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Bernd Schuster drehte sich um. Ganz langsam. Vor ihm stand ein Sessel. Auf den würde er fallen, sobald er getroffen war.

Und dann sah er noch etwas, und er setzte zu einer Verzweiflungstat an.

Er flankte über den Sessel und ließ sich sofort dahinter fallen. Ein paar Kugeln flogen ihm um die Ohren. Die Gangster hatten keine Sekunde gezögert, das Feuer auf ihn zu eröffnen. Noch hatten sie ihn zwar nicht getroffen, aber die Deckung war lächerlich. Auf die Dauer konnte er ihren Geschossen nicht entgehen.

Er stieß den Sessel um und hechtete hinter den danebenstehenden. Im Sprung packte er einen der beiden Keramikhunde, die im Schrank standen.

Die Gangster fluchten. Der umgeworfene Sessel hatte einige Verwirrung gestiftet. Die Schüsse waren wirkungslos in die Zimmerwand und eines der Fenster gejagt.

Doch schon hatten sie sich von ihrer Überraschung erholt. Das nächste Blei würde treffen.

Bernd Schuster biss die Zähne aufeinander. In seiner Faust spürte er den Keramikhund. Als Waffe war er lächerlich, und doch sollte er ihm die Rettung bringen.

Er schleuderte das Tier und zuckte sofort wieder hinter seine Deckung zurück.

Die antwortenden Schüsse gingen in einem fürchterlichen Lärm unter.

Der Schrank kippte um und krachte knapp neben Bernd Schuster auf den Boden. Die Lampe wurde von der Decke gerissen. Die Bilder flogen wie Geschosse von den Wänden, und auch sonst katapultierte alles durch das Zimmer, was nicht fest verankert war.

Auch die Männer.

Die Gangster schrien vor Schmerzen. Sie bluteten. Silvio Hübner hatte ein Stück Holz gegen den Kopf bekommen und taumelte benommen durch den Raum. Einer der anderen versuchte, unter dem Schrank hervorzukriechen, der ihn eingeklemmt hatte. Der dritte rührte sich nicht.

Bernd Schuster hatte sich an seinen Sessel geklammert.

Sein Wurfgeschoss hatte das Schutzglas des Fernsehapparates durchschlagen und die Bildröhre zertrümmert. Die folgende Implosion war für die Verwüstung verantwortlich. Das Zimmer ähnelte einem Schlachtfeld.

Auch Bernd Schuster konnte sich auf verschiedene Beulen und Abschürfungen freuen. Doch ernste Verletzungen hatte er dank seiner Deckung nicht davongetragen.

Er war zwangsläufig auch derjenige, der sich als erster fasste. Er schnappte sich den Revolver, der nur zwei Schritte von ihm entfernt gelandet war. Mit einem Satz stand er bei Silvio Hübner und hieb ihm die Faust gegen das Kinn. Darauf hörte der Verbrecher zu taumeln auf und schlug rückwärts auf den Boden.

Dann kümmerte er sich um die beiden anderen. Den Mann unter dem Schrank musste er noch entwaffnen. Dann stemmte er das schwere Möbel ein Stück in die Höhe und zerrte den Mann hervor. Der war restlos mit den Nerven fertig. Er glaubte an eine Bombe und stöhnte erbärmlich. Seine Knochenbrüche würden wohl einen längeren Krankenhausaufenthalt erfordern, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte.

Der dritte rührte sich noch immer nicht, aber er war nicht tot. Bernd Schuster überzeugte sich davon. Sein Kopf war lädiert, und sein linker Fuß hing in seltsamer Stellung im Gelenk.

„Du bist ein Teufel“, stöhnte Silvio Hübner grimmig, als Bernd Schuster ihm Handschellen anlegte.

„Das hättest du wissen müssen“, entgegnete der Detektiv ungerührt, „nachdem du dich doch so genau über mich erkundigt hast.“

„Trotzdem, Schuster. Als du den Fernseher hochgehen ließest, hast du auch die Telefonverbindung zerstört. Du kommst hier nicht lebend raus. Unten erwarten sie dich schon. Darauf kannst du wetten.“

„Ich halte dagegen, Hübner. Ich will dir sagen, wie es da unten aussieht. Als sie den Lärm hörten, sind die meisten Gäste schleunigst abgehauen. Wenn wir jetzt beide hinuntergehen, du schön brav mit meiner Pistole im Rücken, wird uns keiner aufhalten.“

Bernd Schuster war nicht hundertprozentig von dem überzeugt, was er sagte. Er dachte an Robby, der sich rechtzeitig aus dem Staube gemacht hatte und nun womöglich Verstärkung holte.

Als er jedoch mit seinem Gefangenen in die Bar hinunterkam, war es dort beängstigend leer. Nur ein paar Figuren starrten ihnen noch neugierig entgegen. Sonja befand sich nicht unter ihnen. Sie hatte den Braten wohl gerochen.

Bernd sagte nichts. Die Pistole in seiner Hand und der gefesselte Mann sprachen für sich.

Er ging zum Telefon und rief Horst Südermann an.

Der Dicke kam anfangs nicht ganz klar mit dem, was Bernd ihm berichtete. Er verstand nur so viel, dass unter Umständen ein Zusammenhang mit dem Mord an Karsten Gerber bestand. Das brachte ihn auf die Füße.

Als einige Zeit später die Polizei in der ‚Säge‘ eintraf, waren auch noch die letzten Gäste verschwunden. Aber an denen war auch niemand interessiert.

Die Verletzten wurden in ärztliche Behandlung gegeben, und Silvio Hübner spuckte widerwillig aus, was er wusste. Die Million konnte er jetzt ohnehin in den Rauch schreiben.

„Ich wollte das Geld“, bekannte er wütend und warf Bernd einen Blick zu, der Bände sprach. „Leider kam ich in den ganzen Jahren nicht voran. Niemand wusste, wo der Zaster geblieben ist. Da wurde Karsten entlassen und ging zu Robby, um sich ’ne Kanone zu besorgen. Er verriet nichts, aber Robby dachte sich gleich, dass Karsten mit demjenigen abrechnen wollte, der das Geld hatte. Er sagte mir Bescheid, und wir beobachteten Karsten. Er verschwand in dem Haus, in dem dieser verdammte Schnüffler, den es hoffentlich auch bald erwischt, sein Büro hat. Aber da kam er nicht mehr heraus. Später tanzten dort die Bullen an. Wir konnten uns denken, dass etwas schiefgelaufen war. Ich stellte ein paar Nachforschungen über Schuster an. Leider brachten uns die nicht weiter. Als wir merkten, dass der Schnüffler unseren Rahm abschöpfen wollte, blieb uns nichts Anderes übrig, als ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Beinahe hätte es auch geklappt.“

„Aber zum Glück eben nur beinahe“, sagte Horst Südermann, der inzwischen den Tatort besichtigt hatte. „Bernd Schuster ist mit leeren Händen eben immer noch mehr wert als ihr mit euren Zimmerflaks.“

Silvio Hübner verriet auch Robbys mögliches Versteck. Er hoffte, sich dadurch ein paar Vergünstigungen zu verschaffen. Dafür blieb er dabei, keine Ahnung zu haben, wen Karsten Gerber im Verdacht hatte, und gegen wen er in dem Detektivbüro Belastungsmaterial zu finden hoffte.

Horst Südermann ließ ihn abführen und wandte sich Bernd Schuster zu. „Trotz deines sagenhaften Glücks also wieder ein Schuss in den Ofen“, stellte er missmutig fest. „Und was hast du jetzt vor?“

Bernd gähnte. „Erst mal ein paar Runden schlafen“, sagte er und massierte sich seine geprellten Körperpartien. Auch seine Schulterwunde war wieder aufgeplatzt. „Und dann habe ich in den nächsten Tagen vor, die hübsche Prämie von ungefähr hunderttausend Mark zu kassieren.“

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