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Dr. Aaron Stanley war ein Mann mit einem braunen Haarkranz. Aber sein Bart war völlig ergraut und deshalb sah er zehn Jahre älter aus, als er in Wirklichkeit war. Bount traf ihn beim Bowling - und er schien alles andere, als begeistert davon zu sein, dass ihn dabei jemand störte.

"Sie sind Reiniger? Der Kerl, dessen Assistentin dauernd mein Telefon klingeln lässt?"

"So ist es."

"Lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Termin geben!"

"Ich will keine Stunden bei Ihnen nehmen, sondern ihnen ein paar Fragen stellen. Es geht um Walt Brannigan."

"Ich habe der Polizei doch schon alles gesagt!" Er kniff die Augen etwas zusammen, griff nach seinem Bier und wischte sich eine Sekunde später den Schaum aus dem Bart. "Aber Sie sind Privatdetektiv, und ich wüsste wirklich nicht, was ich für Sie tun kann! Sie wollen etwas über Walt Brannigan wissen, aber Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich irgendeinem dahergelaufenen Schnüffler Auskünfte über einen Patienten von mir geben werde!"

"Ihre Diagnose war beginnende Paranoia, nicht wahr?"

Stanley legte die Stirn in Falten. "Woher wissen Sie das?"

"Das tut nichts zur Sache. Ich will keine Details aus seiner Krankengeschichte wissen. Ich suche seinen Mörder... Ihm wurde in einer hohen Dosis ein synthetisches Rauschmittel verabreicht. Dann hat man ihn hinter das Steuer seines Wagens gesetzt, damit er sich an der nächsten Kreuzung den Hals bricht. Es hätte wie ein Unfall ausgesehen..."

"Aber Brannigan hatte eine Waffe!", stellte Stanley fest.

"Das hat er Ihnen also erzählt."

"Ich habe es gehört, nachdem er..." Dr. Stanley sprach nicht weiter und zuckte mit den Schultern. Dann faltete er die Hände vor dem kleinen, aber festen Bauch, den er über dem Gürtel mit sich herumtrug. "Ich weiß nicht, wie ich Ihnen da helfen kann!"

"Wann ist Brannigan das erste Mal zu Ihnen gekommen?"

"Vor einem halben Jahr."

"Hatte das vielleicht einen besonderen Anlass?" Stanley wandte sich halb herum und murmelte: "Sie glauben doch nicht im Traum, dass ich Ihnen darauf eine Antwort gebe?" Aber Bount ließ nicht locker. "Brannigan hatte ein traumatisches Erlebnis. Er wurde vor acht Jahren überfallen, sein Begleiter erschossen. Ich nehme an, Sie haben darüber geredet!"

"Wie kommen Sie darauf?"

Bount hatte eine Mappe unter dem Arm, die er jetzt hochhob.

"Ich möchte Ihnen etwas zeigen", sagte er. "Ich schlage vor, wir gehen dort drüben zu dem Tisch!"

"Was soll das sein?"

"Bilder, die Walt Brannigan in Ihren Sitzungen angefertigt hat."

"Es stimmt, ich arbeite mit Bildern. Aber ich glaube kaum, dass die für Ihre Hände bestimmt sind!"

Darauf ging Bount nicht ein. "Er hat immer wieder den Überfall dargestellt!"

Sie gingen zum Tisch. Bount breitete Brannigans Bilder aus.

"Ich kenne die Sachen", murmelte Stanley. Die Angelegenheit schien ihn auf einmal doch zu interessieren. "Es muss ein furchtbares Erlebnis gewesen sein. Die Täter hat man nie gefasst, wie er mir sagte."

"Aber das liegt Jahre zurück, Mister Stanley! Warum ist er vor einem halben Jahr zu Ihnen gekommen? Warum nicht vorher?"

"Das ist nichts Ungewöhnliches. Manche Leute warten jahrelang und schieben ihre Probleme vor sich her oder wollen sie nicht wahrhaben! Ich erlebe das tagtäglich in meiner Praxis!"

"Einer der Täter wird rothaarig porträtiert. Und dieser Klecks dort könnte eine Narbe darstellen. Eine Art Halbkreis..."

"Er erwähnte eine Narbe, ja. Dieses rothaarige Gesicht verfolgte ihn in seinen Träumen."

"War das derjenige von den beiden, der damals geschossen hat?"

"Ja."

"Kurz bevor Brannigan Amok lief, ist er mit zwei Männern gesehen worden. Einer davon war rothaarig."

Dr. Stanley hob die Augenbrauen. "Merkwürdig...", murmelte er

"Hat er über diesen Mann, der ihn damals überfallen hat, noch irgendetwas gesagt?"

"Nein. Aber ich habe in meiner Praxis noch ein paar Bilder, die Brannigan gemalt hat, auf denen er noch deutlicher zu sehen ist. Aber es ist fraglich, ob Sie damit etwas anfangen können."

"Ich möchte sie trotzdem gerne sehen..." Er seufzte. "Das sind vertrauliche Unterlagen! Wenn ein Polizist mit einem entsprechenden Papier vor meiner Praxistür steht, werde ich sie herausrücken, vorher nicht!"

"Verstehe..."

"In meinem Job muss man vorsichtig sein", fuhr Dr. Stanleys dann fort. "Glauben Sie es kommt noch jemand zu mir, wenn es die Runde macht, dass persönliche Dinge bei mir nicht in guten Händen sind? Dann kann ich dicht machen!"

Bount packte Brannigans Bilder ein und wandte sich dann zum Gehen.

"Tut mir Leid, Sie beim Bowling gestört zu haben!" Aber Stanley winkte ab. "Vergessen Sie's! Glauben Sie mir, ich bin eine Menge gewöhnt, aber diese Sache ist mir schon nahe gegangen!"

Keine zwei Schritte hatte Bount zwischen sich und den Psychologen gebracht, da ließ ihn Dr. Stanleys Stimme abrupt stoppen. "Steht es fest, dass Brannigan diese Drogen nicht selbst genommen hat?"

Bount drehte sich halb zu ihm herum und nickte.

"Inzwischen ist das amtlich. Er ist noch einmal einer gerichtsmedizinischen Untersuchung unterzogen worden. Das Zeug ist ihm mit einer Spritze gegeben worden, die so angesetzt worden ist, dass er sie sich unmöglich selbst geben konnte, selbst wenn er ungewöhnlich gelenkig gewesen wäre!" Bount musterte ihn kurz. Da kochte noch etwas in Dr. Stanleys Kopf. Bount konnte es ihm deutlich ansehen. Aber er schien noch mit sich zu ringen, ob er den Dampf herauslassen sollte. "Warum fragen Sie?", hakte schließlich Bount nach. Stanley zuckte nachdenklich mit den Achseln

"Hey, Aaron! Machst du eigentlich noch mit?", rief ein kleiner, drahtiger Mann, der offenbar zu Stanleys Bowling Brüdern gehörte.

"Einen Moment noch!", fauchte der Psychologe unwirsch. Er trat nahe an Bount heran und fuhr dann in gedämpften Tonfall fort: "Vielleicht sollte ich es Ihnen doch erzählen... Aber eines sage ich Ihnen, wenn Sie glauben, mich irgendwo vorführen zu können, dann werde ich alles abstreiten!"

"Reden Sie schon!"

"Als Walt Brannigan zu mir kam, behauptete er, er hätte einen der Täter zufällig in einem Kaufhaus getroffen. Seitdem litt er wieder unter Alpträumen."

"Hat er ihn danach noch einmal gesehen?"

"Ja. Mehrfach. Aber immer nur, wenn niemand dabei war, der das hätte bestätigen können. Ich hielt das für eine Projektion seiner Ängste. Außerdem habe ich ihm geraten, zur Polizei zu gehen, wenn er wirklich davon überzeugt wäre, den Mann gesehen zu haben, der damals seinen Begleiter erschossen hat."

"Aber bei der Polizei ist wohl nicht gewesen", erwiderte Bount.

Stanley lächelte knapp. "Ich weiß", sagte er. "Er meinte, dass ihm niemand glauben würde. Er schob es immer wieder vor sich her. Vermutlich fürchtete er, dass sich herausstellen würde, dass er sich alles nur eingebildet hatte, dass er im wahrsten Sinn des Wortes anfing, Gespenster zu sehen..."

"Aber dieser Mann existiert", stellte Bount fest.

"Mag sein, aber für Brannigan war er zum Symbol seiner unbestimmten Ängste geworden."

Bount begann zu verstehen. Jemand sah ein Gesicht für wenige Sekunden im Menschengewühl eines Kaufhauses. Schon in der nächsten Minute war er sich nicht mehr hundertprozentig sicher und bekam Angst, für verrückt gehalten zu werden.

 Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021

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