Читать книгу Operation Piratenjagd. Von der Antike bis zur Gegenwart - Alain Felkel - Страница 8
Roms Sieg über die Kilikier
Оглавление»Wir, deren Vorfahren den König Antiochos und Perseus mit der Flotte besiegt und in allen Seeschlachten die Karthager, die im Seewesen geübtesten und tüchtigsten Leute, überwunden hatten, wir konnten uns nirgends mehr mit den Seeräubern messen. Wir, die wir vormals nicht allein Italien in Sicherheit hielten (...), wir waren da nicht allein nicht mehr im Besitz unserer Provinzen und der Seeküsten Italiens und unserer Häfen, sondern selbst nicht einmal der appischen Straße ...«14
Die kurze Skizze Ciceros umreißt klar die Machtlosigkeit Roms gegenüber der Gefahr, die von der größten und gefährlichsten Seeräuberorganisation der Antike ausging.
Im 1. Jahrhundert v.Chr. hatte sich aus den ursprünglich in Kilikien, im Südosten Kleinasiens, hausenden Seeräubern ein gut organisierter Piratenbund gebildet, vor dessen Geschwadern das Mittelmeer von den Säulen des Herkules bis zum Hellespont erzitterte. Grund für diesen Aufstieg war, dass Rom binnen Jahrzehnten eine Staatenwelt zerschlagen hatte, deren politisches System seit dem Ende der Diadochenkriege austariert gewesen war. Die Auseinandersetzungen Roms mit den hellenistischen Großreichen hatten Völker entwurzelt und einst blühende Landschaften verwüstet, das römische Verwaltungs- und Steuersystem die Überlebenden endgültig ruiniert und in die Armut getrieben.
Waren dies schon immer klassische Faktoren gewesen, Piraterie entstehen zu lassen, so besorgte die fortschreitende politische Destabilisierung des Seleukidenreiches ab 140 v. Chr. den Rest. Glaubt man den Ausführungen des griechischen Historikers Strabo, so wurde der seleukidische Rebell Diodotus Tryphon ab 140 v. Chr. der erste Piratenkönig Kilikiens.
Diodotus Tryphon zog sich nämlich nach dem gescheiterten Versuch, sich zum Herrscher des Seleukidenreiches emporzuschwingen, ins raue Kilikien zurück. Das unwirtliche Land lag gegenüber Zypern und erstreckte sich von Korakesion (das heutige Alanya) bis zur Nordgrenze des heutigen Syrien.
Es war aufgrund seiner schroffen Steilküste, den vielen kleinen versteckten Buchten, Grotten und einsamen Inseln geradezu prädestiniert zur Piratenküste. Hier baute Tryphon die spätere Hauptstadt Korakesion auf einer 250 Meter hohen Felsenhalbinsel zu seiner neuen Operationsbasis aus. Er stieß immer wieder zu Kaperfahrten gegen den Feind vor, bis ein syrisches Heer ihn einschloss und zur Übergabe zwang. Tryphon überlebte die Niederlage nicht. Er beging Selbstmord. Paradoxerweise wurde sein Tod die Geburtsstunde des größten Piratenbundes der Antike.
In den vier Jahrzehnten nach Tryphons Tod errichteten die Kilikier ein System von Ankerplätzen, stark befestigten Häfen und Stützpunkten, die gleich Adlerhorsten auf kaum zugänglichen Felsen thronten. Auf diese Weise waren sie fast unangreifbar. Und das mussten sie auch sein, wollten sie ihre Beute sichern. Denn die Seeräuberei gedieh prächtig. Nach Strabo hatte das vor allem folgende Gründe:
»Besonders aber reizte zu solchem Frevel die so gewinnvolle Ausfuhr der Sklaven; denn der Fang war leicht, und ein großer und geldreicher Markt war gar nicht fern, die Insel Delos, welche Myriaden von Sklaven an einem Tage aufnehmen und absetzen konnte, sodass daher auch das Sprichwort entstand: Kaufmann, fahr heran und lade aus: Alles ist verkauft. Die Ursache war, dass die nach den Kriegen mit Korinth und Karthago reich gewordenen Römer viele Sklaven brauchten.«15
Mit diesen Worten lieferte Strabo den entscheidenden Hinweis auf den wirtschaftlichen Hintergrund des Aufstiegs der kilikischen Piraterie. Delos war die Hauptinsel der Kykladen und hatte 167 v. Chr. den Status eines Freihafens bekommen, was der Kykladeninsel unermesslichen Reichtum bescherte.
Dass Menschen als Ware in Rom so begehrt waren, lag an einem fundamentalen gesellschaftlichen Wandel der römischen Landwirtschaft: der Umstellung von der bäuerlichen Kleinwirtschaft auf die Latifundien, einer fast industriellen Bewirtschaftung riesiger Agrarflächen durch Sklaven und saisonale Hilfsarbeiter. Da es zu jener Zeit keine landwirtschaftlichen Maschinen gab, bedurfte es eines steten Nachschubs an Menschen, der diesen Mangel wettmachte. Die meisten der Versklavten hielten jedoch die harte Landarbeit nicht länger als zehn Jahre durch. Auf den Galeeren und in den Bergwerken war die Lebensdauer eines Sklaven noch kürzer. Drei Jahre, so rechnete einst Cato der Ältere, hielt es ein Rudersklave auf den Schiffen der römischen Republik aus. Dann starb er entweder oder er konnte seine Tätigkeit nicht mehr ausüben. Sechs bis maximal acht Jahre schuftete ein Sklave in den unzähligen Bergwerken, bevor er zu leichteren Arbeiten verwendet wurde. Im Handwerk beschäftigte Sklaven traf es etwas besser: Sie schafften mitunter 12 bis 15 Jahre. Es war eine zynische Rechnung. Sie zeigte klar die Abhängigkeit Roms von der Sklaverei und den menschenverachtenden Charakter seiner Herrschaftsform.
Nicht nur Rom zog Nutzen aus dem Treiben der Kilikier. Das ägyptische Ptolemäerreich, Zypern sowie die Häfen Pamphyliens und Lykiens profitierten von der Menschen- und Beutejagd, die alles und jeden treffen konnte.
Da Rom vorerst gegen die Piraten nicht einschritt oder auch infolge schwacher Seestreitkräfte nicht einschreiten wollte, wurden die Kilikier immer stärker.
Solange die Seeräuber das politische Gleichgewicht nicht gefährdeten und Rom wirtschaftlich nicht schadeten, scheint die römische Republik die Raubzüge der Kilikier geduldet zu haben. Dies änderte sich, als die Piraten Ende des 2. vorchristlichen Jahrhunderts immer zahlreicher wurden.
Jetzt sah sich Rom genötigt, militärisch einzugreifen. Mit einer großen Flotte stießen die Römer 102 v. Chr. über Athen nach Kilikien vor, wo sie eine Provinz errichteten. Dann fügten sie im kombinierten Angriff von See- und Landstreitkräften den Piraten zum ersten Mal eine Niederlage zu. Damit ging für kurze Zeit der Seeraub zurück. Mit dem zwei Jahre später verabschiedeten Seeräubergesetz16 aus dem Jahr 100 v.Chr. verpflichtete Rom seine Bundesgenossen dazu, ihre Territorien den Piraten nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Außerdem schärfte Rom ihnen ein, die Bekämpfung der Seeräuber selbst in die Hand zu nehmen.
Die Gesetzesinitiative erwies sich jedoch als illusorisch. Die Bundesgenossen Roms scheuten die Kosten eines jahrelangen Kleinkriegs mit den Piraten. Ein weiterer Grund für das Scheitern des römischen Antipiratengesetzes war, dass die Tiberrepublik in Konflikt mit König Mithridates VI. von Pontos geriet. Dies kam den Piraten gerade recht, die sofort die Möglichkeit sahen, im Fahrwasser beider Großmächte auf Raubfang zu gehen. Die Jagd dauerte lang. Anders als das Makedonen- und Seleukidenreich erwies sich der König von Pontos Rom lange Zeit gewachsen.
Es war nicht das erste Mal, dass Rom mit Mithridates aneinandergeriet. Nach ersten Annexionen Kappadokiens und Bithyniens im Jahr 90 v. Chr. hatte der Pontiker nur durch massiven Druck Roms dazu bewegt werden können, die besetzten Kleinkönigreiche wieder herausgegeben. Als der König Bithyniens, Nikomedes IV., auf Anstiftung des römischen Gesandten Manius Aquilius zwei Jahre später Mithridates angriff, wurde er unter dem Jubel der unterdrückten Völker Asiens geschlagen.
Der König von Pontos fasste jetzt ins Auge, den günstigen Moment auszunutzen und die römische Provinz Asia zu erobern. Vorher musste Mithridates jedoch ein Hindernis beseitigen: die zahlenmäßig sehr starke italische und römische Bevölkerung von Asia. Der Pontiker wusste ein probates Mittel. Er beschloss, mithilfe der einheimischen Bevölkerung Asias einen Aufstand zu entfachen, der die römisch-italische Oberschicht innerhalb weniger Tage vernichten sollte.
Während er im Verborgenen seine Flotte aufrüstete, ritten die Sendboten Mithridates’ mit geheimen Briefen durch Asia. In diesen Kassibern wurden die nichtrömischen Satrapen und Amtsvorsteher dazu aufgefordert, sich 30 Tage nach Erhalt der Botschaft gegen die Herrschaft Roms zu erheben und alle Römer und Italiker der Provinz niederzumachen.
Um sicherzugehen, dass sein Appell befolgt werden würde, machte Mithridates der Bevölkerung Asias große Zugeständnisse. Er inszenierte sich als Befreier aller von Rom unterdrückten Völker und versprach den Sklaven, die ihre italischen Herren töteten, großzügig die Freiheit. Der König von Pontos war jedoch alles andere als ein altruistischer Freiheitsbringer. Diejenigen, welche Römer und Italiker töteten, sollten die Hälfte von deren Vermögen für sich behalten, die andere jedoch dem König abgeben.
Mithridates VI. musste in Asia nicht lange um Mitkämpfer werben. Die Missstände der römischen Verwaltung, die Korruption seiner Statthalter und besonders das System der römischen Steuerpacht hatten Rom verhasst gemacht. Die Steuern der römischen Provinzen wurden nicht vom römischen Staat selbst, sondern von Pächtern eingetrieben. Diese kauften vom römischen Staat für eine Dauer von 5 Jahren das Recht, Steuern zu erheben. Da die Pächter sich meist verschuldet hatten, um die Pachtsumme überhaupt vorlegen zu können, trieben sie oft rücksichtslos die Steuern ein. Mithridates hatte es somit leicht, gegen Rom zu agitieren. Zudem kam ihm zustatten, dass auf der apenninischen Halbinsel seit drei Jahren der Bundesgenossenkrieg tobte, der viele römische Legionen band. Außerdem bahnte sich ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern der Volkspartei, den Popularen, und der herrschenden Senatspartei, den Optimaten, an. Dies waren gute Voraussetzungen für die Pläne des Königs von Pontos.
30 Tage, nachdem er es befohlen hatte, brach der Aufstand in Asia aus. Er ging als »Vesper von Ephesos« (88 v. Chr.) in die Geschichte ein. In einem Blutrausch sondergleichen fielen die Aufständischen überall zur selben Zeit über die nichts ahnende römisch-italische Bevölkerung her. Grausam entlud sich der seit Jahrzehnten aufgestaute Hass. Die Massaker ereigneten sich nicht nur auf Straßen und Plätzen sowie in Häusern und Villen, sondern auch in Tempeln, wo die Verfolgten Schutz suchten.
Im Artemistempel von Ephesos wurden Verzweifelte, die in ihrer Todesangst schutzflehend heilige Bildsäulen umklammerten, unbarmherzig getötet. Im Aeskulaptempel von Pergamon spickten die Rebellen ihre Opfer mit Pfeilen, während diese ihre Heiligen umfassten. Die Adramyttener17 gingen noch weiter. In ihrer Grausamkeit ließen sie selbst dann nicht von ihren Opfern ab, als diese sich schon ins Meer geflüchtet hatten. Die Bewohner von Kaunos18 ertränkten erst die Kinder vor den Augen der Mütter, dann die Mütter vor den Augen der Männer und letztendlich die Männer selbst. Es war ein fürchterliches Blutbad.
Binnen weniger Tage fielen nach Angaben des römischen Historikers Appian 80 000 Italiker und Römer den wütenden Pogromen zum Opfer. Die hasserfüllte Propaganda Mithridates’ war auf fruchtbaren Boden gefallen. Nach dem Massaker besetzte die pontische Armee die einst römische Provinz. Dann setzte sie nach Griechenland über, wo sich viele Städte gleichfalls gegen Rom erhoben hatten.
Mithridates bekämpfte die Römer jedoch nicht nur zu Lande, sondern auch zur See. Hierbei kam ihm sein Bündnis mit den Kilikiern zugute, welche die Frachtschiffe Roms und seiner Bundesgenossen nach Belieben plünderten.
Der nächste Angriff Mithridates’ galt Rhodos, das aufgrund seiner strategischen Lage als Operationsbasis äußerst wichtig war. Aber Rhodos zeigte dem Pontiker die Zähne. In harten Kämpfen zur See und zu Lande behauptete sich der wehrhafte Inselstaat auch ohne römische Hilfe gegen den sieggewohnten König. Nach einigen Monaten der Belagerung ließ Mithridates frustriert von der Insel ab und wandte sich wieder dem Landkrieg in Griechenland zu. Hier war eine dramatische Veränderung der Lage eingetreten. Nach zäher Belagerung hatte ein römisches Heer unter Lucius Cornelius Sulla erst Athen, dann den Piräus erobert. Jetzt schickte sich Sulla an, das geschlagene pontische Heer in Thessalien zu vernichten.
Wieder zeigte sich das Organisationsgeschick von Mithridates. In wenigen Wochen stampfte er eine gigantische Armee aus dem Boden, mit der sich sein Feldherr Archelaos siegessicher den Römern entgegenstellte. Doch Sulla war ein hervorragender Stratege. Er schlug das Heer des Königs von Pontos 84 v. Chr. erst bei Chaironaia, dann bei Orchomenos so vernichtend, dass Mithridates bald um Waffenstillstand bat.
Dies kam Sulla ganz recht. Aus Rom kamen schlechte Nachrichten. Die Volkspartei der Popularen hatte gegen die Optimaten geputscht und in Rom erneut die Macht an sich gerissen.
Aus diesem Grund bequemte sich der siegreiche Feldherr zu einem vorzeitigen Friedensschluss und zwang Mithridates zu einer Kriegskostenentschädigung von 2000 Talenten.19 Dies mutet auf den ersten Blick viel an, war aber ein geringer Betrag im Vergleich zu den 20 000 Talenten, die Sulla der aufständischen Provinz Asia zur Strafe für ihre Unbotmäßigkeit auferlegte.
Die härteste Strafmaßnahme Sullas betraf allerdings die Flotte von Mithridates. In diesem Punkt zeigte sich der Römer unnachgiebig. Er zwang den Pontiker zur Übergabe seiner Flotte, die aus 70 Schiffen bestand. Doch damit war nach den Schilderungen Appians der Seekrieg noch lange nicht beendet:
»Denn außer diesen (den Römern) kreuzten an seinen Küsten ganz öffentlich zahlreiche Räuberbanden, mehr wie feindliche Flotten als wie Seeräuber. Sie schrieben sich ursprünglich von Mithridates her, der sie aufs Meer ausgesandt hatte, wie er alles, was er nicht lange zu besitzen hoffte, verwüstete. Indessen hatten sie sich außerordentlich vermehrt und griffen nun nicht mehr die zur See Fahrenden allein, sondern auch Seehäfen und feste Plätze und Städte mit offenbarer Gewalt an. So waren Jassos, Samos, Kiazomene und Samothrake noch während Sullas Anwesenheit von ihnen genommen worden. Aus dem Tempel von Samos hatten sie einen Schmuck geraubt, dessen Wert auf tausend Talente veranschlagt wurde.«20
Damit nicht genug. Wie Appian berichtet, plünderten die Kilikier weitere heilige Stätten, die bisher als unverletzlich gegolten hatten. Ihre Erfolgsbilanz konnte sich sehen lassen. Ihnen fielen zum Opfer: die Heiligtümer von Klaros, Chtonia und das Didymaion. Des Weiteren plünderten sie die Tempel des Asklepios in Epidauros und die des Poseidon auf dem Isthmos, bei Tainaron und auf Kalauria. Ebenso wenig verschonten die Piraten in der Folgezeit die Kultstätten des Apollon in Aktion und auf Leukas sowie die Heiligtümer der Hera in Argos und auf dem Lakinion.
Angesichts einer derartigen Erfolgsserie und der erbeuteten Reichtümer verwundert es nicht, dass die Kilikier immer übermütiger wurden und ihren Reichtum öffentlich zur Schau stellten.
Hatte ihre Flotte bis 100 v. Chr. noch meist aus schnellen Ruderschiffen mit einer Riemenreihe und einem Mann pro Ruder je Bordseite bestanden, fanden sich von nun an Fahrzeuge mit zwei bis drei Ruderreihen in ihren Geschwadern.21
Mit dem Erfolg veränderte sich nicht nur die Zusammensetzung der Flotte und die Anzahl der Schiffe, sondern auch ihre äußere Erscheinung. Eitel und stolz wie sie waren, verzierten die Seeräuber ihre Schiffe mit goldenen Flaggenstangen, purpurnen Segeln, goldenen Rahen und silberbeschlagenen Rudern. Die Zurschaustellung des Reichtums zeugte von ihren erfolgreichen Raubzügen und unterstrich das soziale Prestige.
Auch was die Zahl ihrer Schiffe anbetraf, war ein für Rom besorgniserregender Zuwachs feststellbar. Nach Schätzungen römischer Historiker verfügten die Kilikier über tausend Schiffe im gesamten Mittelmeer. Mit dem Ausbau der Piratenflotte erweiterte sich auch ihr Organisationsgrad. Die Seeräuber bezeichneten sich selbst als Söldner und wurden nun von Strategen kommandiert.
Von diesem Zeitpunkt an begnügten sie sich nicht mehr mit plötzlichen Überfällen auf meist unbefestigte Orte. Je stärker sie wurden, desto mehr gingen sie dazu über, stark befestigte Städte regelrecht zu belagern. Auch zur See wandelte sich ihre Taktik. Statt wie früher einzelnen Handelsfahrern aufzulauern, griffen sie ganze Flotten an.
Auch hinsichtlich ihrer geografischen Ausbreitung expandierten sie. Ab dem 1. Mithridatischen Krieg beschränkten sie sich nicht mehr nur auf das Phönizische Meer und die Ägäis.
Nun errichteten sie auch rund um das Ionische und Libysche Meer ein Netz von Ankerplätzen und befestigten Orten. Kreta wurde zur Piratenbasis, die Cyrenaika im heutigen Libyen zur Seeräuberküste, von wo aus der römische Handel im Ionischen Meer empfindlich gestört wurde. Mit dem Ausgreifen nach Westen veränderte sich auch ihre ethnische Zusammensetzung.
Waren die Kilikier seit Beginn ihrer Existenz schon immer ein Vielvölkergemisch gewesen, so stießen im Laufe der Jahrzehnte bis zum 1. Mithridatischen Krieg Lykier, Pamphylier, Syrer, Kreter und Zyprer zu ihnen, später sogar einige Römer. Die Quellen wollen die Sucht nach Gewinn, Ruhm und Ehre als Hauptmotiv jener Römer ausmachen. Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei den meisten von Ihnen um politische Flüchtlinge handelte, die vor dem Terror Sullas geflohen waren.
Kurzum, auch wenn das Kernland der Piraten immer noch Kilikien selbst war, so wurde der Begriff »Kilikier« gleichbedeutend mit dem Wort »Pirat«.
Waren die Kilikier auch noch so mächtig, so schien ihnen stets die Gefahr bewusst, in der sie lebten. Um ihre Basen zu sichern, legten die Seeräuber eine Art optisches Telegrafensystem an. Es bestand aus einer manchmal mehrere Kilometer langen Kette befestigter Beobachtungstürme, deren Besatzungen mit verschiedenfarbigen Signalflaggen die Ankunft von Beute oder feindlichen Schiffen signalisierten. Kamen übermächtige Feinde, flüchteten die Seeräuber landeinwärts ins Gebirge, wo sie, meist an schwer zugänglichen Stellen, Fluchtburgen errichtet hatten. Auf diese Weise waren die Kilikier schwer zu greifen und ihren Feinden immer einen Schritt voraus.
Hinsichtlich ihres Gewerbes blieben sie ihrem alten Geschäftsmodell treu: der Brandschatzung und Plünderung von Städten und Küstenstrichen – und der Entführung von Menschen. Wer wie die sizilianischen Grundbesitzer nicht bis aufs Hemd geplündert werden wollte, kaufte sich durch Tributzahlung frei. Wer kämpfte, dem blühten Versklavung oder Tod.
Gegen Ende der 80er-Jahre des ersten vorchristlichen Jahrhunderts war die Lage hoffnungslos geworden, die Küstenstriche wurden Opfer unablässiger Raubzüge.
Dies änderte sich auch nicht, als der 2. Mithridatische Krieg ausbrach. Er wurde von Rom selbst eröffnet und endete mit einer Schlappe des römischen Statthalters Lucius Licinius Murena gegen die Pontiker und einem erfolglosen Feldzug gegen die Piraten.
Mittlerweile schien es fast so, als ob Mithridates selbst kaum noch Einfluss auf die Seeräuber nehmen könnte und sich die Kilikier völlig verselbstständigt hätten. Leider geben die Quellen keinen Hinweis darauf, wie viele Schiffe die Kilikier kaperten oder versenkten. Sicher ist jedoch, dass sie allein im östlichen Mittelmeer an die 400 Städte, Dörfer und Siedlungen überfielen.
Dies konnte und durfte sich Rom nicht bieten lassen, zumal seit Beendigung des römischen Bürgerkriegs endlich wieder genug Streitkräfte für die Piratenbekämpfung zur Verfügung standen.
Als die Piratenplage überhandnahm, erhielt Prokonsul Publius Servilius Vatia im Jahr 78 v.Chr. den Auftrag, eine Flotte für den Piratenkampf auszurüsten. Wie notwendig dieser Schritt war, zeigte eine der berühmtesten Episoden des Kampfes gegen die kilikischen Piraten: die Gefangennahme Julius Cäsars.
Als Julius Cäsar in jungen Jahren nach Rhodos segelte, um sich bei dem Rhetoriker und Grammatiker Molon weiter ausbilden zu lassen, tauchten auf der Höhe der Insel Pharmakussa plötzlich mehrere kilikische Einruderer auf. Noch bevor die römische Besatzung an Flucht denken konnte, enterten die Piraten das schwerfällige Frachtschiff und nahmen Cäsar mitsamt den anderen Passagieren gefangen.
Bei der folgenden Debatte um das festzusetzende Lösegeld einigten sich die Piraten darauf, ihren vornehmen Gefangenen mit zehn Talenten zu veranschlagen. Cäsar war empört. Beleidigt machte er den Piraten klar, das Fünffache wert zu sein. Dies nahmen die Kilikier erfreut zur Kenntnis. Schließlich erlebten sie nicht alle Tage, dass ein Gefangener 50 Talente einbrachte.
Von da an ging es Cäsar bei den Kilikiern hervorragend, wie Plutarch berichtet:
»Während der achtunddreißig Tage, da er sich in der Gewalt der Piraten befand, spielte und turnte er ohne alle Furcht mit ihnen, als ob nicht er der Gefangene, sondern sie seine Trabanten wären. Er verfasste Gedichte und Reden und las sie ihnen vor, und wenn sie ihm keine Bewunderung zollten, schalt er sie unverblümt Barbaren ohne Bildung und Kultur. Oft stieß er lachend die Drohung aus, er werde sie aufknüpfen lassen – und die Kerle hatten ihre Freude dran, hielten sie ihn doch für einen harmlosen, lustigen Patron, der die losen Reden nicht lassen könne.«22
Zum Unglück der Kilikier sollten die losen Reden des scheinbar Verrückten bald wahr werden. Als Cäsar nach langwierigen Verhandlungen gegen 50 Talente ausgelöst wurde, nahm er sofort Rache für die erlittene Schmach. Folgt man Velleius Paterculus, segelte er unmittelbar nach seiner Freilassung zum Stützpunkt der Seeräuber zurück. Nach kurzem Gefecht nahm er 350 von ihnen gefangen, während er den Rest in die Flucht schlug. Dann holte er sich seine Lösegeldsumme in Höhe von 50 Talenten zurück und ließ die Seeräuber in den nächsten Tagen hinrichten.
Cäsar hatte großes Glück. Normalerweise gingen Begegnungen mit Kilikiern für Römer anders aus. Plutarch berichtet, dass die Kilikier, wo sie konnten, ihre römischen Gefangenen erniedrigten und durch und durch antirömisch gesinnt waren. Fingen sie vornehme Römer, taten sie so, als ob dies ein Versehen gewesen sei und sie den Fehlgriff heftig bedauerten. Glaubten ihre Opfer an ein Missgeschick, baten sie die Unglücklichen mit gespielter Unterwürfigkeit höflich um Verzeihung und versprachen ihnen, sie sofort freizulassen. Es war ein grausames Mätzchen. Der Weg in die Freiheit führte nämlich über das Fallreep ins Wasser und endete mit dem Ertrinken des unglücklichen Opfers.
An Missständen dieser Art änderte auch die erste größere Strafexpedition unter Prokonsul Publius Servilius Vatia in den Jahren 78 bis 75 v. Chr. nichts. Sie endete nach einer siegreichen Seeschlacht mit der Zerschlagung mehrerer Piratenstützpunkte in Pamphylien und Lykien. Hierbei kam es zu schweren Kämpfen um das Hauptquartier des Seeräuberhäuptlings Zeniketes auf dem Berg Olympos. Umstellt von allen Seiten, gewährte Zeniketes den Römern nicht den Triumph, ihn gefangen zu nehmen und zu kreuzigen. Stattdessen legte er Feuer an seine Burg und stürzte sich mit seiner Familie in die Flammen. Bei einem anschließenden Feldzug im Hinterland gegen den räuberischen Stamm der Isaurier siegte Publius Servilius Vatia ebenfalls, was ihm den Beinamen »Isauricus« eintrug. All diese Siege waren beeindruckend. Sie offenbarten Roms militärische Überlegenheit, packten aber das Piratenproblem nicht bei der Wurzel. Trotz der taktischen Erfolge blieb die Macht am Tiber strategisch gesehen weiterhin in der Defensive.
Daran änderte sich auch nichts, als der Senat im Jahr 74 v. Chr. Marcus Antonius, den Vater des gleichnamigen Triumvirs, mit einem Imperium Infinitum ausstattete. Diese besondere Verfügung gab dem Flottenführer nicht nur das Kommando über alle Schiffe des Mittelmeers, sondern auch die Erlaubnis, bis zu einer Tiefe von 30 Kilometern landeinwärts gegen die Seeräuber vorzugehen. Es war ein entscheidender Schritt in der Piratenbekämpfung.
Zum ersten Mal in der Geschichte Roms bekam ein einzelner Feldherr derartige Vollmachten. Aber Marcus Antonius scheiterte, weil der Senat ihn nicht mit der Befugnis ausstattete, auf den Staatsschatz zurückgreifen zu können. Nachdem der Feldherr seine Finanzen aufgebraucht hatte, sah er sich gezwungen, den Provinzen für den Unterhalt seiner Flotte Geld und Getreide abzupressen, was ihm wenig Unterstützung einbrachte. Dies war der Anfang vom Ende. Trotz seiner besonderen Befehlsgewalt gelang es Marcus Antonius nicht, die Seeräuber zu schlagen. Im Jahr 72 v. Chr. erlitt er vor der Küste Kretas im Kampf gegen Kreter und Kilikier eine schwere Niederlage, die damit endete, dass die Sieger die gefangenen Römer an den Rahen aufknüpften. Marcus Antonius blieb dies erspart. Wahrscheinlich starb er kurz nach der Seeschlacht in Gefangenschaft auf Kreta.
Die Niederlage vor Kreta war nicht der einzige Rückschlag, den Rom zu dieser Zeit erlitt. Zum Zeitpunkt von Marcus Antonius’ Tod befand sich die Republik in einer schweren Krise. In Asien hatte Mithridates Rom erneut den Krieg erklärt. In Spanien war ein Aufstand ausgebrochen, den ein Quästor namens Sertorius anführte. Die größte Gefahr drohte Rom jedoch von einem Sklavenaufstand unter der Führung des thrakischen Gladiators Spartacus, der bereits mehrere römische Legionen vernichtend geschlagen hatte.
Hinzu kam erneut das Seeräuberunwesen. Angesichts der kriegerischen Wirren hörten die Piratenüberfälle nicht mehr auf. Ein Bündnis von Piraten und Sklaven scheiterte zum Glück Roms daran, dass die Kilikier Spartacus betrogen und ein Übersetzen des Sklavenheeres nach Sizilien verhinderten. Doch dies machte die Kilikier noch längst nicht zu Verbündeten Roms. Vielmehr trachteten sie danach, die Insel nach allen Regeln der Kunst selbst auszurauben, wobei ihnen Gaius Verres, der äußerst korrupte Statthalter Siziliens, fleißig half.
Dieser Beamte gestattete den Kilikiern nämlich nicht nur, die ihm anvertraute Insel nach Herzenslust auszurauben. Er verhinderte durch seine Passivität ebenfalls die erfolgreiche Bekämpfung der Kilikier durch die römische Flotte und stahl selbst wie ein Rabe. Bei seinen Raubzügen schreckte er nicht vor Vergewaltigungen und Tempelschändungen zurück. Dies ging so lange gut, bis man endlich in Rom auf die Schandtaten Verres’ aufmerksam wurde und ihn wegen Amtsmissbrauchs anklagte. Es wurde der Durchbruch des jungen Rechtsanwalts Cicero, der auch den Rechtsgrundsatz formulierte, dass die Piraten die Feinde der Menschen sind. Er verfasste die Anklageschrift (Orationes In Verrem), die Verres buchstäblich vernichtete.
»Da wurden große geschützte Seestädte mit stark befestigten Hafenanlagen den Piratenhorden zugänglich gemacht, die Matrosen und Soldaten der sicilianischen, uns also verbündeten Flotte dem Hungertode preisgegeben, stattliche und wertvolle Geschwader zur tiefsten Schmach des römischen Volkes durch einen erbärmlichen Feind vernichtet. Zugleich fiel dieser Landvogt über die antiken Denkmäler her, die teils von reichen und freigebigen Monarchen zur Zierde der Städte errichtet, teils von unseren siegreichen Heerführern in die Gemeinden Siciliens gestiftet oder zurückgebracht worden waren: er raubte oder plünderte sie alle.«23
Die Anklageschrift Ciceros war rhetorisch so brillant, dass Verres’ Verteidiger seinem Mandanten dazu riet, gar nicht erst das Prozessende abzuwarten und einen Teil seiner Schuld zu gestehen. Verres hörte auf seine Rechtsberater und bekannte sich zu seiner Schuld. Kurz darauf wurde er nach Massilia verbannt und lebte dort bis zu seinem Tod.
Aber die Amtsenthebung von Verres löste nicht das Piratenproblem. Durch die römischen Niederlagen vor Kreta und Sizilien kühn geworden, wagten die Kilikier es sogar, zwei Prätoren von einer italischen Küstenstraße wegzufangen und samt ihren Liktoren zu entführen. Auch wurde eine nahe Verwandte von Marcus Antonius gekidnappt und erst gegen hohes Lösegeld wieder freigelassen. Wie es schien, war Rom aufgrund der politischen Situation nicht mehr in der Lage, seine Küsten zu schützen.
In Kleinasien waren die Heere von Pontos und Rom noch immer ineinander verbissen, während die Sklaven Spartacus’ Süditalien verheerten. Einzig in Spanien trat für Rom eine Wende zum Guten ein, weil Sertorius von einem politischen Rivalen ermordet wurde. Zum Glück Roms befand sich mit Gnaeus Pompeius ein talentierter Feldherr auf dem iberischen Kriegsschauplatz, der diesen Umstand bald zu nutzen wusste.
Der erst 35-jährige Gnaeus Pompeius war der Sohn eines Feldherrn der Optimaten, Pompeius Strabo. Er hatte während des Bürgerkriegs im Kampf auf eigene Kosten drei Legionen ausgerüstet und sich im Kampf gegen die Popularen erst in Italien, dann in Afrika und schließlich in Spanien als Feldherr bewährt. Pompeius war im Feld ein kluger und umsichtiger Stratege, in der Politik ein ehrgeiziger und gewiefter Taktiker mit dem Gespür für effektvolle Auftritte. Obwohl er aus dem Senatorenstand stammte, war er leutselig und beim Volk beliebt.
Jetzt, im Jahre 71 v.Chr., wurde Pompeius zusammen mit Marcus Licinius Crassus zum Retter Roms. Während Crassus zum Kampf gegen die Sklaven rüstete, gelang Pompeius nach der Ermordung Sertorius’ durch seinen Rivalen Perpenna der entscheidende Sieg über die Rebellen. Dies hatte zur Folge, dass der spanische Aufstand zusammenbrach und die unbotmäßige Provinz wieder unter römische Kontrolle geriet.
Endlich konnte sich Pompeius auf den Weg nach Italien machen, um zusammen mit Marcus Licinius Crassus das Sklavenheer zu vernichten. Doch der Weg von Spanien nach Rom war weit. Als Pompeius den italischen Kriegsschauplatz erreichte, hatte Crassus das Sklavenheer bereits vernichtend geschlagen. Spartacus war tot und dennoch nicht alle Sklaven gefallen.
Einem Teil von ihnen, etwa 5000 Mann, war es gelungen, dem Gemetzel zu entkommen. Sie flohen nach Norden und liefen blindlings in die Marschkolonnen der Legionen des Gnaeus Pompeius, die von Norden her dem Kriegsschauplatz zueilten. In einem letzten verzweifelten Gefecht versuchten sie den Durchbruch, scheiterten jedoch an Pompeius, der kurzen Prozess mit ihnen machte. Damit endete der letzte Akt des größten Sklavenaufstands in der Geschichte Roms.
Was folgte, war ein eitles Ringen um die Lorbeeren eines schmachvollen Sieges. Beide Feldherren, sowohl Crassus als auch Pompeius, beanspruchten die zweifelhafte Ehre für sich, den Sklavenaufstand beendet zu haben. Crassus, weil er Spartacus geschlagen, und Pompeius, weil er den Rest des Sklavenheers vernichtet hatte. Dies war schamlos von Pompeius. Die Niederschlagung des Aufstands war einzig und allein Crassus’ Verdienst gewesen, der die Hauptlast der Kämpfe mit Spartacus getragen hatte. Doch Crassus hatte nur Sklaven besiegt – und für diese gab es in Rom keinen Triumphzug.
Pompeius dagegen war der Bezwinger römischer Rebellen und hatte damit Anspruch auf einen Triumph. Crassus empfand dies als ungerecht, was zu einem schweren Zwist zwischen ihm und Pompeius führte. Um Ausgleich bemüht, ernannte der Senat beide Feldherren im Jahr 70 v. Chr. zu Konsuln. Die Maßnahme verkehrte sich in ihr Gegenteil. Das Amt verschärfte ihre Rivalität, die erst gegen Ende ihrer Amtszeit durch den theatralischen Auftritt eines römischen Ritters namens Gaius Aurelius beendigt wurde.
Dieser erhob sich im Senat und erzählte plötzlich von einem seltsamen Traum, bei dem ihm Jupiter erschienen sei und aufgetragen habe, dass sich beide Erzrivalen zum Wohle Roms miteinander versöhnen sollten. Was heute undenkbar wäre, geschah. Derartig in die Sackgasse manövriert, konnten beide Politiker nicht anders, als sich öffentlich zu versöhnen. Welcher Römer konnte damals schon wagen, den Willen Jupiters zu missachten?
Abgesehen von diesem Theatercoup verlief die Amtszeit beider Konsuln recht unspektakulär. Während Crassus sich jedoch mit seinen Lorbeeren vorerst zufrieden gab, dürstete es Pompeius nach weiterem Ruhm. Nachdem er sich als Konsul einigen Rechtsreformen gewidmet hatte, setzte sich Pompeius nach seiner konsularischen Amtszeit wieder mit militärischen Fragen auseinander, deren dringlichste das Piratenproblem wurde.
Ungeachtet der Niederlage der Sklaven, hatten die Landungskommandos der Kilikier nach wie vor Razzien in Süditalien und vor den Toren Roms durchgeführt. Der Gipfel der Dreistigkeit war jedoch die Zerstörung des Freihafens von Delos und die Vernichtung der römischen Flotte im Militärhafen von Ostia, die gerade ausgerechnet zur Bekämpfung der Kilikier gerüstet wurde. Es war ein tolldreistes Piratenstück, das die römischen Gemüter erhitzte.
Als die Kilikier auch noch eine Getreideflotte kaperten und damit die Nahrungsmittelversorgung ernsthaft gefährdeten, führte dies in Rom zu rapiden Teuerungen. Von einem Tag auf den anderen schnellten die Brotpreise in die Höhe, was zu Volksaufläufen und erregten Tumulten führte.
Dies konnte der Senat nicht mehr länger ignorieren. Ein zuverlässiger und siegesgewohnter Feldherr musste her. Um nicht denselben Fehler wie im letzten Piratenkrieg zu begehen, schlug der Tribun Gabinius für den Oberbefehlshaber des Piratenkriegs ein Imperium Infinitum mit noch größeren Vollmachten vor, als sie zuvor Marcus Antonius »Creticus« besessen hatte. Im Gegensatz zu diesem, dessen Imperium nur eine Tiefe von 30 Kilometern umfasst hatte, sollte der neue Feldherr innerhalb seines Imperiums bis 70 Kilometer landeinwärts vorstoßen. Diesmal sollte sich die Kommandogewalt des Feldherrn nicht nur über alle Schiffe des Mittelmeers erstrecken. Nein, diesmal sollte der Feldherr das Recht haben, über den römischen Staatsschatz zu verfügen und neue Truppenaushebungen sowie militärische Zurüstungen veranlassen zu können.
Dieser Vorschlag von Gabinius entfesselte im Senat einen Sturm der Empörung. Eine derartige Ausstattung mit außerordentlichen Machtbefugnissen konnte leicht in die Diktatur zurückführen, die Rom erst vor wenigen Jahren beseitigt hatte.
Zwar war das prokonsularische Imperium nicht gleichbedeutend mit einer Alleinherrschaft, wie sie später Augustus ausübte. Im Kern jedoch enthielt es die staatsrechtliche Basis, auf der seit 27 v. Chr. das Prinzipat und somit das Kaiserreich beruhen sollte. Außerdem wusste jeder im Senat, dass Gabinius diese Gesetzesvorlage auf Pompeius gemünzt hatte, obwohl dessen Name im Gesetzesantrag nicht vorkam. Gabinius’ Vorschlag war derartig auf Pompeius zugeschnitten, dass von Anfang an der Verdacht einer Absprache zwischen beiden Politikern bestand.
Dabei tat Pompeius alles, um dieser Annahme entgegenzuwirken. Nach außen hin mimte er den scheinbar Unbeteiligten und Ruhebedürftigen, der den Krieg leid war und am liebsten mit Freunden philosophierend in seinem Garten lustwandelte. Die Wirklichkeit sah anders aus. Pompeius verzehrte sich danach, erst die Piraten zu bezwingen, um dann endlich Mithridates zu schlagen.
Er sollte die Gelegenheit bekommen. Nachdem im Senat im ersten Anlauf nur Julius Cäsar für die Annahme des Gesetzes gestimmt hatte, setzte Gabinius mithilfe der Volksversammlung durch, dass Pompeius zum Oberbefehlshaber der römischen Flotte ernannt wurde.
Notgedrungen verabschiedete der Senat das Gesetz, das nach seinem energischsten Fürsprecher den Namen »Lex Gabinia« erhielt. Einzig in einem Punkt setzte sich der Senat durch. Er bestand darauf, dass die Legaten Pompeius’ aus dem Senatorenstand kamen. Dies wurde akzeptiert. Die Verkündung der Lex Gabinia hatte sofort positive Folgen. Die Getreidepreise stürzten, das Warenangebot vergrößerte sich. Hoffnungsvoll blickten die Römer in die Zukunft.
Im Winter 68/67 v. Chr. rüstete Pompeius zum Piratenkrieg. Umsichtig traf er seine Vorbereitungen. Seine Armee bestand aus 120 000 Mann Fußvolk und 5000 Reitern, die Flotte aus 500 Schiffen.24 Bemannt wurden die Fahrzeuge nur mit auserlesenen Seeleuten, Seesoldaten und Ruderern.
Das Meer selbst unterteilte Pompeius in 13 verschiedene Operationsabschnitte mit eigenem Oberbefehl, die, je nach Größe des Gebiets, einem oder zwei Befehlshabern unterstellt waren.25 In jedes dieser Operationsgebiete entsandte er ein Geschwader seiner Flotte, während er sich eine Einsatzreserve der 60 kampfstärksten Schiffe vorbehielt.
Im folgenden Frühjahr begann eine der größten Piratenjagden aller Zeiten. Um die römische Getreideflotte zu schützen und die Sicherheit der Seewege zwischen Sizilien, Sardinien, Korsika und Afrika wiederherzustellen, griff Pompeius zuerst die Seeräuberstützpunkte im westlichen Mittelmeer an.
Hatten die Römer harte Kämpfe erwartet, sahen sie sich getäuscht. Der Ruf von Pompeius und das Gerücht von seiner gewaltigen Flotte waren ihm vorausgeeilt.
Ohne ihm ein bedeutendes Gefecht zu liefern, gaben die Kilikier einen Stützpunkt nach dem anderen auf. Hastig flüchteten sie ins östliche Mittelmeer. Der gleichzeitige Angriff auf Piratenbasen, das Aufbringen der Piratengeschwader vollzog sich in einem derartigen Tempo, dass die Seeräuber keine Zeit zu geschlossenem Widerstand fanden. Unermüdlich segelte Pompeius von Kommandobezirk zu Kommandobezirk, pausenlos koordinierte er die Angriffe seiner Streitmacht.
Sein Erfolg beruhte nicht nur auf seiner militärischen Übermacht. Wesentlichen Einfluss auf die Leichtigkeit seiner Siege hatte sein politisches Programm. Im Gegensatz zu früheren Piratenkampagnen begnadigte Pompeius die meisten der gefangenen Piraten, wenn sie sich ihm ergaben. Er gab ihnen Land zum Siedeln, auf dass sie den Weg in eine friedliche Existenz zurückfänden.
Dies sprach sich unter den Kilikiern herum. Kaum hatte die Flottenaktion begonnen, war sie auch schon wieder zu Ende. In nur 40 Tagen hatte die römische Flotte zahlreiche Seeräuberschiffe erbeutet, Tausende Seeräuber gefangen genommen und das westliche Mittelmeer von Piraten befreit.
Nach einer kurzen Unterbrechung setzte Pompeius den Feldzug im östlichen Mittelmeer fort. Anfangs verlief die Operation ähnlich wie im Westen. Durch den konzentrierten Angriff der römischen Flotte verängstigt, ergaben sich viele der Kilikier Pompeius in der Hoffnung, ihr Leben zu retten.
Doch der zweite Teil des Feldzugs verlief für Rom nicht ganz so einfach. Nachdem die Kilikier sich von den Küsten Afrikas, Griechenlands und Kretas in ihr Kernherrschaftsgebiet nach Korakesion zurückgezogen hatten, stellten sie sich der römischen Flotte zur Schlacht.
Hier jedoch zeigte sich die ganze Überlegenheit der römischen Kriegsflotte. Kaum in Schlachtformation, schlug sie mühelos die Piratengeschwader nach kurzem Gefecht. Als die Seeräuber sahen, dass sie chancenlos waren, strichen sie die Segel und ergaben sich.
Pompeius nahm ihre Kapitulation sofort entgegen. Sein Sieg gab Rom endgültig die Seehoheit wieder. Jetzt galt es, das piratische Hinterland zu zernieren. Auch hier stieß Pompeius auf keine großen Schwierigkeiten. Mit Leichtigkeit eroberten die römischen Legionen die Piratenfestungen Korakesion, Kragos und Antikragos. Dann befriedeten sie das kilikische Hinterland. Nach weiteren 49 Tagen hatte Pompeius einen großen Sieg errungen.
Dank seines Organisations- und Feldherrngenies hatte er eine der gefürchtetsten Seeräuberorganisationen nicht nur besiegt, sondern nahezu vernichtet.
Die Ausmaße des römischen Sieges waren ungeheuerlich. Der Überlieferung nach wurden 10 000 Seeräuber getötet, 20 000 gefangen. 72 Schiffe wurden gekapert, 306 übergeben, wovon 90 sogar gegen Rammstöße ehern gepanzert waren. An Land fielen den Römern 120 Burgen in die Hände. Um die Kilikier dauerhaft zu unterwerfen, wurden sie völlig entwaffnet. Sie wurden dazu gezwungen, alle Schiffe, einschließlich der im Bau befindlichen sowie alle Baumaterialien den Römern zu übergeben. Betrachtet man das Ausmaß der Beute, die Pompeius machte, so verblüfft der hohe Organisationsgrad und die Kriegsmaschinerie der kilikischen Piraten. Wie es scheint, hatte der kilikische Seeraub fast schon »industrielle« Formen angenommen, bevor Pompeius ihn zerschlug.
Ein anderer Feldherr als Pompeius hätte sich jetzt mit seinem Sieg zufriedengegeben, wäre nach Rom gesegelt und hätte einen Triumph gefeiert. Nicht so Pompeius. Er wusste nur zu gut, dass die physische Vernichtung der kilikischen Seemacht das Piratenproblem nicht beseitigt hätte und entschied sich deshalb für einen anderen Weg.
Statt wahllose Hinrichtungen anzuordnen, verschonte der Piratenjäger die Masse der gefangenen Seeräuber und schenkte ihnen die Freiheit und Land zur Besiedlung. Dahinter steckte die Absicht, die Piraten mitsamt ihren Sippen und Familien sesshaft zu machen. Auf diese Weise sollte verhindert werden, dass sie aus Not wieder rückfällig wurden und zu ihrem alten Gewerbe zurückkehrten.
Dies hieß nichts anderes, als dass Pompeius die Seeräuber zwangsumsiedelte. Der Piratenjäger wies ihnen Ackerland und neuen Lebensraum in den von den mithridatischen Kriegen verheerten Städten zu. In Kilikien waren dies Städte wie Adana, Mellus, Epiphania und Soloi, das nach Pompeius den Namen »Pompeiopolis« erhielt, im Nordwesten der Peloponnes Dyme.
Mit der Umsiedlung der Seeräuber bewies Pompeius Weitsicht. Statt sich das Leben leicht zu machen und nur die Symptome der Piraterie zu kurieren, bekämpfte er ihre Ursachen. Dies war neu und für einen Römer höchst ungewöhnlich. Pompeius hatte klar erkannt, dass nicht nur antirömische Ressentiments, sondern auch Armut und Entwurzelung zur epidemischen Ausbreitung des Seeraubs beigetragen hatten.
Dabei war Pompeius alles andere als ein Sozialreformer. Es ist oft behauptet worden, dass Pompeius nur so mild zu den Piraten war, um sich eine loyale Gefolgschaft, eine Klientel, aufzubauen. Mit Sicherheit trifft dies zu, da dies den Gepflogenheiten römischer Staatsmänner entsprach. Trotzdem war seine Politik mutig.
Seine Verfahrensweise verschaffte Pompeius nicht nur Vorteile, sondern trug ihm auch erhebliche Kritik ein. In Rom hießen der Senat und die Ritterschaft die ungewöhnlichen Gnadenakte Pompeius’ nicht gut. Viele Römer forderten eine grausame Bestrafung der Seeräuber und bevorzugten die Methode des Feldherrn Metellus, der seit 68 v. Chr. einen blutigen Krieg gegen Kreter und Kilikier führte.
Metellus hatte schon vor Beginn von Pompeius’ Piratenkrieg ein Imperium erhalten, um die Seeräuber auf Kreta zu bekämpfen. Da die kretischen und kilikischen Piraten von Pompeius’ Milde gegenüber den Seeräubern gehört hatten, beschlossen sie, sich ihm zu unterwerfen. Dies ließ Metellus jedoch nicht zu. Ungeachtet der Intervention Pompeius zugunsten der Kreter setzte sich Metellus durch und unterwarf Kilikier und Kreter durch Schwert und Kreuzigung.
Der Rückschlag auf Kreta tat der Beliebtheit Pompeius’ in Rom allerdings keinen Abbruch.
Als Pompeius im nächsten Jahr weitere Vollmachten forderte, um endlich Mithridates zu vernichten, verabschiedete die Volksversammlung nach feuriger Fürsprache Ciceros das nötige Gesetz. Dies hatte zur Folge, dass Lucullus, der bisherige Feldherr im Kampf gegen Mithridates, durch Pompeius ersetzt wurde.
Damit war der ehrgeizige Feldherr endlich am Ziel seiner Wünsche. Wie schon in Spanien, Italien und im Mittelmeer gelang Pompeius auch in Asien, was so vielen vor ihm verwehrt geblieben war. Nach einem mehrwöchigen Feldzug schlug er Mithridates so entscheidend, dass der Todfeind Roms sich nur durch Flucht nach Pontos retten konnte. Diesmal, nach 40 Jahren Krieg gegen Rom, verließ Mithridates das Glück. Verlassen von allen Getreuen, verraten vom eigenen Sohn, der ihn an Rom ausliefern wollte, ließ er sich von einem Untergebenen mit dem Schwert durchbohren.
Endlich hatte Pompeius erreicht, was er wollte. Als er im Jahr 61 v. Chr. nach Rom zurückkehrte, befand er sich auf der Höhe seiner Laufbahn. Ganz Rom jubelte ihm und seinen zurückkehrenden Legionen zu. Stolz marschierten sie durch die Straßen.
»Für den ganzen Umfang des Triumphes, obwohl er auf zwei Tage verteilt wurde, reichte die Zeit nicht aus, sondern es musste vieles von dem für die Schau Vorbereiteten wegfallen, was als Schmuck und Zierde für noch einen Triumph genügt hätte. Auf vorangetragenen Tafeln waren die Länder und Völker verzeichnet, über die er triumphierte. Es waren die folgenden: Pontos, Armenien, Paphlagonien, Kappadokien, Medien, Kolchis, die Iberer26, die Albaner27, Syrien, Kilikien, Mesopotamien, Phoinikien und Palästina, Judäa, Arabien und die Gesamtheit der Seeräuber, die er zu Wasser und zu Lande niedergekämpft hatte. In diesen Ländern waren nicht weniger als tausend feste Burgen und nicht viel weniger als neunhundert Städte erobert worden, die Zahl der genommenen Seeräuberschiffe betrug achthundert, die der neu angelegten Städte neununddreißig.«28
Das Ausmaß von Pompeius’ Eroberungen war beträchtlich. Seine größte Leistung und sein brillantester Feldzug blieb jedoch der Krieg gegen die kilikischen Piraten.
Die Behauptung, Pompeius habe das Mittelmeer von Piraten gereinigt, trifft nicht zu. Natürlich war die Piraterie mit einem Feldzug allein nicht zu bezwingen. Noch in den 50er-Jahren v.Chr. kam es mehrfach zu Raubzügen von Piraten.
Trotzdem ist die Leistung Pompeius’ unbestritten. Nur ihm war es zu verdanken, dass eine derartige Bedrohungslage wie zur Zeit der Kilikier für die Dauer von 400 Jahren vom Mittelmeer abgewendet wurde und sie nur noch lokal und begrenzt Fuß fassen konnten.
Siege sind vergänglich. 13 Jahre nach Pompeius’ Triumphzug schlug Julius Cäsar bei Pharsalos die Republikaner unter Pompeius derartig vernichtend, dass der einstige Bezwinger der Kilikier panikartig die Flucht ergriff. In seiner Verzweiflung wandte sich Pompeius mit seiner Familie nach Ägypten, um mithilfe prorepublikanischer Einheiten eine neue Armee aufzubauen. Doch das Glück hatte den Feldherren verlassen. Noch bevor Pompeius überhaupt ägyptischen Boden betreten konnte, wurde er hinterrücks erstochen.
Einer der Augenzeugen des Mordes war sein dreizehnjähriger Sohn Sextus. Paradoxerweise war es ihm in den folgenden Wirren des Bürgerkriegs beschieden, der kilikischen Piraterie ein letztes Mal neuen Aufwind zu geben.
In den Jahren 42–36 v. Chr. wiederholte sich noch einmal das Szenario eines Seekriegs. Wieder wurden die Küsten der Römischen Republik verheert und Getreidetransporter gekapert. Trotzdem war der Kaper- und Blockadekrieg von Sextus Pompeius gegen Octavian und Marcus Antonius nicht mit den Kilikierraubzügen zu vergleichen, auch wenn Octavians Propaganda Pompeius’ Sohn zum Piraten stempelte.
Der Krieg zwischen Sextus Pompeius und Octavian war die letzte Phase des römischen Bürgerkriegs und Sextus Pompeius der letzte vom römischen Senat ernannte Flottenpräfekt. Daran ändert auch nichts, dass in seinen Reihen einstige kilikische Piraten wie Menas und Menekratos kämpften, die sogar Admiralsposten bekleideten.
Aber Geschichte wird von den Siegern geschrieben und der Gewinner dieser Auseinandersetzung hieß Octavian. 36 v. Chr. schlug sein Vertrauter Marcus Agrippa die Flotte von Sextus Pompeius derartig vernichtend in der Seeschlacht von Naulochos, dass der Sohn des Piratenbezwingers die Flucht nach Kleinasien ergriff. Dort wurde der letzte Flottenpräfekt der Römischen Republik ergriffen und ohne Prozess im folgenden Jahr hingerichtet. Als Octavian, der sich später Augustus nannte, seine Taten in den berühmten »Res Gestae« verherrlichte, brüstete er sich damit, die Meere von den Seeräubern befreit zu haben. Auch wenn dies im Fall des Sextus Pompeius nicht zutrifft, so macht es doch klar, was für einen Stellenwert die Piratenbekämpfung und damit die Seeherrschaft in Rom erlangt hatte.
Im Gegensatz zum Ärmelkanal, wo die Sachsen im 3. und 4. Jahrhundert so heftige Überfälle verübten, dass die Römer sogar eine Kette von Verteidigungsanlagen – den Litus Saxonicum – zu beiden Seiten des Ärmelkanals in Britannien und Gallien errichteten, blieb das Mittelmeer ein römisches Meer: das »Mare Nostrum«. Es war der Bereich, in dem zur See für weitere 450 Jahre fast ununterbrochener Frieden herrschte.
Einzig im 3. Jahrhundert trübten vereinzelte Raubfahrten von Franken, Skythen und vor allem Goten den ewig anmutenden Frieden des Mittelmeers, wobei ein gotischer Raubzug von 267 n. Chr. besonders hervorstach. Angeblich sollen in diesem Jahr 100 000 Goten in Tausenden von Schiffen die Küsten der Adria verheert haben. Diese Zahl gehört mit Sicherheit ins Reich der Legende, beweist jedoch den Schrecken, den dieser Barbareneinfall zur See unter den römischen Chronisten auslöste.
Nichtsdestoweniger gelang es den Römern im Großen und Ganzen, das Mare Nostrum vor Piratenhorden zu beschützen. Dies änderte sich erst, als das Weströmische Reich im 5. Jahrhundert zusammenbrach und die Vandalen nach langer Wanderung durch Europa erst die Provinz Afrika besetzten und dann Rom angriffen.