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Kapitel 5, Sonntag: 17.00 Uhr

„War ja klar, dass wir das letzte Zimmer im höchsten Stock bekommen und dann haben die nicht mal einen Fahrstuhl“, beschwerte sich Stan und drehte den Schlüssel im Schloss herum.

„Ist doch egal. Bis in den zweiten Stock schaffen wir es gut ohne Aufzug oder wirst du langsam alt?“

Alexei erntete für seinen neckischen Kommentar einen Knuff in die Seite, bevor sein Kumpel die Tür öffnete und in den geräumigen Raum spähte.

„Darum geht’s nicht. Wir brauchen länger, wenn wir zum Frühstück wollen.“

Sie lachten und traten ein. Stan verzog sogleich missmutig sein Gesicht.

„Das sind doch Nichtraucherzimmer, oder? Wieso mieft es hier dann nach Zigarettenqualm?“

„Scheint sich wohl der vorherige Gast nicht besonders strikt daran gehalten zu haben. Lüften wir erst mal richtig durch. Ansonsten sieht das Zimmer doch ganz ordentlich aus.“

Stan gab nur ein genervtes Brummen von sich und stellte seinen Koffer vor dem Doppelbett ab. Immerhin schien es auf den ersten Blick sauber zu sein und sie hatten zwei getrennte Matratzen, wenngleich es sich um ein Doppelbett handelte. Jedoch irritierte es ihn, dass sie kein richtiges Bad zu besitzen schienen. Verdutzt blieb er vor dem Waschbecken stehen, das genau hinter dem Bett angebracht war. Er beugte sich leicht nach links und sah in die kleine Aushöhlung, die gerade mal Platz genug für eine Dusche bot.

„Was ist?“ Alexei stellte sich neben ihn und begutachtete die Kabine.

„Fällt dir was auf?“

„Was meinst du?“

„Da fehlt etwas.“

„Mm?“

„Mensch, Alexei, wir haben kein Klo!“

Sein Kumpel begann zu lachen, während Stan ihn entrüstet anstarrte.

„Findest du's witzig, in die Dusche zu kacken?“

„Beruhig dich. Das Klo ist um die Ecke in einem extra Raum.“ Noch immer prustend schob er ihn in Richtung des offenen Fensters. Davor befand sich eine Tür auf der linken Seite. Misstrauisch drückte Stan die Klinke hinunter und seufzte erleichtert auf.

„Komm schon. Sieht doch alles gut aus.“

„Na ja …“

„Du lässt dich wohl nicht so leicht überzeugen. Egal: lass uns was zu futtern suchen und Idar Oberstein ein bisschen abchecken.“

„Da bin ich dabei.“

Er schnappte sich seinen Rucksack und gemeinsam verließen sie das Hotel. Die Fußgängerzone befand sich gleich hinter dem Edelsteinmuseum und wurde eingesäumt von vielen kleinen Läden mit Souvenirs aus bunten Edelsteinen. Die Freunde besahen sich die Auslagen und kauften sogar ein paar Kleinigkeiten für ihre Familien. Die Sonne schien heiß auf sie herab und verlieh der belebten Straße ein angenehmes Flair.

„Sieht ganz nett aus.“

„Für Rentner, ja“, gab Stan zurück und schüttelte leicht den Kopf. „Außer Eiscafés und eine Handvoll Modegeschäfte, habe ich nichts von Belang gesehen. Die Fußgängerzone ist winzig … genau das richtige Kaff für meine tranige Schwester.“

„Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann war sie hier nur in der Felsenkirche, oder?“ Alexei runzelte nachdenklich die Stirn und sein Kumpel nickte.

„Ja, stimmt. Dann lass uns die gleich mal suchen.“

„Suchen brauchst du nicht lang.“ Sein Freund schmunzelte und deutete gerade aus nach oben, wo die weiße Kirche aus dem Gestein sich abhob und erhaben auf die kleine Stadt zu blicken schien.

„Okay, kannst recht haben. Dann lass uns mal schauen, wie wir da rauf kommen.“

*

Entgeistert stierten sie auf das Schild vor der schmalen Gasse, auf dem groß zu lesen stand: „Die Felsenkirche ist wegen Felssicherungsarbeiten geschlossen.“

„Geil. Wenn sich das mal nicht gelohnt hat!“ Stan stöhnte gereizt und rieb sich seinen Nacken, der bereits regelrecht glühte. Diese verdammte Hitze und Sonne.

„Tja, das ist wohl Pech … Was hältst du davon, wenn wir jetzt erst mal was essen gehen und danach eine Bar aufsuchen?“

Stan zog verwundert eine Braue in die Höhe und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit.

„Hört, hört. Seit wann schlägst du vor, was Trinken zu gehen?“

Alexei zuckte mit den Schultern.

„Hast du nicht gesagt, ich soll lockerer werden? Aber falls du nicht magst, dann können wir auch gerne den Umweg wie auf den ausliegenden Zetteln machen und zum Schloss wandern.“

„Ja, ja, hättest du wohl gerne. Nichts da. Kneipe hört sich gut an.“

„Cool, los geht's.“

*

„Das darf doch echt nicht wahr sein! Was ist das für ein ekliges Kaff?!“ Stan trat erbost gegen einen Drahtzaun, der gefährlich schwankte. Der Unmut war ihm deutlich anzumerken und wuchs mit jeder weiter verstreichenden Minute. Alexei konnte es ihm nicht verübeln. Er hatte selbst seine gute Laune fast gänzlich verloren. Sie liefen bereits seit über zwei Stunden in Idar Oberstein herum, um eine Kneipe oder einen Club zu finden. Alles was sie bisher gefunden hatten, waren heruntergekommene Häuser mit abgeblättertem Putz, verdreckte oder gar kaputte Fenster und viele alte Plakate, die zur Hälfte abgerissen worden waren. Die wenigen Geschäfte, die sich nicht in der Fußgängerzone befanden, waren schon lange geschlossen. Kaugummis klebten auf dem Boden, Spinnen fühlten sich heimisch und überall wohin man sah: Müll und Zerstörung. Eine einzige Kneipe hatten sie gefunden, jedoch war die geschlossen. Es war erst neun Uhr abends und trotzdem waren die Straßen wie ausgestorben. Die wenigen Menschen, die sie sahen, machten keinen gepflegten oder sympathischen Eindruck. Besser man hielt sich nur in der Fußgängerzone auf.

„Lass uns zurückgehen. Ich hab echt keinen Bock mehr“, meinte Stan und kickte frustriert eine leere Dose aus dem Weg. Alexei nickte und strich sich seinen Pony aus dem Gesicht.

„Ja, ich auch nicht. Lass uns schauen, ob man vielleicht in einer der Eisdielen oder einem Restaurant noch ein Bier oder 'nen Cocktail trinken kann.“

„Meinetwegen.“

Gemeinsam schlenderten sie zurück, überquerten eine der Brücken, die über die breite Hauptstraße führte, in Richtung der Fußgängerzone. Sie setzten sich in eine Eisdiele, die nebenbei auch Waffeln und Crêpe anbot. Unzufrieden lasen sie die Karte.

„Hier gibt es tatsächlich ein paar Cocktails. Lass uns einfach da bleiben.“

„Gut, hab eh keine Lust mehr, noch weiter zu suchen“, antwortete Stan und besah sich die wenigen Menschen, die ab und an vorbei spazierten. „Ist dir aufgefallen, dass wir hier immer dieselben Leute sehen? Die da hinten zum Beispiel. Denen sind wir heute bestimmt schon fünf Mal begegnet.“

„Tja … die werden ebenso wie wir Touristen sein und sich langweilen. Wenn du andere Leute sehen möchtest, musst du aus der Fußgängerzone raus.“

„Nee danke. Ich verstehe nicht, wie die sich als Urlaubsort halten können.“

„Na ja, anscheinend nicht wirklich gut. Sonst wäre der Rest nicht so abgewrackt. Außer der Kirche und den Edelsteinen, scheint es hier nichts zu geben. Ich vermute, dass die Leute nur eine Nacht hier bleiben und dann weiterreisen.“

„So isses. Oder die Touristen, vorzugsweise Familien, kommen für Tagesausflüge hier her. So, was darf‘s denn sein, Männer?“, bestätigte der Kellner, der plötzlich neben ihnen stand, und zückte seinen Block.

„Einen Mojito“, bestellte Alexei und betrachtete sich den Angestellten etwas genauer. Endlich mal jemand in ihrer Altersklasse. Er war höchstens fünf Jahre älter als sie.

„Für mich auch einen.“

„Alles klar, 'ne. Zwei Mojitos.“

Bevor sich der Kellner abwandte, fragte Alexei schnell: „Du weißt nicht zufällig, wo man hier feiern kann?“

Die Bedienung griente ihn vielsagend an und strich sich seine fast schulterlangen, rotbraunen Haare hinters Ohr.

„Feiern? Hier in Idar Oberstein? Wo habt ihr denn den Tipp her?“

„Hach, so ein Dreck. Trotzdem danke,“ meinte Stan und sank in seine Stuhllehne. Sein Kumpel gab jedoch nicht auf.

„Wo gehst du denn hin, wenn du Bock auf Party hast?“

„Na, nach Bad Kreuznach. Hier kannste nur den Alten beim Sterben zuhörn.“

Der junge Mann nickte ihnen mit einem leisen, belustigten Lachen nochmal zu und stieg dann die Treppen hinauf zur Bar, um die Drinks zuzubereiten.

„Nachdem das hier voll die Pleite ist, lass uns morgen früh nach dem Frühstück gleich nach Bad Münster fahren. Hoffentlich ist da ein bisschen mehr los.“

„Das ist ein Kur Ort …“, entgegnete Alexei, „allerdings gehen wir ja dort hin, um den Weg abzuwandern, den deine Schwester gelaufen ist.“

„Ja ja, ich weiß. Morgen wird gewandert“, murmelte Stan und fragte sich gerade selbst im Stillen, warum er die Suche nach Lara nicht einfach aufgeben konnte. Nur noch dieser Urlaub, schwor er sich. Dann würde er mit aller Kraft versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Geheimnis Schiva 3

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