Читать книгу Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane - A. F. Morland - Страница 23
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Ignaz Monnschein raste mit seinem Wagen den Weg hinunter, obwohl das gar nicht so ungefährlich war, denn die Schluchten waren sehr tief, und es war nur Schotter aufgefahren, also keine sehr feste Straße. Nach der Schneeschmelze kam es oft vor, dass ganze Teile der Straße ausgespült oder unterspült worden waren.
In einer Kurve stieß er auf einen Mann. Er wäre wohl weitergefahren, wenn ihm das Gesicht nicht bekannt vorgekommen wäre. Abrupt hielt er den Wagen an und stieg aus.
Es war Mathias, der vor ihm stand. Die Gläubiger waren mal wieder hinter ihm her, und so suchte er mal wieder das Weite und hoffte, von der Mutter Unterstützung zu bekommen.
»Ah so, der Herr Sohn lässt sich auch mal wieder blicken. Wie fühlt man sich denn, wenn man fünfundzwanzig Jahre ist und noch immer am Rockzipfel der Mutter hängt?«
Mathias blickte ihn mürrisch an. Er durfte ihm noch mal böse kommen, denn schließlich und endlich war es ja der Vater, der das Geld hatte.
»Darf doch wohl der Mutter einen Besuch abstatten? Oder ist das auch verboten?«
»Nein«, knurrte Ignaz, der immer wütend wurde, wenn er den Nichtsnutz vor sich sah. Und auf ihn hatte er all seine Hoffnung gesetzt. Er hatte gedacht, mit ihm werd ich es schaffen. Eine Zukunft hätte er ihm aufgebaut, egal welche, aber er hielt sich ja zu fein für die Arbeit.
»Ich hoff, dass du wieder fort bist, wenn ich heimkomme. Es wird spät werden, also hast Zeit genug, dich mit der Mutter auszureden.«
Mathias blieb stehen und wartete, bis er fort war, dann stieg er weiter hinauf. Bei jedem Schritt verfluchte er den Vater, dass er so hoch droben sein Haus hatte. Einen Wagen könnte er mir schon schenken, dachte er wütend. Er fährt ja auch.
Nach einer guten halben Stunde hatte er es dann endlich geschafft. Als er in der Tür stand, schrie Sonja auf. »Bist du es wirklich, Mathias?«
»Ja«, sagte er, »den Vater hab ich getroffen. Der war aber arg bös. Musst du dich immer mit ihm streiten?«
Sonja erwiderte scharf: »Ist das deine Begrüßung? Du kannst froh sein, dass ich hier oben ausharre und aufpasse.«
Mathias setzte sich und meinte: »Essen kriegt man hier wohl nicht, der Alte ist ja nicht da, der dich sonst bedienen tut.«
»Komm mit in die Küche, Mathias, dort reden wir dann weiter. Du meine Güte, dich schickt wohl der Himmel, ich hab die ganze Zeit gegrübelt und bin zu keinem Entschluss gekommen. Und jetzt bist du da, wirklich, an dich hätte ich denken sollen die ganze Zeit, aber jetzt ist es ja noch nicht zu spät, nun kann ich endlich zuschlagen.«
»Was redest da für einen Unsinn, Mutter. Also, ich bin froh, wenn ich eine Mahlzeit krieg und noch froher, wenn du mir Geld gibst!«
Sie lächelte ihn an. Muttergefühle hatte sie noch nie gehabt, aber jetzt war der Bub recht, er würde ihr helfen, den Plan in die Wirklichkeit umzusetzen.
»Weißt«, sagte sie geheimnisvoll, »wenn du jetzt tust, was ich dir sage, dann wirst in Zukunft recht viel Geld haben, dann wirst nicht mehr um jeden Schilling betteln müssen.«
»Wie denn? Will dich der Vater auszahlen?«
»Quatsch«, sagte sie grob. »Aber ich werde ihn beerben, dann habe ich all sein Geld und kann damit machen, was ich will. Mathias, wir werden dann nach Wien ziehen und ein großes Haus führen. O ja, uns wird es prachtvoll ergehen, und ich werde dir ein Geschäft kaufen, oder du wirst eine reiche Frau heiraten, du wirst schon sehen, ich werde das alles machen.«
»Beerben«, sagte der Sohn und lachte rau auf. »Der Vater schaut aber sehr gesund aus. Da kannst noch lange warten, bestimmt an die dreißig Jahre, wenn nicht noch länger.«
»Er wird sich das Leben nehmen«, erklärte sie kalt.
Mathias lief es für einen Augenblick kalt den Rücken herunter.
»Was sagst du da?«
»Man muss ihn nur das Spielzeug wegnehmen, das ist alles, dann ist der Lebenswillen dahin, und er wird Schluss machen, endlich.«
»Mutter, was geht hier vor? So kenne ich dich ja gar nicht.«
»Er hat eine Frau eingestellt, Haushälterin«, sagte sie verächtlich, »es ist ein junges schönes Mädchen, lass dir gesagt sein, dein Vater hatte immer Geschmack. Er liebt dieses Mädchen. Wenn ich nicht aufpasse, geht er mit ihr auf und davon. Das müssen wir verhindern, Mathias, sonst ade du Reichtum, ade du schönes Leben. Wir müssen es mit allen Mitteln verhindern.«
»Wo ist sie denn?«
»Im Augenblick oben auf der Sennhütte mit dem blöden Sepp. Kennst ihn ja, er hört kaum.« Ihre Augen glühten. »Hör zu, du bist für diesen Plan wie geschaffen. Du musst hingehen und sie verführen, das kannst du ja so gut. Du musst es tun, und wenn du sie dir mit Gewalt nimmst, aber sie muss dein werden. Das andere mach ich dann schon.«
Mathias starrte die Mutter an. Langsam begriff er, was sie vorhatte. Er wusste von der schlechten Ehe seiner Eltern. Bis jetzt hatte er sich nie eingemischt. Jetzt aber liebte der Vater ein Mädchen, und das sollte er sich holen, damit sie den Vater damit quälen konnte. Aber wenn er auch ein Schuft war, durfte er das wirklich? Im Augenblick schlug sein Gewissen, aber das auch nur, weil er wusste, dieser Plan war mit Strapazen verbunden, denn dazu musste er ja auf die Sennhütte steigen. Und dazu hatte er wirklich keine Lust.
»Ich mag nit«, wehrte er ab. »Das ist nix für mich.«
Sonja kam ganz dicht an ihn heran.
»So, das liebe Söhnchen mag nicht. Er will keine feine Dirn verführen, er mag nicht. Aber magst du vielleicht, wenn man dir das Erbe streitig macht, wenn du leer ausgehst? Wenn er mit ihr fort ist, dann hab ich keinen Groschen mehr, weder für mich noch für dich. Ist dir das vielleicht lieber?«
Der Sohn lachte rau auf. »Dir kann er vielleicht den Hahn absperren, aber ich krieg so und so mein Pflichtteil. Meine Gläubiger wissen, dass ich sein Sohn bin und dass er ein Vermögen hat, das ist bekannt, nur so kann ich sie mir immer wieder vom Hals halten, weil ich ihnen versprech, dass ich demnächst eine größere Summe erhalte.«
Sonja war rasend vor Zorn. Der Sohn wollte also kneifen.
»So«, keuchte sie, »so einer bist du also, nun dann will ich dir noch etwas sagen, und das schreib dir gefälligst hinter die Ohren, damit du es nie vergisst. Ignaz ist nicht dein Vater. Heute hat er eine Andeutung gemacht, und ich muss jetzt annehmen, dass ihm irgendeiner die ganze Wahrheit gesagt hat. Darum müssen wir jetzt schnell handeln, bevor er weitere Schritte in die Wege leiten kann.«
»Er ist nicht mein leiblicher Vater?«
»Nein!«
»Du Hure«, schrie der Sohn auf. »Was tust du mir noch alles an? Nicht, dass du mich mit deinen vergifteten Worten verdorben hast, jetzt nimmst du mir auch noch das Letzte!«
»Du kannst flennen, so viel wie du willst, damit wird nichts besser. Entweder du tust jetzt, was ich gesagt habe, oder du gehst zum Teufel, dann will ich dich auch nie mehr wiedersehen.«
Seine Lippen zitterten. Er war noch nie so aufgebracht wie in diesem Augenblick. Die Gedanken gingen wie ein Mühlrad im Kopf herum, aber immer kamen sie an dieselbe Stelle zurück. Er konnte sich in der Stadt erst wieder blicken lassen, wenn er dem Luger ein paar Schillinge geben konnte. Dieser wollte nicht mehr auf die Bezahlung warten. Wenn er ihm binnen fünf Tagen nicht das Geld brachte, würde er eine Anzeige bei der Polizei erstatten. Das Wasser stand ihm wirklich bis zum Hals. Und jetzt erfuhr er von der Mutter, dass er gar nicht der wirkliche Sohn von Monnschein war. Wenn sich das herumsprach, dann war er erledigt, geliefert für alle Zeiten.
Er stöhnte auf!
»Was soll ich denn tun?«, jammerte er.
»Das Mädchen«, sagte die Frau. »Über das Mädchen treffen wir ihn, dann ist er geschlagen, ich werd es schon machen, du musst es nur tun.«
»Gut«, sagte er dumpf. »Aber ist das nicht gemein, ich meine, dem Mädchen gegenüber?«
»Sonst kennst du doch keine Skrupel!«
Er erhob sich.
»Ist gut«, sagte er mit starrer Miene.