Читать книгу Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane - A. F. Morland - Страница 27

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Ein neuer Tag begann.

Mathias stand neben dem Vater! »Noch nie habe ich so bewusst die Berge gesehen wie in diesem Augenblick. Es ist wunderschön hier!«

»Wenn du wieder in der Stadt bist, wirst du sie nicht mehr sehen!«

Mathias sagte leise: »Ich möchte schon hierbleiben, ich glaub, wenn ich mich von allen trenn, dann wird es gehen, dann könnt ich schon noch einmal von vorn beginnen.«

Ignaz blickte ihn scharf an.

»Ich könnte dir ein kleines Berghotel errichten. Jedes Jahr kommen mehr Touristen hierher. Man kann hier gut verdienen, aber du müsstest hart arbeiten.«

»Versuch es mit mir, Vater, ich will mich bemühen. Ich will versuchen, ein neues geregeltes Leben zu führen. Es ist mein fester Wille.«

»Wir sprechen noch später darüber.«

Lilly sah schöner denn je aus. Als er sie erblickte, wurde seine Brust ganz weit vor Freude. Er breitete die Arme aus, und sie flog wie ein lichter heller Schmetterling hinein. Mathias fühlte einen kleinen Stich im Herzen. Er dachte, wenn ich ein so wundervolles Mädchen hätte, dann würde es mir auch leicht fallen, ein neues Leben zu beginnen. Doch dann musste er daran denken, wie viele Jahre der Vater still gelitten hatte, und die Dörfler verachteten ihn noch dazu. Er hatte auch lange geglaubt, der Vater sei der böse Mensch, würde die arme gelähmte Mutter da droben gefangen halten. Jetzt erst begriff er, welche Größe der Vater besaß. Er neidete ihm das Glück nicht. Eines Tages würde er vielleicht ebenso ein Mädchen finden, und dann würde er dieses Glück festhalten, für immer. Er war doch erst fünfundzwanzig Jahre, das ganze Leben lag vor ihm.

Mathias streckte die Schultern empor. Der Vater würde sich auf ihn verlassen können!

Nach dem Frühstück machte man sich dann an den Abstieg. Er würde eine Stunde dauern. Hinunter ging es immer schneller als hinauf. Sie waren fröhlich und guter Dinge und lachten viel.

Aber unten in dem prachtvollen Haus war die Frau. Schon früh war sie erwacht und aufgestanden. Nun saß sie am Fenster und blickte die Berge an. Dort hinten musste er zurückkommen. Aber sie wusste noch nicht, wer es sein würde! Entweder der Sohn, dann hatte sich der Mann das Leben genommen, oder der Mann, dann hatte er den Sohn erschlagen. So oder so würde sie endlich all sein Geld bekommen. Sie war Siegerin geblieben. Das Mädchen würde sie wie eine gemeine Dirne von der Schwelle weisen.

Man würde sie bemitleiden und ihr behilflich sein, dieser armen Frau, die so viel Tragisches durchmachen musste. Man würde in Scharen kommen, nur um von ihr alles zu erfahren. Sie würde wieder Hof halten, wie damals! Ihr Stern war noch nicht erloschen. Große Schlagzeilen würde dieses Drama in den Zeitungen bringen.

Sonja saß da und lächelte wie eine Katze, träge und gefährlich. Das lange Warten hatte sich jetzt endlich gelohnt. Jetzt war sie am Ziel ihrer Wünsche.

Ahnten die drei vielleicht die Gedanken der Frau? Kurz vor der letzten Wegbiegung sagte Ignaz plötzlich: »Nehmen wir diesen Weg. Dann kommen wir von hinten zum Haus zurück. Der Weg ist ein wenig steil und gefährlich, darum gehen wir ihn sehr selten. Aber jetzt scheint die Sonne, und ich geh voran, da wird nix passieren.«

Wortlos gingen die beiden Menschen hinter ihm her. Keiner sprach jetzt ein Wort. Irgendwie hatten sie alle Angst vor dem, was jetzt kommen würde. Sehr hässlich würde es werden. Mathias spürte eine würgende Angst in sich hochsteigen. Lillys Augen wurden dunkel vor Trauer.

Sonja saß da und wartete. Ignaz öffnete die Hintertür und ließ die beiden vorgehen. Dann standen sie im Hauptraum, die Frau starrte noch immer zum Fenster hinaus. Dann endlich hörte sie ein Geräusch und drehte sich herum. Ihre Augen blickten sie entgeistert an. Sah sie schon Gespenster? Da standen sie alle drei im Raum, der Mann, der Sohn und in ihrer Mitte das Mädchen.

Ihr Gesicht war schneeweiß.

»Deine Rechnung ist nicht aufgegangen«, sagte Ignaz ganz ruhig. »Du hast dich verrechnet. Nicht alle Menschen sind so grundlos schlecht wie du. Dein Sohn hat es nicht getan, im Gegenteil, du hast ihm sogar noch einen großen Gefallen erwiesen. Du hast ihm die Augen geöffnet, und er ist zu sich gekommen. Mathias wird sich ändern, er wird endlich auf mich hören, und ich werde ihm helfen, obwohl ich jetzt weiß, dass er gar nicht mein Sohn ist.

Ich danke dir außerdem dafür, denn jetzt weiß ich auch, wie sehr Lilly mich liebt. Ja, bis jetzt war ich im Zweifel, konnte es einfach nicht glauben, dass dieses wundervolle Geschöpf mich wirklich liebt. Ich betete sie an, wagte aber nicht davon zu träumen, von ihr wiedergeliebt zu werden. Oben in der Hütte ist es zu einer großen Aussprache zwischen uns gekommen. Jetzt stehen wir zusammen, jetzt wissen wir um deine Bosheiten, und sie können uns nicht mehr treffen, Sonja, nie mehr!«

»Das ist nicht wahr«, gurgelte sie. »Das ist nicht wahr!«

»Doch und dann will ich dir auch gleich sagen, ich werde jetzt die Scheidung einreichen. Mathias wird aussagen, und auch Lilly wenn es sein muss.«

Sonja wusste, sie hatte verspielt, alles hatte sie vertan. Der Mann, den sie schon tot sah, über den sie vorhin schon triumphiert hatte, er war jetzt Sieger, er würde alles überwinden, und sie würde jetzt endgültig verschwinden. Irgendwo in einer kleinen Wohnung würde sie vergessen leben müssen. Und sie hörte den Mann sagen: »Ich werde auch in Zukunft für deinen Lebensunterhalt sorgen. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du hast ja immer in die Stadt zurückgewollt. Jetzt kannst du gehen. Du wirst keine Not zu leiden brauchen.«

Mathias dachte, ich könnte das nicht, ich könnte nicht auch jetzt noch gut sein, wenn sie mich so gequält hatte, du mein Gott, es ist doch meine Mutter, aber ich bin froh, dass sie endlich aus meinem Leben verschwindet. Wie froh bin ich doch jetzt darüber.

»Ich werde Siegerin bleiben«, kreischte sie ihn an. »Ich werde trotzdem Siegerin bleiben«, schrie sie wie von Sinnen. »Du wirst schon sehen, du wirst mich noch verfluchen, ich kann dich doch noch besiegen.« Dann griff sie in die Speichen des Rollstuhls und verschwand in ihrem Zimmer.

Die drei Menschen blickten sich an. In diesem Augenblick begriffen sie erst vollkommen, dass sie geistig umnachtet war, so ein Hass, der konnte auch nur in einem kranken Gehirn entstehen. Sie war nicht mehr bei Verstand.

Ignaz sagte leise: »Dann müssen wir sie in ein Heim bringen, man wird gut für sie sorgen.«

»Ich gehe zu ihr«, erklärte Mathias.

»Sage es ihr noch nicht, ersparen wir es ihr. Das habe ich nicht gewusst, dass es so um sie steht, all die Zeit, ich habe es nicht gewusst.«

Mathias wollte zur Mutter. Wenige Augenblicke später kam er hastig in den Raum zurückgelaufen. Keuchend sagte er: »Sie hat sich an der Türklinke erhängt! Mutter ist tot!«

Das hatte sie also damit gemeint, sie würde Siegerin bleiben. Hatte sie vielleicht im Wahn angenommen, man würde es als Mord auslegen?

Mathias war es auch, der den Dörflern endlich die Augen öffnete, ihnen sagte, wie gut der Vater sei. Ignaz bezahlte seine Schulden in der Stadt. Dann richtete er ihm wie versprochen ein kleines Hotel ein. Später, als Mathias dann auch ein Mädchen fand und dieses heiratete, da schenkte Ignaz es ihm ganz.

Sie blieben alle an einem Ort.

Kurz nach der Beerdigung der Frau heirateten Ignaz und Lilly. Sie blieben oben in dem wundervollen Haus wohnen. Alles was sie noch an Sonja erinnerte, das entfernte man. So konnten sie dann ungetrübt glücklich und zufrieden leben.

Nach einem Jahr des Glückes schenkte Lilly ihm ein kleines Mädchen. Ignaz konnte es kaum fassen. Er stand an der Wiege und betrachtete das kleine Menschlein verzückt.

Seine junge Frau lag erschöpft aber glücklich in den Kissen und lächelte ihn an.

»Bist du zufrieden mit mir?«

Er kam zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah sie voller Dankbarkeit an.

»O Lilly, ich bete dich an, ich werde nie aufhören, dich anzubeten, dich zu lieben. Dass ich dieses Glück noch erlebe, o du mein Gott!«

»Unser gemeinsames Glück«, sagte sie ganz leise, um das Kind nicht zu wecken.

ENDE


Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane

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