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Kapitel 4, Montag: 16.00 Uhr

„Endlich, frei! Der Tag hat sich übelst gezogen“, meinte Stan und streckte sich genüsslich, sodass seine verspannten Glieder knackten. Alexei zuckte mit den Schultern.

„Es war doch ganz gechillt. Selbst die Lehrer nehmen die letzte Woche alle locker. Nur noch der Test am Mittwoch und dann macht eh keiner mehr etwas.“

„Ja, ja … wenn sie es alle nicht ernst nehmen, warum können wir dann nicht ausschlafen?“ Stan gähnte. Sobald er daheim war, würde er sich erst mal eine ordentliche Mütze Schlaf gönnen. Sein Kumpel grinste ihn wissend an.

„Was?“

„War ein langes Wochenende, wie?“

„Ich bin ja auch nicht schon um Mitternacht wie Aschenputtel verschwunden.“

Alexei überhörte den leicht vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme und entgegnete: „Hat es sich denn wenigstens gelohnt? Was ist mit Irene?“

„Pfh ...ist doch nicht mein Typ.“

„So? Aber du warst doch auf der Party total begeistert und bist gleich mit ihr abgehauen.“

„Ja, auf den ersten Blick fand ich sie heiß, aber bei genauerem Hinsehen … und unterhalten konnte man sich mit der auch nicht richtig. Ich will eine, die nicht nur hübsch ist, sondern ebenfalls etwas in der Birne hat.“

„Ah, klar. Verstehe.“ Er verkniff sich weitere Kommentare. Hatte Stan also nicht bei ihr landen können. Er kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass dieser keine Zurückweisung zugeben würde. „Mal ein anderes Thema. Als ich auf der Fete in deinem Rucksack nach Schmerztabletten gekramt habe, fiel mir das Tagebuch deiner Schwester in die Hände.“

Stan rollte genervt mit den Augen. Fing Alexei schon wieder damit an? Darauf hatte er jetzt absolut keinen Bock.

„Ja, ja, ich weiß. Ich sollte es abhacken und so weiter und so fort. Erspar mir heute die Leier.“

„Nein, nein, das meine ich nicht. Mir sind ein, zwei Einträge ins Auge gesprungen, die mir wichtig erscheinen.“

Zuerst stutzte Stan und runzelte verärgert die Stirn. Was fiel ihm ein, einfach in seinen Sachen zu stöbern, doch dann siegte im nächsten Moment die Neugier.

„Welche?“

„Die, in denen von Idar Oberstein und Bad Münster die Rede ist.“

„Das ist die Sache mit dem zweiten Schlüssel, richtig?“

„Ja, genau.“ Alexei nickte und blickte Stan erwartungsvoll an. Der schaute jedoch nur verständnislos zurück.

„Und?“

„Was und?“

Alexei schnaufte. Er hatte sich das Gespräch nicht derart anstrengend vorgestellt. Tat sein Kumpel nur so doof oder stand er tatsächlich auf dem Schlauch? Vielleicht wollte er ihn nur provozieren. Wäre schließlich nicht das erste Mal. Allerdings bezeugte ihn ein zweiter Blick, dass er tatsächlich ahnungslos war.

„Du warst doch in Bayern wegen ihrer letzten Einträge?“

„Ja …“

„Aber warst du auch in Idar Oberstein oder Bad Münster?“

„Nein, wieso? Sie kehrte ja schließlich davon zurück. Zu dem Zeitpunkt ist sie noch nicht verschwunden.“

„Aber … es ist eine wichtige Stelle!“

Stan zog argwöhnisch eine Braue in die Höhe.

„Wichtig? Ich halte es eher für ein weiteres, abgefahrenes Hirngespinst meiner Schwester.“

„Was ist an dem Eintrag verrückter als dem mit dem Schloss Neuschwanstein?“

„Sie wird in einen Hinterhalt gelockt und wird gezwungen, in einen Brunnen einer Burgruine zu steigen.“

„Zugegeben: Ja, das klingt verrückt, doch auch nicht seltsamer, als eine Verfolgungsjagd um den Alpsee mit einer Schießerei und Toten, die laut der Polizei und der Presse nie gefunden wurden.“

„Es wurden Blutspuren gefunden …“

„Die nicht zugewiesen werden konnten. Laut Medien und Behörden ist nicht sicher, ob tatsächlich etwas Derartiges passiert ist.“

Stan seufzte. Punkt für seinen Kumpel.

„Gut, Sieg für dich. Und nun?“

Alexeis Gesichtszüge entgleisten.

„Sag mal, verarschst du mich? Hinfahren sollst du natürlich!“

„Nein, lieber nicht.“

„Wieso?“ Sein Verhalten gab ihm Rätsel auf.

„Hach …“ Stan seufzte, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und starrte in den bedeckten Himmel. Trotz der vielen Wolken war es schwül warm. Auf einen kühlen Lufthauch wartete man vergebens. Er gähnte laut. Das warme Wetter war einfach nichts für ihn. „Es wird nichts bringen.“

„Aber du hast es doch nicht einmal versucht? Ich versteh dich nicht! Du redest ständig davon, dass du deine Schwester finden und ihr Verschwinden aufklären möchtest und jetzt hast du keine Lust, oder was?“

Verärgert blickte Stan seinen Kumpel an. Wieso regte er sich derart auf? Klar, er hatte auf der einen Seite recht. Tatsächlich verspürte er kein großes Bedürfnis, jetzt auch noch nach Idar Oberstein zu fahren, doch warum war Alexei auf einmal so dahinter? Im nächsten Moment begann er zu grinsen.

„Joar, kann man wohl sagen.“

„Du bist echt … dann nerv mich damit gefälligst nicht mehr!“ Alexei wollte sich gerade wutentbrannt von ihm abwenden, als ihn Stan zurückhielt.

„Die ganzen Jahre des erfolglosen Suchens haben mich etwas mürbe gemacht, das gebe ich ja zu. Wahrscheinlich hast du auch recht und ich sollte dem Hinweis nachgehen.“

„Wieso hört sich das dann nach einem Aber an?“

Stan zuckte mit den Achseln.

„Ich hab einfach keinen Antrieb. Trotzdem …“

Alexei wartete, bis er fortfuhr, doch vergebens. Manchmal raubte ihm sein Freund jegliche Geduld.

„Trotzdem was?“

„Ich würde vielleicht hin fahren ...“

„Wenn was?“

„Wenn du mitkommst.“

Verdutzt sah er ihn an. War das sein ernst? Sein grienendes Gesicht ließ jedoch keinen Zweifel zu.

„Mensch, Stan, du weißt genau, dass ich das nicht kann.“

„Wieso nicht? Ab nächste Woche sind Ferien.“

„Ich arbeite. Das weißt du.“

„Pfh … Du arbeitest die gesamten Ferien durch?“

„So ist der Plan.“

„Hattest du nicht was von einer Reise nach Russland in die Heimat erwähnt?“

„Meine Eltern fahren für ein paar Wochen zurück. Ich bleibe hier. Spart zum einen Kosten und zum anderen kann ich auf das Haus aufpassen und jobben.“

Stan stöhnte und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Du bist echt zu verkrampft.“

„Sagt genau der Richtige.“

Ein Schmunzeln umspielte Stans Mundwinkel. Alexei konnte manchmal verdammt stur sein. Er allerdings auch. Und er wusste, dass er besser und unnachgiebiger darin war.

„Kann sein. Ich bin verbohrt, was die Suche nach meiner Schwester angeht und du hast vergessen, was Spaß ist. Ein paar Tage wirst du sehr wohl entbehren können, um mitzukommen.“

„Ich müsste das erst abklären …“

„Prima. Dann mach das gleich.“

„Stan …“

„Es ist doch nur für ein paar Tage. Wochenlang möchte ich dort auch nicht bleiben.“

„Ich weiß nicht.“

„Alexei, ich mach das nicht allein. Nochmal zu suchen, nur um am Ende nichts zu finden. Weißt du, wie deprimierend und frustrierend das ist?“

Sein Kumpel verzog den Mund. Er konnte das gut nachvollziehen und wusste nichts zu widersprechen. Es war ja auch nicht so, dass er ihm nicht helfen wollte, nur …

„Komm schon, Mann. Ein paar Tage Auszeit und mal was anderes sehen würden dir auch ganz gut tun. Und außerdem würdest du mir einen großen Gefallen damit tun.“

Alexei seufzte und strich sich durch sein Haar.

„Na gut. Aber nur, falls es sich arbeitstechnisch einrichten lässt.“

Stan grinste. Spiel. Satz. Sieg.

Geheimnis Schiva 3

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