Читать книгу Der neapolitanische Kater - Adam Imrish Clemm - Страница 8
Der Theater-Circ!
Оглавление„Miracoli di Adamo“ hat auf der Wiese, unweit der Piazza seine Bühne aufgebaut. Der Name klingt nach einem kleinen Vorstadtzirkus, aber es ist eher ein Theater auf Rädern. In seinem Programm vereinen sich Darbietungen aus der Zirkuswelt dem Theater, dem Kabarett und der Magie. Auf großen Plakaten rund um das Gelände und in der Stadt wirbt er mit seinen Attraktionen. Don hat die Wagen schon von weitem gesehen. Hier gibt es Tiere, also gibt es auch Futter: Logik eines Katers. Sein geistiger Freund begleitet ihn unauffällig. Schnell hat Don die Futternäpfe der Hunde entdeckt: Sie sind unbewacht! Tief geduckt schleicht er sich heran. Sie sind frisch gefüllt. Hastig schlingt er den Inhalt in sich hinein, bis der Alarm des Geistes in seinem Kopf schrillt. Keine Sekunde zu früh! Die Napfherren steuern geradewegs auf ihre Futterplätze zu. Don rennhoppelt schnurstracks zu dem Tierwagen und versteckt sich im hintersten Abteil. Flach auf dem Boden liegend, kann er durch die Bretter der Holzwand die beiden Hunde beobachten, die schnüffelnd den Boden um ihren Fressnapf absuchen. Als Spürhunde sind sie nicht geeignet denkt Don beruhigt und steht auf. Im selben Augenblick erhält er kräftigen Schubs, der ihn in die hintere Ecke des Abteils befördert. Noch benommen öffnet er die Augen und blickt in ein Paar runde Augen, die ihn über eine schwarze Schweinsnase anschauen. Langsam er dreht den Kopf zur anderen Seite: wieder ein Paar Augen, dieses Mal über weißer Schnauze. Neugierig beäugen ihn die beiden Zwergschweine. „Der Kleine hat sich wohl verlaufen. Lassen wir ihn zufrieden.“ „Du hast ihm aber einen ordentlichen Schubs verpasst. Hoffentlich ist ihm nicht passiert!“ Don erhebt sich und humpelt langsam aus dem Wagen. „Schau, er hat sich verletzt“, quiekt das helle Schwein seinen Artgenossen an. Don dreht sich um. „Nein, keine Sorge. Das habe ich schon lange!“ Verdutzt schauen ihn die beiden an. Sie haben ihn verstanden.
„Das ist hier fast wie auf der Arche Noah. Alles paarweise, auch die Kinder und Wagen. Was machen wir jetzt?“ erkundigt sich Carlo, der inzwischen das Gelände von oben her erkundet hat. "Ich möchte noch ein bisschen auf dem Gelände bleiben", meint Don, während Carlo sich lieber auf die Suche nach menschlichen Seelen machen will. Sie verabreden sich hier wieder zu treffen, sobald die Lichter an den Theaterwagen angehen. Don muss seine Neugierde jetzt ohne den Schutz seines Alarmsystems befriedigen. Er legt sich unter einen der Wagen und beobachtet eine Weile das bunte Treiben. Die Kinder spielen mit den beiden Riesenkaninchen, die in der Mittagssonne vergnügt umherhoppeln. Weiter hinten sitzt ein Papagei auf seiner Stange und kommentiert alles und jedes.
„Halt die Klappe!“ denkt sich Don. Als sich der Vogel sich darauf irritiert umblickt, muss er schmunzeln. Von den Hunden gibt es zum Glück keine Spur. Schnell überquert er das Gelände und kriecht unter der Plane hindurch in das Zelt. Hier trainieren gerade die Lamas Torschüsse. Auf der Bühne, die aus einem Theaterwagen herausgeklappt ist, entdeckt Don auch die Hunde: Sie sind die Torwarte der beiden Minitore. In der vordersten Reihe, ganz alleine, sitzt eine Frau. Ihre langen Locken sind zum einem Pferdeschwanz zusammen gebunden. Während sie das Training beobachtet, wippt ihr Fuß zum Takt der Musik.
Don überlegt, ob sie wohl auch zum Theater gehört. Er legt sich unter einen Stuhl, so dass er sie im Auge behalten kann. Kaum ist das Training beendet, verlässt sie allerdings das Zelt.
Don steht auf folgt ihr. Nach kurzem Suchen findet er sie an einen Zaun gelehnt. Tief inhaliert sie den Rauch der Zigarette.
Als sie ihn bemerkt, beugt sie sich zu ihm herunter und beginnt ihn an seiner Lieblingsstelle zu kraulen - hinter den Ohren. Hier kommt er mit seinem Hinkebein am schwersten hin.
Noch einmal zieht sie an ihre Zigarette, dann tritt sie sie im Gras aus.
„So ich muss jetzt.“
Mit einer flüchtigen Bewegung streicht sie sich eine vorwitzige Strähne aus dem Gesicht und wendet sich in Richtung Piazza.
Instinktiv folgt ihr der alte Kater, doch er hat Mühe sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Sie ist ihm schon ein Stück voraus, als sie sich unerwartet umsieht und stehenbleibt.
Don strengt sich an zu ihr aufzuschliessen, denn eine Dame lässt man nicht warten.