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Marion hatte versucht, eine Säuglingsschwester zu bekommen. Aber das erwies sich am 24. Dezember als so hoffnungslos, als hätte sie versucht, den Schnee mit der Heizsonne wegzutauen. Nicht einmal eine normale ausgebildete Schwester konnte sie bekommen. Und so gab sie es schließlich auf. Später war das Telefon ohnehin von Friedhelm blockiert. Fast eine Stunde lang telefonierte er mit Renate in Mannheim. Als er dann wiederkam, hatte er seinen Entschluss schon gefasst.

„Leute, der Sturm hat aufgehört. Der Schnee ist für mich kein Problem. Ich nehme an, ihr habt nichts dagegen, wenn Renate kommt. Ich hole sie vom Zug ab. Gegen Mittag kann sie morgen da sein. Sie hat mir versprochen, dass sie morgen früh beizeiten losfährt.“

„Am Weihnachtsmorgen“, erklärte Marion vorwurfsvoll.

„Eben gerade drum.“

„Wir können ihr aber nichts Besonderes bieten. Du weißt, was hier passiert ist“, erwiderte Marion.

„Das macht nichts. Ich hab ihr alles erzählt. Sie wird kommen, und wir werden heiraten. Ja, wir werden heiraten, sobald das nur möglich ist.“

„Aber Fried“, sagte Marion. „Du musst doch erst mal sehen, ob alles noch so ist, wie es war.“

„Weil sie einen Arm verloren hat? Das stört mich nicht. Was wäre ich für ein Kerl, wenn mich das stören würde?“

„Das nicht“, widersprach Marion. „Natürlich meine ich das nicht. Nein, ob sie auch sonst noch so ist, wie du sie erwartest, und ob du noch so bist, wie sie sich das vorstellt. Es sind Jahre vergangen seitdem. Ihr habt euch geändert.“

„So lange ist die Zeit nicht her. Nein, mein Entschluss steht fest, und niemand bringt mich davon ab. Ich werde sie morgen Mittag in Bonn vom Zug abholen.“

„In Bonn, sagst du“, rief Thomas. „Hör mal, ich werde versuchen, mit Professor Winter zu sprechen. Vielleicht ist es ihm möglich, mit seinen Beziehungen uns eine examinierte Schwester zu beschaffen. Das ist notwendig. Jemand muss Isolde, aber auch den Kleinen versorgen. Wir können die Frau Kreweling nicht hier anbinden, das geht nicht.“

„Stimmt“, erklärte Friedhelm. „Ich wollte sie nachher sowieso hinüberfahren zu ihrer Familie, jetzt, wo der Sturm aufgehört hat. Sie wollte dann morgen früh wiederkommen. Willst du mit Professor Winter telefonieren?“

„Ja. Ich rufe ihn jetzt an. Ich weiß, dass es eine ungewöhnliche Zeit ist, aber damals, als ich bei ihm gewesen bin und ich sein Assistent war und er noch ein Oberarzt, da sind wir prächtig miteinander ausgekommen. Ich kenne seine Einstellung. Wenn es um so etwas geht, hat er immer Zeit. Ich werde anrufen.“

„Dann würde ich dir auch einen guten Rat geben“, rief Frans Thomas nach, als der schon zur Tür gegangen war. „Wenn der Mann Einfluss hat, solltest du unbedingt die ganze Geschichte erzählen, wie sie hier war. Ich glaube nicht, dass diese Ärztin das alles auf sich beruhen lässt. Sie war sehr feindselig, jedenfalls ist es mir so vorgekommen. Ich könnte mir vorstellen, und du dir sicher auch, Fried, dass sie noch etwas daraus macht. Von der hören wir bestimmt noch. Die hat uns nicht einmal auf Wiedersehen gesagt. Sie behauptete, von uns regelrecht gezwungen worden zu sein, mit uns zu fahren. Sie hat die ganze Zeit geschimpft.“

„Und sie wusste Bescheid?“, fragte Thomas überrascht.

„Ja“, sagte Friedhelm, „ich hab ihr die Sache erzählt. Ich konnte doch nicht wissen, dass sie sich so zickig aufführt.“

„Das war nicht sehr gut. Das könnte wirklich kritisch werden.“

„Aber ich musste es ihr doch sagen. Auf der einen Seite hatte ja auch Marion angerufen und ihr erklärt, dass eine Sectio gemacht werden muss. Wer soll denn so etwas beurteilen können. Und da hab ich ihr die Sache aufgetischt. Ich gebe zu, dass es unter den gegebenen Umständen unglücklich gewesen ist. Aber das konnte ich doch nicht voraussehen.“ Thomas nickte. „Kommt es, wie es kommt. Ich würde ein zweites Mal genauso handeln.“

„Diese Frau nicht. Die stand auf dem Standpunkt“, erklärte Frans, „man hätte lieber das Kind sterben lassen sollen, als einen solchen Eingriff zu machen.“

„Sterben lassen sollen? So etwas nenne ich ganz einfach Mord“, entgegnete Thomas. „Es wird um den Paragraphen 218 so viel geredet. Die Gegner der Liberalisierung dieses Paragraphen sagen, dass es schon Mord ist, ein Embryo zu töten. Aber was ist es denn dann unmittelbar vor oder bei einer Geburt?“

„Wir brauchen nicht darüber zu streiten. Wir sind ja alle deiner Meinung“, sagte Friedhelm. „Nur diese Ärztin denkt anders. Und du weißt ja, was sie dir angedroht haben. Es wäre schon gut, wenn du eine gewisse Vorsorge triffst. Erzähl es Winter! Vielleicht gibt es eine Möglichkeit für ihn, es abzubiegen.“

„Ich glaube, du hast recht“, stimmte Thomas zu. „Ich werde mit ihm reden. Mit ihm kann man über alles sprechen.“


Tränen, Glück und schwerste Stunden: Arztroman Sammelband 6 Romane

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