Читать книгу Operation Piratenjagd. Von der Antike bis zur Gegenwart - Alain Felkel - Страница 10
Die Vandalen – Terror durch Seeraub
ОглавлениеDer 31. Mai 455 war kein Tag wie jeder andere für Rom. An diesem Tag erschütterten Tumulte die Ewige Stadt und es brach eine Massenpanik aus. Auslöser der Hysterie war die Meldung, dass in Karthago eine Flotte von Vandalen unter ihrem König Geiserich die Segel gesetzt hatte, um Rom anzugreifen.
Die Vandalen, das waren in römischen Augen grausame Barbaren wie die Hunnen, wilde Seeräuber, die von Karthago aus immer wieder die Küsten Spaniens und Italiens verheerten. Ende des vierten nachchristlichen Jahrhunderts waren sie wie die Sueben von der Völkerwanderung erfasst worden. Mit Sack und Pack hatten sie ihre Heimat östlich der Oder verlassen, um sich für mehrere Jahrzehnte in Pannonien (in Ungarn) anzusiedeln. Im Jahr 406 n. Chr. waren sie von den Goten aus Pannonien vertrieben worden. Zusammen mit dem iraniden Reitervolk der Alanen und suebischen Stämmen hatten sie erst Germanien, dann Gallien durchquert und schließlich Spanien erreicht.
Dort hatten sie sich nach Auseinandersetzungen mit den Westgoten im heutigen Andalusien angesiedelt, bis Geiserich 429 mit den Alanen nach Nordafrika übersetzte und Teile des römischen Nordafrika eroberte.
Nach harten Kämpfen mit den Römern errichtete Geiserich in Nordafrika ein Reich, dessen Hauptstadt 439 Karthago wurde und das sich bis zum Abschluss des ewigen Friedens im Jahr 476 mit Rom vom äußersten Westen (ungefähr Oran) bis zu Leptis Magna (heutiges Westlybien) ausdehnte. Trotz des Friedensschlusses kam es zwischen Vandalen und Römern immer wieder zu kriegerischen Konflikten.
Auf ihren Raubzügen an die Küsten des Weströmischen Kaiserreichs hatten die Vandalen viele Orte geplündert, Kirchen ausgeraubt und Menschen verschleppt. Auf diese Weise waren sie wie die Hunnen zum Schrecken Roms geworden. Doch während Rom dank seinem Feldherrn Aëtius und dem Beistand der Westgoten die Hunnen 451 entscheidend schlagen konnte, war diesmal kein Retter in Sicht, den vandalischen Piraten erfolgreich die Stirn zu bieten. Denn Aëtius war erst zwei Jahre zuvor eigenhändig von Kaiser Valentinian III. getötet worden. Bei diesem Mord hatte ein angesehener Patrizier namens Petronius Maximus die Fäden gezogen, indem er dem Kaiser einflüsterte, dass Aëtius selbst nach dem Kaiserthron strebte.
Valentinian sollte der Mord an Aëtius bald teuer zu stehen kommen. Da er Petronius Maximus nicht die Stelle Aëtius’ übertrug, begann dieser jetzt gegen Valentinian zu intrigieren und ließ ihn ebenfalls umbringen. Jetzt war der Weg frei für Maximus, der am 17. März 455 Kaiser wurde. Um dem Machtwechsel einen legitimen Anschein zu geben, heiratete er Eudoxia, die Witwe des gemordeten Valentinian und zwang deren Tochter Eudocia, seinen Sohn Palladius zu ehelichen. Damit beging Maximus einen tödlichen Fehler.
Die Vermählung Eudocias mit Palladius lieferte Geiserich einen legitimen Vorwand, den Frieden zu brechen und Rom direkt anzugreifen. Eudocia war die Verlobte seines Sohnes Hunerich, was ihre Zwangsvermählung mit Palladius zum politischen Affront des Vandalenkönigs machte. Diese Gelegenheit, einen Piratenzug auch noch diplomatisch zu untermauern, ließ sich der Vandalenkönig nicht entgehen.
Nach allem, was wir von ihm wissen, war Geiserich ein gewiefter Diplomat, gerissener Feldherr und raffinierter Seeräuber. Er wäre, so der französische Historiker Gautier, kein echter Vandale gewesen und die Vandalen keine Vandalen, hätten sie nicht eine derartige Gelegenheit genutzt, Rom zu überfallen. Die Tatsache, dass Geiserich das Gerücht verbreitete, von der Witwe des Kaisers um Hilfe gebeten worden zu sein, unterstreicht die Charakterzeichnung Gautiers.
Wo andere noch überlegten, handelte er, wie einst der Byzantiner Malchus räsonierte. Meist waren seine Handlungen von Erfolg gekrönt. Dies lag daran, dass Geiserich nicht nur ein begabter Feldherr war, sondern auch Weitsicht, Sicherheit im Urteil und Besonnenheit in sich vereinte. Als Politiker wusste er, wann Lüge, List und Bestechung ihren Dienst taten. Als Feldherr besaß er den sicheren Instinkt dafür, wann der richtige Zeitpunkt zum Losschlagen gekommen war. Geiserich besaß große Qualitäten darin, seine Feinde zu entzweien und die sich dadurch bietenden Vorteile sofort zu nutzen.
Seinem Charakter entsprechend setzte er nie alles auf eine Karte. Dies zeigte sich auch in seiner Seekriegsführung, die eindeutig seeräuberisch ausgerichtet war. Wann immer es möglich war, vermied Geiserich Seeschlachten. Sie waren selbst im Falle des Sieges nur mit Verlusten verbunden. Razzien an feindlichen Küsten versprachen mehr Gewinn. Und auf Beute waren die Vandalen und Alanen angewiesen, da ihre Lebenshaltung viel Geld kostete und sie den Prunk und das Gelage liebten.
Eine Lebensführung wie diese kostete Geld, das nur durch Razzien wieder eingetrieben werden konnte. Ein Raubzug dieser Art war der Angriff auf Rom. Obwohl politisch verbrämt, sollte er einer der größten Piratencoups der Geschichte werden. An ihm nahmen Vandalen, das Volk der Alanen sowie Mauren und Karthager teil.
Als das Vandalenheer am 2. Juni 455 nördlich des Tibers in Portus Augusti landete und auf Rom zumarschierte, war Rom wie vor Angst gelähmt und an Verteidigung war nicht mehr zu denken.
Die allgemeine Panik war so groß, dass selbst Kaiser Maximus den Kopf verlor und die Flucht ergriff. Dabei wäre es seine Pflicht gewesen, jetzt die entscheidenden Befehle zur Verteidigung der Hauptstadt zu geben. Aber Maximus war nur noch ein Abglanz jener Kaiser wie Trajan oder Mark Aurel, die einst mit dem Schwert in der Hand Roms Größe erkämpft hatten. Seine Waffen waren stets Hinterlist und Verrat gewesen.
Jetzt, wo das Imperium seiner Führung bedurfte, versuchte er nur noch, seine Haut zu retten. Seine Feigheit kostete Maximus das Leben. Als Maximus auf einem schnellen Pferd die Stadt verlassen wollte, wurde er von der römischen Bevölkerung erkannt und durch einen Steinwurf getötet.
Der Kaiser war kaum tot, da stürzte sich der Mob auf seine Leiche. Es war ein entwürdigendes Schauspiel. In seiner Wut schleifte der entfesselte Pöbel den Toten durch die Straßen. Anschließend verging er sich an dem Leichnam, der erst zerfetzt und dann in den Tiber geworfen wurde.
Mit der Ermordung Maximus’ war die Gefahr nicht beseitigt. Denn jetzt näherte sich das Heer Geiserichs unaufhaltsam den Mauern Roms. In den Augen der katholischen Römer waren die Vandalen nicht nur Barbaren, sondern Piraten, die auf ihren Raubzügen keinen Pardon kannten und systematisch die Küsten des Reiches verwüsteten. Hinzu kam, dass die Vandalen arianische Ketzer waren. Für die Arianer galt der Glaubensgrundsatz, dass Gott nicht seinesgleichen haben kann, woraus folgte, dass kein anderes Geschöpf wesensgleich ist, weder der Heilige Geist noch Jesus Christus. Dies war in den Augen der römischen Staatskirche pure Blasphemie.
Mit Recht fürchteten besonders die Kirchenmänner den Zorn des Vandalenkönigs, der dafür bekannt war, die Gläubigen der Alten Kirche grausam zu verfolgen. Umso mehr erstaunt in dieser Hinsicht, dass Papst Leo I. den Mut fand, dem Vandalenkönig entgegenzuziehen und um Schonung für die Stadt zu bitten. Er hatte nur bedingt Erfolg. Schenken wir den römischen Quellen Glauben, so bot der Papst Geiserich die kampflose Übergabe der Stadt an, falls er sie nicht in Brand steckte und die Bevölkerung Roms schonte.
Geiserich akzeptierte, wahrscheinlich, weil er Rom ohnehin nicht zerstören wollte. Schließlich war der Vandalenkönig nach Rom gekommen, um es auszuplündern. Dies tat er – und zwar gründlich. 14 Tage lang raubten seine Männer die Tiberstadt bis auf den letzten Winkel aus. Zum Opfer fiel ihnen der Kaiserpalast, die weströmischen Reichsinsignien, das vergoldete Dach des Kapitols sowie kostbare Götterstatuen. Darüber hinaus verschleppte Geiserich die Kaiserwitwe Eudoxia, ihre beiden Töchter sowie Dutzende reicher Senatoren und kirchlicher Würdenträger nach Karthago.
Leer waren seine Schiffe gekommen, prall gefüllt verließen sie Portus Augusti. Geiserich hatte den Coup seines Lebens gemacht.
Noch Jahrhunderte später hält der deutsche Dichter Hermann von Lingg jenen legendären Raubzug mit klagender Stimme fest:
Als nun mit ungeheuern Beutelasten
Die Flott’ ins Meer ging durch den Tiberstrom,
Daß alle Schiffe kaum den Reichtum faßten
Und wie verwaist schien und erstorben Rom,
Da standen Marmorgötter an die Masten
Gebunden, Zierden sonst im Tempeldom,
Erzbilder, weggeführt aus heil’gen Nischen,
Sah’n unter sich den Schaum der Woge zischen.29
Einzig ein Umstand trübte bald die gute Laune des Seeräuberkönigs. Im Jahr 456 schlug ein junger Suebe gotischer Abstammung namens Ricimer ein 60 Schiffe starkes vandalisches Raubgeschwader bei der Landung auf Sizilien in die Flucht. Fern davon, sich mit seinem Sieg zu begnügen, setzte Ricimer den Krieg gegen die Vandalen fort und schlug sie in einer weiteren Seeschlacht vor Korsika.
Die Siege über die gefürchteten Vandalen machten Ricimer über Nacht populär bei der römischen Bevölkerung und beim Heer. Aber entgegen allen soldatischen Gepflogenheiten beging Ricimer nicht den Fehler so vieler kurzlebiger Usurpatoren und rief sich selbst zum Kaiser aus. Als Arianer hätte er kaum Chancen gehabt, dieses Amt lang auszuüben. Außerdem war die Zeit noch nicht reif. Neben Ricimer gab es einen hochrangigen Militär, der nicht nur fähig war, sondern auch den Ehrgeiz hatte, Kaiser zu werden: Majorian, der Heermeister des Westens. Als ein Jahr später eine Hungersnot in Rom ausbrach, stürzte Majorian zusammen mit Ricimer den weströmischen Kaiser Avitus, der nach Maximus’ Tod den Thron bestiegen hatte.
Majorian bestieg am 1. April 457 den Thron. Majorian war Illyrer und ein tatkräftiger Herrscher. Sein dringlichstes Ziel war es, die Reichsherrschaft im Westen zu stabilisieren. Nachdem ihn der oströmische Kaiser Leo I. nach zähen Verhandlungen endlich als Kaiser des Westens anerkannt hatte, zog er an der Spitze eines Heeres nach Gallien. Dort schlug er eine gegen seine Herrschaft gerichtete Rebellion nieder und besiegte die Westgoten bei Arles. Noch einmal erstrahlte das Westreich in altem Glanz. Jetzt, wo die Westgoten Frieden geschlossen hatten, versuchte Majorian die Rückeroberung der von den Vandalen besetzten römischen Provinz Afrika. Zu diesem Zweck zog er an der spanischen Ostküste bei Cartagena an die 300 Schiffe zusammen, mit denen sein Heer nach Afrika übersetzen wollte, um dem Vandalenstaat, der aus römischer Sicht nichts weiter als ein Piratenreich war, ein Ende zu machen.
Aber wie so oft, war Geiserich einen Schritt schneller. Die Umstände, unter denen er agierte, sind unklar. Da von den Vandalen keine schriftlichen Zeugnisse über die Kriege Geiserichs bekannt sind, sind wir auf die römische Geschichtsschreibung angewiesen. Diese überliefert, dass Geiserich nach gescheiterten Friedensverhandlungen einen Teil der römischen Flotte vor Cartagena schlug oder einen Flottenführer zum Verrat bewegte. Doch Aussagen wie diese sind stets mit Vorsicht zu genießen. Wahrscheinlich führte Geiserich gegen Majorian einen erfolgreichen Präventivschlag aus, der einen Teil der römischen Flotte in Grund und Boden bohrte.
Für Majorian bedeutete die Niederlage gegen Geiserich den Anfang vom Ende. Der römische Kaiser schloss mit dem Vandalenherrscher einen Frieden, der nicht lange hielt. Auf dem Rückweg nach Italien wurde Majorian auf Befehl seines einstigen Kampfgefährten Ricimer überfallen und umgebracht und durch den Senator Libius Severus ersetzt, der dem allmächtigen Patrizius nicht gefährlich werden konnte.30 Später folgte der durch Ostrom eingesetzte Anthemius, der noch einmal energisch die Bekämpfung der Vandalen betrieb.
Die inneren Wirren Roms riefen Geiserich erneut auf den Plan. Nach bewährter Vandalentaktik terrorisierte er die Küsten des Mittelmeers, wobei er sogar 467 einen Raubzug zur Peloponnes unternahm. Jetzt wurde es sogar Leo I., dem Kaiser Ostroms, zu viel. In einer letzten gewaltigen Kraftanstrengung bündelte das Römische Reich noch einmal alle Kräfte, um nach dem Vorbild von Pompeius mit einer Generaloffensive gegen den karthagischen Seeräuberstaat vorzugehen.
Mit angeblich 100 000 Mann und 1113 Schiffen31 sollte Geiserichs Flotte nicht nur vernichtet, sondern das Vandalenreich ausgelöscht werden. Der Plan war gut. Den Oberbefehl über das ganze Unternehmen erhielt Basiliskos, der Bruder der oströmischen Kaiserin Verina. Er sollte das riesige Geschwader befehligen, dessen Aufgabe es war, Karthago einzunehmen. Gleichzeitig war Unterfeldherr Marcellinus mit der Aufgabe betraut, das mittlerweile von den Vandalen besetzte Sardinien zu erobern. Ein weiteres Heer sollte unter den Feldherren Heraklios und Marsus in Tripolitanien landen und auf dem Landweg nach Karthago marschieren.
Nach gewaltigen Rüstungen setzte sich die Flotte im Jahr 468 in Marsch.
Anfangs lief alles nach Wunsch. In Tripolitanien brach der vandalische Widerstand schnell zusammen und die Römer wurden begeistert von der römischen Bevölkerung begrüßt. Im Tyrrhenischen Meer eroberte Marcellinus nach kurzem Kampf Sardinien. Vor Sizilien schlug die römische Hauptflotte unter Basiliskos die Kriegsmacht der Vandalen und nahm Kurs auf Kap Bon, wo die Römer vor Anker gingen.
Geiserich war verzweifelt und gab den Krieg schon verloren. Da beging Basiliskos einen entscheidenden Fehler. Statt Karthago anzugreifen, ging er mit seiner Flotte vor Kap Bon vor Anker. Diesen Umstand nutzte Geiserich. Während er in demütigster Weise mit Basiliskos einen Waffenstillstand von fünf Tagen aushandelte, sammelte er heimlich seine Schiffe zum Gegenschlag.
Da der Vandalenkönig wusste, dass seine Flotte zahlenmäßig deutlich unterlegen war, beschloss er, mit Brandern anzugreifen. Dies waren Schiffe, die meist bis obenhin mit leicht entzündbarem Material angefüllt wurden und dann kurz vor Erreichen der feindlichen Schiffe angesteckt wurden. Die Taktik war kostspielig und gefährlich. Oft trieb die Strömung die Brander ab. Manchmal drehte sich auch der Wind. Dann trieben die angesteckten Schiffe auf die eigene Flotte zu, was verheerende Folgen haben konnte.
Aber an jenem schicksalhaften Tag hatte Geiserich Glück:
»Als nun wirklich der Wind umschlug, gingen die Vandalen, welche nur darauf gewartet hatten, unter Segel, nahmen die leeren Schiffe ins Schlepptau und steuerten gegen die Feinde. Als sie nahe genug waren, ließen sie die leeren Schiffe los und steckten sie in Brand. Vom Winde getrieben, fuhren diese gerade auf die römische Flotte zu. Da die Schiffe eng zusammenlagen, war es natürlich, dass die Brander, wohin sie getrieben wurden, zündeten. Je mehr das Feuer um sich griff, desto größer wurde der Lärm auf der römischen Flotte; doch wurde er fast übertönt von dem Heulen des Windes und dem Prasseln der Flammen. Soldaten und Matrosen wetteiferten, die Brander abzustoßen und ebenso schon die römischen Schiffe, die da in Brand geraten waren. Da kamen aber auch schon die Vandalen, um die Feinde zu erlegen oder zu ertränken, die flüchtenden Soldaten zu erschlagen und die Waffen zu erbeuten.«32
Es war ein schwarzer Tag für Rom und der Beweis dafür, dass in der Geschichte nicht jeder Feldzug gegen Seeräuber von Erfolg gekrönt ist.
Mit Mühe entkam Basiliskos mit einigen Schiffen nach Sizilien. Noch hatte er die Hoffnung, mithilfe von Marcellinus noch einmal das Blatt wenden zu können. Doch Marcellinus wurde ermordet, sodass dem überwundenen Flottenbefehlshaber nichts als die schmähliche Rückkehr nach Konstantinopel blieb. Dort musste er vor dem Zorn des Kaisers und der Bevölkerung in eine Kirche flüchten. Nur dank der Fürsprache der Kaiserin überlebte Basiliskos die Schande von Kap Bon.
Basiliskos’ Leben währte noch acht Jahre, bis ihn ein grausames Schicksal ereilte. Nachdem er in der Zwischenzeit zum Kaiser geworden war, stürzte ihn 476 sein Rivale Zeno. Wieder suchte Basiliskos Asyl in einer Kirche, erneut hatte er Glück. Der neue Kaiser schwor ihm hoch und heilig, seine Familie und ihn nicht zu ermorden, falls er die Kirche verlassen sollte. Zeno hielt Wort. Er ermordete Basiliskos nicht, als er die Kirche verlassen hatte. Noch nicht. Er nahm ihn erst gefangen, nachdem der gestürzte Kaiser sein sicheres Asyl verlassen hatte. Dann warf er ihn mit den Seinen in ein Verlies, wo Basiliskos mit seiner Sippe verhungerte.
Sein berühmter Gegner Geiserich überlebte ihn nur um ein Jahr. Er erfuhr noch vom Tod seines gefährlichsten Gegners, Ricimer, und erlebte den Zusammenbruch des Weströmischen Reiches, das er so geschickt mit seinen Seeräubern bekämpft hatte. Auch hinsichtlich weiterer Beziehungen mit Ostrom wurde 476 zum Schicksalsjahr der Vandalen. Angesichts der Tatsache, dass Ostrom die Machtmittel fehlten, das Vandalenreich zu zerschlagen, schloss es einen ewigen Frieden mit Geiserich ab. Von nun an hörten die Kampfhandlungen und Seeräuberzüge auf.
Als der Vandalenkönig 477 im Alter von 80 Jahren starb, konnte er hoffen, dass sein Volk in eine gesicherte Zukunft ging. Mit seinen Piratengeschwadern hatte der Seekönig die Weltmacht Rom nicht nur in Schach gehalten, sondern besiegt und entscheidend zu deren wirtschaftlichem Niedergang beigetragen. Dabei hatte die Seeräuberei Geiserichs einen entscheidenden Einfluss auf den Fortbestand seines Reiches. Ohne sie wäre das Vandalenreich kaum in der Lage gewesen, wirtschaftlich zu überleben und die vielen Kriege gegen Rom zu finanzieren.
Der Ewige Friede dauerte nur 50 Jahre und endete 534. In diesem Jahr griffen die Römer unter dem Feldherrn Belisar die Vandalen an und überrannten das Vandalenreich. Als die Römer Karthago einnahmen, fielen ihnen die einst von Geiserich geraubten Schätze Roms wieder in die Hände. In den folgenden Gotenkriegen stellte Kaiser Justinian die einstige Reichseinheit zumindest in administrativer Hinsicht noch einmal her. Fast scheint es, als ob die Vision eines Mare Nostrum wieder Wirklichkeit werden sollte.
Doch die Vorherrschaft Byzanz‘ im Mittelmeer fand ihr Ende durch die arabische Invasion, die ab dem 7. Jahrhundert die Machtverhältnisse in Südeuropa erschütterte.