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Kapitel 3, Samstag: 21.00 Uhr

Stan schüttelte den Kopf. Sein Kumpel sah aus, als käme er direkt von seinem Nebenjob als Kellner: schwarze Leinenhose und ein weißes, weit aufgeknöpftes Hemd. Hätten sie sich vorher noch bei ihm getroffen, hätte er ihn wenigstens umstylen können. Jetzt jedoch standen sie direkt vor der Party Location. Keine Chance.

„Sag mal, hast du dich überhaupt umgezogen?“

„Was hast du gegen mein Outfit?“

„Weil du aussiehst, als wärst du noch arbeiten. Wie wär's mal mit Jeans und einem Shirt?“

„Ich fühl mich wohl.“

„Oh Mann …“

„Sieh's mal so: dann hast du eine Konkurrenz weniger.“

Stan zog eine Augenbraue in die Höhe und sein Mund formte sich zu einem breiten Grinsen.

„Konkurrenz? Ein Fremdwort für mich.“

„War ja klar“, gab Alexei lachend zurück und versetzte ihm einen leichten Stoß.

Sie klingelten und ein paar Sekunden später öffnete ihnen Elias die Tür. Es war nicht zu übersehen, dass er bereits einiges getankt hatte.

„Hey, hey, hey! Da seiiied ihr ja e-endlich. Kommt rein!“, lallte er und zog sie stürmisch in das Innere von Pauls Haus. Rhythmische Beats begrüßten sie lautstark und verbreiteten sofort gute Laune. Elias brachte sie schwankend in das volle Wohnzimmer und drückte ihnen zwei Bier in die Hand, bevor er sich nuschelnd zu einer Gruppe Mädels verabschiedete.

„Scheint so, als hätten wir etwas früher kommen sollen. Siehst du Paul irgendwo?“

„Ach was, das Beste kommt zum Schluss“, meinte Stan und nahm einen großen Schluck aus der Flasche, während seine Augen die Umgebung und die anwesenden Gäste scannten, besonders die weiblichen. „Paul sehe ich nicht, dafür aber Stefanie mit zwei verdammt heißen Chicks. Das müssen die Russinnen sein. Alter, schau dir mal die Brünette an – ein Hammer Gerät. Du kannst die Blonde haben.“

„Meinetwegen“, antwortete Alexei und folgte seinem Kumpel zu der Mädchenclique. Typisch Stan. Nun ja, das Angebot war reichlich attraktiv und er wusste, dass sein Freund eine Vorliebe für Frauen aus dem Ostblock hatte. Nur zweifelte er daran, dass er ihre Anforderungen erfüllte. Was nämlich viele seiner Freunde nicht zu begreifen schienen, war, dass russische Frauen das Verhalten eines Gentleman voraussetzten. Und sowohl Stan als auch die anderen waren dafür einfach zu bequem. Nun denn, er beschloss, dass dies nicht sein Schaden sein sollte.

„Hey, Steff. Möchtest du uns deine Freundinnen nicht vorstellen?“, begrüßte Stan sie und zwinkerte sogleich der aufreizenden Brünetten zu.

„Stan, Alexei! Schön, dass ihr da seid.“ Pauls jüngere Schwester sprang freudig auf sie zu und nahm sie kurz in die Arme. Alexei tat sie leid, denn es war offensichtlich, dass sie bereits länger ein Auge auf Stan geworfen hatte. Allerdings entsprach sie ganz und gar nicht seinem Typ.

„Seid ihr schon lange hier?“

„Grade erst angekommen“, antwortete er und schob sie vorsichtig, aber bestimmt auf die Seite. „Hey, ich bin Stan.“ Er streckte ihren Freundinnen die Hand entgegen, die sich nacheinander mit einem dezenten Lächeln vorstellten.

„Olga.“

„Irene.“

„Freut mich. Ihr seht aus, als würdet ihr auf dem Trockenen sitzen. Das sollten wir dringend ändern. Was mögt ihr trinken?“

Stan sprach zwar beide an, sein Blick ruhte allerdings auf der Brünetten, die seinen dargebotenen Arm nur allzu gerne ergriff und sich einhackte.

„Wodka.“

Gemeinsam liefen sie zur Bar und ließen die anderen zurück. Stefanie schmachtete Stan bedauernd hinterher.

Alexei unterbrach die unangenehme Stille, die sich über sie legte wie eine schwere Decke.

„Privet Ol'ga, menya zovut Alexej. Priyatno poznakomit'sya.“

Die Russin blickte ihn überrascht an.

„Du sprichst russisch? Kommst du aus Russland?“

Er nickte und sie strahlte über das ganze Gesicht.

„Aus welchem Teil Russlands kommst du? Wie lange lebst du bereits in Deutschland?“

Stefanie seufzte und ließ die beiden allein. Offensichtlich war sie überflüssig.

*

Stan leerte mittlerweile den dritten Wodka mit Irene. Ein guter Fang. Sie war richtig heiß. Trotzdem wollte der Funke nicht so recht überspringen. Sie war ein harter Brocken. Jedoch blieb er dran. Er würde sie schon noch von seinen Qualitäten überzeugen. Ein paar weitere Drinks würden ihn dabei unterstützen. Als sie kurz auf die Toilette verschwand, um sich frisch zu machen, sah er sich suchend nach seinem Kumpel um. Er fand ihn in einer Ecke mit der Blondine sitzen. Stan nickte zufrieden. Die zwei schienen sich angeregt miteinander zu unterhalten. Es wurde auch mal Zeit, dass Alexei aus sich rauskam und amüsierte. Vielleicht hatte die Russin einen positiven Einfluss auf ihn oder die Party überhaupt und er würde endlich mal etwas lockerer werden. War er von Anfang an so gewesen? Er versuchte, sich zu erinnern, doch er kam nicht drauf. Nichtsdestotrotz: Alexei war ein prima Kerl, nur etwas zu steif und pflichtbewusst. Er war froh, dass sie zusammen in dieselbe Klasse gingen und befreundet waren. Als Irene zurückkam, widmete er ihr seine gesamte Aufmerksamkeit. Immerhin wollte er sie heute Nacht erobern.

Sein Kopf begann zu dröhnen. Alexei war sich nicht sicher, ob es vom Alkohol kam. Viel getrunken hatte er eigentlich nicht, jedoch hatte er sich bereits den gesamten Tag nicht ganz wohl gefühlt. Die laute Musik pochte unangenehm in seinem Schädel wider und es fiel ihm immer schwerer, sich auf Olga zu konzentrieren. Ohnehin hatte er das Gefühl, dass alles gesagt war. Sie war nett, aber mehr war da nicht. Trotzdem wollte er nicht unhöflich sein und sie einfach sitzen lassen. Fast dankbar lächelte er daher Stefanie an, als diese sich wieder zu ihnen gesellte.

„Stör ich?“

„Nein, natürlich nicht“, entgegnete Alexei und bot ihr schnell seinen Stuhl an. „Ich muss ohnehin kurz austreten.“

„Aber du kommst doch wieder, oder?“ Olga schenkte ihm ein charmantes Lächeln.

„Klar, aber ich werde wahrscheinlich nicht mehr allzu lange bleiben.“

„Schade …“, murmelte Stefanie und wirkte deprimiert, allerdings glaubte er nicht, dass dies nur mit ihm zusammenhing.

„Vielleicht können wir dich mit ein paar Kurzen überzeugen.“ Die Blondine wedelte mit ein paar kleinen Fläschchen in seine Richtung.

„Oh, ähm … ich muss passen. Ich habe Kopfschmerzen.“

„Das ist eine schlechte Ausrede“, meinte Olga schmollend und er lächelte ihr besänftigend zu.

„Leider nein. Es ist wahr. Ich werde mir jetzt erstmal eine Tablette reinschmeißen.“

„Oh … brauchst du eine? Oder soll ich bei uns im Schrank nachschauen?“, bot ihm Stefanie an, doch Alexei winkte ab.

„Das ist nett. Ich komme drauf zurück, falls ich in Stans Rucksack nichts finde. Meistens hat er was dabei.“

„Okay, gib Bescheid.“

„Mach ich“, bestätigte er, nickte den beiden nochmal zu und schlängelte sich dann seinen Weg durch die vielen taumelnden Gäste. Stans Backpack lag neben der Eingangstür auf dem Fußboden. Alexei holte tief Luft und ließ sich auf die Knie sinken. Er wusste, wo er suchen musste und wurde sogleich fündig. Mit einem Schluck Wasser nahm er eine Schmerztablette zu sich und packte den Rest wieder ein. Da er keine Lust hatte, sofort aufzustehen, blieb er sitzen und blickte sich müde um. Sein Körper fühlte sich irgendwie schwer an. Er beschloss zu warten, bis die Tablette wirkte und sich dann in einem kurzen Rundlauf von den anderen zu verabschieden. Mittlerweile schien fast keiner mehr nüchtern zu sein. Viele hatten sich zu Paaren zusammengefunden und klebten regelrecht aneinander. Andere tanzten, oder versuchten es zumindest. Und der Rest war damit beschäftigt, noch mehr Alkohol in sich rein zu pumpen und sich durch die laute Musik hindurch anzubrüllen. Alexei fühlte sich fehl am Platz. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Mit dem Lernen würde es knapp werden. Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken. Das hatte er versiebt. Er suchte Stan, konnte ihn jedoch nicht ausfindig machen. Ein seltsamer Einfall kreuzte seine Gedanken. Ob sein Kumpel das Tagebuch seiner Schwester wohl überall mitschleppte? Seine Augen nagelten sich an dem Reißverschluss des Rucksacks fest. Nur wenige Sekunden später hielt er es nicht mehr aus und wühlte darin herum. Er wurde tatsächlich fündig und zog den Einband kopfschüttelnd heraus. Das grenzte schon fast an Besessenheit. Alexei seufzte. Er machte sich ernsthafte Sorgen um Stan. Wenn er ihm nur irgendwie helfen könnte. Gedankenverloren begann er, darin zu blättern. Lara hatte regelmäßig ihre Einträge verfasst. Und Stan hatte nicht übertrieben: Sie schien eine blühende Fantasy zu besitzen oder besessen zu haben. Eine parallele Welt namens Schiva. Bewohner von dort, die in die reale Welt überwechseln möchten. Zwei magische Amulette, die das möglich machten. Lucie und Amboss, die Drahtzieher der Bewohner und offensichtlich die böse Seite, die Jahre später in Karlsruhe auftauchten ... Alexei musste leicht schmunzeln. Doch war wirklich alles erfunden? Fakt blieb, dass Lara seit vier Jahren spurlos verschwunden war. Ob sie überhaupt noch am Leben war? Er biss sich auf die Unterlippe und wollte das Tagebuch gerade zuschlagen, als seine Augen an einer Seite hängen blieben. Konzentriert las er den Eintrag durch und runzelte die Stirn. Auch dieser war ziemlich abgedreht. Lucie und Amboss hätten Allen – ihren Freund – entführt und sie nach Bad Münster auf die Burgruine gelockt, damit sie in den Brunnen kletterte, um das fehlende Amulett zu bergen. Da sie das Erste aus der heiligen Stätte entwendet hatte, konnte nur sie das passende Gegenstück dazu finden. Er strich sich grübelnd über die Stirn und las den Text abermals durch. Alexei konnte sich nicht helfen, doch irgendwas stimmte mit dem Eintrag nicht. Oder war er zu korrekt? Stan hatte zwar erwähnt, dass er in Neuschwanstein und Sternenfels gewesen war, doch wie sah es mit Bad Münster aus? Seine innere Stimme beschwor ihn mit einer unheimlichen Gewissheit, dass dieser Ort mehr Antworten lieferte, als alle anderen.

Alexei schaute sich suchend im Raum um, doch konnte er seinen Kumpel in der torkelnden Masse nicht ausfindig machen. Er seufzte leise auf, denn selbst wenn er ihn finden würde, war er sich nicht sicher, ob Stan noch nüchtern genug war, um mit ihm darüber zu reden. Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben und er würde ihn gleich nächste Woche in der Schule darauf ansprechen.

Geheimnis Schiva 3

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