Читать книгу Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021 - A. F. Morland - Страница 22
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ОглавлениеFrank Hernandez bewohnte ein Penthouse. Als er die Tür öffnete und Bount Reiniger vor sich sah, schlug sie augenblicklich wieder zu. Oder besser: Er versuchte es. Aber Bount hatte blitzschnell reagiert und seinen Fuß hineingestellt. Hernandez atmete tief durch. "Soll ich die Polizei rufen?", rief er. "Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen zu unterhalten!"
"Rufen Sie ruhig die Polizei! Sie nehmen mir damit etwas ab, was ich vielleicht sonst selbst tun müsste!"
"Sie sind ein Bluffer, Reiniger!"
Bount grinste. "Ich lasse es sehr gern drauf ankommen. Sie auch?"
"Sie sind verrückt!"
"Zumindest die Jungs vom Einbruchsdezernat werden früher oder später den Weg zu Ihnen finden, Hernandez!" Bount zuckte die Achseln. "Sie hätten nicht in Brannigans Wohnung einsteigen sollen, Hernandez. Und vor allem hätten Sie Joanne Carter nicht so behandeln dürfen..."
Hernandez war ziemlich perplex.
Seine Augen sahen Bount ungläubig an und er ließ es sich auch gefallen, dass der Privatdetektiv beim Eintritt in die Wohnung drei Schritte vor ihm her ging.
"Sie reimen sich da nur irgendeine Story zusammen, Reiniger!", presste Hernandez einen Augenblick später heraus. Es klang allerdings nicht so, als wäre er selbst sonderlich überzeugt von dem, was er sagte. Seine Nasenflügel bebten.
"Ich wette, Sie haben nicht den Hauch eines Beweises für das, was Sie da erzählen!"
Bount winkte ab. "Kommen Sie mir nicht auf die Tour, Hernandez. Ich hatte ein intensives Gespräch mit Pamela McGreedy."
"Was Sie nicht sagen!"
"Sie war sehr gesprächig..."
Hernandez verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse.
"Ich sagte doch, das ist alles nur Bluff!"
"Soll ich von der Vermont-Story anfangen? Von der Brücke, bei der Sie sich verrechnet haben? Von dem kurzen Gespräch in Pamela McGreedys Wohnung, in dem Sie und Pamela Brannigan erfolglos versucht haben umzustimmen. Kurze Zeit später spielte er verrückt. Vermutlich wussten Sie nichts von der Pistole, die er bei sich hatte. Sie dachten, er baut einen Unfall..."
"Das ist eine Unterstellung!", zischte Hernandez. Bount ging ein paar Schritte und sah dann zwei gepackte Koffer hinter dem Tisch stehen. "Ich sehe, Sie wollten gerade verreisen..."
"Ein paar Tage Urlaub", meinte Hernandez dazu. "Ich habe ein Ferienhaus auf Long Island und jede Menge Überstunden, von denen ich jetzt ein paar abfeiern werde."
"Wird es Ihnen zu heiß in New York City?"
"Ich habe mit dem Einbruch nichts zu tun!"
"Und mit Brannigans Tod?"
"Machen Sie sich nicht lächerlich, Reiniger!"
"Und Sie haben auch nie eine Brücke für die Stadt Rutland in Vermont gemacht, was?"
"Hat Pamela Ihnen das mit dem Einbruch erzählt?"
"Ja."
"Sie will sich doch nur selbst schützen, indem sie mich anschwärzt!"
Bount nickte. "Dasselbe habe ich mir auch gesagt!" Hernandez hob die Schultern und schien nicht ganz zu begreifen. "Und was wollen Sie dann bei mir?"
"Draußen haben zwei Kerle auf Brannigan geartet, nachdem er Pamelas Wohnung verlassen hatte. Haben Sie die angeheuert, damit sie Brannigan mit etwas voll pumpen, das ihn auf die eine oder andere Art ins Jenseits befördern würde?"
"Sie sind verrückt, Reiniger!"
"Glauben Sie mir, es wird kein besonderes Problem sein, zumindest einen der beiden aufzutreiben..."
Hernandez war ziemlich blass geworden. Bount ging zum Telefon und nahm den Hörer ab.
"Wen rufen Sie an?"
"Die Polizei. Das Einbruchsdezernat. Die werden sich freuen, wenn ich ihnen den Einbrecher präsentieren kann. Man wird die ganze Geschichte mit der Brücke aufrollen..." Hernandez hatte sich kaum merklich zur Seite bewegt. Eine schnelle Bewegung und ehe Bount die Nummer in den Apparat tippen konnte, sah der Privatdetektiv mit den Augenwinkeln den kurzen Lauf einer Revolvermündung.
"Legen Sie den Hörer wieder auf!", sagte Hernandez. Seine Waffe war ein Kleinkaliber, aber deshalb nicht weniger tödlich. Vermutlich war der Ingenieur nicht unbedingt ein routinierter Schütze. Doch Bount hatte keine Lust, es darauf ankommen zu lassen.
Stattdessen sagte der Privatdetektiv ruhig: "Sie sollten die Liste Ihrer Dummheiten nicht noch verlängern, Hernandez!" Seine Zähne blitzten, als er das Gesicht zu einer Maske verzog. "Keine Sorge, Reiniger! Ich weiß sehr genau, was ich tue! Und Sie lassen mir leider keine andere Wahl... Die Hände nach oben!"
Bount gehorchte. Die Automatic aus dem Schulterholster zu reißen wäre Selbstmord gewesen. Dazu stand Bount einfach zu sehr im Schussfeld. Keine drei Meter lagen zwischen ihm und Hernandez. Da hatte selbst ein Stümper hervorragende Chancen, etwas zu treffen.
Hernandez Arm hob sich. Die Waffe zeigte jetzt direkt auf Bounts Kopf. Der Zeigefinger spannte sich nervös um den Abzug.
Bount blieb so gelassen, wie das in dieser Lage möglich war.
"Glauben Sie, Sie können etwas gewinnen, wenn Sie mich erschießen?", fragte er.
"Jedenfalls bin ich erledigt, wenn ich es nicht tue!", erwiderte Hernandez. "Der Einbruch, die Sache mit der Brücke... Das wird mir beruflich das Genick brechen! Aber dafür habe ich nicht all die Jahre hart gearbeitet, um nach oben zu kommen. Jetzt, wo ich es geschafft habe, können Sie nicht im Ernst erwarten, dass ich das alles kampflos aufgebe!"
"Es wird auch so herauskommen...", meinte Bount, aber das schien Hernandez nicht im Geringsten zu überzeugen.
"Meinen Sie?", lachte er heiser. "Brannigans Unterlagen habe ich vernichtet, Pam wird nichts sagen, weil sie nicht so dumm ist, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. Bleiben nur noch Sie, Reiniger! Sie würden nicht Ruhe geben, wenn ich Sie am Leben ließe!"
"So wie Brannigan!"
"Jetzt spielt es ohnehin keine Rolle mehr, was Sie denken, Reiniger!"
Hernandez Augen hielten Bount fixiert, während er ein paar Schritte seitwärts ging. Er beugte sich vorsichtig zu seiner Stereo-Anlage hinunter und stellte sie an.
Stampfender Disco-Sound dröhnte im nächsten Moment durch die Wohnung. Bount konnte sich an einer Hand ausrechnen, was nun folgen würde. Der dumpfe Rhythmus würde das Schussgeräusch des Kleinkalibers verschlucken. Hernandez drückte ab.
Aber Bount hatte damit gerechnet und sich einen Sekundenbruchteil zuvor hingeworfen, so dass die Kugel über ihn hinwegpfiff. Bount rollte sich herum, riss die Automatic heraus und rettete sich dann erst einmal hinter die massive Ledercouch.
Hernandez feuerte noch zweimal schnell hintereinander, einer ging in die Couch, der andere zerstörte eine Stehlampe. Dann tauchte Bount blitzartig seiner bescheidenen Deckung hervor und brachte die Automatic in Anschlag. Hernandez stand indessen schon halb in der Wohnungstür.
"Fallenlassen!", rief der Privatdetektiv, aber Hernandez entschied sich anders und drückte noch ein letztes Mal ab. Doch Bount war schneller. Hernandez erwischte es am rechten Unterarm, sein Schuss ging in die Decke. Ächzend rannte er davon.
Mit einem Satz war Bount über die Couch gestiegen. Er spurtete hinaus, während die Disco-Musik noch immer mit ohrenbetäubender Lautstärke vor sich hin stampfte. Hernandez hatte es geschafft, in den Aufzug zu kommen. Es gab keine Möglichkeit, ihn zu stoppen, bevor er nicht am Ziel angekommen war. Und das war vermutlich das Erdgeschoss. Bount blieben nur die Treppen. Ungefähr ein Dutzend Stockwerke lagen vor ihm und das war auch für jemanden von Bounts guter Kondition kein Pappenstiel.
Als Bount das Erdgeschoss erreichte, war der Aufzug natürlich längst dort. Aber von Hernandez war nirgends eine Spur zu sehen. Bount lief hinaus ins Freie. Mit einem schnellen Blick sondierte er die Lage und sah er Hernandez in einem Wagen sitzen. Hernandez ließ gerade den Motor an. Eine Sekunde lang trafen sich die Blicke der beiden Männer. Bount rechnete damit, dass Hernandez das Steuer seines Wagens herumreißen und sich dann in den Verkehr hineindrängen würde, um so schnell wie möglich davonzukommen.
Aber er tat etwas ganz anderes.
Er setzte den Wagen mit ruckartig in Bewegung ließ ihn auf den Bürgersteig schnellen. Einige Passanten liefen auseinander. Hernandez hielt direkt auf Bount zu.
Der Privatdetektiv rettete sich durch einen Sprung zur Seite. Er rollte herum und wollte Hernandez einen Schuss in die Reifen verpassen, aber da stand plötzlich eine Frau in der Schussbahn, die Bount entsetzt anstarrte.
Hernandez ließ den Wagen unterdessen aufheulen.
Rücksichtslos drängte er sich in den Verkehr. Jemand hupte und irgendwo berührten sich auch ein paar Stoßstangen. Hernandez fuhr wie der Teufel.
Mit quietschenden Reifen sah man ihn dann noch um die nächste Straßenecke biegen.