Читать книгу Das deutsche Herz - Adolf Schmitthenner - Страница 11
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Оглавление„Gar nichts tun, das tät’ ich gern“, sagte der Torwärtel Peter, schlappte in den Winkel und stellte eine Schaufel in die Ecke. Dann setzte er sich auf das Bänklein und tastete mit der Hand hinter sich nach etwas Eßbarem.
„Ich“, sagte Hannes, der breitbeinig mitten im Torweg stand, „wenn ich die Herrschaft wär’, ich tät’ all mein Geld in Niederland verzehren.“
„Hä“, erwiderte Peter und biß in ein Käsebrot.
„Keinen Kreuzer gäb’ ich den Odenwälder Bauern zu verdienen. Das sind Halunken! Ich tät’ mich in meine Kutsche setzen und tät’ durchs Niederland fahren, immer auf und ab. Da ist schöner, ebener Weg. Und ich hätt’ einen Papagei bei mir, der müßt’ immer sagen: ‚Neckarschleim — pfui Teufel‘.“
In diesem Augenblick klopfte es an das Tor. Hannes warf einen halben Blick hinter sich nach der Pforte und sagte vor sich hin: „Wollte Gott, unsre Herrschaft säße in der Kutsche zwischen Gent und —“
Er besann sich.
„Zwischen Gent und selbiger andern großen Stadt in Niederland, dann hätten wir doch unsre Ruh’.“
Es hatte derweilen, während Hannes sich besann und seinen Satz vollendete, zum zweiten und dritten Male gepocht.
„Wird’s bald?“ rief eine bekannte Stimme.
Hui, wie schnell war der Riegel zurückgeschoben.
Peter geriet in Verlegenheit und stopfte sich den Mund voller Brot.
„Der Malefizriegel geht so schwer“, sagte Hannes und machte sich an ihm zu schaffen.
„Besonders wenn man ihn nicht anrührt“, rief der Junker unmutig. Er trat ein und stellte sich vor den Torwärter in der Absicht, ihn zu schelten. Peter sah ihn mit einem rührenden Blicke an und schob ein weiteres großes Stück Brot in den Mund. Friedrich mußte bei diesem Anblick lachen; sein Unmut war dahin. Er wandte sich zu Hannes, der unters Tor getreten war, dem Hunde zu pfeifen.
„Wo bleibt denn das Vieh!“ rief er und schaute dienstbeflissen rechts und links hinunter.
„Ich habe keinen Hund bei mir“, sagte Friedrich.
Hannes pfiff trotzdem noch eine Weile fort, dann kam er herein, drückte beide Daumenballen auf seinen Mund und murmelte durch den Spalt hindurch: „Die Backen tun mir weh, so hab’ ich mich angestrengt.“
Friedrich schaute belustigt von einem seiner Torwärtel zum andern.
„Ihr lungert etwas zusammen, ihr Tagdiebe! Das gäbe genug für eine ganze Armee im Winterquartier. — Ist die Kutsche gekommen?“
„Gestern abend“, sagte Hannes. „Der Meister aus Gent hat sie selber gebracht. Er hat zwei Apfelschimmel — wenn ich der Junker wär’, tät’ ich —“
„Wo ist die Kutsche?“
„Sie steht droben in der Wagenscheuer. Der Kutschenbauer aus Gent wohnt drunten im ‚Löwen‘. Vorhin ist er heraufgekommen, nachzusehen, ob die Kutsche recht geschmiert worden ist. Ich mein’, zu einer so vornehmen Kutsche sollte man keine Odenwälder Wagenschmier nehmen, sondern lauter Schweineschmalz. Wir haben’s ja!“
„Meinst du? Geh mal hinunter in die Stadt und sag dem Bürgermeister, daß ich gekommen bin. Ich bleibe hier bis morgen mittag.“
Der Junker ging langsam über den zweiten Graben und durch das innere Tor in den Burghof. Von allen Seiten sprangen ihm die Hunde entgegen, und die Knechte und Mägde kamen heran und begrüßten ihren Herrn.
Im inneren Burghof beim rauschenden Brunnen stand der Prachtwagen. Er war so groß, daß der ganze Hof angefüllt schien. Friedrich begrüßte den Meister aus Gent, der ihm den Wagen gebaut und hergeführt hatte, und ließ sich die Kutsche in all ihren Teilen und ihren Zusammenhängen erklären. Er erkundigte sich, ob sie auch glatt und ohne anzustreifen durch alle Tore und Wege der Burg fahren könne, worauf ihm der Meister erwiderte, daß die ihm angegebenen Maße genau berücksichtigt seien. Nachdem sich der Junker noch hatte zeigen lassen, wie die gewöhnlichen Schmiede und Wagner bei einem etwaigen Achsenbruch Abhilfe schaffen können, erklärte er sich für befriedigt und bereit, den bedungenen Lohn zu zahlen. Er führte den Meister in die Schreibstube, ließ eine Kanne Muskateller und einen Imbiß bringen, und während sich der Niederländer gütlich tat, zählte er die Goldstücke auf den Tisch.
„Den silbernen Becher, aus dem Ihr trinkt, nehmet mit zum Gedenken an Burg Hirschhorn“, sagte er und hielt dem Meister die Quittung hin. Dieser unterzeichnete. Dann strich er das Geld in seinen Lederbeutel, besah wohlgefällig den geschenkten Becher und leerte ihn auf das Wohl all derer, die in der Kutsche zum Schloß Hirschhorn aus- und einfahren würden.
„Eine solche Kutsche, wie Ihr sie habt, ist nur noch ein zweites Mal vorhanden“, sagte er.
Der Junker, der gerade ein Wandschränkchen öffnete, um die Quittung hineinzulegen, fragte gleichgültig: „Wem gehört die andre?“
„Der Beußerin von Ingelheim“, sagte der Meister, zog ein Stück Hirschleder aus der Tasche und wickelte den silbernen Becher darein.
Der Junker war bei dem Namen zusammengezuckt.
„Ihr kennt die Dame?“ fragte der Genter und schob den Becher in das Wams.
Der Junker hatte sich gefaßt.
„Früher habe ich sie einmal gesehen.“
„Das ist eine grausam reiche Frau und immer noch schön trotz ihrer fünfundsechzig Jahre. Ich habe ihr den Wagen nach Mainz geführt, zugleich mit dem Eurigen.“
„Ist sie in Mainz?“ rief Friedrich erschrocken.
„Nicht mehr. Aber sie war dort bis vor wenig Tagen.“
„Wohnt sie denn nicht mehr zu Erfurt?“
„Sie ist wieder Witwe.“
„So ist der Kanzler von Eberbach gestorben?“
„Freilich. Sie wohnte eine Weile in Mainz. Aber das war ihr zu langweilig, sagte sie mir. Sie wolle in ihrem Schlosse Handschuhsheim wohnen. Kennt Ihr dieses Schloß?“
„Ich kenne es“, sagte Friedrich. Er war bleich geworden.
„Aber vorher will sie die Welt besehen. Sie ist nach Italien gefahren.“
„Gott sei Dank!“
„Wie meint Ihr?“
„Glückliche Reise.“
„Grausam reich muß sie sein.“
„Ich glaube es.“
„Ich habe beide Kutschen zusammen nach Mainz geführt. Dort erst habe ich die Wappen gemalt. Auch sie trägt Lehen von Mainz. Auf der kurfürstlichen Kanzlei hat man mir die Bilder gegeben und die Farben gewiesen.“
Friedrich nickte mit dem Kopf.
Der Wagenbauer stand auf und rückte seinen Stuhl an den Tisch. Friedrich trat auf ihn zu, seines Abschieds gewärtig. Aber der Genter wollte seine Geschichte zu Ende erzählen.
„Sie hat mich in meiner Herberge aufgesucht, als ich im Hofe die Wappen malte. ‚Ei, da ist ja noch eine zweite Kutsche‘, sagte sie ärgerlich; ‚wer bekommt denn die?‘ Sie ging um den Wagen herum und sah das Wappen.
‚Hirschhorn!‘ rief sie aus. ‚Das ist doch wunderlich.‘
‚Hirschhorn am Neckar‘, sagte ich.
‚Hirschhorn, Hirschhorn‘, sagte sie ein Mal übers andre Mal. Sie öffnete den Kutschenschlag und sah hinein.
‚Ich möchte spüren, wie man drinnen sitzt‘, sagte sie und wollte hineinsteigen.
‚Das hier ist Eure Kutsche‘, sagte ich, ‚diese ist dem Hirschhorner seine.‘
‚Eben deswegen‘, meinte sie und stieg in den Wagen und setzte sich zuerst auf den Rücksitz und dann auf den Vordersitz.
‚Ich habe sie eingeweiht‘, sagte sie, als sie herausgestiegen war. ‚Erzählt ihm dies, erzählt ihm dies.‘
‚Es wird ihn freuen‘, erwiderte ich.“
Friedrich ging an das Fenster und öffnete einen Flügel.
„Was hat sie —“, fing er an; aber er brach ab. Er hatte fragen wollen, was für ein Gesicht sie zu ihren Worten gemacht habe. Aber er ließ es sein. Er konnte sich ihre Miene denken.
Er reichte dem Meister zum Abschied die Hand, und als er allein war, warf er sich verdrießlich auf seinen Stuhl. Er hatte keine Freude an seiner Kutsche mehr.
Nachdem er mit dem Bürgermeister und dem Pfarrer die Räume des ehemaligen Karmeliterklosters begangen hatte, das von einem seiner frommen Ahnherren um der Gebete der Mönche willen gestiftet und von einem andern ebenso frommen Vorfahr um der Werkgerechtigkeit der Mönche willen aufgehoben worden war, und nachdem er mit den beiden Männern beraten hatte, was zu geschehen habe, damit der Verwahrlosung und Baufälligkeit gewehrt, und, was noch nicht in Gebrauch genommen war, zu Nutz und Frommen gemeinen Wesens verwendet würde, verabschiedete er die beiden Männer angesichts der Kutsche, die zu besichtigen sie ihn bis in den oberen Hof geleitet hatten, und zog sich noch früh am Abend in das Schlafgemach zurück.
Es war das erstemal, seit er aufgehört hatte, Junggeselle zu sein, daß er sich allein zur Ruhe begab. Wie ihm sein Weib fehlte! Wie er sich sehnte nach den kleinen Geräuschen, die ihm sonst Ursulas Anwesenheit in irgendeinem Winkel des großen Gemachs bekundeten. Er lauschte, als müsse ihr Gewand hinter ihm knistern und dann von ihrem Lager her das eigentümlich sanfte Fallen und Streichen ertönen, das ihr Kleid verursachte, wenn es über die Lehne des Stuhles gelegt wurde, und ihre Hand, wenn sie die Falten glattstrich. Oh, wie sie ihm fehlte! Wie ihm zum wenigsten dieses Gemach, vielleicht aber auch die ganze Welt so leer war ohne das geliebte Weib.
Er las noch ein Kapitel in der Bibel, kniete an ihrem Bette nieder und betete für sie und für die Frucht ihres Leibes. Dann legte er sich nieder.
Lange lag er in Gedanken an seine Frau. Dann fiel ihm ein, daß er nicht schlafen könne, und er fing an zu lauschen auf irgendein Geräusch. Es war totenstill in der Burg, im Wald, im Tal. Die Stille quälte ihn. „Sie läßt mich nicht einschlafen“, sagte er zu sich, „ich bin an das Rauschen in der Wolfsschlucht gewöhnt. Nun gut, so will ich mich freuen auf morgen nacht. Da höre ich neben mir ihren stillen Atemzug, der weht mir süßen Schlaf herüber.“ — „Schläfst du, Ursula?“ fragte er laut und gab sich selbst die Antwort: „Ich schlafe, aber mein Herz wacht.“ Er hob den Kopf und sah hinüber. Das Bett war leer und schimmerte wundersam wie ein träumendes Geheimnis. Da waren all die zarten Fäden des heranschleichenden Schlummers zerrissen. Friedrich war völlig wach, und er gedachte an die Ärgernisse des vergangenen Tages.
Wie war ihm doch so völlig mißlungen, was er zu vollbringen gehofft hatte! Er wollte den Einsiedler entfernen, damit er nicht an die Wiege des neuen Geschlechtes die Gespenster der Vergangenheit rufe. Statt dessen lud er den gefürchteten Mann auf seine Burg ein und mühte sich im warmen Drange seines Herzens, ihn alsobald mitzunehmen. Auch dies war ihm mißraten. Alles war beim alten geblieben, nur war es härter, schlimmer, feindseliger denn zuvor. — Und dann die Kutsche! Wie hatte er sich darauf gefreut, in diesem seltenen, stolzen Gefährt die Mutter seiner Kinder in das alte Geschlechterhaus zurückzuführen, und nun hatte jenes entsetzliche Weib ihre stillen Flüche um die Räder gewickelt und hinter die Kissen versteckt.
Friedrich schlug Licht, entzündete die Kerze und las noch ein Kapitel in der Bibel. Es waren die tapferen Worte des Apostels Paulus, in deren Verlaufes heißt: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ Er löschte das Licht und lag eine Weile mit gefalteten Händen.
„Ich soll diese Nacht durchwachen, wie es scheint. Es wäre die dritte Nacht meines Lebens, wo mich der Schlaf völlig flieht.“
Friedrich gedachte an die erste Nacht, da ihm solches widerfuhr. Es war die Nacht vom 25. auf den 26. März 1589. Er ritt mit Nikolaus am Abend nach Zwingenberg. Er trug ein Schwert an der Seite und war trunken. Unterwegs, zwischen Eberbach und Lindach, wurde er nüchtern, ritt dicht heran an den Knecht und fragte ihn: „Wer war die Frau? Warum haben wir ihr so getan?“ — „Schweig“, sagte der Knecht; „denk an deinen Eid.“ In der Nacht konnte er kein Auge schließen. Er sah immer, immer in die namenlose Angst der Augen und auf die hochgeschwungene Braue, unter deren stolzen Bogen so viel unsagbares Weh verzitterte. Bis lange nach Mitternacht wälzte er sich auf seinem Lager. Dann stand er auf, zog eilends seine Kleider an und schlich sich zu Nikolaus in dessen Kammer hinüber. Als er leise die Türe, die des Schlosses ermangelte, aufzog, stieß der Knecht einen Schrei des Entsetzens aus. Er saß entkleidet in seinem Bett. „Nikolaus, ich kann nicht schlafen.“ — „Ich auch nicht, Junker.“ Und nun zog auch er sich an, und sie gingen miteinander in die Burgkapelle. Als sie die schwere Tür öffneten, schlug ihnen eine Welle kalter, dumpfer Luft entgegen wie aus einer Kerkergruft. Da warfen sie die Türe wieder zu und gingen in die Wohnstube. Nikolaus zündete ein Licht an, und sie salten nebeneinander auf der Bank am eichenen Tisch. „Du mußt nicht daran denken“, sagte Nikolaus. „Du denkst ja selber daran“, erwiderte Friedrich. Nikolaus schlang seinen Arm um den Knaben und zog ihn an die Brust. „Ich bin ein leibeigener Knecht“, sagte er, „aber du bist der Erbe, du armer, armer Junker.“ — „So mußt du nicht reden.“ — „Weißt du was?“ fing Nikolaus wieder an, „wenn wir daran denken, und das wird, schätze ich, immer sein, wenn wir allein sind, und wir sind bis dahin gekommen, wo ..., dann stellen wir uns, als ob wir nimmer wüßten, was eine Mauer ist und ein Loch, und wir sagen zu uns selber: ‚Jetzt weiß ich nimmer weiter, kein Wortlein mehr, es ist gar nichts mehr da‘.“ — „Das ist klug“, flüsterte der Knabe. — „Gar nichts mehr als eine kahle Wand“, raunte der Knecht.
— „Hör auf!“ schrie Friedrich und hielt sich die Augen zu. — So saßen sie beieinander, bis der Morgen graute. Das war die erste Nacht, die er durchwachte.
Und die zweite? Das war die letzte Nacht des vorigen Jahrhunderts. Er hatte eine Weile an der Türe des alten Kirchleins von Handschuhsheim gelauscht und sich dann ein Herz gefaßt und war eingetreten. Vor dem Altäre lag sein Freund und Ohm Johann von Handschuhsheim auf der Bahre. Dahinter stand dessen Mutter, die Beußerin von Ingelheim, zwischen dem Kurfürsten und einem Geistlichen. Sie redeten auf die Frau ein, die rasend war vor Schmerz und Zorn. Die Kirche war angefüllt von Edelleuten und von Handschuhsheimer Bürgern und Frauen; die weinten und klagten zusammen um den letzten Sproß des edlen Hauses. Friedrich ging an der Bahre vorüber und warf einen schmerzvollen Blick auf seinen toten Freund. Dann beugte er rasch vor dem Kurfürsten das Knie und warf sich vor der Mutter nieder auf die Stufen des Altars. „Bei Gott“, sagte er, „es tut mir leid. Gern gäbe ich mein Leben zur Sühne.“ Da ballte die Frau beide Fäuste gegen ihn. „Zwingenberger, Zwingenb erger, du hast wie ein Schelm an meinem Sohn getan.“Er sprang auf und trat der Wütenden dicht unter die Augen. „So wahr ich ein Hirschhorn bin, das hab’ ich nicht getan. Er selber würde dich Lügen strafen, Muhme.“ Sie aber hob die Hände zum Gewölbe empor und fing an, den Totschläger ihres Sohnes zu verfluchen, so greulich, daß der Kurfürst zornig einmal und noch einmal abwehrte und endlich der Pfarrer die Erschöpfte hinwegführte. Friedrich hatte sich vor der Flut der Verwünschungen zu dem Erschlagenen geflüchtet und dessen Hand ergriffen, gleich als ob ihm der tote Sohn Eidhelfer und Beistand wäre gegen seine eigne Mutter. Dann ging er still zur Kirche hinaus, gefolgt von den Blicken der lautlosen Menge. Der Abend dämmerte. Er ging zum Dorf hinaus in den schweigenden Wald und wanderte über das Gebirge der väterlichen Burg zu. Eine Stunde vor Mitternacht kam er an eine einsame Mühle. Er ging hinein. Der Mahlbursch wachte. Er setzte sich zu ihm und half ihm beim Einschütten, wenn ein Mahlgang Hunger hatte. Vor Morgengrauen ging er weiter. Er war der erste, der dieses Tages an das Tor klopfte. Grußlos ging er in das Zimmer, warf sein Schwert auf den Boden und setzte sich schweigend an den Tisch. Das war die zweite Nacht, die er durchwachte.
Und jetzt sollte dies die dritte sein? Noch war kein Hahnenschrei erschollen. Noch war ein Rest der Nacht über für den Schlummer, wenn er nur noch kommen wollte. Warum sollte er nicht schlafen? War er nicht um so vieles glücklicher als damals und damals? Morgen um diese Zeit liegt neben ihm sein schlummerndes Weib. „Ursula!“ flüsterte er leise und streichelte das Lager nebenan. „Ursula!“ — Da war der Schlaf gekommen und hatte ihn gefangen. Ihm träumte, er sei in die neue Kutsche hineingestiegen. „Du hast gerade noch gefehlt, jetzt los!“ sagte Ursula. Die ganze Kutsche war voll, aber er konnte nicht recht sehen, wer es war; es war Kopf an Kopf, aber die Gesichter verschwanden im Helldunkel und kamen wieder, er wußte nicht, waren es dieselben oder andre. Nur seines Weibes war er gewiß, denn er spürte ihr süße Gestalt. „Wir sitzen etwas eng“, sagte sie, „aber wir haben alle Platz. — Wo fahren wir denn hin?“ „Du Närrchen — in den Himmel.“ Und sie kamen an und stiegen aus. Jetzt wollte er die Leute sich genau ansehen und zählen, wie viele es seien. Aber da fiel ihm auf einmal ein, daß er seinen alten Wolfspelz anhatte. „So kann ich nicht in den Himmel hinein“, sagte er. — „Wir gehen einstweilen voraus“, rief ihm Ursula zu, „wir heben dir einen Platz auf.“ Und sie ging mit ihrer stolzen Schar zum Himmelstor hinein. Friedrich streckte den Kopf, um sie zu zählen, aber er sah nichts, als daß es lauter Blondköpfe waren; wie viele, das verbargen ihm die hervorquellenden Rosawölkchen. Traurig besah er seinen alten Pelz. Darunter trug er seinen Werktagsflaus, der war abgeschabt und abgeschossen und sah einem Stallkittel ähnlicher als einem himmlischen Hofkleid. „Ei, sieh, Fritz! Da bist du ja!“ rief eine helle, wohlbekannte Stimme. Johann von Handschuhsheim stand im Torweg. „Grüß dich Gott, Vetter! Was soll ich nur tun? So kann ich doch nicht zu euch hinein.“ — „Warte, Fritz, ich gebʼ dir meinen Mantel, weißt du, den Schwanenrittermantel. Du kennst ihn ja. Ich hatte ihn an, als ich in der Kirche zu Handschuhsheim lag, wo meine Mutter so dummes Zeug redete.“ — „Aber wo soll ich meinen Wolfspelz hintun? Anbehalten kann ich ihn nicht, sonst schwitze ich so arg.“ — „Gib nur her“, sagte Johann. Er trat heraus, nahm ihm den Pelz ab und warf ihn über die Brücke. Er sah ihm flüchtig nach und sagte: „Er ist in euern Karpfenteich zu Mülben hineingefallen.“ Dann knüpfte er sich den Mantel los. „Laß“, sagte Friedrich, „er muß ja deine Wunde zudecken!“ — „Oh, die ist schon lang wieder heil“, lachte Johann und legte seinem Vetter den Mantel um. Und nun gingen sie miteinander zum Tor hinein. „Hä!“ sagte jemand nebenan. — „Ei, Peter, du bist auch da?“ Peter grinste über das ganze Gesicht, dann griff er hinter sich und holte ein ungeheures Käsebrot hervor. Sie waren noch nicht weit in den Himmel hineingegangen. Da stand eine wunderschöne Frau auf einer grünen Wiese. Zuerst glaubte Friedrich, es wäre Ursula: dieselbe hohe Gestalt, dasselbe strahlende stolze Auge. Aber sie schien ein wenig älter zu sein. „Komm, Lieber“, sagte sie und griff ihn an der Hand. „Du sollst zwischen mir und Ursula sitzen und die andern alle um uns her.“ — „Wie viele?“ — „Das wirst du schon sehen.“ — „Es sind aber auch noch auf der Erde drunten?“ Da hob sie ihren Finger und gebot Schweigen. So gingen sie über diese Wiese hin. Nach einer Weile blieb sie stehen und fragte: „Kennst du mich?“ — „Ich glaube, ja, ich habe einmal, ein einziges Mal dir in die Augen gesehen.“ Sie nickte und nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und sprach: „Eine ganze Nacht hindurch hast du meinetwegen gewacht, dafür will ich dir die Augen küssen.“ — „Nikolaus auch“, sagte er. — „Oh, der ist schon da.“ Nun gingen sie weiter. Auf einmal ging vor ihnen ein schöner Engel. Er hatte himmelblaue Flügel; die gingen leise auf und zu, und eine köstliche Luft, weich und würzig, wehte von ihm her. „Das ist Gabriel“, sagte seine Begleiterin. Der Engel blieb stehen, wartete auf sie und sagte vor sich hin: „Ich, wenn ich unser Herrgott wär’, ich tätʼ die ganze Welt in den Neckar schmeißen und der Hölle tät’ ich einen Fußtritt geben, daß sie in den Odenwald hineinfährt, und dann tät’ ich einen Himmel machen, siebenmal so groß und so schön, als der da ist. — „Halt deinen Mund!“ wollte Friedrich zu dem Engel sagen, aber er wußte nicht, ob er ihn Gabriel oder Hannes anreden sollte; darum schwieg er. Seine Begleiterin aber mußte lachen, das klang silberhell, so daß Friedrich halber aufwachte. Nun stimmte auch Johann von Handschuhsheim in das Lachen ein. Er lachte geradeso frisch und lustig, wie er getan hatte, als sie an jenem Tage miteinander auf die Späße des Heidelberger Hofnarren lauschten. Dieses zweistimmige Lachen war für den festesten Schlaf zu arg. Friedrich schlug die Augen auf. Die helle Sonne schien ins Zimmer.
Der Junker sprang fröhlich aus dem Bett, kleidete sich an, trat auf den Balkon hinaus und rief einem Knechte in den Hof hinunter, was wegen der Abfahrt der Kutsche anzuordnen war. Er bestimmte den Knecht, der das Prachtgebäude führen, die Pferde, die es ziehen sollten. Er selbst wollte zu Pferd den Prunkkasten begleiten. Er ließ sich noch den Fuchs vorführen, der ihn zu seiner Liebsten tragen sollte. Dann ging er auf die Kanzlei hinüber, wo eine Menge Leute auf seine Urteilssprüche und Verfügungen wartete.
Am Abend desselben Tages sprengte ein Reiter von der Landstraße her in die Wolfsschlucht hinein, ließ sein Pferd den steilen Pfad hinaufklettern, bis sich die Fenster der Kemenate in seinen Augen spiegelten, und rief zur Burg Zwingenberg hinauf: „Ursula! Ursula!“ Das Pferd strauchelte. Der Reiter sprang ab und führte es den Abhang hinunter.
Ursula öffnete oben das Fenster, winkte mit ihrem Tuch und rief: „Grüß dich Gott, Liebster!“
„Die Kutsche kommt!“ rief Friedrich rasch hinauf und schaute wieder auf den Boden. Er faßte den Fuchs knapper am Zügel und redete ihm begütigend zu. Dann hob er noch einmal den Kopf, sah über die Schulter zum Schloß hinauf und rief: „Geh ihr entgegen zum oberen Tor hinaus!“
Ursula sah schweigend zu, bis das Pferd wieder auf ebenem Grunde war, dann rief sie ein fröhliches „Hei!“ und war vom Fenster verschwunden.
Derweilen rollte die Kutsche langsam und majestätisch unter dem Schlosse hin, von einer großen Kinderschar begleitet. Die Lindacher Schule war gerade aus gewesen, als das Wunderwerk am Schulhaus vorbeistolzierte. Einen Augenblick standen die Buben und Mädchen in stummem Staunen, dann machten sie sich auf und sprangen hinter dem vierrädrigen Riesenvogel her, der, halb Kauter, halb Pfau, in würdevoller Unbeholfenheit dahinschwankte. In Zwingenberg verdoppelte sich das Ehrengeleite. Auch die Alten ließen ihr Nachtessen stehen und gingen langsam der entschwebenden Wundererscheinung nach.
Ursula stand schon lange auf der äußeren Brücke. Friedrich hatte im Hof sein Pferd abgegeben und war zu seiner Gattin getreten, da zeigte sich endlich das Verdeck, die Stirn, der Bauch und endlich das Wundergeschöpf in seiner ganzen Größe. Es kam den Schloßberg herauf, wie ein Maikäfer an einem Globus hinaufklettert. Jetzt war es oben, setzte sich in gelinden Trab und fuhr auf seine Herrin zu. Aber anstatt sich ihr huldigend zu Füßen zu legen oder stolz an ihr vorüber zu paradieren, blieb es zwischen den beiden Prellsteinen am Eingang der Brücke stecken. Der Genter Meister hatte beim Aufbau dieses fliegenden Palastes zwar gewissenhaft alle Hirschhorner Maße, berücksichtigt, aber von den Zwiftgenberger Engen und Weiten wußte er nichts. Es war kein Zweifel, die Kutsche konnte nicht in die Burg hinein.
Nachdem die Pferde ausgespannt und der schöne Fremdling aus seinem Gefängnis befreit war, wurde er mühsam umgedreht, so daß die Deichsel bergabwärts ragte. Zwei Zwingenberger Bürger mußten die Nacht hindurch bei der Kutsche wachen. Sie bekamen dafür einen Batzen, den Abendimbiß, die Morgensuppe und um Mitternacht je zwei Apfelkrapfen.
Nicht allein der Junker, auch noch andre besorgte Gemüter wachten in der Nacht mehrmals auf und lauschten, ob es nicht regne. Das Wetter hielt. Am frühen Morgen wurden die Pferde angeschirrt. Ursula verließ lachenden Herzens die Burg und stieg in ihr Wandelhaus. Ein Planwagen stand reisefertig im Hof. Darinnen waren Kisten und Kasten mit allerhand Inhalt. Auf einem Bänklein hinter dem Kutscher saßen zwei Mägde. Die eine davon hatte ein Kind auf dem Arm. Es war Ursa, das Mädchen, das vor dem Schlosse im ersten Häuschen gewohnt hatte, bis die Herrin die Verwahrloste unter ihre Dienerinnen nahm, um sie zu erziehen. Der Säugling war wohl gediehen; es war ein herziges Kindchen.
Als alles in Ordnung war, rief Friedrich: „Los!“ Die Kutsche setzte sich in Bewegung und gondelte prachtvoll die Schloßstraße hinab. Der Planwagen rasselte hinterher. Friedrich gab noch einige Aufträge, dann sprengte er den beiden Fuhrwerken nach und ritt neben seiner Frau auf der Landstraße, den fröhlichen Neckar zur Linken, das schwebende Gehäuse und den grünen Bergwald zur Rechten, gen Hirschhorn.
Als sie Eberbach hinter sich gelassen hatten, trieb ihnen der frische Märzwind, der in der Nacht von Osten nach Nordosten umgeschlagen hatte, eine graue Wolke über den Kopf, und aus ihr sprühten Graupenkörner und Regentropfen. Hinter der vordersten Wolke zogen andere herauf, denen man schon von fern den gleichen Schabernack ansah. Friedrich zog den Wolfspelz enger zusammen und freute sich, daß sein Weib so warm und wohlig thronte. Aber er dachte auch an das kleine Kindchen in dem Planwagen. Das war denn freilich übel versorgt. Der Regen schlug von vorn und von der rechten Seite herein, und vom Dache her troff das Wasser aus verschiedenen Spalten und Löchern. Der Junker ließ den Wagen halten und griff nach dem Kindchen. Die Tücher und Kleider waren von außen her ganz durchnäßt. Da dauerte ihn der arme Wurm. Er ließ die Kutsche halten und klopfte seiner Frau an das Fenster. Nach einiger Mühsal brachte sie das kleine Verkehrstürchen auf. Es war gerade groß genug, daß der Ritter zur Not seiner Frau einen Kuß geben konnte. Der Junker beugte sich herunter, volbrachte dieses Werk und sagte sein Anliegen.
„Da muß ich aber die Mutter auch gleich hereinnehmen“, erwiderte Ursula, „denn wir haben noch ein Stunde Fahrzeit; da kann mancherlei vor sich gehen.“
Ursa gab das Kind an ihre Genossin und kletterte vom Wagen. Das Kind wurde ihr heruntergereicht. Der Fuhrmann, der den Planwagen führte, stieg ab und öffnete den Kutschenschlag. Ursa stieg ein und wollte sich neben die Herrin setzten. Friedrich faßte sie am Ellbogen und bedeutete ihr, wohin sie sich zu setzen habe. Der Kutschenschlag wurde geschlossen, und die Fahrt ging weiter.
Ursula war nicht gerade erbaut durch die Anwesenheit ihrer Namensschwester. Mit einem Gemisch von Neugier und Widerwille sah sie die Dirne an, die nicht wußte, wie der Vater ihres Kindes hieß, weil er ihr zu schnell verbrannt war. Die Gesichtszüge stießen sie ab; auch die Art, wie das Mädchen ihr Kind liebkoste, hatte etwas Tierisches. Ursula ließ sich das Töchterchen herüberreichen. Sie wiegte es auf den Armen, und das Herz schwoll ihr bei dem Gedanken, daß sie nun selber bald ein solches Geschöpf ihr eigen nennen dürfe. Sie hob das Kind in das Licht und betrachtete sein Antlitz. Das Muttermal über der linken Braue schien gewachsen zu sein. Wie eine aufzüngelnde Flamme schlug es hinter den Augen empor. Das süße Gesichtchen bekam dadurch etwas Gewaltsames und Zerrissenes. ‚Wenn das Dirnlein zu Jahren kommt, werden sich die einen vor ihm fürchten‘, dachte Ursula, ‚den andern wird es das Herz verbrennen.‘
Und nun sann sie wieder nach über die Ursache des Males. War es der Feuerruf oder war es der Flammenschein? Eine große Angst kam über ihr Herz, denn sie wußte, daß jener Todesschrei, der sie aus den Armen ihres Gatten schleuderte, den innersten Kern ihres Lebens geschlagen hatte. Sie legte die Hand unter ihr Herz und schloß die Augen.
In fürchterlicher Weise wurde sie aus ihrem Sinnen und Träumen geweckt. Ein Schrei wurde ausgestoßen, worinnen sich Grauen und Jubel mischten. Dicht neben ihr. Es war die Dirne. Sie hatte ihr Kind in Ursulas Schoß geworfen und klopfte an die Wagentüre und rüttelte an ihr. Ursula war bis ins Mark erschrocken. ‚Das ist der Tod, der geschrien hat, er verlangt nach meinem Kind‘. So fuhr es ihr durch den Sinn. Mit zitternden Händen umfaßte sie das fremde Kind und sah entsetzt das Gebaren des Mädchens, das außer sich schien vor Lust und Angst.
„Ich will hinaus, ich will hinaus“, schrie sie.
Die Kutsche hielt. Der Kutscher kletterte herunter und öffnete. Friedrich hielt die scheu werdenden Pferde. Kaum hatte sich die Türe ein wenig geöffnet, so stürmte Ursa hinaus mit solcher Gewalt, daß der Knecht in den Graben fiel, und sie lief wie ein Flüchtling, der um sein Leben rennt, den Weg zurück, einem Reiter nach, der an ihnen vorübergeritten war und in scharfem Gang die Straße dahintrabte. Einen Augenblick waren alle dergestalt bestürzt, daß sie sich verwundert anschauten oder der Dahinlaufenden tatenlos nachblickten. Friedrich hatte sich zuerst gefaßt. Er sprengte der Enteilenden nach, holte sie ein, faßte sie am Arm und führte das heulende, sich windende Mädchen zur Kutsche zurück. Der Reiter ritt davon, ohne sich um den Vorgang zu kümmern.
Alle schrien zu gleicher Zeit auf Ursa ein und begehrten Aufschluß.
„Er ist es, er ist es!“ schrie sie.
„Wer ist es?“
„Der Vater von meinem Kind, der in unserm Hause verbrannt ist.“
„Wen meinst du, den Reiter, der an uns vorüber ist?“
„Ja“, heulte sie. „Er ist es, er ist es.“
„Das ist nicht möglich“, sagte der Knecht, der die Kutsche führte. „Ich war selber dabei, wie man die verkohlte Leiche des Fremden gefunden hat.“
„Er sieht ihm ähnlich“, beruhigte sie Friedrich. „Aber du täuschst dich, Ursa.“
„Er hat mir den Namen gegeben. Ich will zu ihm. Laßt mich gehen.“
„Denk an dein Kind“, sagte Friedrich ernst.
„Was liegt mir an meinem Kind? Ich will zu meinem Kerl, ich will zu meinem Kerl.“
Es blieb nichts andres übrig, als die Ungebärdige in die Kutsche einzusperren. Sie setzte sich in einen Winkel und heulte vor sich hin. Ihr Kind rührte sie nicht mehr an. Ursula hielt das arme Wesen in ihrem Schoß. Sie beugte sich, angstvoll lauschend, darüber. Träne um Träne fiel auf das Flammenzeichen nieder. Kein Wort wurde in der Kutsche gesprochen.
Friedrich erkundigte sich derweilen nach dem Reiter.
„Er gehört zu dem Regiment Ottenburg“, sagte einer der Knechte. „Das Regiment sammelt sich in Mosbach. Nächster Tage soll es nach Holland reiten.“
Friedrich seufzte. „Als ob wir Überfluß an Menschen hätten. Wir gehen selber den schwersten Zeiten entgegen. Und da läßt der Kurfürst in pfälzischen Landen die Werbung zu für einen fremden Krieg. Was gehen uns die Spanier und die Niederländer an?“
Unmutig gab er seinem Roß die Sporen und ritt voraus, damit die Wohngemächer instand gesetzt seien, bis die Herrin käme.
Eine halbe Stunde nachdem er in den Burghof gesprengt war, rollte die Kutsche herein. Friedrich hob seine Gemahlin aus dem Wagen. Sie sah bleich aus und hatte einen ängstlichen Schein in den Augen. Sie flüsterte ihrem Gatten etwas ins Ohr. Sein Gesicht wurde ernst. Er schickte eine Magd hinunter in die Stadt zu der kleinen, behenden Frau in der hinteren Gasse. Die ganze Nacht hindurch brannten die Lichter in den Gängen und auf den Stiegen, in der Küche und in den Kammern, und das Feuer im Herd ging nicht aus. Es war ein merkwürdiges Türausundein, Treppaufundab, Gefrag und Geraune, Gewerb und Gemächte in der Burg.
Am frühen Morgen kam die alte Barbara, der die Zwingenberger Dirne mit ihrem Kind zur Obhut übergeben worden war, voller Bestürzung die Treppe herauf. Vor der Türe stieß sie mit einer Magd zusammen.
„Die Ursa ist in der Nacht entwichen“, sagte sie in hastiger Entrüstung „Das Kind hat sie dagelassen.“
„Was liegt uns daran“, erwiderte das Mädchen, und es fing zu weinen an. „Das eine Kind ist tot, das andre liegt im Sterben. Es sind zwei Knaben.“