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Kriminalhauptkommissarin Kathrin Kripow parkte den Wagen am Straßenrand und deutete auf das Mehrfamilienhaus.

„ Dort wohnt er“, sagte sie zu ihrem Kollegen.

Kommissar Stefan Lehnert nickte. „Nicht besonders feudal“, meinte er. „Ich hätte erwartet, dass der Besitzer eines so gut gehenden Schnellrestaurants in einer besseren Gegend wohnen würde. Der Laden gehört schließlich zu einem der umsatzstärksten amerikanischen Fast-Food-Konzerne.“

„ Du darfst nicht vergessen, dass der Gewinn vor allem aus festen oder prozentualen monatlichen Mieten erwirtschaftet wird, die sich jeweils nach dem Nettoumsatz richten. Durch die Franchise-Struktur, bei der jedes Restaurant ein selbstständiges Unternehmen ist, das seine Mitarbeiter einstellt, schützt sich der Konzern vor Verstößen gegen das Arbeitsrecht, die den jeweiligen Restaurantbetreiber zugerechnet werden. Sehr reich kann man mit solch einem Laden also vermutlich nicht werden.“

Sie stiegen aus und näherten sich dem Gebäude. Kathrin studierte die Klingelschilder. Schließlich fand sie den Namen ‚Harald Wedhorn‘. Sie läutete. Nach wenigen Minuten ertönte der Türsummer. Die beiden Beamten betraten das Haus. Wedhorn wohnte im dritten Stock. Einen Fahrstuhl gab es nicht. Sie mussten die Treppe nehmen. Die Stufen waren alt und knarrten bei jedem Schritt. Als Katrin und ihr Kollege im dritten Stock ankamen, wurden sie bereits erwartet. Eine der vier Wohnungstüren stand einen Spalt offen.

„ Ja?“, fragte eine männliche Stimme.

„ Sind Sie Harald Wedhorn?“

„ Wer will das wissen?“

„ Polizei.“

Die Tür wurde ganz geöffnet. Ein korpulenter Mann erschien. „Polizei?“, fragte er.

Kathrin holte ihren Dienstausweis hervor. „Hauptkommissarin Kripow.“ Sie deutete auf ihren Begleiter. „Das ist mein Kollege Kommissar Lehnert. Wir sind von der Mordkommission.“

Haralds Augen weiteten sich. „Mordkommission? Aber wieso …?“

„ Könnten wir das vielleicht drinnen besprechen?“, fragte Kathrin.

Harald zögerte einen Moment, dann gab er den Weg frei und führte die Beamten ins Wohnzimmer.

„ Bitte, setzen Sie sich.“

Kathrin und Stefan nahmen auf dem Sofa Platz, während sich Harald in einen Sessel fallen ließ.

„ Mordkommission?“, wiederholte er noch einmal. „Ich verstehe nicht. Wer ist denn ermordet worden?“

„ Es geht um den Gast, der gestern in Ihrem Restaurant vergiftet wurde. Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.“

„ Gestorben?“ Harald wurde blass. „Aber … aber wie ist das möglich?“

„ Die Obduktion hat ergeben, dass es sich um Rattengift handelte. Es befand sich in der Tomatensoße.“

„ Rattengift? In meinem Essen?“ Haralds Gesicht wurde noch blasser. „Das kann gar nicht sein.“

„ Ist es aber“, bestätigte Kathrin. „Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts bleibt das Restaurant geschlossen.“

„ Aber das bedeutet meinen Ruin“, sagte Harald aufgebracht. „Glauben Sie wirklich, ich wäre so dumm und würde meine Gäste vergiften? Was hätte ich denn davon? Damit würde ich mir doch nur ins eigene Fleisch schneiden.“

„ Nun gut, aber irgendwie muss das Gift ja dort hineingekommen sein.“

„ Haben Sie sich schon an die Firma gewandt, von der ich die Soße beziehe?“

Katrin nickte. „Ja, natürlich. Wir haben dort angerufen. Aber da ist man absolut sicher, dass die Soße, die man Ihnen geliefert hat, in Ordnung war. Sicherheitshalber wollen sie aber eine Stichprobe entnehmen und untersuchen lassen.“

Harald senkte den Kopf. „Ich begreife das einfach nicht“, sagte er mit leiser Stimme. „Das ist doch vollkommen verrückt. Warum sollte ich einen meiner Gäste vergiften? Was hätte ich denn davon?“

„ Sein Name war Andre Vielhaus. Kannten Sie ihn?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich hatte den Mann noch nie zuvor gesehen. Ich kannte ihn überhaupt nicht. Er war noch nie zuvor in meinem Lokal. Was für ein Motiv sollte ich also haben, ihn umzubringen?“

„ Bis jetzt gehen wir nur von fahrlässiger Tötung aus“, entgegnete Stefan.

Harald hob den Kopf. „Na und? Das eine ist genauso schlimm wie das andere. Wenn sich so etwas herumspricht, kann ich mein Restaurant dichtmachen. Niemand wird dann mehr bei mir essen.“

„ Haben Sie denn eine Erklärung dafür, wie das Gift in die Tomatensoße gekommen sein könnte?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, absolut nicht. Ich habe in meinem Restaurant überhaupt kein Rattenproblem. Und wenn, dann würde ich normale Fallen verwenden und kein Gift.“

„ Wie viele Angestellten haben Sie?“

„ Drei .“

„ Könnte einer von ihnen vielleicht …?“

Abermals schüttelte er den Kopf. „Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Meine Angestellten sind absolut zuverlässig. Die meisten arbeiten schon seit vielen Jahren bei mir. Allerdings musste ich an dem Tag die ganze Arbeit allein erledigen, weil sich zwei meiner Mitarbeiter kurzfristig krankgemeldet hatten. Und der Dritte hatte Urlaub und war nicht zu erreichen.“

„ Mussten Sie in der Vergangenheit schon mal einige Angestellte entlassen?“, fragte Kathrin.

Er überlegte einen Moment. „Ja, einmal. Einen jungen Mann. Er war für diese Tätigkeit völlig ungeeignet. Ständig ließ er etwas fallen oder das Essen anbrennen.“

„ Könnte er vielleicht …?“

„ Das glaube ich nicht“, erwiderte Harald. „Das Ganze liegt schon mehr als drei Jahre zurück.“

„ Würden Sie mir trotzdem seinen Namen geben?“, erkundigte sich Stefan.

„ Paul Borges “, antwortete Harald. „Wegen der Adresse müsste ich in meinen Unterlagen nachschauen. Aber ich glaube nicht, dass er dort noch wohnt. Er hat immer davon geredet, dass er eines Tages nach Amerika auswandern will.“

Stefan notierte sich den Namen in seinem Smartphone. „Keine Sorgen, wir werden seine aktuelle Adresse schon in Erfahrung bringen.“

„ Haben Sie in letzter Zeit jemanden auf die Straße gesetzt?“, wollte die Kommissarin wissen.

„ Nein. Niemanden.“

„ Verärgerte Kunden?“, fragte Kathrin.

„ Auch nicht. Die Leute lieben mein Essen.“

„ Wir brauchen auch noch die Namen und Adressen ihrer anderen Angestellten.“

„ Kein Problem.“ Harald erhob sich, verließ den Raum und kehrte kurz darauf mit einigen Papierblättern zurück, die er Stefan gab. „Hier sind die Namen und Adressen.“

„ Vielen Dank.“

„ Haben Sie irgendwelche Feinde?“, erkundigte sich Kathrin.

„ Nicht dass ich wüsste.“

„ Könnten Sie sich sonst noch jemanden vorstellen, der einen Groll gegen Sie mit sich herumschleppt?“

„ Na ja, seit einigen Wochen gibt es ein paar Meter weiter noch ein Schnellrestaurant. Es gehört einem gewissen Jörg Faber. Aber der Laden läuft nicht besonders gut.“

„ Und Sie glauben, er steckt dahinter?“

Harald zuckte mit den Schultern. „Schon möglich. Er hat mir zwar nie etwas getan, aber ich traue ihm irgendwie nicht über den Weg. Der Kerl hat etwas Verschlagenes an sich.“

„ Aber das allein ist kein Beweis.“

„ N atürlich, aber ansonsten fällt mir niemand ein, der ein Interesse daran haben könnte, mir zu schaden.“

Kathrin erhob sich und reichte Harald die Hand. „Vielen Dank für die Auskünfte, Herr Wedhorn. Wir melden uns, sobald sich irgendetwas ergibt.“

„ Was ist mit meinem Laden?“, fragte er. „Wann kann ich ihn wieder öffnen?“

„ Tut mir leid, das weiß ich noch nicht. Erst müssen die Untersuchungen abgeschlossen sein.“

Harald nickte. „Ich verstehe.“

Kathrin und ihr Kollege verließen die Wohnung.

„ Was hältst du davon?“, fragte Stefan, als sie wieder im Auto saßen.

„ Ich weiß es noch nicht. Die ganze Sache ist ziemlich undurchsichtig.“

„ Aber in einem Punkt hat er recht. Warum sollte er seine eigenen Gäste vergiften? Damit würde er sich nur selber schaden.“

„ Ja, aber trotzdem haben wir einen Toten. Und irgendjemand muss dafür verantwortlich sein.“

Für einen Moment herrschte Schweigen. Dann fragte Stefan: „Und wie gehen wir jetzt weiter vor?“

„ Ich fahre dich ins Büro. Versuche etwas über diesen Paul Borges herauszufinden. Vielleicht haben wir ein paar Einträge über ihn im Computer. Und überprüfe auch Jörg Faber.“

„ In Ordnung. Und was machst du?“

„ Ich fahre zu dem Restaurant und schaue mich mal ein bisschen dort um.“

Kathrin startete den Motor und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein.

Die Gier und der Tod: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei

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