Читать книгу Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021 - A. F. Morland - Страница 11

4

Оглавление

Joanne Carter bewohnte eine sicher nicht billige Wohnung in Midtown Manhattan. An der Tür war noch immer auch Walt Brannigans Name zu sehen. Wahrscheinlich hatte sie es einfach noch nicht übers Herz gebracht, das Schild abzunehmen. Als sie Bount Reiniger die Tür öffnete, schien sie im ersten Moment ein wenig verwundert zu sein.

"Sie, Mister Reiniger?"

"Ich dachte, ich schau mir mal, wie Walt Brannigan gelebt hat!"

"Kommen Sie herein!"

Bount nickte und trat in eine sachlich und sehr modern eingerichtete Wohnung.

"Was machen Sie eigentlich beruflich?"

"Ich habe einen Job in einem Makler-Büro."

"Immobilien?"

"Ja."

Bount sah sie an und meinte dann: "Ich will ganz offen sein: Bis jetzt habe noch nicht viel herausfinden können." Sie zuckte mit den Schultern. "Das wäre wohl auch etwas zuviel verlangt."

"Die Leiche ist freigegeben. Wenn Sie wollen, dann gebe ich Ihnen die Adresse eines Bekannten, der früher bei der Gerichtsmedizin war und sich dann selbstständig gemacht hat." Bount zuckte die Achseln. "Ich habe schon ab und zu mit ihm zusammengearbeitet. Wenn wirklich etwas medizinisch Greifbares übersehen wurde, das die plötzliche Wandlung Ihres Freundes erklären könnte, dann wird er es finden! Von Polizei und Staatsanwaltschaft ist in der Hinsicht wohl nichts mehr zu erwarten. Der Fall gilt als abgeschlossen, und solange nicht neue Indizien vorgelegt werden, kann auch mein Freund Rogers von der Mordkommission da nichts machen."

Sie nickte. "Gut", meinte sie.

"Hat Brannigan noch Angehörige?"

"Nur seine Mutter, soweit ich weiß. Sie wohnt in Queens."

"Das ist ja sozusagen gleich um die Ecke. Kennen Sie sie?"

"Ja, wir verstehen uns großartig."

"Das ist gut. Reden Sie mit ihr, denn sie wird ein Wörtchen mitzureden haben, was die Leiche Ihres Freundes angeht. Wenn Sie beide verheiratet gewesen wären, wäre das etwas unkomplizierter."

"Das wird schon klappen", meinte sie zuversichtlich.

"Ich würde gerne Brannigans persönliche Sachen ansehen. Er wohnte hier zusammen mit Ihnen, nicht wahr?"

"Ja." Sie bewegte den Kopf ein wenig zur Seite. "Kommen Sie mit, Mister Reiniger. Das meiste, was Sie hier sehen, stammt von ihm. Er hat hier zuvor allein gelebt. Ich bin zu ihm gezogen, verstehen Sie?" Sie führte Bount zu Brannigans Schreibtisch. "Ich habe alles so gelassen", meinte sie.

"Hat sich die Polizei das angesehen?"

"Ja."

"Ist etwas mitgenommen worden?"

"Nein. Mit Ausnahme einer Packung Beruhigungspillen und dem dazugehörigen Rezept."

"Die Schublade hier ist abgeschlossen", stellte Bount fest.

"Haben Sie den Schlüssel?"

Sie nickte. Dann drehte sie sich um und ging.

Währenddessen wandte sich Bount dem Büroschrank zu, der nicht abgeschlossen war. Er bestand aus metallenen Laden, in denen jeweils Dutzende von Hängemappen zu finden waren. Es schien sich dabei vorwiegend um technische Zeichnungen und Entwürfe zu handeln. Dazu Notizen und Berechnungen. Für jemanden, der nichts davon verstand, wirkte das wie Chinesisch.

Bount öffnete die nächste Lade und schaute flüchtig in die Hängemappen. Eine war voll mit Quittungen, die Brannigan vermutlich für die Steuer gesammelt hatte, eine andere enthielt aus Zeitschriften herausgerissene Kochrezepte. Mitten dazwischen lag ein aufgeschlagenes Buch, in dem Brannigan offenbar sehr intensiv gelesen hatte. Jedenfalls waren Passagen mit einem grellgrünen Textmarker gekennzeichnet. Bount nahm das Buch heraus und warf einen Blick auf den nach hinten geknickten Umschlag. Angstneurosen - Ursachen, Diagnose und Therapie lautete der Titel. Offenbar ein populärwissenschaftlicher Taschenbuch-Ratgeber.

Indessen war Joanne mit dem Schlüssel zurück und gab ihn Bount. Der Privatdetektiv gab ihr dafür das Buch. "Walt Brannigan hatte psychische Probleme, nicht wahr?" Sie sagte nichts. Sie nahm das Buch an sich, ohne einen Blick darauf zu werfen und nickte dann.

"Ja."

"Er war in Therapie. Ich nehme an, Sie wussten das."

"Wenn ich es Ihnen gesagt hätte, hätten Sie den Fall nicht übernommen, Mister Reiniger! Dann wäre die Sache für Sie genauso klar gewesen, wie für die Polizei!"

Bount zuckte die Achseln. "Wahrscheinlich haben Sie recht! Und vielleicht ist es noch nicht zu spät, um die Sache aufzugeben!"

"Mister Reiniger! Nur, weil jemand ein paar Probleme hat, muss er noch lange nicht zu einem Killer werden, der ohne jeden Grund auf irgendwelche Menschen schießt!"

"Paranoia ist nicht irgendein kleines Problem, Miss Carter!"

"Ich weiß. Aber Walt war nicht verrückt!" Sie seufzte. "Wie soll ich es Ihnen nur erklären?", stieß sie dann hervor. Unterdessen öffnete Bount die Schublade. "Walts Ängste hatten einen realen Hintergrund", erklärte Joanne Carter dann. Bount zog die Augenbrauen in die Höhe. "Ach, ja?"

"Vor acht Jahren ist Walt auf offener Straße überfallen worden. Er war zusammen mit einem Freund unterwegs, der dabei ums Leben kam. Die Mugger glaubten wohl, dass er irgendeinen Trick versuchen wollte und haben drauflos geschossen."

"Sie kennen die Geschichte nur aus Brannigans Erzählung, nehme ich an..."

"Was wollen Sie damit sagen? Es war ein traumatisches Erlebnis und seitdem hatte er auch die Waffe bei sich." Sie zuckte die Achseln. "Wir haben nicht oft darüber gesprochen. Es war Walt unangenehm und ich wollte nicht in der Wunde herumbohren."

"Bei wem war er in Therapie?"

"Bei einem gewissen Dr. Stanley. Aaron Stanley, glaube ich."

"Wenn Sie noch etwas wissen, erzählen Sie es mir besser. Von diesem Dr. Stanley werde ich es kaum erfahren. Der wird sich auf seine Schweigepflicht berufen!"

Sie nickte.

Bount sah sich den Inhalt der Schublade an. Er fand eine Straßenkarte von Vermont und einige zusammengerollte Bilder. Aquarelle und Kohlezeichnungen in verschiedenen Formaten. Bount zeigte Miss Carter die Blätter. "Kennen Sie die?"

"Nein. Ich wusste gar nicht, dass er sich künstlerisch betätigte."

"Die Sachen sind datiert... Ungefähr jede Woche eins."

"Ich schätze, dass er sie während seiner wöchentlichen Therapie-Sitzungen gemalt hat", meldete sich nun Joanne zu Wort.

"Haben Sie nie mit ihm darüber gesprochen, was dort ablief?"

"Nein. Und das ist jetzt die Wahrheit. Er meinte, dass das allein seine Sache sei und er damit fertig werden müsste." Einige der Bilder zeigten offenbar die Szene des Überfalls. Der tote Freund, die Mugger. Es war alles deutlich zu sehen. Dann nahm sich Bount die Karte von Vermont vor. Eine Stelle war markiert.

"Was könnte das zu bedeuten haben?", fragte Bount.

"Keine Ahnung", kam die Antwort. "Vor ein paar Wochen war Walt mal in Vermont. Ich glaube, das muss etwas mit seiner Arbeit zu tun haben. Aber über den Job haben wir nie gesprochen. Das eine feste Regel in unserer Beziehung." Zum Teufel mit dieser Regel!, dachte Bount. Ohne sie wäre es vielleicht einfacher gewesen, in der Sache voranzukommen.

 Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021

Подняться наверх