Читать книгу Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021 - A. F. Morland - Страница 15
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ОглавлениеDas Mega Star war ein Glitzerladen der Sonderklasse, kaum ein halbes Jahr alt und nichts für schmale Brieftaschen. Hier trafen sich Leute, die es geschafft hatten und sich in gepflegter, modern gestylter Atmosphäre amüsieren wollten.
Aber das Mega Star war auch ein Ort an dem synthetische Drogen umgeschlagen wurden. Die Drogenfahnder hielten noch still. Sie waren nicht an den kleinen Fischen interessiert, sondern wollten die großen Hintermänner.
Bount bestellte sich an der Bar einen Champagner. Die Flasche war sündhaft teuer, dafür war immerhin das Lächeln der wohlproportionierten Bedienung umsonst.
Bount saß eine Weile einfach nur da, nippte an seinem Champagner und beobachtete die Leute. Das flimmernde Laserlicht, die Musik... Das alles wirkte ermüdend und förderte nicht gerade die Konzentration. Und dann glaubte Bount plötzlich, seinen Augen nicht mehr zu trauen!
Eine Sekunde lang war er sich nicht ganz sicher, aber im nächsten Moment traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Zwischen all den herausgeputzten Schickeria-Typen bewegte sich Pamela McGreedy mit der ihr eigenen Geschmeidigkeit. Sie hatte Bount noch nicht gesehen, und das war vielleicht auch besser so.
Pamelas Gesicht schien ziemlich ernst zu sein, fast angespannt. Besonders gut zu amüsieren schien sie sich nicht. Den einen oder anderen, der ihr begegnete, grüßte sie knapp. Sie war also nicht zum ersten Mal hier.
Schließlich ging sie zur Bar und sprach dort einen Mann an, dessen zurückgekämmtes Haar von der Pomade glänze, die er sich da hineingeschmiert hatte.
Was dann zwischen den beiden über die Bühne lief, war nichts anderes, als ein lupenreiner Deal. Und keiner von beiden machte sich die Mühe, es irgendwie zu verbergen. Warum auch?
Der Mann mit den Pomade-Haaren verdrückte sich dann ziemlich schnell, während Pamela McGreedy an der Bar blieb. Bount nahm seinen Champagner und ging zu ihr. Als sie ihn erkannte, schien sie nicht einmal besonders überrascht zu sein. Aber vielleicht konnte sie ihr Erstaunen auch nur besonders gut verbergen.
Jedenfalls hob sie die Augenbrauen und murmelte dann: "Welch eine Überraschung, Bount Reiniger! Ich habe Sie noch nie hier gesehen..."
"Ich war auch noch nie hier!"
Sie lächelte. "Beschatten Sie mich jetzt etwa?"
"Warum nicht?"
Sie zuckte die Achseln und lachte dann sogar. Schließlich meinte sie: "Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich über Walt Brannigan weiß."
"Ich bin inzwischen etwas schlauer geworden. Sie wollten es doch unbedingt wissen, wenn ich etwas herausgefunden habe."
"Haben Sie Ihre Meinung geändert?"
Bount grinste und zündete sich dabei eine Zigarette ab. "Ich sage es ihnen sogar umsonst, Miss McGreedy! Aber vielleicht sollten Sie erst einmal etwas von dem Zeug nehmen, dass Sie gerade von Kerl mit den fettigen Haaren gekauft haben." Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich jetzt deutlich. Sie war ärgerlich, machte aber dann doch gute Miene zum bösen Spiel. Das hatte sie in ihrem Job gelernt. "Wollen Sie auch etwas, oder warum fragen Sie?"
"Danke, nein."
"Sehen Sie, es geht in meiner Branche ziemlich hart zu. Wenn man nicht aufpasst ist man schneller weg vom Fenster, als man sich das in den schlimmsten Alpträumen vorstellen kann." Ihre Züge wurden jetzt weicher. Ein Lächeln stand plötzlich in ihrem Gesicht und umspielte ihre vollen Lippen.
"Brannigan war vollgepumpt mit einem solchen Muntermacher."
Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung. "Ach, wirklich? Um ehrlich zu sein: Das Gegenteil hätte mich mehr überrascht!"
"Vielleicht hat er es nicht freiwillig genommen", murmelte Bount wie beiläufig.
Sie verengte ein wenig die Augen. "Was soll das heißen?"
"Das soll heißen, dass es Anzeichen dafür gibt, dass Brannigan das Zeug gewaltsam verabreicht, und er dann hinter das Steuer seines Wagens gesetzt wurde."
"Warum sollte jemand so etwas tun?" Bount spürte ihre innere Unruhe jetzt sehr deutlich.
"Um ihn zu töten. Wenn man mit so einer Dosis am Steuer sitzt, ist ein Unfall praktisch vorprogrammiert."
"Aber Walt Brannigan hatte keinen Unfall, Mister Reiniger!"
"Er ist nicht weit gefahren. Jeder reagiert anders auf diese Substanzen. Brannigans Mörder konnte nicht damit rechnen, dass sein Opfer unter einem Trauma litt und immer eine Pistole im Handschuhfach hatte..."
Pamela sah Bount nachdenklich an und meinte dann: "Sie scheinen wirklich zu glauben, was Sie da sagen!"
"Das ist noch nicht alles", fuhr Bount fort. "Das Zeug, das man bei Brannigan gefunden hat ist noch nicht lange auf dem Markt. Dreimal dürfen Sie raten, wo zum ersten Mal aufgetaucht ist!"
"Na, wo schon! Hier in diesem Laden vielleicht?"
"Ja."
Sie zuckte mit den Achseln, als würde sie das nicht weiter interessieren. Aber das Gegenteil war der Fall, Bount konnte es ihr deutlich anmerken. "Es gibt hier öfter mal etwas Neues", meinte sie wie beiläufig dazu. "Und das in jeder Beziehung." Sie hob das Glas und stieß mit Bount an.
"Wer hätte ein Motiv gehabt, um Brannigan umzubringen?"
"Sie nehmen den unwahrscheinlichsten Fall an, Mister Reiniger. Ich glaube nicht an Mord."
"Das ist inzwischen keine Glaubensfrage mehr, Miss McGreedy."
"Nennen Sie mich Pam, so wie alle anderen. Und lassen Sie uns um Gottes Willen jetzt über etwas anderes reden!" Sie trank ihr Glas aus und ließ es sich Barmixer wieder auffüllen.
"Was ist mit Hernandez?"
"Was soll mit ihm sein?"
"Er schien nicht gut auf Brannigan zu sprechen gewesen zu sein. Warum eigentlich?"
"Rivalitäten gibt es in jeder Firma. Brannigan war immer ein bisschen besser als er, das konnte er nicht vertragen. Hernandez ist Latino und glaubt immer, dass er deshalb benachteiligt würde. Aber das ist Unfug - zumindest, was unsere Firma angeht."
"Bei Ihnen gibt es auch eine gewisse Nora Gaynor, nicht wahr?"
"Von der Geschichte wissen Sie also auch schon. Sie scheinen gut in Ihrem Job zu sein."
"Ich tue mein Bestes."
"Nora arbeitet nicht mehr bei uns. Nachdem ihre Vergewaltigungsanklage gegen Brannigan fallengelassen wurde, hat sie gekündigt."
"Und was war dran an der Sache?"
Pamela zuckte die Achseln. "Keine Ahnung, was wirklich dahinter steckte. Brannigan hatte ein Alibi. Er war auf einer Feier und wurde von zwei Dutzend Menschen zu genau der Zeit gesehen, als er angeblich versucht haben soll, über Nora herzufallen." Sie trat etwas näher an Bount heran und meinte dann: "Geben Sie die Sache auf! Sie sind auf dem Holzweg."
"Es wundert mich, dass Sie da so sicher sind!"
"Ihr Ton gefällt mir nicht, Bount! Verdächtigen Sie am Ende vielleicht sogar noch mich?"
"Was wäre, wenn sich herausstellt, dass Sie haargenau denselben Stoff nehmen, der aus Walt Brannigan einen Berserker machte?"
Sie nestelte etwas an Bounts Jackenrevers herum und meinte dann kühl: "Irgendwie schmeckten die Drinks hier auch schon einmal besser!" Dann stellte sie ihr Glas auf den Tresen und ging wortlos davon. Bount blickte ihr und fragte sich, was für eine Rolle sie in Bezug auf Brannigan wirklich gespielt hatte. Jedenfalls sagte sie ihm nicht alles, was sie wusste. Bount trank sein Glas aus und sah dann den Pomade-Mann sich zwischen den Leuten hindurchschlängeln. Seinem Gesichtsausdruck zu Folge liefen seine Geschäfte nicht eben schlecht.
Der Privatdetektiv beobachtete ihn eine ganze Weile lang, Dann verschwand der Kerl schließlich durch einer Tür, durch die es zum Notausgang und zu den Toiletten ging.
Vielleicht war das eine Gelegenheit, sich mal ein bisschen mit ihm zu unterhalten. Selbst, wenn er das Zeug, das Dr. Clifford in Brannigans Leiche gefunden hatte, nicht selbst verdealte, wusste er vielleicht, woher es kam.
Bount ging ihm nach und kam durch einen engen, kahlen Flur.
Bei den Türen, die zu den Toilettenräumen führte, blieb er kurz stehen. Jemand betätigte eine Spülung und einige Sekunden später kam der Pomade-Mann aus einer der Kabinen heraus und zog dabei noch den Reißverschluss seiner Hose zu. Als er Bount in der Tür stehen sah, erstarrte er unwillkürlich und unterzog den Privatdetektiv einer knappen Musterung. Dann ging der Dealer zum Waschbecken, um sich die Hände zu Waschen. Über den Spiegel behielt er Bount dabei ständig im Auge.
"Was gibt es zu glotzen?", knurrte er.
"Du verkaufst hier Sachen zum Muntermachen, nicht wahr?"
"Bist du ein Bulle?"
"Keine Sorge", wehrte Bount ab.
Der Pomade-Mann drehte sich herum. Er trug ein ziemlich weites Jackett, aber als er sich eines der Einweg-Handtücher griff, konnte Bount deutlich die Ausbuchtung unter der Achsel sehen. Vielleicht ein Schulterholster.
"Du hast aber diesen Ton!", zischte der Pomade-Mann Bount an.
"Dann hast du dich eben verhört. Ich will mich nur ein bisschen mit dir unterhalten..."
Der Pomade-Mann schien ziemlich misstrauisch zu sein, was in seiner Branche auch sicher angebracht war. Jedenfalls griff er blitzschnell unter sein Jackett. Bount hatte diese Bewegung vorausgeahnt und so war er vorbereitet, als sein Gegenüber einen Augenblick später mit dem kurzen Lauf eines 38er Revolvers auf den Privatdetektiv zeigte.
Aber Bounts Reaktion war blitzschnell.
Er ließ den Fuß hochschnellen und kickte dem Dealer die Waffe aus der Hand. Sie fiel geräuschvoll gegen eine der leichten Kunststoffwände, die die einzelnen Toilettenkabinen voneinander trennten und hinterließ dort ein paar Kratzer. Nur den Bruchteil eines Augenblicks verging, da hatte Bount den Pomade-Mann am Kragen gepackt und grob gegen die Wand gedrückt. Ohne Revolver in der Hand, schien er sich nicht zu trauen, etwas gegen Bount zu unternehmen, denn körperlich war er dem Detektiv unterlegen.
Blitzschnell durchsuchte Bounts Linke die Taschen des Mannes. Er fand einen Führerschein auf den Namen Arnold Parker, ein Springmesser und natürlich das Stoffsortiment. Das Springmesser nahm Bount an sich, den Rest beließ er dem Kerl.
"Worum geht es?", knirschte Parker. "Wenn du nicht zu den Bullen gehörst, bist du wahrscheinlich einer von Buzzatis Bluthunden!"
Wahrscheinlich die Konkurrenz!, dachte Bount. "Hör zu!", sagte der Privatdetektiv dann. "Was du hier treibst, interessiert mich nicht sonderlich, aber ich kann dir eine Menge Schwierigkeiten machen!"
"Was willst du?"
"Eine Auskunft!"
"Schieß los!"
"Hast du zufällig etwas Neues in deinem Angebot?"
Er verzog das Gesicht. "Ich habe immer das Allerneuste. Was soll die Frage?"
"Es geht um eine Substanz, die mit der Abkürzung DSE bezeichnet wird!"
"Diese Sachen haben viele Namen!"
"Ja, aber mit dieser Substanz ist ein Mann vollgepumpt und dann hinter das Steuer seines Wagens gesetzt worden!"
"Keine Ahnung, was du meinst." Er wandte das Gesicht ab.
"Du hast sicher davon gehört!"
"Glaube ich nicht!"
"Es geht um den Amokläufer, der in einer Geschäftspassage fünf Menschen umgebracht hat!"
"Damit habe ich nichts zu tun!"
Bount packte ihn fester.
"War Walt Brannigan ein Kunde von dir?" In dieser Beziehung musste Bount sicher gehen.
"Ich kenne die Namen meiner Kunden nicht...", erwiderte Parker schwach.
Bount ließ ihn los und zog ein Foto hervor. Parker warf einen kurzen Blick darauf und schüttelte dann den Kopf. "Kenne ich nicht."
In der nächsten Sekunde bemerkte Bount mit den Augenwinkeln eine blitzschnelle Bewegung. Ehe er ausweichen konnte, war es auch schon zu spät. Ein harter Schlag traf ihn am Kopf und er taumelte zurück. Ein Tritt vor den Solar Plexus raubte ihm für den Bruchteil eines Augenblicks die Luft und ließ ihn zu Boden gehen. Dem nächsten Tritt konnte er gerade noch dadurch ausweichen, dass er sich auf den glatten Fliesen herumdrehte.
Bount sah ein paar klobiger Stiefel. Als er aufblickte, grinste ihn ein sommersprossiges, breites Gesicht an. Am Kinn war eine Narbe, die einen kleinen Halbkreis bildete. Die rotblonden Haare waren kurzgeschoren und zeigten steil nach oben. Reiniger war alles andere, als ein kleiner Mann, aber dieser Kerl überragte ihn noch um einen halben Kopf.
Er fletschte die Zähne und blieb dann wie eine versteinerte Drohung stehen. "Was wollte dieser Wurm?", fragte er an Parker gewandt.
Parker ging indessen ein paar Schritte, nahm seine Pistole wieder an sich und zupfte sich dann sein Jackett glatt. "Dürfte sich erledigt haben, Bill."
"Einer von Buzzatis Leuten?", fragte der Rothaarige. Parker zuckte mit den Achseln. "Alles andere wäre unlogisch, was immer der Kerl auch behauptet. Er wollte wissen, woher wir das neue Zeug haben." In Parkers Gesicht zeigte sich so etwas wie Triumphgefühl, als er Bount noch eines letzten Blickes würdigte. "Buzzatti will uns wahrscheinlich von unserer Quelle abschneiden..." Er lachte heiser und auf eine Weise, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. "Aber das ist die Hose gegangen! Wir werden in Zukunft etwas mehr aufpassen müssen!"
"Was soll ich mit dem Kerl machen?", fragte der rothaarige Bill. "Umlegen?"
Unter seiner Jacke holte er eine Pistole mit Schalldämpfer hervor.
Einen Moment lang schien alles in der Schwebe zu hängen. Parker wandte sich ab, ging drei Schritte zur Tür und blieb dann stehen, ohne sich umzuwenden.
Bount erwog indessen, blitzschnell unter sein Jackett zu greifen und die Automatic herauszureißen. Aber es war zu bezweifeln, dass er schnell genug sein würde. Der rothaarige Riese beobachtete ihn äußerst aufmerksam. Nicht die geringste Anspannung von Reinigers Muskeln und Sehnen schien ihm zu entgegen.
"Umlegen macht nur Komplikationen!", meinte Parker kalt.
"Du kannst ihn ein bisschen vermöbeln, so dass er für einige Wochen im Krankenhaus liegt und wir Ruhe vor ihm haben!" Parker strich sich mit der Rechten durch seine glänzenden Haare und ging dann davon.
Die Augen des Rothaarigen musterten Bount indessen kühl. Parkers Schritte verhallten im Flur. Er schien zur Hintertür hinauszugehen.
Aber dann war da noch ein Geräusch. Es kam von der Bar her. Jemand schien eine Tür zu öffnen und den Flur entlangzugehen.
Für einen sehr kurzen Augenblick war der rothaarige Bill nicht hundertprozentig bei der Sache. Bount riss die Automatic aus dem Schulterholster und rollte sich erneut auf dem Boden herum, während der nervöse Finger seines Gegenübers abdrückte. Bills Pistole machte 'plop!' und das Projektil kratzte dicht neben Bount an den Fußbodenfliesen. Aber als der Kerl dann in den Lauf von Bounts Automatic blickte, erstarrte er.
"Keine Bewegung!", zischte Bount. "Die Waffe auf den Boden!" Die Pistole klackerte auf die Fliesen und in Bills Gesicht stand die stumme Frage, weshalb sein Gegenüber ihn nicht gleich umgelegt hatte. Er selbst hätte umgekehrt sicher nicht gezögert. Dann kam ein Mann in den Toilettenraum. Anfang sechzig, graues, schütteres Haar, ein Anzug für tausend Dollar. Er blickte auf, als er einen Schritt durch die Tür gemacht hatte, runzelte die Stirn und begriff zu spät, was hier gespielt wurde. Bill hatte ihn schon gepackt und ihn mit einer ruckartigen Bewegung wie einen Schutzschild vor seinen Körper gezogen. Bount hätte sich zugetraut, Bills Kopf zu treffen. Aber das war es nicht wert. Er sah die Angst in den Augen grauhaarigen Mannes. Bill war vermutlich ohnehin nur ein Handlanger. Und Arnold Parker, der vielleicht etwas wusste, war sicher schon über alle Berge.
Bill schleifte den Grauhaarigen hinaus den Flur, gab ihm dann einen Stoß und warf ihn Bount entgegen. Gleichzeitig setzte der Gorilla zu einem Spurt an. Bount fing den Mann im Tausend-Dollar-Anzug auf, was ihn wertvolle Sekunden kostete. Die Tür zum Hinterausgang wurde geöffnet und wieder zugeschlagen.
"Was ist hier eigentlich los?", fragte der Grauhaarige, nachdem er zweimal tief durchgeatmet hatte. Bount steckte seine Waffe weg.
"Vergessen Sie's", meinte Bount zähneknirschend.