Читать книгу Indiana Love - Sammelband - A. Lisa Walters - Страница 8
Оглавление5. Kapitel
Abby kuschelte sich mit einem ihrer Lieblingsfilme auf die Couch, während sie auf Ethans Rückkehr wartete. Er hatte sich keinen Schlüssel geben lassen wollen, bevor er entschieden hatte, ob er ihr Angebot annahm oder nicht. Draußen war es dunkel und schon beißend kalt.
Dass sie ihm Starthilfe vorgeschlagen hatte, um sich ein neues Leben aufzubauen, war drei Tage her. Seitdem hatten sie das Thema nicht mehr angesprochen. Jeden Abend hatte er sie von der Arbeit nach Hause begleitet und von seinen Einnahmen kaufte er Lebensmittel. Sie hatten gemeinsam gegessen und noch ein bisschen ferngesehen oder sich unterhalten, bevor sie sich schlafen gelegt hatten.
Heute war Ruhetag im Cowboy’s, deshalb hatte Abby die Zwillinge einer Bekannten von der Schule abgeholt und diese dann ein paar Stunden betreut. Jetzt hatte sie das Gefühl, ihr Kopf würde explodieren. Die Kinder waren süß und gut erzogen, aber sehr lebhaft.
Als es läutete, sprang sie auf, um Ethan hereinzulassen. Nur kurz darauf hatte er die Treppen überwunden und kam bei der Wohnung an.
Ethan rieb zitternd die Hände aneinander und seine Lippen waren bläulich. Er stotterte beinahe, weil er so zitterte. »Guten Abend, Abby.«
»Um Himmels willen, komm rein!« Abby schloss die Tür hinter ihm. Ethan legte die Gitarrentasche ab und kämpfte mit dem Reißverschluss seiner Jacke. Da er fingerlose Handschuhe trug, waren seine Finger vermutlich völlig gefühllos. Aber mit normalen Handschuhen konnte er eben nicht Gitarre spielen.
»Verfluchte Kälte«, murmelte er. »Es ist echt furchtbar da draußen.«
»Umso besser, dass du hier schläfst. Warte, ich helf dir.« Abby schob seine Hände weg – seine Finger fühlten sich WIRKLICH an wie Eis am Stiel – und öffnete den Reißverschluss. Er wirkte beschämt, sagte aber nichts. Wie sie da so in dem engen Flur standen, wurde Abby bewusst, wie nahe sie ihm war.
Mit einem Räuspern trat sie einen Schritt zurück. »Willst du gleich duschen? Ich richte das Sofa her«, bot Abby leise an. »Du musst mal auftauen.«
»Klingt gut. Danke«, flüsterte Ethan und zog sich ins Badezimmer zurück. Abby klappte die Couch aus, spannte das Bettlaken darüber und platzierte das Kissen und eine zweite Decke darauf. So wie Ethan ausgesehen hatte, würde er diese benötigen.
Auch in ihrer Wohnung war es kühl, aber nicht so schlimm, dass man erfrieren könnte. Abby war froh und dankbar dafür, Ethan hier drin zu wissen. Wäre er jetzt da draußen, könnte sie gar nicht schlafen vor Sorge, ob er einen geschützten Platz gefunden hatte.
Als er mit den Sachen von Daniel, die er als Pyjama trug, wieder aus dem Bad kam, sah Ethan zumindest nicht mehr aus wie einer dieser gefrorenen Zombies aus Game of Thrones. »Ich hoffe, ich hab dir nicht den Abend ruiniert.« Er wirkte reumütig.
Abby verdrehte die Augen und klopfte neben sich aufs Sofa. »Wenn ich jedes Mal, wenn du solchen Unfug redest, einen Dollar in eine Spardose werfe, können wir dir bald ein nettes Reihenhaus kaufen.«
»Sorry.« Ethan fuhr sich mit einem Lachen durch die kurzen Haare. Abby hatte sie ihm gestern geschnitten. Auch seinen Bart hatte er gestutzt und wirkte dadurch gleich viel gepflegter.
Abby deutete auf den Fernseher. »Hast du was dagegen, wenn ich den Film zu Ende schaue? Dauert nur noch zwanzig Minuten.«
»Natürlich nicht. Was läuft denn?« Er setzte sich neben Abby, legte eine Decke über seine Beine und lehnte sich zurück.
»The Giver.«
»Den hab ich vor ein paar Jahren mal gesehen, nicht übel.«
»Ich weiß, dass er nicht übel ist, sonst hätte ich die DVD nicht«, gab Abby grinsend zurück und ließ sich ebenfalls gegen die Lehne des Sofas plumpsen.
Abby brach wie gewohnt am Ende des Films in Tränen aus. Ethan lachte leise und legte einen Arm um ihre Schultern. »Darf ich?«, fragte er. Sie nickte und wischte sich mit einem Schniefen die Tränen ab.
»Du wirkst sonst so tough und jetzt sehe ich dich weinen. Mal was Neues.« Ethan klang amüsiert und sie knuffte ihn in die Seite, bevor sie den Kopf an seine Schulter legte. Das fühlte sich gut an. »Bei welchen Filmen brichst du sonst noch so in Tränen aus? Daran könnte ich mich gewöhnen.«. Seine Finger strichen leicht über ihren Kopf.
»Bei fast allen, die im Regal stehen. Wir können das morgen gerne testen. Such dir irgendwas aus. Die Wahrscheinlichkeit, einen zu finden, bei dem ich anfange zu heulen, ist ziemlich hoch.«
»Herausforderung angenommen.« Seine nun wieder warmen Finger streiften über ihre Wange. Noch ehe sie ausweichen konnte, hatte er die breite Haarsträhne, die sie immer über ihr Gesicht fallen ließ, hinters Ohr gesteckt.
Sofort wandte Abby mit feuerroten Wangen den Blick ab, aber da hatte Ethan den großen Leberfleck bereits bemerkt. »Abby, was hast du da? Hast du eine Verletzung?«
Im Halbdunkel sah es wohl so aus. Sie schüttelte resolut den Kopf, sodass die Haarsträhne wieder an ihren angestammten Platz fiel und schob seine Hand weg. »Nein, keine Angst. Das ist keine Verletzung.«
Ethan seufzte und ließ den Arm fallen, als Abby ein Stück von ihm wegrückte. Sie setzte sich an die Kante des Sofas und überlegte kurz, einfach ins Schlafzimmer zu laufen. Doch Ethans leise Stimme hinter ihr hielt sie davon ab.
Er rückte näher und blieb rechts hinter ihr sitzen. Als er diesmal wieder seine Finger über ihre Wange streichen ließ, wehrte sie sich nicht, obwohl ihr Herz raste. »Tut mir leid, Abby. Ich habe nicht nachgedacht. Mir ist nur schon oft aufgefallen, dass du immer versuchst, rechts von mir zu bleiben. Und eben diese Haarsträhne. Das hab ich natürlich den ganzen Sommer über schon gemerkt. Ich bin ja nicht blind. Warum versteckst du das?«
»Weil ich dieses Muttermal hässlich finde und es keinem zeigen will«, flüsterte sie erstickt.
Ethans leicht raue Finger wanderten über ihre Wange abwärts, über ihren Hals, dann ließ er sie auf ihrer Schulter liegen. »Süße, erstens, hässlich ist das nicht. Sind ja nur Pigmente. Zweitens, an einer hübschen Person kann nichts hässlich sein. Egal ob Muttermal oder Narbe. Drittens, das hier ist dein Zuhause. Du solltest dich hier wohlfühlen und nicht aufpassen müssen, dass du diesen vermeintlichen Schönheitsfehler versteckst, okay?«
Abby presste die Lippen aufeinander. Ihre Augen brannten, weil sie sich so kindisch vorkam. Wie hatte sie geglaubt, Ethan auf so eine simple Weise täuschen zu können? Das funktionierte vielleicht im Alltag bei Fremden, aber nicht bei jemandem, mit dem man viel Zeit verbrachte. »Okay.«
»Gut, dann hätten wir das geklärt.« Sie hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. »Und jetzt würde ich gern kurz mit dir reden.«
Abby lachte leise auf und entspannte sich langsam. »Tun wir doch gerade.« Sie drehte sich zu Ethan um und setzte sich gemütlich ihm gegenüber hin.
»Besser.« Er nickte leicht. »Ich seh dich lieber an, wenn wir uns unterhalten. Ich wollte über das Thema von vor ein paar Tagen sprechen. Deine … Starthilfe.«
Abby richtete sich fast unbewusst etwas auf. Ihr Herz schlug einen Takt schneller. »Ja?«
»Also, du … du hattest recht.« Ethan hob ein bisschen die Hände. »Mir aus falschem Stolz nicht von dir helfen zu lassen, tut mir nicht gut. Gerade heute habe ich gemerkt, dass ich so nicht ewig weitermachen kann. Ich brauche eine Wohnung und einen Job und will wieder ein Leben haben. Ich beteilige mich wie abgemacht an den angefallenen Kosten, bis ich ausziehe. Und danach zahle ich dir einen Teil der Miete zurück, versprochen. Ich bleibe so lange hier, bis ich einen Job habe. Und wenn ich darf, noch so lange, bis ich ein bisschen Geld für Möbel und die Kaution gespart habe. Ich will nur nichts geschenkt. Gerade, weil du mir aus einer wirklich miserablen Lage geholfen hast.«
Abby lächelte gerührt und nickte. »Bleib, solange es nötig ist, Ethan. Es ist okay. Hauptsache, du kriegst einen Neustart hin. Niemand hat ihn so verdient wie du.«
»Danke, Abby.« Ethan streckte die Hand aus und als er diesmal die blonde Haarsträhne hinter ihr Ohr steckte, hatte Abby nichts dagegen.
»Ich habe die Trinkgelder der letzten Tage und das Geld fürs Babysitting heute beiseitegelegt. Das würde ich dir gerne leihen.«
Ethan öffnete bereits den Mund. So wie Abby ihn kannte, wollte er Widerworte geben, daher hob sie rasch den Zeigefinger. »Betonung auf Leihen. Wir schreiben es auf oder bewahren die Rechnungen auf, wenn dich das beruhigt. Dann kannst du mir alles zurückzahlen. Aber wenn wir das noch eine Weile durchziehen, dass ich mein Trinkgeld aufhebe und du, was du mit der Straßenmusik verdienst, dann können wir dir bald eine Erstausstattung an Kleidung kaufen. Für den Anfang zum Beispiel einen Pyjama.« Sie wackelte ein bisschen mit den Augenbrauen und Ethan musste lachen. »Warme, wasserdichte Schuhe. Und natürlich Sachen für den Alltag. Jeans, Shirts, Hemden. Und halt auch Kleidung für Bewerbungsgespräche. Man muss ja nicht bei allen Jobs in einem Anzug daherkommen, aber zumindest ordentlich angezogen. In Glendale gibt es einen Secondhandshop mit einer großen Auswahl an Männerkleidung. Da werden wir einkaufen gehen.«
»Lässt du dir das wieder ausreden?« Ethan seufzte.
»Nein!«, verkündete Abby.
»Dann sag ich einfach mal ja. Zur Vermeidung von Diskussionen.« Er zwinkerte ihr zu und legte seine Hand auf ihre, die auf ihrem Knie lag. Eine warme Gänsehaut lief über ihren Körper, als er sie so berührte.
»Du kennst mich schon wirklich gut«, flüsterte sie errötend.
»Wir haben im Sommer viel Zeit miteinander verbracht«, gab er leise zurück. »Es wäre traurig, wenn es anders wäre. Aber Abby, ich … ich will dich noch besser kennenlernen.« Sein Blick war warm und sanft. Er lächelte dieses entzückende, leicht schiefe Lächeln, das sie so gern an ihm sah. Seine Augen huschten in Richtung ihres Mundes, bevor er ihren Blick wieder einfing. Langsam beugte er sich zu ihr hinüber und hielt eine Handbreit vor ihr inne. Eine Art leise Kommunikation spielte sich zwischen ihnen ab.
Sie schluckte und machte einen winzigen Moment die Augen zu, um sich zu sammeln, bevor sie antwortete. Ihre Stimme war wie ein Hauch, kaum zu hören, aber Antwort genug auf seine stumme Frage. »Ich will dich auch kennenlernen, Ethan.«
»Schön, dass wir uns hier einig sind.« Sein Atem strich über ihre Lippen, dann schloss er die kurze Distanz zwischen ihnen und küsste sie.