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Kapitel 7

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Der grünlackierte Kastenwagen mit dem geschlossenen Aufbau kam unten auf dem Platz zum Stillstand. Polizeihauptkommissar Rücker und der gedrungene Zivilist mit den gefühllosen Augen gingen auf das Heck des Fahrzeugs zu.

Als die hintere Tür aufsprang und zwei Techniker und zwei Beamte in Zivil heraussprangen, konnte Probek einen kurzen Blick auf die zahlreichen Instrumente und Geräte werfen, die in dem Aufbau installiert waren — Tonbandgeräte und Videokameras, Funktelefone und ein Datenterminal, mit dem ein direkter Zugriff auf die Datenspeicher des Landes- und des Bundeskriminalamtes möglich war.

Aus diesem Fahrzeug heraus würde die Polizei die Verhandlungen mit den Geiselnehmern führen sowie alle Fahndungsmaßnahmen koordinieren.

Als ein anschwellendes Brausen die Fenster des Hotelzimmers in Schwingungen versetzte und die Männer unten auf dem Platz die Köpfe in den Nacken legten, tippte Probek über die Tasten des Scanners, bis er die Stimme des Piloten hörte, der den Polizeihubschrauber auf dem Dach des City-Hotels aufsetzte.

»Zum Teufel, was ist da draußen los?«, erkundigte sich Junghein über das Walkie-Talkie. Zum ersten Mal verriet seine Stimme eine gewisse Unsicherheit.

»Keine Panik«, antwortete Probek. »Das ist nur der Hubschrauber, der die Verhandlungsgruppe bringt.«

Dass mit dem nächsten Flug die Präzisionsschützen des Mobilen Einsatzkommandos eintreffen würden, erwähnte Probek nicht.

»Eine ganze Gruppe?« Junghein lachte. »Wollen die alle durcheinanderreden?«

»Das sind Spezialisten«, erklärte Probek sachlich. »Die sind eigens für solche Aufgaben ausgebildet. Je leichter du sie nimmst, desto eher haben sie dich. Die nehmen jedes Wort, das du sagst, auseinander.«

»Ich werde dran denken«, sagte Junghein.

»Du hast selbst gesagt, welche Methode da am besten gegengesetzt wird — Sturheit. Denk daran: Du bestimmst, wann verhandelt wird. Sie werden versuchen, dich in Zeitdruck zu versetzen. Dreh den Spieß um!«

Er hatte Junghein bereits auf die Verhandlungstaktik eingestimmt - keine Geiseln freilassen, keine Informationen über deren Gesundheitszustand geben, keine medizinische Versorgung anfordern oder zulassen.

»Hier bimmelt dauernd das Telefon!«, beschwerte sich Junghein.

»Lass es bimmeln«, antwortete Probek. »Wahrscheinlich sind das die Angehörigen der Geiseln. Sie haben vielleicht schon gehört, was los ist.«

Es waren bereits Journalisten eingetroffen, die jedoch noch von Polizisten zurückgehalten wurden.

»Wir werden bestimmen, wann wir uns auf Verhandlungen einlassen«, sagte Probek.

Das schrille Pfeifen der Rotoren hoch über Probek schnitt ihm für Sekunden das Wort ab, dann zeigte ihm das rasch abschwellende Knattern der Triebwerke an, dass der Helikopter wieder abgehoben hatte.

Probek richtete das Fernglas auf die Beamten, die an der Flanke des Kastenwagens standen. Der Aufbau schirmte sie von der Vorderseite der Bank ab. Mit ernsten Mienen lauschten sie Rückers Worten, der sie in die Lage einwies.

Probek hielt einen hochgewachsenen Mann mit kurzgeschnittenen, eisgrauen Haaren und einer gebogenen Nase im gebräunten Gesicht für den Einsatzleiter. Seine Vermutung wurde Augenblicke später bestätigt, als der Grauhaarige sein Handfunkgerät hob. Probek schaltete den Multibandempfänger auf Kanal vier.

». . . Einsatzleiter E eins an alle. Verständigungsprobe!«

Nacheinander meldeten sich die bereits anwesenden Beamten des Sondereinsatzkommandos mit ihren Nummern oder Codebezeichnungen, in Gedanken hakte Probek ihre Positionen ab. Die Männer saßen in neutralen Fahrzeugen rings um den Platz, sie hielten sich im Kastenwagen oder offen auf dem Platz auf. Sie trugen leichte Parkas über ihren schussfesten Westen, um die Geiselnehmer in der Bank nicht zu früh durch ihr martialisches Aussehen zu provozieren .

Dafür schwitzten sie, denn die Sonne stand an einem blanken Himmel.

Der Einsatzleiter nickte Rücker zu. Der Polizeikommissar ließ sich das Megaphon bringen. Dann verließ er die Deckung, die ihm der Kastenwagen bot, und baute sich breitbeinig vor dem Kühler des Wagens auf, den Trichter des Megaphons gegen die schimmernde Fassade der Bankfiliale gerichtet.

»Hier spricht die Polizei! Sie bekommen jetzt noch einmal Gelegenheit, aufzugeben! Kommen Sie einzeln mit erhobenen Händen heraus! Sie haben fünf Minuten Zeit!«

Probek trat näher ans Fenster, ohne jedoch die Gardine zu berühren. Die vier Männer der Verhandlungsgruppe, die mit dem Aufzug vom Dach des Hotels heruntergefahren waren, erschienen jetzt in seinem Blickfeld. Eilig überquerten sie den Platz.

Der Grauhaarige gab jedem von ihnen die Hand, dann kletterten die vier Männer und der Einsatzleiter in den Kastenwagen. Die Tür schlug zu.

Probek nahm das Walkie-Talkie in die Hand. »Lass sie zehn Minuten schmoren«, sagte er.

»Verstanden«, bestätigte Junghein.

»Irgendwelche Probleme?«

»No, Sir«, antwortete Junghein.

Der Hubschrauber setzte insgesamt acht Präzisionsschützen eines Mobilen Einsatzkommandos auf dem Dach des City-Hotels ab. Der Funksprechverkehr zwischen den Schützen und dem Einsatzleiter des Sondereinsatzkommandos war kurz, dafür aber sehr aufschlussreich.

Vier Schützen blieben auf dem Dach des Hotels, je zwei wurden in freie Hotelzimmer im zweiten Stock einquartiert. Ein Entkommen der Geiselnehmer durch die Rückseite des Bankgebäudes war ausgeschlossen. Auch der Seiteneingang und das Treppenhaus waren längst von Beamten der Schutzpolizei und des SEK besetzt worden.

Sie mussten vorne hinaus.

Das, genau das, hatte Probek auch einkalkuliert.

Nacheinander meldeten die Präzisionsschützen, dass sie die ihnen zugewiesenen Positionen eingenommen hatten.

»Freigabe kommt ausschließlich von E eins«, kam die Stimme des Einsatzleiters aus dem Lautsprecher. Es war eine klare Stimme in mittlerer Tonlage ohne besondere Merkmale.

»Stimme identifiziert«, bestätigte der Leiter des Schützenkommandos, um dann hinzuzufügen: »Der Freigabe-Code lautet C-5.«

»Verstanden und bestätigt«, antwortete der Einsatzleiter. »Ende.«

Probeks Herz schlug schneller, als er sein Notizbuch aufklappte. Er fuhr eine Kolonne von Zahlen- und Buchstabenkombinationen ab, die er dort aufgeschrieben hatte, bis er an der richtigen anhielt. Da stand es. C-5 = Leuchtfeuer!

Leuchtfeuer fünf! Das Kommando zum Schuss. Zum gezielten Todesschuss, wenn der Einsatzleiter der Meinung war, dass nur so das Leben der Geiseln zu retten sein würde.

Es läuft genau nach Plan, dachte Probek.

Junghein machte sich bemerkbar. »Die zehn Minuten sind gleich um«, sagte er.

»Ich weiß . . .«

«Sind das Kerle mit Gewehren da oben auf dem Hoteldach?«

»Richtig. Denk nicht an sie. Sie sind doch nur dazu da, euch zu beeindrucken. Damit ihr klein beigebt.«

»In Hamburg haben sie mal einen abgeknallt.«

»In München auch, und woanders ebenfalls. Hast du Bedenken?«

»Na ja, ich will nicht um jeden Preis eins vor die Birne kriegen«, gab Junghein zurück.

»Ich werde mir etwas ausdenken«, versprach Probek. »Ich habe da sogar schon eine Idee. Aber jetzt hör dir erst mal an, was die Bullen zu sagen haben.«

»Auf allen Leitungen klingelt es! Nur die eine, die vom Chef, ist frei.«

»Na also«, sagte Probek.

»Welche Nummer haben die denn?«, erkundigte sich Junghein.

»Welche schon«, antwortete Probek. »110. Sag ihnen deine, und lass dich auf der Nummer anrufen. Mach es kurz beim ersten Mal. Viel Glück jetzt.«

Der Rückruf kam innerhalb weniger Sekunden. Junghein ließ die Gabel hochschnellen und drückte den Knopf, den Ehser ihm gezeigt hatte. Er presste den Hörer an sein Ohr. Über die Sprechmuschel hatte er ein Taschentuch gewickelt. Er wusste, dass die Unterhaltung mitgeschnitten wurde.

»Hallo«, sagte er.

»Hier spricht die Polizei. Ich sitze hier draußen im Einsatzwagen. Sie haben ihn vielleicht gesehen. Mein Name ist Wolf. Wer sind Sie?«

»Ich bin Robin Hood«, antwortete Junghein.

»Sollten wir nicht einen Namen aussuchen, der die Situation nicht so verharmlost?«, meinte der Verhandlungsführer.

»Wie gefällt Ihnen Rotkäppchen, Herr Wolf? Warum nennen Sie sich Wolf? Warum nicht Fuchs? Oder Bär?«

»Von mir aus bleiben wir bei Robin Hood«, gab Wolf nach. »Wie sieht es bei Ihnen aus, Robin Hood?«

»So lala.«

»Verletzte?«

»Keine Auskunft.«

»Hat jemand Beschwerden körperlicher Art?«

»Keine Auskunft.«

»Was halten Sie davon, wenn ein Arzt nach dem Rechten sieht?«

»Nein.«

»Geben Sie mir wenigstens die Namen der Leute, die sich in Ihrer Gewalt befinden . . .«

»Nein.«

». . . damit wir die Angehörigen verständigen können.«

»Nein.«

»Wie sollen wir weiterkommen, Robin Hood, wenn Sie nicht mitarbeiten? Wir alle wollen doch, dass niemand zu Schaden kommt, nicht wahr?«

»Das liegt nur an Ihnen. Wir haben ein paar einfache Forderungen. Erfüllen Sie die, dann rauschen wir ab.«

»Bevor wir in die Einzelheiten gehen, Robin Hood, möchte ich Sie über eins nicht im Unklaren lassen. Rechnen Sie nicht damit, die ganze Sache in ein paar Stunden durchziehen zu können. Besonders dann nicht, wenn Sie nicht bereit sind, Auskunft über das Befinden der Geiseln zu geben.«

»Wir haben noch keinen umgebracht, wenn es das ist, was Sie hören wollen, Herr Wolf.«

Junghein spürte Britz' Augen auf sich, und auch Ehser, das Mädchen und Otten starrten ihn stumm an. Plötzlich bemerkte er, dass ihm der Schweiß in Strömen am Brustkorb hinablief.

»Bevor wir weitermachen, Robin Hood«, nahm Wolf den Faden wieder auf, »sollten Sie uns ein Zeichen Ihres guten Willens geben. - Unserer Rechnung nach befinden sich mindestens fünfzehn Personen in Ihrer Gewalt.«

Junghein antwortete nicht.

Wolf fuhr fort: »Lassen Sie zwei Geiseln frei.«

»Nein«, sagte Junghein. »Schicken Sie zwei Millionen und einen Wagen.«

»Tut mir leid, Robin Hood.« Die Stimme des Verhandlungsführers klang plötzlich kühl und unpersönlich. »Machen Sie sich mit dem Gedanken vertraut, dass wir Ihnen keine Forderungen erfüllen werden, ohne von Ihnen eine Gegenleistung zu bekommen.«

Junghein legte einfach auf. Sekunden später begann der Apparat wieder zu summen. Junghein hob nicht ab. Er griff zum Walkie-Talkie.

»Du hattest recht«, sagte Junghein. »Das ist ein ganz ausgeschlafener Junge!«

»Stopp!«, sagte Probek, bevor der andere weiterreden konnte. »Wir benutzen zur Abwechslung mal das Telefon. Sag mir eine freie Nummer.«

Probek hielt es für möglich, dass die Polizeitechniker routinemäßig die verschiedenen Funkfrequenzen absuchten. Doch nicht nur deshalb wollte er den Sprechfunkverkehr mit Junghein einschränken. Er wollte vermeiden, dass Ehser und die anderen zuviel von dem mitbekamen, was er mit Junghein zu besprechen hatte.

»Hier summt es auf allen Leitungen«, sagte Junghein. »Auf der einen versucht es der Typ, der sich Wolf nennt . . .«

»Gib mir irgendeine Nummer«, sagte Probek ungeduldig. »Wenn ich fertig sage, heb ab und leg sofort wieder auf. Ich komme dann schon durch.«

»Augenblick«, sagte Junghein. Als er sich wenige Sekunden später wieder meldete, kritzelte Probek die Nummer auf einen Zettel.

Er klemmte das Walkie-Talkie mit der Schulter gegen den Hals, während er die Nummer der Bank auf der anderen Seite des Platzes wählte. Er war ziemlich sicher, dass die Leitungen nicht angezapft worden waren. Dafür war noch keine Zeit gewesen.

»Fertig«, sagte er, bevor er die letzte Zahl über die Wählscheibe schnarren ließ.

»Frei«, bestätigte Junghein.

Gleich darauf hörte Probek Jungheins Stimme durchs Telefon. Er legte das Handfunkgerät zur Seite.

»Wie ist es gelaufen?«, fragte er.

»Ich habe aufgelegt, als er mir dumm kam.«

»Das war richtig.«

»Es wird hart werden«, meinte Junghein ohne die von ihm gewohnte Zuversicht in der Stimme.

»Das ist erst der Anfang«, erinnerte ihn Probek.

»Ich weiß nicht, wie lange wir das durchhalten«, fuhr Junghein fort. »Die Geschichte kann dauern, vielleicht die ganze Nacht durch. Wir haben nichts zu essen . . .«

»Das wissen die draußen nicht«, unterbrach ihn Probek. »Jetzt machen wir ihnen mal Feuer unterm Hintern. Bist du bereit, eine heiße Nummer abzuziehen?«

»Ich tue alles, wenn ich hier heute noch rauskomme.«

Junghein war nicht sicher, ob Britz alles genau begriffen hatte, als der Vierschrötige zur Treppe ging. Er selbst musste sich zusammenreißen, wenn er den Überblick nicht verlieren wollte. Junghein wartete, bis der mächtige Kopf nicht mehr zu sehen war, dann nahm er den Hörer ab und drückte den Knopf, der zur direkten Amtsleitung des Filialleiters gehörte. Das hartnäckige Summen riss ab.

»Ja?«, sagte er.

»Wie fühlen Sie sich?«, fragte Wolf.

»Was wollen Sie?«, knurrte Junghein.

»Wenn Sie mit jemand anderem reden wollen, brauchen Sie es nur zu sagen«, beteuerte Wolf.

»Sie oder ein anderer, wo liegt der Unterschied?«

»Ich tue, was ich kann«, versicherte Wolf. »Für Sie. Aber Sie müssen mir in wenigstens einem Punkt entgegenkommen.«

»Muss ich das?«

»Geben Sie mir Auskunft über das Befinden der Personen, die sich in Ihrer Gewalt befinden!«

»Erfüllen Sie unsere Forderungen, dann können Sie sie selbst fragen.«

»Sie sind nicht sehr kooperativ, Robin Hood. Wir sollten uns deshalb mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir einige Zeit miteinander verbringen müssen. Ich werde dafür sorgen, dass man etwas zu essen vorbereitet. Falls jemand besondere Wünsche hat, oder Diät . . .«

»Kein Essen«, sagte Junghein. Er begann wieder zu schwitzen, und er fragte sich, wo Britz blieb.

»Wollen Sie etwa Kohldampf schieben, Herr . . .«

Junghein konzentrierte sich gleichzeitig auf das Gespräch und den Treppenabgang. Deshalb wäre er um ein Haar auf die Fangfrage des Verhandlungsführers hereingefallen und hätte seinen Namen genannt.

»Wir nicht«, antwortete er barsch. »Wir haben Butterbrote mitgebracht. Die reichen aber nur für meine Freunde und mich. Die Geiseln werden Kohldampf schieben. Und das haben Sie zu verantworten . . .«

Der Schrei der Frau kam so plötzlich, dass selbst Junghein überrascht wurde. Der aufwärts führende Treppengang verstärkte den Schrei wie ein Trompetenrohr. Im nächsten Augenblick erschien Britz auf der Treppe.

Er hielt die ältliche Irma Becker wie eine Puppe an sich gepresst. Ihre Füße zappelten in der Luft. Sie hatte einen Schuh verloren.

»Was ist bei Ihnen los?«, erkundigte sich Wolf.

Britz versetzte der Frau einen heftigen Stoß in die Seite. Sie schrie erschreckt auf. Britz ließ die Frau los und hob die Hand mit der Waffe. Über ihrem Kopf feuerte er einen Schuss in die Decke.

Junghein presste eine Hand über das Sprechgitter des Telefonhörers. Wolf würde jetzt lange Ohren bekommen. Er nickte Britz zu, der die Frau, die vor Schreck ohnmächtig wurde, auffing und wieder nach unten schleppte. Junghein nahm die Hand von der Sprechmuschel.

Gudrun Kaymer fuhr zu ihm herum.

»Was haben Sie mit ihr gemacht?«, kreischte sie.

Junghein legte seine Hand auf die Pistole.

»Sitzenbleiben, Heldenmutter!«, fauchte er.

Gudrun sank auf ihren Sessel zurück.

»Behalten Sie die Nerven!«, sagte Wolf beschwörend.

Junghein grinste unter seiner Maske.

»Was ist bei Ihnen los?«, fragte Wolf drängend. »Warum antworten Sie nicht? Sie haben Ihre Leute nicht mehr unter Kontrolle!«

»Reden Sie kein Blech«, sagte Junghein, der die Vorführung für gelungen hielt.

»Was ist passiert?«, fragte Wolf ruhig.

»Nichts«, behauptete Junghein. Zufrieden registrierte er, wie der andere scharf Luft holte.

»Hören Sie, was wollen Sie mir da erzählen?«, fragte Wolf beherrscht. »Ich glaube Ihnen kein Wort mehr! Soll ich dem Einsatzleiter mitteilen, dass ich die Verhandlungen als gescheitert, als zwecklos ansehe?«

»Teilen Sie ihm mit, was Sie wollen. Erzählen Sie ihm auf jeden Fall, dass wir vor jede Tür und jedes Fenster, vor jede denkbare Stelle, durch die er kommen kann, eine Geisel gesetzt haben. Zusammengeschnürt wie ein Bündel alte Zeitungen. Haben Sie das gerafft?«

»Wollen wir noch einmal von vorn anfangen?«

»Schaffen Sie die zwei Millionen her . . .«

»Ist jemand verletzt?«

»Keine Auskunft.«

»Sagen Sie wenigstens, dass alle noch leben! Das haben Sie doch vorhin schon mal gesagt.«

»Ich habe gesagt, dass wir noch keinen umgebracht haben«, sagte Junghein.

»Können Sie das jetzt immer noch zusichern?«

»Ja«, räumte Junghein ein.

»Schön, dann können wir weitermachen . . .«

»Schaffen Sie die zwei Millionen her.«

»Gegenüber Polizeihauptkommissar Rücker haben Sie eine Million gefordert.«

»Ich wollte ihn nicht so sehr erschrecken«, antwortete Junghein.

»Hielten Sie ihn für schreckhaft?«

»Bleiben wir bei der Sache. Zwei Millionen.«

»Woher weiß ich, dass Sie Ihre Meinung nicht noch einmal ändern?«

»Denken Sie sich was aus«, sagte Junghein. »Schaffen Sie das Geld her. In einem Wagen, der auf den Gehweg vor der Bank gefahren wird. Und zwar bis 12 Uhr.«

»Das ist zu knapp«, sagte Wolf prompt.

»Ich habe einen Fachmann hier, Herr Wolf.« Junghein sah Ehser an, dessen Gesicht rot und aufgedunsen aussah. »Der Chef hier hat schon mit seinen Leuten gesprochen. Das wissen Sie doch!«

»Bleiben Sie ruhig!«, mahnte Wolf.

»Wenn Sie mit den Tricks aufhören!«, gab Junghein laut zurück. Er atmete zweimal tief durch, bevor er fortfuhr. »In der Hauptstelle brauchen sie keine zwei Stunden, um die Scheinchen abzuzählen und einzupacken. Sie haben danach genug Zeit, den Koffer herzubringen. Wenn das Geld um 12 Uhr nicht hier vor der Tür steht, brechen wir den Kontakt bis morgen früh ab. Denken Sie daran — wir haben Butterbrote, die Bankmenschen nur ihre Fingernägel.«

Sieben Krimis auf einen Streich: Kriminalroman-Paket

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