Читать книгу Die Gier und der Tod: Kripow & Kripow - Herr Doktor und die Polizei - A. F. Morland - Страница 14
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ОглавлениеAgnes Pohl wollte gerade den Klingelknopf betätigen, als es drinnen laut krachte und Verena Fischer einen spitzen Schrei ausstieß. Vor Schreck wäre Agnes beinahe der selbstgebackene Kuchen aus der Hand gefallen.
„ Ach, du lieber Himmel!“, stieß sie hervor. „Verena, ist alles in Ordnung?“
Sie bekam keine Antwort. Die Haustür war verschlossen, deshalb lief Agnes um das Gebäude herum und betrat es durch die offene Terrassentür. Verena lag auf dem Boden. Ihre Hände umklammerten einen Vorhang. Neben dem Fenster entdeckte Agnes eine umgekippte Aluleiter.
„ Verena , was ist denn passiert?“, fragte die Nachbarin. Sie stellte den Kuchen auf den Couchtisch und eilte der Verletzten zu Hilfe.
„ Ich wollte die Vorhänge anbringen und bin von der Leiter gefallen“, antwortete Verena mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„ Du bist mit der Leiter umgefallen?“
„ Ja. Keine Ahnung, wie ich dieses Kunststück fertiggebracht habe. An manchen Tagen bin ich so was von tolpatschig, dass ich mich am liebsten ohrfeigen würde.“
„ Bist du verletzt?“
„ Na ja, der Parkettboden ist hart und der Sturz hat verdammt wehgetan, aber verletzt, nein, ich glaube nicht, dass ich verletzt bin.“ Sie versuchte sich aufzurichten, sackte aber gleich wieder zusammen. „Aua!“
„ Also doch verletzt.“
„ Mein Knöchel“, sagte Verena.
„ Vielleicht ist er gebrochen.“
„ Sag so etwas nicht.“
„ Komm, ich helfe dir.“
Agnes legte sich den linken Arm der Frau um die Schultern, stemmte sich mit ihr hoch und führte sie zu dem gemusterten Sofa. „Setz dich.“ Sie ließ Verena sachte niedergleiten und sah sich den schmerzenden Knöchel an. „Er könnte gebrochen sein“, meinte sie.
„ Ach was, der ist höchstens verstaucht.“
„ Versuch mal, die Zehen zu bewegen.“
Verena tat es. „Das könnte ich nicht, wenn der Knöchel gebrochen wäre.“
„ Ich werde den Notarzt rufen.“
„ Wozu?“
Agnes sah sie überrascht an. „Wozu? Du bist gut. Du kannst nicht gehen.“
„ Das wird schon wieder.“
Doch die Nachbarin schüttelte energisch den Kopf. „Nichts da, ich rufe den Notarzt an.“
„ Nein, ich werde Doktor Kripow verständigen“, sagte Verena und nahm das Smartphone vom Couchtisch. „Er ist mein Hausarzt.“
„ Na gut, wenn du meinst.“
Zwanzig Minuten später erschien der Chefarzt der Falkenberg-Klinik und untersuchte den Knöchel. Schon nach wenigen Sekunden konnte er mit Sicherheit ausschließen, dass er gebrochen war.
„ Sag ich doch“, meinte Verena und warf ihrer Nachbarin einen vorwurfsvollen Blick zu.
„ Trotzdem war es besser, die Meinung eines Arztes einzuholen.“
„ Das wird bald wieder“, sagte Doktor Kripow. „Bein hoch lagern, kalte Umschläge mit essigsaurer Tonerde drauf, Knöchel zwei, drei Tage schonen … Und seien Sie in Zukunft etwas vorsichtiger, wenn Sie auf eine Leiter steigen.“
„ Werde ich sein“, versprach Verena. „Vielen Dank, Doktor.“
Er wollte sich gerade verabschieden, als ihm einfiel, dass Stefanie Nolte auf der Suche nach einer Wohnung war. Deshalb nutzte er die Gelegenheit und sprach die Maklerin darauf an. Verena glaubte, das richtige Objekt für die Chirurgin zu haben.
„ Frau Doktor Nolte soll mich anrufen. Ich glaube, ich kann ihr helfen.“