Blick.
„Alles okay, June?“ Ein bisschen Sorge schwang in seiner Stimme mit.
„Es geht mir gut“, antwortete seine Mitarbeiterin.
„Keine Schwierigkeiten?“
„Keine. Frayne lässt mich in Ruhe. Ich habe weder ihn noch seine beiden Gorillas wiedergesehen.“
Bount atmete auf. „Das höre ich gern.“ Sein Blick wurde vorwurfsvoll. „Du könntest ruhig etwas öfter anrufen. Ich habe das Gefühl, auf einer glühenden Herdplatte zu sitzen, wenn ich längere Zeit nichts von dir höre.“ June lächelte schelmisch. „Ich werde mich bessern, Chef. Okay?“ „Na schön. Und aus welchem Grund hast du mich hierher bestellt?“, fragte Bount und nahm einen Schluck von seinem Mokka.
June nippte an ihrem Orangensaft. Sie stellte das Glas vor sich hin und sagte: „Ich habe mich in diesen beiden Tagen mit einer Menge Leute unterhalten. Es gab in dieser Zeit nur eine einzige Schwierigkeit: Ich musste mir gut ein Dutzend Männer vom Leib halten, die mich gern... Du verstehst schon. Ich musste das immer so drehen, dass niemand auf die Idee kam, ich wäre gar keine Nutte.“ June lächelte ihr wohltuendes Lächeln. „Ich kann dir sagen, das war nicht immer leicht, aber dank meinem schauspielerischen Talent war es mir möglich, alle Klippen heil hinter mich zu bringen.“
„Hast du etwas erfahren?“, fragte Bount, um die Sache voranzutreiben.
June nickte. „Bis vor kurzem trat in Mortimer Fraynes Gebiet ein Lockvogelpärchen auf. Es heißt, dass die beiden mit Fraynes Segen arbeiten durften. Dafür steckte er fünfzig Prozent von dem ein, was sie sich unter den Nagel rissen. Offiziell hatte er mit ihnen selbstverständlich nichts zu tun.“
Bount schüttelte erstaunt den Kopf. „Dieser Bursche holt doch tatsächlich aus allem Geld für sich raus.“ Er lachte. „Ich bin gespannt, wann er auf die Idee kommt, mich zu einer Partnerschaft einzuladen... Wie heißt das Pärchen? Konntest du die Namen erfahren?“
„Martha Jagger und Matt Cameron“, gab June March Auskunft. „Er ist ein brutaler Schläger, sie eine blonde Supersexbombe, auf die die Männer fliegen wie die Bienen auf den Honig. Ihr Trick ist immer derselbe. Martha fischt sich einen eleganten Herrn, bei dem sie sich vorher vergewissert hat, dass er auch genügend Geld bei sich hat, dann macht sie ihm ihr äußerst verlockendes Angebot und die Sache ist bereits so gut wie gelaufen. Kein Mann sagt nein, wenn Martha Jagger ihm schöne Augen macht und ihm den Himmel auf Erden verspricht. Sie gehen alle mit und tappen wie die größten Idioten in die Falle. Matt Cameron steht in den meisten Fällen gleich hinter der Tür und während sie so tut, als würde sie sich ihrer Kleider entledigen, tritt Matt entweder mit seinen Fäusten oder mit seinem Totschläger, das kommt auf den Wuchs des Opfers an, in Erscheinung und macht den Coup perfekt.“
„Einfach, aber wirkungsvoll“, sagte Bount bitter. „Und es wird immer wieder Dummköpfe geben, die darauf hereinfallen.“
„Seit dem Mord an Dave Booger arbeiten die beiden nicht mehr in Mortimer Fraynes Revier“, berichtete June March weiter. „Es erschien mir wichtig, dir das zu sagen, Bount. Es kann natürlich Zufall sein, dass das Pärchen ausgerechnet nach dem Mord in eine andere Gegend übersiedelte. Es könnte aber auch sein, dass die beiden mit dem Mord etwas zu tun haben.“
Bount trank seinen Mokka aus und sagte lobend: „Sehr aufmerksam, Mädchen. Wirklich sehr aufmerksam.“
„Wirst du der Sache nachgehen?“ „Natürlich. Weißt du, wo das Pärchen zur Zeit tätig ist?“
„Leider nein, Bount.“ June zuckte bedauernd die Achseln. „Möglicherweise treiben sie sich in der Nähe des Tompkins Square herum. Ich erinnere mich, dass jemand diese Vermutung geäußert hat. Genau weiß darüber jedoch niemand Bescheid.“ „Wilkie und ich werden versuchen, ihre Spur zu finden“, meinte Bount und legte das Geld für den Orangensaft und den Mokka auf den Tisch.
Sie erhoben sich. June sagte, sie würde wieder auf ihren vorgeschobenen Posten zurückkehren und weiterhin Augen und Ohren offenhalten. Bount bekam dabei gleich wieder ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Mortimer Frayne würde sich an das getroffene Stillhalteabkommen nicht lange halten, soviel stand fest. Der üble Bursche sehnte sich bestimmt nach einer schönen eiskalten Revanche und sobald ihm eine Idee gekommen war, wie er die Sache anpacken musste, damit sie ein Erfolg wurde, würde er sich nicht länger um die lästige Vereinbarung, die ihm wie ein schmerzender Dorn im Fleisch saß, kümmern.
Bount wollte June den Vorschlag machen, ins Büro zurückzukehren, doch ehe er noch ein Wort gesagt hatte, meinte das Mädchen abwehrend: „Kommt nicht in Frage, Bount.“
Bount Reiniger stellte sich dumm. „Wovon sprichst du?“
„Ich kehre erst dann an meinen Schreibtisch zurück, wenn dieser Fall geklärt ist.“
Bount seufzte. „Dann kann ich nur hoffen, dass das bald sein wird. Heute morgen habe ich vier weitere graue Haare entdeckt. Ich möchte nicht wie ein alter Mann aussehen, wenn wir den Fall zu den Akten legen.“
June trat mit ihm auf die Straße. Sie kniff lächelnd ein Auge zu und sagte leise: „Wusstest du nicht, dass ich Männer mit grauen Schläfen irrsinnig interessant finde?“
Bevor er dazu Stellung nehmen konnte, wandte sie sich um und stöckelte davon. Er durfte noch einen Augenblick das herrliche Schauspiel ihrer wiegenden Hüften genießen,
dann verschwand sie um die nächste Ecke...