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Analyse

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Der Zustand, in dem sich der Narr befindet, ist das, was man als Übergang zum Naturzustand definiert. Das ist die Situation, bevor sich der Mensch als individuell verschieden von seiner Umwelt wahrnehmen konnte. Diesen Evolutionssprung umschreiben wir mit dem Begriff Bewusstheit. Der grüne Narr – grün ist die Farbe des Frühlings, weshalb er als Pan oder April-Narr auch das Frühlingsfest symbolisiert – entspricht dem noch unformatierten und deshalb egolosen Willen, der weder von persönlichen Absichten noch von individuellen Zielrichtungen angetrieben wird. Das zeigt auch der Regenbogen, der sein Haupt umstrahlt. Er steht für das Vertrauen des kindlichen Bewusstseins zur Großen Mutter, zum allmächtigen Geist oder zur ewigen Schöpfernatur. Einerseits liegt der Vergleich zu einem Traumtänzer nahe, der unbelastet von Zielen und Zweifeln in einer Sphäre schwebt, deren Leichtigkeit wohl am besten mit einem kindlichen Tanz verglichen werden kann. Andererseits macht ihn gerade die innere Leere seines Geistes für die Inspiration aus dem Göttlichen offen.

Auf einer symbolischen Ebene können wir in der Karte auch Alpha und Omega erkennen, den Anfang, der schon das Ende in sich trägt – eine Haltung, die auch unseren Narren ehrt: vgl. VIII – Ausgleichung1. Zwar hält er sich noch etwas unentschlossen an den Elementen Feuer und Wasser in den Ecken der Karte fest, denn irgendwie hängt er in der Luft1 – seine goldenen Stiefelsohlen zeigen nach außen. Damit deutet er die vier großen Prüfungen des Liber Legis (III/​64 - 67) an und unterstreicht sein Vertrauen in die überpersönliche Energie, die ihn führt, seine innere Sicherheit, an welcher Stelle er als nächstes seinen Fuß hinsetzen wird.2 Deshalb verkörpert er auch kein festes Ziel, sondern erschafft sich seine geistigen Räume durch kindliche oder magische Assoziationsfelder, innerhalb derer er sein Bewusstsein kreisen lässt. Er versucht, auf intuitive Weise in das Geschehen rund um sich einzutauchen, und ist somit ständig damit beschäftigt, sein Inneres träumend zu ergründen. So handelt die Karte eigentlich von der Sehnsucht des Menschen nach seinem eigenen Ursprung, was aus rational-logischer Sicht nicht möglich ist. Genauso zeigen die dionysischen Hörner, dass er bereits über einen sexuellen Willen verfügt, obwohl er sich darüber (noch) keine Gedanken macht. Auch Bacchus‘ pralle Weintrauben stehen für Träumereien, Räusche und unkontrollierbare Ekstasen und der kristallene Diamantkegel zwischen dem Gehörn für das Tun um des reinen Tuns willen, denn der phallische Kegel aus weißem Licht symbolisiert die Verbindung zu Kether, dem göttlichen Ursprung auf dem Lebensbaum3. Der Narr repräsentiert also sowohl das Nichts an der Schwelle zum Werden wie auch die grenzenlose Leere des Alls, die am Ende jeder Entwicklung jede Lebensschwingung wieder auffrisst. Daher driften auch seine Sehachsen leicht auseinander – er lässt sich nicht in die Augen blicken –, zum Zeichen, dass sein ungebündelter Blick nicht auf materielle Wertschöpfung oder soziale Einbindung ausgerichtet ist, denn er stellt die schöpferische Potenz des in sich selbst ruhenden absoluten Nichts dar.

Die dreischlaufige Spirale4 zeigt als erstes eine eingedrehte Herzform für die Unschuld der Freude und das unbefleckte Vertrauen in die Richtigkeit seines Handelns. Der sich spiralförmig auf ein neues Ende hin bewegende alte Anfang ist die virtuelle Nabelschnur, eine neue Seite im Buch des Lebens, deren Inhalt sich aus den Visionen des Vergangenen zusammensetzt, denn in ihren karmischen Ausschwingungen provoziert die Vergangenheit die Zukunft oder, andersherum gesagt, die entstehende Zukunft trägt als Nährstoff die Muster der Vergangenheit als Erbmasse in sich. Ebenso enthält das Erbgut der Eltern Informationen für das ungeborene Leben, wie es sich zu entwickeln und wonach es sich im Dasein auszurichten hat. Zusammen deuten die ringförmigen Schlaufen eine erste virtuelle Vorstellung der Form des Eies an (Ei des Harpokrates), aus dem der Geist des Menschen hervorgeht und das uns voll ausgereift und auf die Spitze gestellt in XX – Der Æon wieder begegnet. Zwischen den Beinen des Narren ruht Sobek Ra, der Krokodilsgott, der die Ur-Instinkte oder primitiven Schaltkreise reflektiert, die über das Gehirn mit unserem Nervensystem verbunden sind. Das entspricht den Instinktreaktionen eines Kleinkindes, das in triebhaft-emotionaler Gier eine noch undifferenzierte Verbundenheit mit den Urformen des Lebens zeigt. Der Tiger, der den Narren in den Oberschenkel beißt, ist ein Symbol instinktiver Aggression und erinnert an eine etwas monumentale Version des kleinen Hundes in den alten Darstellungen der Karte. Taube, Schmetterling und Caduceus unterstreichen als Sinnbilder der Liebe und des Friedens, der Metamorphose und der in der Vereinigung der Tag- und Nachtschlange verschlungenen Lebenskräfte das von Mond und Sonne verkörperte menschliche Geschlecht. Zwischen den beiden Ur-Symbolen von Mann und Frau – der horizontale Mond kommt fast unsichtbar über dem Kopf des Krokodils zu liegen – sehen wir zwei in Liebe verschlungene Gestalten. Es sind die sich umarmenden Zwillingskinder, die uns nach einem Zwischenhalt als Brautjungfern der Liebenden am Ende im Freudentanz der Karte Sonne wieder begegnen werden. Darüber ist die mystische Rose in drei Entwicklungsschritten symbolisiert. Crowley spricht von der Segnung der drei Blumen in Einem, die wie ein luftiges Gebilde über den Köpfen der Kinder schweben. Im Beutel (rechts unter den Trauben) schließlich steckt sein zukünftiger Reichtum, den er sich im Verlauf seiner langen Reise gemäß dem Motto Der Weg ist das Ziel erwirbt.5

Akrons Crowley Tarot Führer

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