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Kapitel 2, Samstag: 15.00 Uhr

Suchend kreisten seine Augen umher. Er hatte die Adresse extra vorher gegoogelt. Das Bistro musste hier irgendwo sein. Stan war den gesamten Weg nach Landau gefahren, um seinen Kumpel bei der Arbeit aufzusuchen. Er hatte ihn gestern nicht mehr zum Kino und der Bar bequatschen können, doch war er davon ausgegangen, dass er zur Party mit am Start war. Als ihm Paul allerdings heute Morgen geschrieben hatte, dass ihm Alexei abgesagt hatte, war er fast vom Glauben abgefallen. Was tat der Kerl nur die ganze Zeit? Arbeiten und Pauken war kein Leben. Klar, bei seinen Eltern sah es mit dem Geld wohl nicht ganz so gut aus. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte, war Alexeis Vater damals als Leiharbeiter öfter nach Deutschland gekommen. Als er dann die Chance auf eine Festanstellung bekam, hatte er sie sofort ergriffen und seine Familie mitgebracht. Jedoch schien es nicht wirklich der geldbringende Job zu sein, obwohl sein Vater viel und hart schuftete. Seine Mutter arbeitete in einer Leihfirma als Putzfrau, auch nicht das Wahre. Stan runzelte die Stirn. Wahrscheinlich war das der Grund, warum sein Freund so verbissen büffelte. Doch waren die ganzen Nebenjobs tatsächlich nötig? Klar die weiterbildende Schule zur Extraqualifikation zum ITler kostete einiges. Im Gegensatz zu anderen Azubis bekamen sie kein Geld, sondern mussten zu diesem Zweck zahlen, doch dafür würden sie später umso bessere Chancen auf einen gut bezahlten Job haben.

„Na also, wer sagt's denn?!“

Zielstrebig lief er über den großen Marktplatz auf das Bistro zu und setzte sich an einen der freien Tische. Seltsam, dass er den Laden bisher immer übersehen hatte. Er war zentral und nicht gerade klein, aber was störte ihn daran? Irgendetwas passte nicht. Ein kurzer Blick zu den anderen Gästen lieferte ihm sofort die Antwort: die Stammkundschaft. Das meiste Publikum bestand aus blassen Leuten in Schwarz. Nicht die Art von Menschen, mit denen er sich für gewöhnlich umgab. Die dürren Kerle und die matronenhaften Frauen … nicht sein Ding. Und erst diese furchtbaren Frisuren zum geschmacklosen Outfit.

„Wenn du sie noch weiter angaffst, fallen dir gleich die Augen raus oder du wirst verprügelt und deinem Blick nach zu urteilen, hast du es auch verdient.“

Stan lachte leise auf.

„Begrüßt du alle deine Kunden so herzzerreißend freundlich? Ich schätze, dein Trinkgeld ist nicht unbedingt hoch.“

„Lass das mal meine Sorge sein“, erwiderte Alexei gelassen und zückte seinen Block. „Was kann ich dir bringen?“

„Eigentlich wollte ich nur mit dir reden.“

„Ich arbeite.“ Sein Kumpel seufzte. „Du musst was bestellen.“

„Wann hast du Pause?“

„Ich krieg dich vorher nicht los, oder?“

„Nope.“

Er seufzte und trommelte mit dem Kugelschreiber auf den Notizblock ein.

„Vorschlag: Ich hab in 'ner Stunde eine Minipause von zehn Minuten. Du trinkst einen Kaffee oder isst ein Eis und dann quatschen wir, okay?“

„Geht klar. Dann nehme ich einen Schokoeisbecher.“

Alexei notierte seine Bestellung, nickte ihm zu und begab sich wieder an die Arbeit.

Über eine Stunde später setzte er sich zu seinem Kumpel an den Tisch.

„Was gibt’s denn so dringendes, dass du sogar hier auftauchst? Ist was passiert?“

Stan überlegte kurz, ob er einen Spruch drücken sollte, beschloss dann allerdings, es lieber sein zu lassen. Zehn Minuten waren nicht wirklich lang und er wusste, dass Alexei wieder pünktlich weitermachen würde. Keine Zeit, um sie mit Sticheln zu vergeuden.

„Du kommst heute Abend zur Party?“

„Nein, dieses Mal nicht.“

Stan löffelte den Rest seiner Eiscreme aus und legte den Löffel nieder. Er hatte mit der Antwort gerechnet, aber er akzeptierte sie nicht.

„Weiß heißt, dieses Mal nicht? Gestern warst du auch nicht dabei. Du bist momentan fast nie mit von der Partie.“

Alexei seufzte, während sein Kumpel ihn weiterhin beschwörend ansah. Er hatte es sich schon fast gedacht, dass Stan mit der Fete und seiner Absage ankommen würde. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass Stan nicht mal unrecht hatte. In letzter Zeit hatte er wahrlich fast nichts mit den anderen unternommen.

„Ich kann heute nicht …“

„Was hast du denn so Dringendes vor, dass du die Party sausen lassen möchtest?

„Ich muss noch für den Test nächste Woche lernen.“

Stans Gesichtszüge entgleisten.

„Ist das dein Ernst? Du lässt 'ne geile Sause ausfallen, um zu büffeln?“

„Ich kam noch nicht dazu …“

„Ich auch nicht. Und weiter?“

„Mensch, Stan, das ist die letzte Arbeit vor den Sommerferien und ich stehe gerade zwischen zwei Noten in dem Fach.“

„Ich würde ja nachgeben, wenn ich wüsste, dass du wenigstens in den Ferien am Start bist, doch da wirst du wahrscheinlich mit Nebenjobs voll sein.“

Er warf ihm einen fragenden Blick zu und Alexei zuckte mit den Schultern und murmelte ein „Kann sein.“

„Hey, Alter. Du weißt nicht, was du verpasst. Pauls Schwester bringt zwei heiße, russische Freundinnen mit.“ Stan stockt kurz und musterte seinen Kumpel prüfend.

„Was?“ Alexei gefiel sein Blick nicht. Nicht gerade verhöhnend, aber dennoch definitiv abwertend.

„Mir fiel gerade ein, dass du ohnehin nicht viel Chancen hättest.“

„Und wieso das? Immerhin habe ich einen großen Vorteil: ich habe ebenfalls russische Wurzeln und bin der Sprache mächtig.“

„Das schon …“

Alexei trommelte genervt mit den Fingern auf die Tischplatte.

„Aber?“

„Na ja, ich würde an deiner Stelle mal endlich was an deinem Emo-Stil ändern.“

„Ich bin kein Emo. Das weißt du. Die Leier geht mir echt auf den Sack.“

„Ja, aber der schwarzgefärbte, lange Pony. Wieso lässt du ihn nicht aschblond, wie den Rest deiner Haare und überhaupt …“

„Wieso schneidest du ihn nicht ab“, ergänzte Alexei seinen Satz gereizt und wollte wieder aufstehen, um zu gehen. Wie oft hatten sie diese alberne Diskussion bereits geführt? Er wusste, dass Stan Probleme mit Leuten hatten, die sich von dem Einheitsbrei abhoben. Sei es Gothics, Punks, Emos oder was auch immer. Er selber sah sich in keiner der Gruppen. Er hatte seinen eigenen Style und er gefiel sich, so wie er war. Was war schlimm daran, anders als der Rest zu sein? Wieso musste der größte Teil der Menschen derart engstirnig und intolerant sein. Leben und leben lassen, was war daran schwer? Wahrscheinlich meinte es Stan nicht mal böse, er sah eben wie der Rest der Masse aus. Sein Äußeres passte nicht in das Standardbild seines Freundes.

„He, jetzt sei doch nicht gleich sauer. Ich mein doch nur, dass du mit einer anständigen Frisur mehr Chancen bei den Mädels hättest. Wie lange bist du denn jetzt schon Single?“

„Dass ich Single bin hat wohl eher damit zu tun, dass ich keine Zeit für eine Beziehung habe.“

Stan lachte auf.

„Das ist ja wohl kein Wunder, wobei wir beim alten Thema wären: du brauchst mal eine Auszeit von der Schule, Büffeln, den ganzen Jobs und deiner Familie. Heute Abend wäre die ideale Gelegenheit dafür. Komm schon, gib dir einen Ruck!“

Alexei suchte nach einer Ausrede, aber er fand keine. So ungern er es zugab, Stans Worte ergaben irgendwie einen Sinn. Er seufzte leise. Das Lernen würde er wohl auf den nächsten Tag verschieben müssen.

„Okay, ich werde kommen.“

Geheimnis Schiva 3

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