Читать книгу Gefährliche Nächte für Killer: Krimi Koffer 10 Thriller - A. F. Morland - Страница 46
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ОглавлениеMein Instinkt rettete mich. Ich ließ mich fallen, während nur Millimeter an mir vorbei ein Geschoss aus kaltem Stahl vorbeizischte.
Mit einem dumpfen Geräusch schlug es in einen der Kartons hinein. Die anschließende Explosion riss ihn förmlich auseinander.
Ich kam hart auf dem Boden auf, rollte herum und riss meine Waffe empor. Aber da war niemand mehr.
Ich hetzte los.
Kurz vor dem sich öffnenden Tor, holte ich ihn ein.
"Stehenbleiben!", rief ich.
Er wirbelte herum.
In der einen Hand hielt er die Armbrust, in der anderen den Geldkoffer. Über der linken Schulter hing eine Sporttasche.
Die Rechte schien verletzt zu sein.
Eine Sekunde zögerte er.
Nur ein paar Schritte trennten ihn von dem Spalt, der immer größer wurde. Die Morgensonne schien herein und tauchte alles in ein weiches Licht.
"Schön langsam die Waffe auf den Boden", befahl ich. "Dann den Koffer und die Tasche..."
Er atmete tief durch und warf die Armbrust auf den Boden.
Mit einem harten Laut kam sie auf die Betondecke der Lagerhalle.
Anschließend folgten der Koffer und die Sporttasche.
Er drehte sich halb herum. Sein Gesicht war eine Grimasse.
Mit seiner durchlöcherten Jacke wirkte er wie ein lebender Toter, der gerade einem zweitklassigen Zombie-Film entstiegen war.
Ich ahnte, dass er nicht daran dachte aufzugeben.
Nicht wirklich.
"Halten Sie die Hände schön oben!", sagte ich. "Sie haben das Recht zu schweigen. Falls Sie auf dieses Recht verzichten, kann alles, was Sie von nun an sagen gegen Sie verwendet werden..."
Ich näherte mich ihm.
Ganz vorsichtig.
Schließlich wusste ich, mit wem ich es zu tun hatte.
Der Killer musterte mich mit schmalen Augen. Er hatte die Hände gehoben, aber ich wusste, dass er die erste Gelegenheit nutzen würde. Er hatte nichts zu verlieren. Seine Körperhaltung verriet die Anspannung der Muskeln und Sehnen.
Wie ein in die Enge getriebenes Raubtier vor dem letzten, verzweifelten Todessprung.
Im nächsten Augenblick krachte ein Schuss los.
Auf dem Gesicht des Armbrust-Killers spiegelte sich Unglauben wieder. Die Kugel hatte ihn auf der Stirn erwischt.
Er wankte und sackte dann zu Boden.
Ich wirbelte herum und blickte in den Lauf einer Automatik.
Brendas Automatik.
Ihre dunklen Augen musterten mich kühl. Sie war plötzlich zwischen den Kartonstapeln hervorgekommen. Lautlos wie eine Katze hatte sie sich herangeschlichen und war dann blitzschnell aus ihrer Deckung hervorgetaucht. Selbst der Armbrust-Killer, der ja in ihre Richtung geblickt hatte, hatte sie erst im letzten Augenblick gesehen. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre vollen Lippen.
Ich erstarrte.
"Fallenlassen!", zischte sie und blickte kurz auf meine Waffe in meiner Rechten, die noch immer in Richtung des Killers zeigte.
Ich zögerte.
Sie war eine gute Schützin, ohne Frage. Und Ihre Waffe war direkt auf meinen Schädel gerichtet. Ich hatte keine Chance. In jedem Fall würde sie um den entscheidenden Bruchteil einer Sekunde schneller sein...
"Sieh an", sagte ich. "So sieht man sich wieder..." Ich ließ die Waffe sinken. Mit einem harten Geräusch fiel sie auf den Betonboden der Lagerhalle.
Sie musste durch die Hintertür hereingekommen sein - genau wie wir auch.
"Was haben Sie jetzt vor, Brenda?", fragte ich ruhig.
"Es ist schade um dich, Jesse. Aus uns hätte wirklich was werden können..."
"Sie haben keine Chance, Brenda. Das ganze Gebiet wird weiträumig abgeriegelt", sagte ich ruhig.
Ihr Lächeln war dünn.
Ihre Augen wirkten eiskalt und berechnend.
"Du bluffst, G-man!" Sie lachte.
"Darauf würde ich mich nicht verlassen."
"Ich habe alles beobachtet", sagte sie. "Das ganze Treffen zwischen Harry Dalglish und Giacometti..."
"Harry Dalglish, das ist sein Name?"
"Zu dumm, dass man dich nicht mehr wird befördern können, Jesse... Du verstehst doch, dass ich dich nicht am Leben lassen kann." Sie lächelte zynisch. "Ich habe auch beobachtet, wie du und dein Freund Tucker dem Kerl in die Halle gefolgt seid. Ich dachte mir, ich warte erst einmal ab, wer wen erledigt. Aber daraus wurde nichts..." Sie umrundete mich und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Dann bückte sie sich, um den Geldkoffer aufzuheben.
Den Armbrust-Killer würdigte sie kaum eines Blickes.
Und sie lächelte zufrieden.
Ihre Linke krallte sich um den Griff des Koffers. Sie hob ihn kurz an.
"Darum geht es, Jesse. Nicht wahr?" Ein Lächeln erschien jetzt in ihrem Gesicht. Sie näherte sich wieder. Und dann rief sie: "Agent Tucker! Kommen Sie aus Ihrem Loch heraus! Ich weiß, dass Sie hier irgendwo herumschleichen! Aber wenn Ihnen das Leben Ihres Partners etwas wert ist, dann..."
Sie erhielt keine Reaktion.
Ich sagte: "Geben Sie auf, Brenda. Sie werden es nicht schaffen!"
Sie blickte kurz auf den Geldkoffer.
"Hiermit wird es kaum Hindernisse geben, Jesse..."
"Das hat schon einmal jemand gedacht..." Ich deutete auf den Armbrust-Killer. "Und der war wesentlich härter im nehmen, als ich es von Ihnen vermute..."
Sie fuchtelte nervös mit der Waffe herum, hob den Lauf und verstärkte den Druck auf den Abzug. Ihre Handknöchel wurden weiß.
"Lass deine Arme da, wo sie sind!", zischte sie.
"Werden Sie mich nicht ohnehin erschießen, Brenda?"
"Habe ich eine andere Wahl?"
"Die hat man immer."
Sie ließ kurz den Blick schweifen. "Deinem Partner scheint nicht viel an dir zu liegen. Oder Harry Dalglish hat ihn schon umgelegt... Mit seiner Armbrust!"
"Harry Dalglish - Es ist interessant, dass Sie den Namen kennen!"
"Bruce und ich wollen eigentlich nur das Kopfgeld. Aber das wird mir nun ja niemand mehr auszahlen. "Doch das macht nichts... In diesem Koffer ist viel, viel mehr..."
Es war totenstill in der Halle.
Sie wich einen Schritt zurück, die Waffe auf mich gerichtet.
Ich erwog, ihr die Automatik mit einem gezielten Tritt aus der Hand zu kicken. Das Nahkampftraining beim FBI versetzte einen Agenten im Notfall auch in die Lage, sich gegen einen bewaffneten Angreifer zu verteidigen. Allerdings war das äußerst risikoreich. Und Brenda war im Moment außerhalb meiner Reichweite. Ich konnte sie unmöglich erwischen, bevor sie schoss.
Ihr Blick wurde eine eiskalte Maske.
Sie richtete die Waffe auf meinen Kopf.
"Tut mir leid, Jesse", sagte sie. "Aber tote Zeugen sind mir einfach lieber... Auch wenn ich es in diesem Fall nicht gerne tue!"