Читать книгу Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane - A. F. Morland - Страница 22
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Sepp hatte sich die Axt und die Säge, Hammer und viele Nägel auf den Rücken gebunden, dazu trug er noch den Rucksack mit den Esssachen. Lilly hatte auch einen Rucksack, sie musste Scheuerpulver und auch Lebensmittel tragen, denn an die zwei Tage hatte man bis jetzt immer noch gebraucht, um die Hütte in Ordnung zu bringen. Der Anstieg erforderte schon fast einen halben Tag.
Ihre Augen glänzten und strahlten vor Freude ganz hell. Ignaz stand vor ihr und dachte, ich hab es ja gewusst, sie ist froh und glücklich, wenn sie dem hier allen entfliehen kann. Sie will es nicht wahrhaben, aber ich spür es doch ganz deutlich.
»Ich wünsch euch gute Reise«, sagte er leise.
»Lass die Milch nicht überkochen«, gab Lilly lustig zurück.
»Du tust wirklich, als hätte ich noch nie am Herd gestanden.«
»Vielleicht hast es schon wieder verlernt?«
Oh, jetzt tat ihm schon das Herz weh. Jetzt sah er sie noch, aber in wenigen Augenblicken würde sie über die Almwiese gehen und dann in den Hochwald steigen und seinen Blicken entschwunden sein. Dann würde er leiden. So sehr liebte er sie, dass er jetzt schon litt. Und sie blieb doch nur so kurz fort.
Sepp sagte mit seiner dunklen Stimme: »Ich werd gut auf sie aufpassen.«
Ignaz nickte ihm zu. Wie gern wäre er jetzt an dessen Stelle! Zwei Tage nur mit Lilly allein sein! Es wäre die Seligkeit!
Lilly dachte das gleiche, ach, hätte er doch mitkommen können, wie lustig wäre es dann gewesen.
Lilly und Sepp machten sich auf den Weg! So heiter und glücklich waren sie, so übermütig, immer wieder drehten sie sich herum und winkten Ignaz zu.
Als sie endlich seinen Blicken entschwunden waren, drehte er sich müde um und ging ins Haus zurück. Sonja kam ihm nach.
»Nun ist sie fort. Hast du gar keine Sorge, dass sie jetzt ihr Spielchen mit Sepp treibt?«
»Was willst du damit sagen?«
»Ha«, sagte sie höhnisch, »meinst, ich merk nicht, wie mannstoll sie ist? Wie sie dir nachschleicht, wie eine läufige Katze, bild dir bloß nicht ein, sie sei eine Heilige, das ist sie ganz und gar nicht. Brauchst bloß die Hand nach ihr ausstrecken, und die Dirn gehört dir, hast es wohl nicht gewusst, denn sonst hättest es wohl weidlich ausgenutzt«, lachte sie ihm mitten ins Gesicht.
Sie wollte ihn tödlich treffen. Nur über das Mädchen konnte sie es schaffen, vielleicht wurde er jetzt so wütend, würde etwas tun, irgendetwas ...
Ihr Blick war lauernd.
Aber was sie erhofft hatte, das traf nicht ein. Ganz ruhig stand er vor ihr, und dann fielen seine Worte.
»Man muss nicht von sich auf andere schließen, Sonja, das ist ein großer Fehler!«
Hektisch rote Flecken bildeten sich auf ihren Wangen.
»Was willst du damit sagen?«, kreischte sie auf. »Ich will sofort wissen, was du damit meinst!« Der Spieß hatte sich gedreht, aber sie merkte es noch nicht.
»Oh«, sagte er ganz ruhig. »Damals war ich ein Narr, Sonja, hab mich von dir blenden lassen. Aber in all den Jahren, weißt, da denkt man an so vieles, und da steigen die alten Erinnerungen auf, und man kann sich nicht von ihnen freimachen.« In diesem Augenblick hatte er einen ganz klaren Gedanken, und ruhig sprach er weiter: »Mathias, vielleicht ist er gar nicht mein Sohn, er hat nix von mir, gar nix.« Als er im gleichen Augenblick sah, wie sie erblasste, da stutzte er und blickte sie groß an.
Doch Sonja hatte sich schneller gefangen, als er glaubte. Jetzt zeigte sie ihr ganzes Wesen und kreischte los. Der Mann dachte, ich bin froh, dass Lilly das nicht hören muss. Sie wird immer schrecklicher.
»So ein Halunke bist du also, willst mir Schandtaten in die Schuhe schieben, du gemeiner Hund. Bild dir bloß nicht ein, du würdest mich kleinkriegen. Nie und nimmer geh ich fort.«
»Diese Hoffnung hab ich schon lange begraben, Sonja, aber um des Lebens willen, um die Zukunft, die noch vor uns liegt, hör endlich auf, so böse zu sein, werd endlich friedfertig! Mehr will ich ja gar nicht von dir, Sonja. Ich fleh dich an, gib doch endlich Frieden.«
»Damit du mit deiner Hure hier ein gemütliches Heim errichten kannst!«
Er hatte noch einmal die Hand ausgestreckt, noch einmal ihr alles geboten. Aber sie hatte sie fortgeschlagen.
Ignaz sagte: »Du kannst mich quälen, so viel wie du willst. Aber das eine sag ich dir hier und jetzt, wenn du die Lilly quälst, beleidigst, dann wirst du sehen, dass ich mich auch zur Wehr setzen kann. Du willst nicht gehen, und was ist, wenn ich gehe? Wenn ich fortgehe, ganz heimlich und dich hier allein lasse?« Er strich sich über die Stirn. »Vielleicht hätte ich das schon längst tun sollen. Als ich merkte, dass du ein Herz aus Stein hast, damals hätte ich fortgehen sollen, in die weite Welt, mich irgendwo verkriechen ...«
Sonja erschrak.
Zum ersten Male waren ihre vergifteten Pfeile in eine falsche Richtung gegangen. Er dachte nicht daran, sich das Leben zu nehmen. Im Gegenteil, nun wollte er sie schon heimlich verlassen.
Es musste etwas geschehen, und zwar sehr schnell. Die beiden Menschen, die ihn liebten und beschützten, waren jetzt nicht da, sie konnte also zuschlagen. Aber es musste wie ein Unfall aussehen. Und er durfte nichts bemerken, er war groß und stark und würde sich zu wehren wissen.
Oh, sie wünschte ihm den Tod, je schneller, umso besser.
Ignaz drehte sich herum und verließ das Zimmer. Der Streit hatte ihn wieder aufgewühlt. Er konnte jetzt auch nicht arbeiten. Lilly war nicht da, Sepp auch nicht.
Ich werd nach Klagenfurt fahren und all die Einkäufe erledigen, die schon längst hätten erledigt werden müssen, sagte er sich. Zwar hab ich gedacht, die Lilly fährt diesmal mit, aber jetzt muss ich fort, und ich bleib auch ziemlich lange fort, so dass ich Sonja nicht mehr sehen muss, wenn ich heimkomme.