Читать книгу Krimi Paket 12 Super September Thriller 2021 - A. F. Morland - Страница 31
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ОглавлениеAm nächsten Morgen war das Wetter scheußlich. Es begann zu nieseln, als Bount den champagnerfarbenen Mercedes am Straßenrand abstellte. Die Nummer, die Bount aus Parkers Notizbuch hatte, gehörte zu einer Adresse in dieser Straße. Bount stieg aus und sah zu, so schnell wie möglich durch die Nässe zu kommen. Ein paar Minuten später stand er vor einer Wohnungstür im 4. Stock eines etwas heruntergekommenen Altbaus. An Parkers schlechter Bezahlung für O'Maras Gorilla Dienste lag es wohl kaum, dass er hier wohnte. Vermutlich wollte er einfach nicht auffallen. Und dazu war dies genau die richtige Adresse. Die Fluktuation unter den Mietern war groß, kaum einer kannte den anderen. Wer etwas Besseres fand, verschwand so schnell wie möglich auf Nimmerwiedersehen.
O'Mara hatte hier nicht einmal einen Postkasten. Bount ging die Treppe hinauf. Die Wände waren beschmiert, der Fahrstuhl defekt.
Als Bount dann wenig später vor O'Maras Tür stand, drückte er die Klingel, ohne zu wissen, ob sie auch funktionierte. Dann klopfte er. Vielleicht war O'Mara gar nicht mehr dort und längst untergetaucht. Bount öffnete schließlich die Tür mit einem kleinen Drahtstück.
Bevor der Privatdetektiv eintrat, zog er einen 38er Revolver unter dem Jackett hervor, den er ersatzweise bei sich trug. Auf seine Automatic musste er wohl noch eine ganze Weile warten, denn Hayes würde es mit der Untersuchung der Waffe wohl kaum besonders eilig haben.
Aber ohne Waffe die Wohnung von Bill O'Mara zu betreten, das wäre unter Umständen glatter Selbstmord gewesen. Wie leicht der Kerl zur Waffe griff, hatte er ja bereits unter Beweis gestellt.
Die Wohnung bestand aus zwei Räumen, Küche und Bad. Und was Bount auf den ersten Blick mitbekam, sah nicht danach aus, als wäre hier jemand überstürzt abgereist. Der Privatdetektiv sah sich ein bisschen im Wohnzimmer um. Aber er fand nichts, wovon er glaubte, dass es ihn weiterbringen konnte. Immerhin wirkte das Bett im Schlafzimmer benutzt und im Bad war noch seine Zahnbürste. Vielleicht war O'Mara nur kurz weg.
Bount setzte sich in einen der Sessel im Wohnzimmer und wartete. Ein Foto fiel ihm dabei auf, dass O'Mara in einen Rahmen getan hatte. Es zeigte ihn zusammen mit einer sehr hübschen, dunkelhaarigen Frau, deren Gesicht Bount schon einmal gesehen zu haben glaubte. Im Moment hatte er allerdings keine Ahnung, wo das gewesen war.
Ungefähr eine Dreiviertelstunde dauerte es, dann tat sich etwas an der Tür. Jemand kam in großer Eile herein und durchquerte den Flur mit wenigen Schritten. Er rannte ins Schlafzimmer und schien dort ein paar Sachen zusammenzusuchen. Jedenfalls stand er einen Moment später mit einer halboffenen Reisetasche in der Wohnzimmertür. Es war O'Mara.
Als Bount erblickte, erstarrte er von einer Sekunde zu nächsten zu einer Art Salzsäule. Der Anblick der Mündung des 38er Revolvers in Reinigers rechter Hand schien ihn völlig zu lähmen.
"Die Tasche fallen lassen und an die Wand!", befahl Bount. Eine Sekunde lang nur schien O'Mara mit dem Gedanken zu spielen, seine eigene Waffe herauszureißen. Aber schien einzusehen, dass er keine Chance hatte. Die Tasche plumpste auf den Boden. Er drehte sich und stellte sich an die Wand.
"Was soll das?", murmelte, während Bount von hinten an ihn heran trat. "Warum knallen Sie mich nicht einfach ab? Sie haben es doch gestern schon mal versucht!"
"Ich will Sie nicht abknallen!", erwiderte Bount kühl. "Es sei denn, Sie zwingen mich dazu!"
O'Mara blickte etwas verwirrt drein.
"Was wollen Sie dann?"
"Erst einmal Ihre Waffe!"
Bount zog sie ihm aus dem Hosenbund heraus.
"Und was jetzt?", knurrte O'Mara.
"Drehen Sie sich um und setzen Sie sich in den Sessel da vorne!"
Er gehorchte und blickte Bount dabei giftig an. Als er saß, musste der Rotschopf unwillkürlich schlucken. Der Mann hatte Angst. Vor all Dingen wohl deshalb, weil er Reiniger noch immer für einen Killer der Konkurrenz hielt.
Wahrscheinlich konnte Bount in dieser Beziehung sagen, was er wollte. O'Mara würde es kaum glauben.
"Bringen Sie's schon hinter sich! Bei Parker waren Sie auch nicht so zimperlich!"
"Ich habe Ihren Boss nicht umgebracht!", stellte Bount sachlich fest, ohne dass das auf sein Gegenüber großen Eindruck machte.
O'Mara lachte heiser. "Nein, du vielleicht nicht persönlich... Aber du warst dabei!"
"Mein Name ist Bount Reiniger! Ich bin Privatdetektiv. Mit den Leuten, mit denen Sie sich ansonsten Schießereien liefern, habe ich nichts zu tun!"
Der Rothaarige runzelte die Stirn. "Ich verstehe nicht..."
"Sie heißen Bill O'Mara..."
"Na, und?"
Bount holte ein ausgeschnittenes Zeitungsfoto aus der Jackentasche und hielt es O'Mara hin. "Kennen Sie den Mann?"
"Nie gesehen!"
"Sie haben überhaupt nicht hingeschaut!" Jetzt schaute er hin. Und er verlor den letzten Rest an Gesichtsfarbe. Er atmete tief durch und meinte dann: "Was soll das ganze eigentlich?"
"Der Mann hieß Walt Brannigan - aber ich nehme an, dass Sie das wissen."
"Sie irren sich!"
"Jemand hat Sie gesehen, als sie Ihn zusammen mit einem Komplizen in Empfang genommen haben. Er wolle in seinen Ferrari steigen, aber Sie haben dafür gesorgt, dass er vorher noch eine Spritze bekam! Es sollte wie ein Unfall aussehen..." Er schluckte und gestikulierte mit den Händen. Er wollte schon aufspringen, aber Bount hielt ihm den Lauf des 38er unter die Nase und das beruhigte ihn wieder.
O'Mara grinste schwach. "Warum sollte ich so etwas tun?", fragte er. "Wie gesagt, ich kenne diesen Mann überhaupt nicht!"
"Sie haben ihn vor acht Jahren überfallen."
"Das ist nicht wahr!"
"Zusammen mit einem Komplizen!"
"Sie erzählen hier nur irgendetwas!" O'Mara schnappte nach Luft. Die Sache ging ihm viel näher, als er zugeben wollte.
"Bei dem Überfall kam jemand ums Leben!" Bount zuckte die Achseln. "Vielleicht hat Ihnen so etwas damals ja noch etwas ausgemacht... Jedenfalls haben Sie dann Brannigan zufällig in einem Kaufhaus wiedergetroffen. Nach all den Jahren hat er Sie erkannt. Und das bedeutete sein Todesurteil, nicht wahr? Sie haben vermutlich eine ganze Weile gebraucht, bis Sie Brannigan ausfindig gemacht hatten. Aber Sie haben es schließlich geschafft. Das Risiko war Ihnen einfach zu groß..."
"Sie sind verrückt!"
"So? Brannigan hat Sie porträtiert. Für seinen Therapeuten hat er die Szene des Überfalls immer wieder gemalt. Ihr Gesicht ist gut zu erkennen. Ihre roten Haare, die Narbe..."
"Sie bluffen..."
Bount lächelte dünn. "Darauf würde ich mich an Ihrer Stelle nicht verlassen!"
"Was wollen Sie denn? Die Polizei verständigen? Mich festnehmen lassen?" Er lachte, aber in diesem Lachen schwang schon so etwas wie Verzweiflung mit.
"Warum nicht?"
"Kein Gericht wird mich verurteilen!"
"Das muss man abwarten."
O'Mara beugte sich etwas vor und hob die Hände. "Hören Sie, Mister, wir können uns bestimmt einigen..." Bount verzog das Gesicht. "Sie können mich nicht kaufen!"
"Das glaube ich nicht!", erwiderte O'Mara. "Jeder hat seinen Preis. Auch Sie!"
"Und Sie glauben, ihn bezahlen zu können?"
"Wie viel wollen Sie?"
"Wer war Ihr Partner?"
O'Mara stierte Bount an, als hätte er ein Gespenst vor sich.
"Ich glaube, ich habe mich verhört!"
"Der Mann, der Ihnen geholfen hat, Brannigan zu töten! Der mit der dunkelroten Mütze..."
O'Maras Blick gefror zu Eis. Und für Bount war stand es nun endgültig fest, dass er tatsächlich einen von Brannigans Mördern vor sich hatte.
Im nächsten Moment klingelte es an der Tür.