Читать книгу Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021 - A. F. Morland - Страница 12
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ОглавлениеDas Ingenieur-Büro P. McGreedy war eine hervorragende Adresse im Brückenbau, wenn man den Informationen glauben schenken konnte, die Reinigers Assistentin June über diese Firma eingeholt hatte.
Als Bount am nächsten Tag dort auftauchte und die Büros im fünfzehnten Stock eines an der Third Avenue gelegenen Turms sah, schien es nicht geringsten Anlass zu geben, daran zu zweifeln.
Wer sich Geschäftsräume leisten konnte, die eine solche Top-Adresse hatten, der musste sehr gut und sehr erfolgreich sein.
Ein Mann mit dunklem Teint und dünnem Oberlippenbart reichte Bount die Hand und zeigte ihm bei seinem geschäftsmäßigen Lächeln zwei Reihen blitzender Zähne. Dieses Lächeln war gut einstudiert. Aber es sagte nichts aus, sondern war reine Maske.
"Mein Name ist Hernandez. Ich nehme an, Sie kommen von Miller Inc. und wollen die Entwürfe sehen. Man hat mir schon gesagt, dass..."
"Mein Name ist Reiniger und ich komme nicht von Miller Inc.", unterbrach ihn Bount.
Jetzt erst schien Hernandez Bount etwas genauer anzusehen. Er runzelte für einen Moment die Stirn und meinte dann: "Macht ja nichts. Vielleicht kann ich Ihnen trotzdem weiterhelfen."
"In diesem Ingenieurbüro war ein Mann namens Brannigan tätig..."
Ein Schatten flog augenblicklich über Hernandez Gesicht. Seine aufgesetzte Freundlichkeit war wie weggeblasen.
"Was soll die Fragerei? Ich dachte, die Polizei hätte dieses leidige Kapitel endlich abgeschlossen!"
"Hat sie auch. Aber ich interessiere mich trotzdem dafür."
"Sie sind von der Presse, stimmt's? Machen Sie, dass Sie rauskommen!"
"Ich bin Privatdetektiv und ermittle im Auftrag von Brannigans Lebensgefährtin. Sie kommt über die Sache nicht so leicht hinweg!"
Herandez musterte Bount abschätzig von oben bis unten und meinte dann: "Um so schändlicher von Ihnen, dass Sie aus der Geschichte noch Geld zu machen versuchen!" Er verzog das Gesicht und versuchte damit, Verachtung zu signalisieren. Aber seine Maske funktionierte diesmal nicht so ganz. Es war nicht Verachtung Bount gegenüber, die Hernandez in erster Linie empfand. Da war noch irgendetwas anderes, das viel stärker war. Bount konnte es deutlich spüren.
"War Brannigan ein guter Ingenieur?", fragte Bount.
"Schon möglich!", knirschte Hernandez. "Wissen Sie was? Bei mir sind Sie an der falschen Adresse, wenn Sie etwas über Brannigan erfahren wollen."
"Haben Sie nicht zusammengearbeitet?"
"Ich hatte kaum Kontakt zu ihm."
"Mochten Sie ihn nicht?"
"Nein." Er atmete tief durch. "Und Ihre Fragerei mag ich genauso wenig!"
Plötzlich durchschnitt eine energische Frauenstimme die stickige Büroluft und ließ die beiden Männer herumwirbeln.
"Darf ich vielleicht erfahren, worum es hier geht?" Die Frau war eine echte Schönheit. Das enganliegende Kleid zeichnete ihre perfekte Figur ziemlich genau nach. Sie hatte blondes, lockiges Haar, aber Bount schätzte, dass weder die Locken, noch die blonden Haare echt waren. Aber das machte nichts. Beides stand ihr hervorragend.
Hernandez wandte Bount noch einen recht giftigen Blick zu und ging dann wortlos davon. Bount zuckte mit den Schultern, sah ihm kurz nach und wandte sich dann dem schönen Lockenkopf zu.
"Mein Name ist Reiniger. Ich Privatdetektiv und interessiere mich für die Walt Brannigan-Story."
Sie reichte ihm die Hand.
"Pamela McGreedy."
"Draußen steht P. McGreedy. Das sind Sie?"
"Sie sind nicht der erste, den das überrascht. Das zwanzigste Jahrhundert ist zwar fast zu Ende, aber wenn eine Frau behauptet, dass sie Brücken konstruieren kann, sind viele noch immer ziemlich skeptisch."
Bount lächelte dünn. "Aber der Firma P. McGreedy scheint es trotzdem recht gut zu gehen!"
"Wir arbeiten hart dafür." Sie musterte Bount, trat etwas näher an ihn heran und sagte dann in einem ganz anderen, viel weicheren Ton: "Sie sagten, Sie wären wegen Brannigan hier."
"So ist es."
"Kommen Sie in mein Büro. Ein paar Minuten habe ich für Sie!"
Wenig später waren sie allein und als Bount ihr gegenübersaß und so hinter ihrem Schreibtisch sitzen sah, konnte er das Gefühl nicht loswerden, dass sie es war, die etwas von ihm herauszubekommen versuchte.
"Sehen Sie, Mister Brannigan war einer unserer besten Leute. Sympathisch, sehr gewissenhaft. Es ist mir ein Rätsel, was da plötzlich in ihn gefahren ist!"
"Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?"
"An dem Tag, an dem er Amok lief. Das war vielleicht so gegen Mittag. Ich bin dann noch zu einer Baustelle hinausgefahren!"
"Ist Ihnen etwas an ihm aufgefallen?"
"Nein!" Sie schüttelte energisch den Kopf. "Er war wie immer. Für wen arbeiten Sie eigentlich? Für seine Lebensversicherung?"
"Ich wüsste nicht, dass Mister Brannigan eine hatte."'
"Wer dann? Seine Freundin?"
"Kennen Sie Miss Carter?"
Sie nickte. "Ja, wir sind uns mal auf einer Party begegnet. Hören Sie, Mister Brannigan stand uns allen hier sehr nahe und die Sache hat mich persönlich tief getroffen..." Bount sah ihr gleich an, dass da noch etwas kommen musste. Sie wollte auf etwas anderes hinaus, druckste noch ein paar Sekunden herum und beugte sich dann etwas vor: "Vielleicht könnten Sie mich über den Fortgang Ihrer Ermittlungen auf dem Laufenden halten! Meinetwegen gegen entsprechendes Honorar." Bount lächelte dünn.
"Tut mir leid! Zwei Klienten in derselben Sache, das ist einer zuviel. So etwas mache ich aus Prinzip nicht!" Sie setzte das charmanteste Lächeln auf, dass sie auf Lager hatte. "Keine Ausnahme möglich?"
"Nein."
Bount erhob sich. Die Unterhaltung nahm eine Richtung, die ihm nicht gefiel. "Ich werde vielleicht noch einmal vorbeikommen."
"Tun Sie das. Und vielleicht überlegen Sie sich mein Angebot noch einmal. Ich würde finanziell nicht kleinlich sein."
"Ich frage mich, warum es Ihnen so verdammt viel wert ist. Bauen Sie eigentlich auch Brücken in Vermont?" Vielleicht eine halbe Sekunde lang stutzte sie. Dann blitzten ihre weißen Zähne bei einem Lächeln.
"Wir bauen überall Brücken, wenn uns jemand den Auftrag gibt!", erklärte sie. "Warum fragen Sie?"
"Nur so."