Читать книгу Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis - A. F. Morland - Страница 23

Оглавление

17


Nach diesem Tag war der Schlaf eine Wohltat, doch am nächsten Morgen begann für Bernd Schuster die nächste Runde, und er war durchaus nicht sicher, ob er die überleben würde. Auch er war gegen Gift nicht immun. Franziska hatte schon Lucy zu ihrer Mutter gebracht und auf dem Rückweg Brötchen besorgt. Sie frühstückten beide in Bernds Büro, um zwischendurch ein paar Telefongespräche zu führen. Schon das erste Telefongespräch, das Franziska führte, brachte gleich eine Bombenüberraschung.

„Herr Winter bittet dich, ihm eine Rechnung zu schicken“, verkündete sie.

Bernd war überrascht, glaubte aber den Grund zu wissen. „Er ist also unzufrieden mit meiner Arbeit und beauftragt einen Kollegen.“

Franziska schüttelte heftig den Kopf. „Daneben getippt, Bernd. Er sagt, der Fall ist abgeschlossen. Er hat gezahlt.“

„Waaas? Aber wir waren doch gestern Abend erst übereingekommen, dass er mich sofort informiert, sobald die Übergabe vereinbart wird. Ich habe das Tonband im Anrufapparat abgehört. Von ihm war kein Anruf drauf.“

„Das ist richtig. Angeblich hat ihn der Erpresser so massiv unter Druck gesetzt, dass er sich nicht getraut hat, etwas zu riskieren. Er hatte Angst um sein Haus, das einiges mehr wert ist als hundertfünfzigtausend Mark.“

„Na bravo! Dann werden wir wohl einige Zeit nichts mehr von Reinhold Lange hören. Das Sümmchen reicht ein paar Wochen. So ein Mist! Ich war ihm schon dicht auf den Fersen. Es hat nicht mehr viel gefehlt, und er säße jetzt dort, wo er hingehört.“

Franziska Jahn konnte Bernds Groll gut verstehen. Keiner wusste besser als sie, wie er sich in diesen Fall hineingekniet hatte, wie viele Nächte er dafür geopfert hatte.

„Irgendwann erwischst du ihn“, versuchte sie ihn zu trösten, aber Bernds Laune hatte einen Knacks bekommen.

In dieser Stimmung machte er sich auf den Weg, um der Reihe nach die vier Hauptverdächtigen aufzusuchen, und ihnen auf den Zahn zu fühlen.

Hans Zieske unterhielt ein gutgehendes Antiquitätengeschäft in der Gneisenaustraße. Gute Gegend. Spitzenpreise. Der vorbestrafte Hehler hatte es zu Ansehen und zu Wohlstand gebracht.

Bernd Schuster, der so tat, als würde er sich für eine chinesische Vase interessieren, wurde von einer niedlichen Angestellten bedient. Er bestand aber darauf, mit dem Chef persönlich zu sprechen, worauf die Kleine beleidigt abzog und nach geraumer Zeit mit einem etwas vertrottelt wirkenden Herrn zurückkehrte, der sich als Hans Zieske vorstellte.

Zieske war annähernd sechzig Jahre alt. Er trug dicke Augengläser, durch die er seinen Kunden misstrauisch musterte. Er schickte die Angestellte fort und pries in überschwänglichen Phrasen seine kostbarsten Stücke an. Zu jedem wusste er eine ganze Geschichte zu erzählen. Besonders ausführlich schilderte er die Herkunft einer hauchzarten Vase, die überraschend preiswert war, wenn man bei diesen Summen überhaupt von preiswert sprechen konnte.

Bernd Schuster hörte geduldig zu, und als Zieske ihn erwartungsvoll ansah, lächelte er dünn und fragte: „Wofür halten Sie mich, Herr Zieske? Für einen Touristen, den Sie übers Ohr hauen können?“

„Ich... ich ... verstehe Sie nicht, Herr!“, stotterte der Händler.

„Dann will ich mich verständlicher ausdrücken. Sie wollten mich auf die Probe stellen. Diese Vase stammt niemals aus der Zeit der Ming-Dynastie. Für diese Epoche wäre sie auch viel zu billig. Ich schätze sie auf neunzehntes Jahrhundert.“

„Aber Sie haben trotzdem nicht die Absicht, sie oder irgendein anderes Stück zu kaufen. Habe ich recht? Ich will ganz offen mit Ihnen reden. Ich halte Sie für einen Polizisten. In unregelmäßigen Abständen tauchen immer wieder Kollegen von Ihnen auf und bemühen sich, mir eine Unregelmäßigkeit nachzuweisen. Der Justiz ist es offenbar ein Dorn im Auge, dass ich vermögend bin, obwohl ich seit meiner damaligen Verurteilung den Weg des Gesetzes eingeschlagen habe. So etwas glaubt man nicht. Ich finde dieses Versteckspiel widerlich und entwürdigend. Deshalb spiele ich gleich mit offenen Karten. Meine Anerkennung übrigens. Ihre Kollegen haben meinen kleinen Test alle nicht bestanden. Sie haben mich um einen kleinen Spaß gebracht, Herr Schuster. Ich hätte Ihnen noch eine Räuberpistole aufgetischt, dass Ihnen die Haare zu Berge gestanden wären.“

Bernd Schuster musste lachen. Der Alte gefiel ihm, und er sah keinen Grund, seine Identität länger zu verschweigen.

„Privatdetektiv?“, wunderte sich Hans Zieske. „Wer hat Sie denn auf mich angesetzt? Fühlt sich einer meiner Kunden von mir übervorteilt? Das würde mich schmerzen. Meine Ware ist nicht billig, dafür hält sie aber auch jeder Prüfung stand. Ich bin bei meinen Händlern noch misstrauischer als bei meinen Kunden.“

Bernd Schuster rückte mit der Wahrheit heraus, und Hans Zieske wurde ernst. „Das war damals eine böse Sache“, erinnerte er sich. „Natürlich stand ich gleich im Mittelpunkt des Verdachts. Schließlich war ich vorbestraft. Dem Gesetz nach hatte ich meine Strafe zwar verbüßt, aber den Flecken habe ich bis heute nicht aus meiner Weste waschen können. Das beweist mir Ihr Besuch.“

Bernd Schuster versicherte, dass er noch weitere Leute überprüfen würde, die mit keiner Vorstrafe behaftet seien. „Sie macht nicht Ihr damaliger Schuldspruch interessant“, erläuterte er, „sondern Ihr jetziger Wohlstand. Ich suche eine Million und einen Mörder.“

Hans Zieske nickte. „Ich verstehe. Wann geschah dieser Mord?“

Bernd sagte es ihm.

Der Antiquitätenhändler lächelte. „Zu der Million kann ich Ihnen nichts Anderes sagen, als ich damals bereits ausgesagt habe. Was den Mord betrifft, werden Sie mich jedoch von Ihrer Liste streichen müssen. Ich bin erst gestern Abend aus Kalkutta zurückgekehrt. Ich hielt mich dort eine Woche auf. Genau genommen sechs Tage. Jedenfalls werden Sie einsehen, dass ich überhaupt keine Gelegenheit hatte, mit Herrn Gerber zusammenzutreffen. Tut mir leid, ich hätte Ihnen wirklich gerne geholfen.“

Diese Angaben waren leicht zu überprüfen. Das konnte Franziska erledigen, aber Bernd zweifelte nicht daran, dass der Mann die Wahrheit sagte.

„Sie haben mir schon geholfen“, versicherte er. „Drei Verdächtige sind besser als vier. Ich bin gespannt, wer zum Schluss übrigbleibt.“

Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis

Подняться наверх